Umfrage zum 1. Weltkrieg

Vielen Dank an alle !! :D Ihr habt mir sehr viel geholfen :) auch ein danke an die ausführlichen Begründungen :D
Für die anderen, die noch an der Umfrage teilgenommen haben, ihr könnt es noch gerne machen :)) Danke
 
Zu der Bemerkung, die Entente wollte keinen Krieg...
"nicht Kleckern, Klotzen" ist ein Spruch des preußisch deutschen Militärs. Das die Entente tatsächlich glaubte, das das DR nicht in den Krieg eintreten würde und gar Rußland und Frankreich sowie die anderen angreifen würde, nun, mag sein.

Ganz sicher war das aber angesichts der europäischen Lage und der Probleme vom Elsaß bis Polen eine gewaltige Fehleinschätzung.

Denn im nahinein betrachtet war klar, das sich die Mittelmächte nicht mit ein , zwei Stellvertreterkriegen aufhalten würden, sondern direkt versuchen würden, die Unterstützer der sie bedrohenden Nationalisten zum Schweigen zu bringen.

Im Gegensatz zur Entente wollten die Mittelmächte eigentlich nur ihren Status erhalten.
 
Bei solchen Erklärungen fällt mir die Kinnlade herunter.

Bei der Entstehung des Ersten Weltkrieges handelt es sich nach einhelliger Meinung um ein höchst komplexes Ereignis, etliche wie zB Clark deuten hier sogar das politisch "komplexeste Ereignis" der letzten 150 Jahre an. Ich habe übrigens großen Respekt vor Fachsimpeleien im technischen Bereich, so zB Bogenbau.

Geschichtswissenschaft teilt offenbar den Vorzug der Ökonomie.
 
Silesia, das der erste Weltkrieg in seiner Entstehungsgeschichte erstens ein relativ lange vorher beginnender Prozess war, steht außer Frage.
Äußerst komplex dazu, weil Nationalbewußtsein, Nationalismus und "altes Denken" aufeinanderprallen, dazu ökonomische Interessen und anderes, dazu auch menschliche Aspekte. Liest man sich das hier oben genannte und anderes durch, so ist der "menschliche Aspekt" kaum dokumentiert und noch weniger beachtet.

Will man jetzt eine Schuldfrage klären, und darum geht es hier, darf aber das menschliche nicht außen vor gelassen werden.

Und hier blitzen in den Quellen eben gelegentlich Emotionen auf, die die Realpolitiker der beteiligten Mächte nicht gesehen haben bzw nicht sehen wollten.

Von Angst vor einem übermächtigen xyz, da darf man dann Rußland, DR, etc einsetzen über menschliche Enttäuschung und auch Revanchismus und Rachegedanken.

Das ganze Geschehen wird nüchtern , emotionslos abgehandelt, als ob die beteiligten Personen nicht "heimliche Freude" , Wut, Zorn , Profilierungswillen, etc nicht gekannt hätten. Aspekte wie Wahlkampf/Selbstdarstellung dafür, Gunstbehalten beim Kaiser und anderes werden überhaupt nicht beachtet.

Und eben Grundstimmungen, "Prinzipien". Die Lebenserfahrung der handelnden Personen, relativ Fehlanzeige.

Das die Wahrscheinlichkeit eines so verheerenden Krieges allein durch das Wettrüsten und die fehlende Erfahrung eines Krieges mit so hochgerüsteten Armeen sehr groß war, wissen wir heute.

Schaufelt man das alles weg oder besser, behält diese mal nur im Hinterkopf und sieht sich die paar dokumentierten Emotionen an, da ist dann die Schuldfrage etwas anders zu erklären.
So man eine Schuldzuweisung treffen will, muß man aber sowohl die Emotionen als auch die innenpolitischen Möglichkeiten betrachten. Und auch die innenpolitischen Ziele der handelnden Personen.
Und insgesamt kann man Deutschland da jetzt keine größere Schuld zu weisen als den anderen Beteiligten.

Ich wußte selbst, das sich meine Posts vorher wie Stammtischgeblubber anhören, aber an der Tatsache, das zumindest am deutschen Kabinettstisch Militärs saßen, das Wilhelm II ein emotionaler Mensch und autokratischer Fürst war usw. läßt sich nun mal nicht deuteln. Genausowenig daran, das ÖU und DR recht hoch gerüstet waren, auch nicht daran, das beide Mittelmächte "befreundet" waren.

Ob ein Zerfall ÖU nach dem Tode des Kaisers erwartet wurde, von einigen mit Freude, von anderen mit Sorge, will ich hier nicht entscheiden. Diesen Weitblick den handelnden Politikern zu unterstellen, ich weiß nicht.Das so ziemlich alle "ein Stückchen" abhaben wollten, ist zu vermuten.

Bekannt war das den Politikern der Entente Cordiale, beachtet oder gar Rücksicht darauf genommen , haben sie nicht. Befindlichkeiten wurden eben nicht berücksichtigt, innenpolitische und außenpolitische Intressen wurde recht rücksichtslos, bis hin zum Mord, wahrgenommen.
Und damit, will man von Schuld sprechen, hat ÖU, das DR und der Rest jede seinen Teil der Schuld zu tragen, eine besondere Schuld kann man einzelnen Personen oder gar Nationen/Staaten nicht zuweisen.
Dummheit und Gleichgültigkeit anderen gegenüber sind zwar meist besonders schlimm, generieren aber keine Schuld.
 
Der Schlußfolgerung und Deinem Anliegen (irrationale, emotionale, persönliche Faktoren, Entscheidungen, individuelle Befindlichkeiten, Zukunftsprognosen etc. zu beachten) ist zuzustimmen.

Deine Annahme, das wäre nicht beachtet, ist allerdings grundlegend falsch. Hier setzt das Problem an: Du unterstellst - ausdrücklich: "kaum dokumentiert, noch weniger beachtet" - die Nichtbeachtung, und das pauschal bzw. rundum.

Bereits mit der Memoirenliteratur setzten in der Forschung Überlegungen und Analysen ein, wie Aussagen zu werten oder zu gewichten sind, wo gelogen wird, und welche persönlichen Aspekte in den Abläufen zu berücksichtigen sind. Das Ausland betreffend sogar noch eher als für Deutschland. Das könnte hier jetzt breit ausgewalzt werden, so geht das seit Jahrzehnten.

Schau Dir mal exemplarisch (gern weitere Beispiele) das gerade zitierte Buch von Otte an: eine Komplettanalyse der persönlichen Einflüsse und Standpunkte der zwei- bis dreidutzend entscheidenden britischen Akteure, und ihrer Bedeutung. Wie kommst Du nun zu der Auffassung, dass sei nicht beachtet worden?

Dann sollten wir die Diskussion über Lücken fortsetzen, und müssen nicht Floskeln wie "bekanntlich" benutzen, wenn es dazu Publikationen gibt.

Hatl hat hier mal auf den Punkt gebracht, dass man umso mehr verwirrt erscheint, je tiefer man in die Materie hier "einsteigt". Das ist ein Phänomen dieses speziellen Ereignisablaufes 1914 und war von Hatl treffend formuliert.

Umgekehrt ist aber auch richtig, dass man eine Basis braucht, wenn wir hier nicht ins Blaue stochern wollen: was ist unbestritten, wo gibt es einen Dissens in der Forschung, wie wirken die Kontroversen nach, was ist ungeklärt?
Dieser Anspruch ist nicht zu unterschätzen, und der ist, wenn überhaupt, nur mühsam zu beschaffen.
 
Serbien hätte, statt den Nationalismus in Bosnien-Herzogowina zu schüren, genauso gut für Mäßigung sorgen können und bei dem Problem eine für die Bevölkerung annehmbare Lösung suchen können. Aber DAS wollte Serbien nicht, sondern Serbien wollte Bosnien -Herzogowina heim ins Reich holen. Was da dann mit den anderen Minderheiten geschehen wäre, nun, die Auflösung Jugoslawiens hats gezeigt.

Verstehe ich nicht Serbien hat ja Bosnien und die Herzegowina nach dem 1. WK auch bekommen.

Also das ist auch geschehen nicht nur ein theoretisches Modell. Was wäre wenn Fragen sind umsonst.

Für mich eindeutig b.
 
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Guten Morgen:winke:,

Für meine Hausarbeit möchte ich eine Umfrage durchführen. Die Frage lautet:
Wem würdet ihr die Kriegsschuld geben? Bitte nimmt euch die Zeit, ihr würdet mir dabei sehr viel helfen!!

a) Deutschland
b) Jedem Staat
c) Die anderen Staaten (außer Deutschland)

Vielen lieben Dank!!
Ich schreibe mit voller Absicht hier und nicht in dem parallelen anderen Thread.
Denn hier geht es um meine Meinung, nicht um die eines vielleicht noch so angesehen Historikers . Solchen Meinungen kann man sich anschließen, muß an aber nicht.
Und kaum dokumentierte , noch weniger beachtet, heißt ja nicht, "nicht beachtet".

Ich kann mir eigentlich nicht feststellen, das der Tod des Neffen den österreichichen Kaiser kalt gelassen hat. Ähnliches gilt für Wilhelm. Das mal außen vor, haben Teile der deutschen Führung ganz sicher den Franzosen Revanchegelüste unterstellt, umsonst hätten sie den Elsaß-Lothringern nicht solche Schwierigkeiten gemacht. Das den deutschen Militärs und dem Kaiser nicht aufgefallen sein sollte, das ihnen neben dem Schlieffenplan ein Plan B fehlt, kann ich auch nicht glauben.

Das Rußland eine gewisse Hegemonie auf dem Balkan anstrebte, die automatisch dann in einen Zerfall ÖU führen mußte, was dann die Polen und andere wieder auf den Plan rufen würde, nun, das dürfte zwar nicht bewußt ausgesprochen, aber von vielen heimlich befürchtet werden.

Auch den Politikern der anderen Mächte hätten diese Ängste und Gefühle nicht fremd sein müssen, sie hätten sie bedenken können.
Allen fehlte ein Plan B, trotzdem ließ man Serbien gegen Österreich agitieren. Was ganz sicher abzusehen war, das das DR nicht erst wartet, bis man selbst soweit war, die entsprechenden "Rechnungen" zu präsentieren.
Grundlegend etwas an der Situation in Europa ändern wollte/konnte niemand. Wobei "können" eben auch die "geistige Fähigkeit" beinhaltet. Eingeschränkt ins Denken des 19 Jhdts, sozusagen "gefangen".

Hätte auch nur eine Seite angefangen, abzurüsten, wäre dieser Krieg vielleicht nicht ausgebrochen. Aber genau dies konnten die Beteiligten aus unheimlich vielen Gründen und Ängsten nicht. Jeder mimte Stärke.

Multinationale Operationen/Organisationen, offene Diplomatie etc sind ja u.a.Folgen dieser damaligen Zustände.

Moltke war 66, sein Kaiser etwas jünger, der österreichische Kaiser älter.

Ich selbst bin 62, und mit fug und recht kann ich behaupten, das die geistige Beweglichkeit durch Erfahrung ersetzt wird. Dies ist nicht immer förderlich in Bezug auf Kreativität und Realitätswahrnehmung. Und ist man so lange im Beruf wie diese Herren, ist mit einer gewissen Betriebsblindheit zu rechen
 
hallo

nun sehr geehrter Wilfried
bitte die Dinge nicht auf den Kopf stellen.
Die serbischstämmige Bevölkerung BosHerz'
neigte aus eigenen Stücken und Interessen
zur Vereinigung mit dem serbischen Kernland.
Seit der Kontrolle Wiens über BosHerz (79) wurde
die serbisch-stämmige Bevölkerung dort diskriminiert.
Serben durften zB keine höhere Schulbildung erhalten
(der Grund weshalb G Pricip sein Abitur in Belgrad machen musste)
Nicht also Umtriebe Belgrads brachte die BosHerzSerben gegen ÖU auf,
sondern Wiens Ethnopolitik dortselbst.

Der Berliner Kongress war 1878 und ermächtigte Österreich-Ungarn gemäß Artikel 25 des Berliner Vertrages Bosnien und die Herzegowina zu besetzten. Diese Besetzung erfolgte im gleichen Jahr von Juni bis Oktober 1878.
Der Herr hieß Gavrillo Princip.


nun nun ein Zwerg will einen Riesen zerschlagen +,#
Die Lesbarkeit deiner beiträge würde steigen, wenn du nicht so merkwürdige Kürzel verwenden würdest.

Ein weiterer Krieg nach bereits 2 erschöpfenden lag ganzungarnich im Interesse Serbiens.

Hast du dafür Belege? Und dann wäre es sicher besser gewesen, wenn die serbische Regierung entschlossener gegen das Attat agiert hätte; hat sie aber nicht.

vielmehr wussten Alle das es der Franz Josef nicht mehr lange tun würde
(so bis ca 17)
Oha. Man konnte also schon das mutmaßliche jahr des Ablebens des Monarchen vorhersagen. Sehr beachtlich.


dann würden zentrifugale Kräfte das Donaureich in eine Krise stürzen,.-
Darauf ließ sich in aller Gelassenheit warten und regenerieren. . .

Nichts als Spekualtion.


Die Kriegsmotivation belgrads 14 lag bei 0 !

Meinst du.
 
Kurz noch eine interessante Ergänzung zum Attentat. Turgot hatte in einem Thread geschrieben, man hätte die Österreicher warnen müssen. Man hat es versucht.

Der serbische Premierminister Pasic wußte von den Attentatsplänen. Er hatte versucht, den österreichischen Gesandten zu warnen, da das Attentat die Regierung in eine komplizierte Situation bringen würde. "Dessen Warnungen an Lean Ritter von Bilinski in Wien, den österreichischen Finanzminister, der auch Gouvernour von Bosnien und Herzegowina war, wurde aber dort nicht ernst genommen." Nach dem WW1, aus unterschiedlichen Gründen, haben beide das Wissen über diesen Vorgang verschwiegen.

Und diese Information hat dann auch keine Rolle gespielt in der "Schuldzuschreibung" an die Serben, obwohl es ja ein Eingeständnis der Herkunft der Attentäter gewesen wäre.

In diesem Sinne kann man nicht uneingeschränkt von einer "Komplizenschaft" der serbischen Regierung ausgehen, auch wenn die Attentäter aus dem Staatsarsenal in Kragujevac durch Mitglieder der "Schwarzen Hand" ausgerüsstet worden sind.

Allerdings verweist diese widersprüchliche Situation auf die ausgesprochen komplizierten innenpolitischen Rivalitäten um die Macht in Serbien.

Ich kann mir eigentlich nicht feststellen, das der Tod des Neffen den österreichichen Kaiser kalt gelassen hat. Ähnliches gilt für Wilhelm.

Naja, ich weiss nicht. Folgt man der Darstellung von Mombauer, Kapitel 2: Tod in Sarajewo und Kapitel 3: Erste Reaktionen auf das Attentat, dann ergibt sich ein anderes Bild.

Es gab Betroffenheit in Europa. Und vielleicht hat KW II am ehrlichsten um Franz Ferdinand getrauert, mit dem er sich gut verstanden hat.

Und es war für eine kurze Zeit durchaus eine pro-österreichische Stimmung in Europa vorhanden, die für eine schnelle Reaktion Verständnis gehabt hätte. Das verflog allerdings ebenso schnell und man ging in Europa schnell zur Tagesordnung über. Anfang Juli dominierten in Europa komplett andere Themen die öffentliche Meinung in den Hauptstädten!

So berichtet Mombauer, dass Franz Ferdinand in Österreich-Ungarn nicht sehr beliebt war, aufgrund seiner positiven Haltung zu einzelnen Minoritäten im Reich, wie beispielsweise zu den Serben. Der "Ballhausplatz" hat ihn wegen seiner friedensorientierten Politik nicht abgelehnt und Conrad hat ihn nicht gemocht, da Franz Ferdinand an seiner "ersten" Entlassung maßgeblich beteiligt war.

In diesem Zusammenhang mutet es natürlich schon wie ein böser Streich der Geschichte an, dass ausgerechnet diese Person durch einen Serben erschossen wird. Und die Begründung ist interessant: Man habe in radikalen serbischen Kreisen befürchtet, dass er nach der Thronbesteigung Reformen initiert, die die Benachteiligung der Serben abstellen würde und damit das Potential für eine Erhbung gegen Ö-U schwinden würde.

Nach seinem Tod, so I. Geiss, gab es eine Differenz zwischen der offiziellen Empörung und dem Begräbnis dritter Klasse. Wegen seiner morganantischen - nicht standesgemäßen - Ehe mit Sophie von Hohenberg erfuhr er durch das Wiener Hofzeremoniell und durch seinen Onkel Kaiser Franz Joseph eine Ablehnung.

Diese Ablehnung durch das Hofzeremoniell findet seinen Ausdruck in der prunklosen Überführung der beiden Leichen nach Wien. Bei der Aufbahrung wurde Sophies niederer Rang deutlich gemacht, indem sie niedriger aufgebahrt wurde und ihr wurde auch, als Frau des Thronfolgers!!!!!!!!, ein offizielles Begräbnis vorenthalten.

Die offizielle Trauerfeier in der Kapuzinerkirche dauert "ganze" 15 Minuten und der Kaiser hatte auf eine Anwesenheit bei dem Begräbnis des Thronfolgers ganz verzichtet.

Der Korrespondend der Londoner Times, Wickham Steed, gewann den Eindruck, der Erzherzog sei "wie ein Hund begraben" worden.

A. Mombauer: Die Julikrise. 2014
 
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Kurz noch eine interessante Ergänzung zum Attentat. Turgot hatte in einem Thread geschrieben, man hätte die Österreicher warnen müssen. Man hat es versucht.

Der serbische Premierminister Pasic wußte von den Attentatsplänen. Er hatte versucht, den österreichischen Gesandten zu warnen, da das Attentat die Regierung in eine komplizierte Situation bringen würde. "Dessen Warnungen an Lean Ritter von Bilinski in Wien, den österreichischen Finanzminister, der auch Gouvernour von Bosnien und Herzegowina war, wurde aber dort nicht ersnt genommen." Nach dem WW1, aus unterschiedlichen Gründen, haben beide das Wissen über diesen Vorgang verschwiegen.

Die Geschichte kennst du also auch, habe die auch gehört, wobei ich gedacht habe möglicherweise ist es serbische Propaganda, kannst mir sagen woher du das hast. Danke.
 
Trauer, Rache und Staatsräson sind 3 verschiedene Dinge. Und eine offizielle Haltung des Hofes und die privaten Empfindungen sind auch noch wieder je was anderes.
auch das Verhalten direkt nach einem Todesfall, bei der Beerdigung und danach kann sich deutlich unterscheiden.
Bei sehr vielen kommen die Gefühle erst später. Sowas beeinflußt zwar, wird aber selten nach draußen getragen.
Aber das Attentat war ja nur der Anlaß, nicht der Grund des Krieges. Die Spannungen waren ja auch außerhalb des Balkans wohl schon lange vorhanden. Und die Beteiligten sahen keine Möglichkeit, sie abzubauen, außer eben Krieg
 
thanepower schrieb:
Der serbische Premierminister Pasic wußte von den Attentatsplänen. Er hatte versucht, den österreichischen Gesandten zu warnen, da das Attentat die Regierung in eine komplizierte Situation bringen würde. "Dessen Warnungen an Lean Ritter von Bilinski in Wien, den österreichischen Finanzminister, der auch Gouvernour von Bosnien und Herzegowina war, wurde aber dort nicht ernst genommen."

Die "Warnung" wurde von serbischen Gesandten in Wien Jovan Jovanovic an dem Finanzminister, nicht an den Ballhauplatz, woh sie hingehört hätte, adressiert worden.
Und dann erfolgte die Warnung wohl auch missverständlich, so das Bilinski sie nicht ernstgenommen hatte. Darüber war diese explizite "Warnung" in Rahmen des Üblichen nach den Maßstäben der damaligen Zeit gewesen. Sie war nicht "ernst" genug will heißen so unmissverständlich vorgestellt worden, dass das Außmaß der heranziehenden Katastrophe Bilinski deutlich wurde. Und das war das entscheidene Problem. Das habe ich auch mit ausgeführt gehabt, bei meiner "Reklamation" der unmissverständlichen Warnung. Es waren in damaliger Zeit bei allen möglichen Hoheiten und Würdenträger Drohungen keine Seltenheit.


thanepower schrieb:
Nach dem WW1, aus unterschiedlichen Gründen, haben beide das Wissen über diesen Vorgang verschwiegen.

Im Jahre 1953 wurde in Belgrad das Verfahren von 1917 gegen Oberst Aspis-Dimitrijevic und die Schwarze Hand wieder aufgenommen. Im Urteil wird das Geständnis von Oberst Aspis-Dimitrijevic bestätig und dadurch amtlich festgestellt, das er den Mord von Sarajevo angestiftet habe.

thanepower schrieb:
In diesem Sinne kann man nicht uneingeschränkt von einer "Komplizenschaft" der serbischen Regierung ausgehen, auch wenn die Attentäter aus dem Staatsarsenal in Kragujevac durch Mitglieder der "Schwarzen Hand" ausgerüsstet worden sind.

Nicht nur das. Die Attentäter wurden "trainiert" und eine sichere Route über die Grenze nach Bosnien ermöglicht. Das dortige Personal war entsprechend instruiert worden. Das ist schon eine aktive Unterstützung.


thanepower schrieb:
Diese Ablehnung durch das Hofzeremoniell findet seinen Ausdruck in der prunklosen Überführung der beiden Leichen nach Wien. Bei der Aufbahrung wurde Sophies niederer Rang deutlich gemacht, indem sie niedriger aufgebahrt wurde und ihr wurde auch, als Frau des Thronfolgers!!!!!!!!, ein offizielles Begräbnis vorenthalten.

Die offizielle Trauerfeier in der Kapuzinerkirche dauert "ganze" 15 Minuten und der Kaiser hatte auf eine Anwesenheit bei dem Begräbnis des Thronfolgers ganz verzichtet.

Der Korrespondend der Londoner Times, Wickham Steed, gewann den Eindruck, der Erzherzog sei "wie ein Hund begraben" worden.

In der Tat. Das war schon eine einzige Schande für die Monarchie; selbst Wilhelm II. wurde von der Beerdigung unter Vorwänden von der Begräbnis ferngehalten

Wilfried schrieb:
Trauer, Rache und Staatsräson sind 3 verschiedene Dinge. Und eine offizielle Haltung des Hofes und die privaten Empfindungen sind auch noch wieder je was anderes.
auch das Verhalten direkt nach einem Todesfall, bei der Beerdigung und danach kann sich deutlich unterscheiden.
Bei sehr vielen kommen die Gefühle erst später. Sowas beeinflußt zwar, wird aber selten nach draußen getragen.

Alles richtig. Nur war Franz Ferdinand nicht gerade sonderlich beliebt; ja es gab sicher nicht wenige, die nicht gerade unglücklich waren, das er einem Attentat zum Opfer fiel. Und seine nicht standesgemäße Ehe wurde ihm nie verziehen; vor allen nicht von Franz-Josef.
 
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Trauer, Rache und Staatsräson sind 3 verschiedene Dinge....

Es stellt sich die Frage, ob nicht vielmehr ein viertes Ding maßgeblich war:
Nämlich die Gunst der Stunde.
Trotz der serbischen Dementi und Distanzierungen war Österreich fest entschlossen, das überall in Europa große Empörung auslösende Attentat für eine politische Demütigung Serbiens auszunutzen.
Hirschfeld/Krumreich - Deutschland im ersten Weltkrieg - Seite 36

Als der Thronfolger der Habsburgermonarchie Franz Ferdinand am
28. Juni 1914 in der bosnischen Hauptstadt von serbischen Attentätern ermordet
wurde 6, war das Deutsche Reich entschlossen, eine als günstig erachtete
Gelegenheit zu nutzen, um einer Veränderung der internationalen
Machtbalance entgegenzuwirken, die ihm als eine zunehmend gefährlichere
Bedrohung seines Großmachtstatus erschien.
Stefan Schmidt -Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914 - Seite 56

Kalkulierbar halten ließ sich das eingegange extrem hohe Risiko, wenn überhaupt, nur unter einer Bedingung: Wenn Österreich-Ungarn die günstige psychologische Situation, die in den ersten Tagen nach dem Fürstenmord bestand, für einen sofortigen militärischen Schlag gegen Serbien nutzte und damit die anderen Mächte vor vollendeteTatsachen stellte..
Volker Ullrich - Die Nervöse Großmacht 1871 - 1918 - Seite 257

Nun ist es mir schon bewusst, dass man mit einer entsprechenden Abfolge von Zitierugen auch irreführen kann, falls man es beabsichtigt.
Das ist nicht mein Beweggrund, sondern ich meine, dass der Aspekt der "günstigen Gelegenheit" wesentlicher ist, als "Trauer, Rache und Staatsräson".
So wie ich es verstehe, besteht hier wenig Uneinigkeit in den historischen Betrachtungen aus verschiedenen Sichtweisen.
 
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Es ist ja ganz schön, die Meinungen von Historikern, Historiografen und ev. Zeitzeugen zu lesen.
Hier:http://www.geschichtsforum.de/f62/w...m-kriegsausbruch-6895/index33.html#post716172
kann man ja dazu auch viel lesen.
Aber in der Umfrage ist wohl eine persönliche Meinung gefragt. Die sich ja aus vielen Quellen speist, das ist richtig. Und die man auch mit diesen Quellen belegen kann, also erklären, wie man zu dieser Meinung kommt.

Auch wenn ´s jetzt noch nen roten gibt wegen "Stammtischgeblubber", aber , es hat doch irgendwie jeder eine Meinung zu dem Thema, und sei es nur die "ist mir doch egal, sowas (Schuldzuweisung) ist eines Historikers unwürdig, denn ...
 
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