Umfrage zur Behandlung des Nationalsozialismus in der Schule

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Mullemaus

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Hallo Leute,
ich soll eine Umfrage erstellen, die misst, wie (wir) Schüler zum Thema: Nationalsozialismus im Schulunterricht eingestellt sind. Ich denke da zb an Fragen, die in die Richtung " Wird das Thema zu oft behandelt?" gehen.

Nur: Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie man am Geschicktesten die Fragen und vor allem die Antworten formuliert.

Zweitens: Würde ich Euch bitten , mir weitere Vorschlägen bzgl. möglicher Fragen zu geben?

Vielen, vielen Dank im Voraus!
 
Zweitens: Würde ich Euch bitten , mir weitere Vorschlägen bzgl. möglicher Fragen zu geben?

Oh mann!!!!!!

Du glaubst ja wohl nicht im Ernst das dir jemand hier deine hausaufgaben macht!!!!:rofl:Also bitte du wirst ja wohl noch ein paar billige fragen zustande kriegen!!!!!!:nono:
 
ich soll eine Umfrage erstellen, die misst, wie (wir) Schüler zum Thema: Nationalsozialismus im Schulunterricht eingestellt sind.

Darf ich mal so ketzerisch fragen, wozu das gut sein soll? Ach was, ich tu's einfach. Bekommen dann die, welche nichtgenehme Antworten geben einen roten Reiter? Ach je, was reg ich mich auf, soll ja der letzte Schrei sein, diese "freie Aufgabenstellung" oder wie sich das nennt.

Überleg dir doch erstmal, ob Multiplechoice oder freie Antwortmöglichkeit. Zu möglichen Fragen solltest du dir (und evtl. auch mir) meine Eingangsfrage beantworten.


Du glaubst ja wohl nicht im Ernst das dir jemand hier deine hausaufgaben macht!!!!

Nun laß mal gut sein, irgendwer wird sich mitunter schon finden. :pfeif:
 
Gegen offene Aufgabenstellungen im Unterricht ist grundsätzlich ja nichts einzuwenden. Auch die Idee, eine Umfrage zu erstellen finde ich nicht schlecht. So können die Schüler lernen, wie Umfragen erstellt werden (und auch gleich, wie man die Ergebnisse "schön" aufbereitet).
Ich würde nur niemals eine solche Umfrage zum Thema Nationalsozialismus stellen.

Warum?

Weil du bei dieser Frage nie sicher sein kannst, dass die Schüler dir die Wahrheit sagen (außer eben bei ewiggestrigen Knallköppen, die auch noch stolz darauf sind, Neonazis zu sein!)
Die meisten Schüler werden wohl antworten, dass der Nationalsozialismus in ausreichendem Maße im Unterricht behandelt bzw. dass er noch häufiger behandelt werden soll, auch wenn ihnen dieses Thema zum Halse raushängt. Die Schüler haben einfach Angst als Neonazis dargestellt zu werden, wenn sie antworten, dass der Nationalsozialismus zu häufig behandelt wird. Ist leider eine Nebenwirkung davon, wie dieses Thema auch in der deutschen Öffentlichkeit behandelt wird.
 
Hallo Leute,
ich soll eine Umfrage erstellen, die misst, wie (wir) Schüler zum Thema: Nationalsozialismus im Schulunterricht eingestellt sind. Ich denke da zb an Fragen, die in die Richtung " Wird das Thema zu oft behandelt?" gehen.

Nur: Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie man am Geschicktesten die Fragen und vor allem die Antworten formuliert.

Zweitens: Würde ich Euch bitten , mir weitere Vorschlägen bzgl. möglicher Fragen zu geben?

Vielen, vielen Dank im Voraus!

Fang erst damit an, diesen Beitrag umzuformulieren.
Ich hatte erhebliche Mühe, richtig einordnen zu können, was du überhaupt möchtest.
 
Es ist natürlich etwas naiv zu fragen, ob der Nationalsozialismus ausreichend oder zu oft behandelt wird. Man kann solche Fragen stellen, man sollte dann aber auch (einige Fragen weiter) Allgemeinwissen (kein Detailwissen!) zum Nationalsozialismus abfragen. Damit kann man dann nämlich u.U. feststellen, ob die Aussage, der Nationalsozialismus wird zu oft/zu wenig unterrichtet so stimmt. Die Fragebögen könnten zusätzlich noch ein wenig variiert werden Version A - C z.B.
 
Man kann solche Fragen stellen, man sollte dann aber auch (einige Fragen weiter) Allgemeinwissen (kein Detailwissen!) zum Nationalsozialismus abfragen. Damit kann man dann nämlich u.U. feststellen, ob die Aussage, der Nationalsozialismus wird zu oft/zu wenig unterrichtet so stimmt.
Die berüchtigten Kontrollfragen:
Wer war der Staatspräsident zwischen 1933 und 1945?
a) Adenauer
b...
 
Ich hätte ein paar offene Linien dem Multiple Choice Test vorgezogen, letzterer ist aber einfacher auszuwerten.

Edit: naja, mein Beitrag hängt vielleicht auch mit japanischen Wörtern zusammen
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich finde eine solche Umfrage eine sehr gute Idee und die Gefahr, daß die Schüler hier Hemmungen haben sollten, die Wahrheit zu sagen, sehe ich eigentlich nicht. Die Beispielfrage, ob das Thema "Nationalsozialismus" etwa zu oft behandelt würde, macht mich allerdings stutzig und erinnert mich an eine Situation in der Mittelstufe, als sic Mitschüler drüber beschwerten, daß wir das Thema "Judenverfolgung" doch nun schon oft genug durchgenommen hätten und wie ich selbst sehr verunsichert war, weil ich gerne mehr darüber erfahren hätte. Gelernt habe ich dabei, daß meine Mitschüler etwas abwehrten. Interessant gerade im Internet zu lesen:

Grenzen der bisherigen Erziehung nach und über Auschwitz: Untersuchungen ergaben, daß das kognitive Wissen vieler Schüler über NS-Zeit und Holocaust dürftig ist, obwohl dieses Thema in mehreren Fächern und einer großen Zahl von Stunden unterrichtet wird. Statt prophylaktisch gegen rechtsextremistisches Gedankengut zu wirken, scheint mancher Schulunterricht zu Verharmlosung, Überdruss oder Abwehr gegen ‚das Thema’ beigetragen zu haben, möglicherweise sogar zu einer ungewollten Sympathie für den NS.

Pädagogische Hochschule Freiburg: Projektbeschreibung

Mein Vorschlag wäre, daß sich der Schüler vielleicht an die Freiburger Universität wendet, die mutmaßlich schon solche Fragebögen erstellt haben dürften oder sich das Buch ausleiht, in die Studien der Arbeitsgruppe "Geschiche und Erinnerung" veröffentlicht wurde:
Stepan Marks, Warum folgten sie Hitler? Die Psychologie des Nationalsozialismus. Düsseldorf: Patmos Verlag, 2007

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob sich Hinweise auf eine solche Sudie beziehen, aber nichts desto weniger gehört die Arbeit in den Kontext:

Das eigentliche Interesse des Forscherteams um Marks liegt darin, diese Erkenntnisse in relevante Praxisfelder zu transferieren, also in Psychotherapie, Beratung, Altenarbeit und Pädagogik.

Die pychosozialen Grundlagen der Zustimmungsdiktatur - Stephan Marks analysiert, weshalb viele Deutsche Hitler folgten : literaturkritik.de

Auf jeden Fall würde die Arbeitsgruppe um Stephan Marks doch Auskunft darüber geben können, woraus sich der dritte Punkt des oben im Zitat angebene Hintergrundes des Projektes speist.
 
Es ist natürlich etwas naiv zu fragen, ob der Nationalsozialismus ausreichend oder zu oft behandelt wird. Man kann solche Fragen stellen, man sollte dann aber auch (einige Fragen weiter) Allgemeinwissen (kein Detailwissen!) zum Nationalsozialismus abfragen. Damit kann man dann nämlich u.U. feststellen, ob die Aussage, der Nationalsozialismus wird zu oft/zu wenig unterrichtet so stimmt. Die Fragebögen könnten zusätzlich noch ein wenig variiert werden Version A - C z.B.
Es wäre ja noch schöner, wenn "die Schüler" darüber abstimmen könnten, was sie im Unterricht behandelt haben wollen.
Die meisten Schüler werden wohl antworten, dass der Nationalsozialismus in ausreichendem Maße im Unterricht behandelt bzw. dass er noch häufiger behandelt werden soll, auch wenn ihnen dieses Thema zum Halse raushängt. Die Schüler haben einfach Angst als Neonazis dargestellt zu werden, wenn sie antworten, dass der Nationalsozialismus zu häufig behandelt wird. Ist leider eine Nebenwirkung davon, wie dieses Thema auch in der deutschen Öffentlichkeit behandelt wird.
In meiner Schulklasse gab es auch Schüler, die die Leier aufsetzten, dass der Nationalsozialismus zu stark behandelt würde und dass sich diese Überbetonung negativ auf das Selbstverständnis als Deutsche(r) auwirken würde. Und diese Schüler wurden nicht als Neonazis angesehen sondern eher als Jugendliche, die das unreflektiert nachplappern, was sie zu Hause aufgeschnappt haben, oder die nicht gerne über unangenehme Dinge sprechen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also generell ist - denke ich zumindest - eine freie Aufgabenstellung sehr sinnvoll, denn sie zwingt die Schüler, eigenständig zu denken und denken zu lernen. Wer nicht im Stande ist, eigene Fragen zu formulieren und sie sich dann selbst anhand von Recherche zu beantworten geht in der heutigen Gesellschaft unter, ob nun in der Uni oder in der Ausbildung oder sogar im Beruf. (Daher hier auch keine Vorschläge zu potentiellen Fragen ;) )

Was die Aufgabenstellung angeht, finde ich, dass auch die sehr sinnvoll ist :yes:. Die Thematik des Nationalsozialismus, der Verbrechen der Nazis und des II. Weltkrieges werden heute derart zum Erbrechen ausgewalzt in so vielen Fächern, dass sich ganz selbstverständlich irgendwann eine Abwehrhaltung ergibt. Ich denke, darum vor allem wird es gehen. Ich würde gar nicht fragen, OB man die Zeit des Nationalsozialismus weiter behandeln sollte - denn da stellt sich keine Frage - sondern mehr WIE man das tun sollte.

Das Wissen der meisten Schüler ist dürftig - aber nicht, weil sie KEINE Informationen haben, sondern weil es zu VIELE sind, das ist meine Meinung. Denn als Schüler bekommt man es nicht nur in Geschichte auf den Tisch, sondern es ist auch z.B. in Deutsch eine Thematik, die angerissen wird aufgrund der Literatur die zu lesen ist(Bertold Brecht und Günther Grass, um mal Beispiele zu nennen). Hinzu kommen die sich monatlich, jährlich wiederholenden Dokumentationen im Fernsehen, die dasselbe Thema immer wieder und wieder in die Gegenwart rufen.

Gerade bei Letzterem sehe ich das größte Problem, denn es wird heute noch eine Kollektivschuld auf alle Deutschen suggeriert, auch und gerade auf die jüngeren Generationen, die z.T. nicht mal die Großeltern oder Urgroßeltern kennen/kannten, die zu der Zeit gelebt haben. Wenn man bedenkt, dass ausgerechnet 15- und 16-jährige sich mit dieser Thematik befassen müssen, wird es doch niemanden verwundern, dass sie irgendwann aus reinem Trotz auf Durchzug schalten.

Daher würde ich bei so einer Umfrage den Schwerpunkt mehr darauf legen, wie man den Unterricht so gestalten kann, dass die Schüler interessiert daran sind. Momentan siehts nämlich eher so aus, dass die Schüler die Geschehnisse zwar furchtbar und schrecklich finden... aber sich gleichzeitig die Frage stellen warum sie damit so zugekleistert werden und vor allem, warum sie all das auf sich projizieren sollen.

Damit will ich jetzt natürlich nicht erreichen, dass irgendeine Lehrkraft auf die Idee kommt, die "Welle" nachzuspielen, aber es gibt sicher Mittel und Wege mit dem Thema neutraler umzugehen, als es jetzt momentan der Fall ist. Vielleicht würde das zum Lernen und Lehren des Stoffes erheblich beitragen.

Ich hoffe der Beitrag war jetzt nicht zu OT... ich übe noch :oops:
 
Zuletzt bearbeitet:
Fast vergessen:

Angst, als Neonazi hingestellt zu werden ist sicher auch ein Plausibler Grund, warum jemand auf die Frage "Soll die Zeit des Nationalsozialismus stärker behandelt werden?" sicherheitshalber mit "Ja" antworten wird.

Dafür - auch wenn es OT ist - hat die Politik der letzten Jahre gesorgt :still:

Wann immer es gerade passt, wird der große Zeigefinger ausgepackt und es heißt: ihr Bösen, ihr habt vor 60 Jahren soviel Unheil über die Welt gebracht!
Was wiederum zu der Frage führt: Warum bin ich dafür verantwortlich, was ein Urgroßvater von mir getan hat (oder eben auch nicht)? Ich habe ihn nie kennen gelernt (meine Oma ist Jahrgang '43, gehört sie dann noch mit zur Nazizeit oder fällt sie raus, weil sie bei Kriegsende erst 2 Jahre alt war?)...

Die Verbrechen waren grausam, sie waren schrecklich... aber ohne rechts zu sein, sage ich, dass ich mich nicht für die Vergangenheit verantwortlich fühle... höchstens für die Zukunft, die noch vor uns liegt. Und ich denke, genauso wird es den meisten Schülern gehen. Will sagen: Information und Aufklärung sind wichtig, aber wer gleichzeitig mit Schuldzuweisungen um sich wirft, muss sich nicht wundern, wenn das Publikum nach Hause geht.

So... jetzt hab ich auch TGDarmstadt geantwortet und kann ins Bett gehen =)
 
Fast vergessen:

Angst, als Neonazi hingestellt zu werden ist sicher auch ein Plausibler Grund, warum jemand auf die Frage "Soll die Zeit des Nationalsozialismus stärker behandelt werden?" sicherheitshalber mit "Ja" antworten wird.

Dafür - auch wenn es OT ist - hat die Politik der letzten Jahre gesorgt :still:

Wann immer es gerade passt, wird der große Zeigefinger ausgepackt und es heißt: ihr Bösen, ihr habt vor 60 Jahren soviel Unheil über die Welt gebracht!
Was wiederum zu der Frage führt: Warum bin ich dafür verantwortlich, was ein Urgroßvater von mir getan hat (oder eben auch nicht)? Ich habe ihn nie kennen gelernt (meine Oma ist Jahrgang '43, gehört sie dann noch mit zur Nazizeit oder fällt sie raus, weil sie bei Kriegsende erst 2 Jahre alt war?)...

Die Verbrechen waren grausam, sie waren schrecklich... aber ohne rechts zu sein, sage ich, dass ich mich nicht für die Vergangenheit verantwortlich fühle... höchstens für die Zukunft, die noch vor uns liegt. Und ich denke, genauso wird es den meisten Schülern gehen. Will sagen: Information und Aufklärung sind wichtig, aber wer gleichzeitig mit Schuldzuweisungen um sich wirft, muss sich nicht wundern, wenn das Publikum nach Hause geht.

So... jetzt hab ich auch TGDarmstadt geantwortet und kann ins Bett gehen =)


Ich denke, dass es wichtig ist, Jugendlichen beizubringen, dass Schuld und Verantwortung zweierlei ist. Schuldig kann man nur für individuelle Taten sein. Es ist daher eine grauenhafte Vorstellung, wenn man die gesamte deutsche Geschichte zur Vorgeschichte des Dritten Reichs erklärt, wenn man von einer "Kollektivschuld" der Deutschen ausgeht. Wenn das stimmte, wären wir verloren, es war einmal die Schuld der Juden, Juden zu sein- wie gesagt, eine entsetzliche Vorstellung. Man kann sich aber für die Geschichte seines Heimatlandes verantwortlich fühlen, indem man die tiefbraunen Flecken nicht abstreitet, indem man nicht die "Gnade der späten Geburt" für sich in Anspruch nimmt. Indem man Leuten mißtraut, die im Zusammenhang mit dem Begriff "Tätervolk" dann auf "die Juden" zu sprechen kommen, von denen viele bekanntlich in der Tscheka waren.

Verantwortung bedeutet in diesem Zusammenhang nicht mehr und nicht weniger, als sich ohne Tabuisierung und Verdrängung mit Fakten zur Geschichte des NS auseinanderzusetzen.


Ich halte die Beschäftigung mit der NS- Zeit für sehr wichtig, und die didaktisch beste Methode zu finden, erfordert sicher Kreativität und Fingerspitzengefühl.
 
Tabuisierung und Verdrängung sind mit Sicherheit nicht die Mittel um mit dem Thema umzugehen. Aber ein bisschen mehr Objektivität der heutigen Generation gegenüber wäre wünschenswert. Wenn man sich die Dokumentationen im Fernsehen mal genauer ansieht, ist man hinterher ganz erschlagen von soviel Bosheit und Grausamkeit.
Nur denke ich, ist der Effekt den diese Dokus erzielen nicht der, der vorgesehen sein sollte. Hier muss ich mal den Begriff "Infotainment" einwerfen. ;) Die meisten Dokumentationen, die man heute im Fernsehen sieht, dienen nicht wirklich dazu, aufzuklären. Es wird meist wie eine Gruselgeschichte erzählt, über einen bösen Mann, der das Unheil brachte.

Wenn man sich die momentane Entwicklung der neonazistischen Szene ansieht, wie sie versuchen, die Demokratie mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen... DA muss mehr Aufklärung her.
Ein Beispiel: Ein Parteiverbot der NPD würde zur Folge haben, dass die Mitwirkenden in den Untergrund gehen, wo man sie nicht sehen und kontrollieren kann. Stattdessen sollte man sie zwingen die Parteiziele und Ideologien offen zu legen. Und zwar so, dass jeder sie versteht, auch Menschen, die der fremdwortgeschwängerten Sprache der Politiker nicht gewachsen sind. (OT, ich weiß, aber ich brauchte ein Beispiel :rotwerd: )

Gerade die NS-Zeit ist ein heikles Thema, da einen Mittelweg zwischen Verharmlosung und ständiger Schuldzuweisung zu finden, ist sehr schwierig.
Ich versuche einfach, auch die Schüler zu verstehen, die täglich aufs neue mit der Vergangenheit konfrontiert werden in Form von: "Sieh mal, was deine Vorfahren da früher gemacht haben, das ist schrecklich".
Natürlich war es schrecklich und es darf nie wieder passieren. Aber ob es der richtige Weg ist, die Bevölkerung (nicht nur die Schüler, denn die Dokus erreichen ja ein viel breiteres Spektrum) permanent einzuschüchtern, so dass die Menschen sich nicht mehr trauen, kritische Gedanken (kritisch, nicht antidemokratisch oder faschistisch*!!) zu äußern aus Angst, als Neonazi abgestempelt zu werden... damit kann ich mich irgendwie nicht wirklich anfreunden.

Ein Beispiel dafür wäre eine Diskussion zwischen meinen Bekannten: Es ging um die Migrationspolitik in Deutschland und es haben sich einige kritisch geäußert. Ihnen gefällt eben nicht, wie die Regierungen der letzten Jahre mit dem Thema umgingen. Sind sie deswegen Nazis? Meiner Ansicht nach nicht, denn nur, weil mir die Politik nicht gefällt, heißt das nicht, dass ich Menschen anderer Ethnien hasse, oder mich als höher gestellt betrachte, bis dahin ist es noch ein weiter Weg! Dennoch kam vom Nachbartisch ein bösartiges "Faschopack" herübergeweht... von einem türkischstämmigen Mitbürger.

Was die "Gnade der späten Geburt" angeht, so will ich sie nicht beanspruchen. Oder zumindest nicht in der Form, dass ich mich von dem Thema vollkommen distanziere. Aber ich sehe eben nicht ein, dass man mir - und anderen aus meiner Generation und der Generation vor uns - immer noch mehr oder weniger die Geschichte vom "bösen" Deutschland erzählt. Es ist 60 Jahre her, die Ideologie hat sich geändert, viele Menschen gehen bewusster an die Geschehnisse heran. Das wird jedoch nicht gesehen, stattdessen wird immer darauf herumgeritten, dass wir "immer noch Nazis haben" und somit ja immer noch suspekt sind.
Und dass die Bevölkerung da sehr unsicher ist, wird mit Sicherheit niemand bestreiten. Man könnte hier einige Beispiele aufzählen, aber die wären Tagespolitisch und hätten in diesem Forum nichts verloren :) .
Statt also die Leute weiter wegen des dritten Reiches zu verunsichern, sollte man sie vielleicht eher in ihrem Bestreben, kein "viertes" Reich entstehen zu lassen, bestärken.

Und gerade Jugendliche sollte man nicht von Anfang an zu so einer Verunsicherung erziehen, sondern zum Bewusstsein um die Aufgabe, soetwas nicht wieder geschehen zu lassen. Man sollte ihnen kein ungerechtfertigtes schlechtes Gewissen einreden, sondern ihnen die Augen öffnen, damit sie nicht in der Zukunft denselben Fehler machen, wie ihre Großeltern und Urgroßeltern. Denn ein schlechtes Gewissen frustriert, und Frustration kann zu Kurzschlussentscheidungen führen ("Wie, ich darf/soll nicht? Dann erst recht!"). Dabei ist es auch wichtig den Jugendlichen zu vermitteln, dass es hier nicht das übliche "ich hab Recht, weil ich mehr Erfahrung habe"-Schema ist, sondern "ich hab Recht, sieh selbst"...



*Anm.: ich weiß, dass Faschismus und Nationalsozialismus nicht dasselbe sind, aber sie liegen in einigen Fällen sehr nahe beieinander.
 
Moderatorenhinweis

Liebe Diskussionsteilnehmer,

wir haben uns den Verlauf der Diskussion, welche sich aus der Fragestellung entwickelt hat, einige Zeit mit angesehen.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine relevante Passage unter Punkt 3 der Forenregeln hinweisen:
Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse.
Da hier nun zuletzt wiederholt eigene weltanschauliche Standpunkte geäußert wurden, zumal andererseits ein Bezug zur ursprünglichen Thematik kaum erkennbar geworden ist, wird das Thema vorerst geschlossen. Über eine erneute Threadöffnung wird das Team diskutieren und entscheiden...

Vielen Dank für Euer Verständnis

Timotheus
Moderator
 
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