Umgang mit dem Holocaust in DDR/BRD

K

konsoleforce

Gast
Hallo,

anlässlich meiner baldigen Abiturprüfung, in der ich klären "muss" wie mit dem Holocaust in der DDR und wie in der BRD umgegangen wurde, wollte ich euch befragen ob ihr mir dazu ein paar Informationen geben könnt,oder eventuell ein paar Bücher empfehlen könnt.
Habe mir schon überlegt das Bildungsministerium anzuschreiben und zu erfragen ob es sowas wie Rahmenpläne von damals noch gibt und ob es da unterschiede gibt.
Ansonsten verbinde ich Geschichte mit Kunst und wollte als künstlichen Aspekt ein Bildvergleich miteinbeziehen der vllt zeigt das ein bestimmtes Bild in der DDR ganz anders gezeigt wurde als in der BRD (BSP),habt ihr diesbezüglich Informationen.

Wäre über Hilfe dankbar,allein schon weil ich in meinem Bekanntenkreis ausschließlich "Ostler" habe und mir daher wenig Meinungen und Aussagen der "Wessis" holen kann.

mfg
 
Ich bin so um die 70er Jahre damit konfrontiert worden.
Da hatte ich Jugendweihe und unsere Klassenfart ging nach Sachsenhausen.
Da wurde nur über den kommunistischen Widerstand berichtet.
Ich weiss nicht, warum die die Mehrzahl der Opfer die ja Juden waren, in der DDR verleugnet wurden. Man wollte wohl den kommunistischen Widerstand hervorheben.

Aber interessieren würde mich das auch mal.
 
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dann mal ein Wessi ungefähr gleicher Jahrgang wie Flo
bei uns wurde das so im 7.Schuljahr behandelt,allerdings wurde nur am Rande erwähnt,dass es in den KZ's auch politische,homosexuelle und schwerkriminelle Insassen gab,allerdings hat sich der Unterricht (fast) ausschließlich auf die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung konzentriert.Das Wort Holocaust wurde erst mit dem Film Holocaust Jahre später populär,in der Schule fiehl es noch nicht
 
dann mal ein Wessi ungefähr gleicher Jahrgang wie Flo
bei uns wurde das so im 7.Schuljahr behandelt,allerdings wurde nur am Rande erwähnt,dass es in den KZ's auch politische,homosexuelle und schwerkriminelle Insassen gab,allerdings hat sich der Unterricht (fast) ausschließlich auf die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung konzentriert.Das Wort Holocaust wurde erst mit dem Film Holocaust Jahre später populär,in der Schule fiehl es noch nicht

Ich bin ein paar Jahre jünger, als Guntbot und Flo. Als die Fernsehserie Holocaust zum ersten Mal im deutschen Fernsehen lief, muss ich etwa 10 oder 11 gewesen sein. Ich erinnere mich, dass viele meiner Schulkameraden Holocaust und die erste Staffel von Roots, die etwa um die gleiche Zeit gesendet wurde, nicht sehen durften. Im Anschluß an die Sendung gab es eine Diskussionsrunde, und es war tatsächlich diese Fernsehserie, die eine breit angelegte öffentliche Diskussion, weit über die historische Fachwelt startete. Kritiker, darunter einige Überlebende der Shoah wandten ein, dass die Atmosphäre von Auschwitz nicht einmal annährend darstellbar sei und zu einer Banalisierung führe. Argumente, die später auch bei der Premiere von Schindlers Liste geltend gemacht wurden. Andere sagten, dass allein das Medium der Fernsehserie, bzw. des Spielfilms überhaupt geeignet sei, die Geschichte Jugendlichen (oder auch Erwachsenen nahezubringen, sie überhaupt dafür interessieren könne.

Ich respektiere die Ansicht der Kritiker. Das System der deutschen Konzentrationslager kann nicht annährend durch den Film dargestellt werden, alleine die Geruchskulisse bekommen Zuschauer nicht mit, und wenn es szenisch darstellbar wäre, könnte es dem Publikum, selbst dem allerabgebrühtesten, geschweige denn Jugendlichen, nicht zugemutet werden. Aus der Sicht eines Historikers wird man manche Fehler bei der Produktion erkennen können, aber es ist der Fernsehserie gelungen, die Shoah, den Holocaust, zu einem Thema zu machen, das zumindest jedem Deutschen bekannt ist, und mehr noch, zu einem Thema zu machen, zu dem fast jeder eine eigene Meinung hat, von dem man kaum sagen kann, dass es einem völlig wurst wäre.
 
Die SED behauptete nach 1945 für ihren Staat eine radikale "Stunde Null", gebärdete sich fortan als das "unschuldige Deutschland" und verweigerte sich einer Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Holocaust, Schuld und Verantwortung. Zwar ist die DDR keineswegs als antisemitischer Staat zu bezeichnen, wohl aber zeigten sich immer wieder eindeutig antisemitische Tendenzen: Ohne Skrupel beteiligte sich die SED an der von Moskau betriebenen antisemitischen Welle 1952/53 und betrieb jahrzehntelang bedenkenlos eine dezidiert israelfeindliche Politik und Propaganda, die die Grenze zum Antisemitismus immer wieder deutlich überschritt.

Am 12. April 1990 verabschiedeten alle Fraktionen der letzten, erstmals frei gewählten Volkskammer der DDR eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich ausdrücklich zu einer Mitverantwortung der DDR für die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands bekannten und erklärten: "Wir bitten die Juden in aller Welt ... um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Lande."

http://www.bpb.de/themen/I2CRVI,0,0,Antisemitismus_in_der_DDR.html
 
Ich bin so um die 70er Jahre damit konfrontiert worden.
Da hatte ich Jugendweihe und unsere Klassenfart ging nach Sachsenhausen.
Da wurde nur über den kommunistischen Widerstand berichtet.
Ich weiss nicht, warum die die Mehrzahl der Opfer die ja Juden waren, in der DDR verleugnet wurden. Man wollte wohl den kommunistischen Widerstand hervorheben.

Aber interessieren würde mich das auch mal.

Wieso sind die Opfer in der DDR geleugnet worden? Bei mir wurden erste schulische Erfahrungen schon in der 4.Klasse (ca. 10 Jahre alt)mit dem Holocaust gemacht. In dem Unterrichtsfach Heimatkunde wurde von Konzentrationslagern berichtet. In einem Punkt hat Florian recht, es wurden mehr inhaftierte und getötete SPDler sowie KPDler personifiziert, wenn es um Konzantrationslager ging. Auch Später, als uns im Alter von 14 Jahren das Konzentrationslager Buchenwald vorgeführt wurde, sind solche Leute wie der Thälmann direkt mit diesen Lager in Verbindung gebracht worden.
Aber nicht die SED-Regierung erwähnte die jüdischen Opfer, sondern die politischen Äusserungen des sozialistischen bzw. kommunistischen Widerstandes wärend der Nazizeit, verweisen auf das Leid der jüdischen Bevölkerung. Als direkte Person im Bezug auf den Holocaust fällt mir nur noch das Schicksal von Anne Frank ein, was in der DDR-Geschichte einbezogen wurde.
In der DDR wurde alles politisiert, auch wenn es um Geschichte ging.
 
Zwar ist die DDR keineswegs als antisemitischer Staat zu bezeichnen, wohl aber zeigten sich immer wieder eindeutig antisemitische Tendenzen: Ohne Skrupel beteiligte sich die SED an der von Moskau betriebenen antisemitischen Welle 1952/53 und betrieb jahrzehntelang bedenkenlos eine dezidiert israelfeindliche Politik und Propaganda, die die Grenze zum Antisemitismus immer wieder deutlich überschritt.

Am 12. April 1990 verabschiedeten alle Fraktionen der letzten, erstmals frei gewählten Volkskammer der DDR eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich ausdrücklich zu einer Mitverantwortung der DDR für die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands bekannten und erklärten: "Wir bitten die Juden in aller Welt ... um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Lande."

http://www.bpb.de/themen/I2CRVI,0,0,Antisemitismus_in_der_DDR.html

Hmmm...

Ich kann dazu die Praxis beschreiben.
Durchaus wurden jüdische Opfer der faschistischen Politik auch regional
benannt und es wurde ihrer gedacht -zB. Gedenktafel am ehemaligen
Wohnhaus , Erwähnung im Unterricht , Nachforschung regionaler
Hobby- Historiker und Veröffentlichung .
Zufällig war die betroffene Familie bzw. der Vater zusätzlich auch KPDler-
ob das nun ursächlich war ?
Die grundsätzlich antizionistische / antiisraelische Haltung der SED -
Führung und die gleichzeitige Unterstützung der arabischen Staaten
/ der PLO wurde aus der eigenen antiimperialistischen Politik heraus
begründet. Da waren wohl alle Ostblockstaaten ähnlich aufgestellt.

Ob das nun summarisch antisemitisch zu nennen ist , hab ich Zweifel.
Da müsste man sich die SED-Politik gegenüber den jüdischen Gemeinden
in der DDR mal ansehen - aber dazu hab ich keine Kenntnisse.
 
Ich habe das Gefühl, dass hier die Begrifflichkeit Holocaust nicht ganz geklärt ist. Natürlich hat es in der DDR ein Gedenken ab die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen gegeben, allen voran die kommunistischen oder für die kommunistische Idee vereinnahmbaren Opfer. Holocaust ist aber nicht die Haft im Konzentrationslager, die für viele mit ihrer zufälligen oder gezielten Ermordung endete (Thälmann wurde gezielt ermordet, die Männer des 20. Juli wurden gezielt ermordet, sofern sie überhaupt noch ins KZ gekommen waren), Holocaust ist die systematische Massenmordung von Menschen aus rassistischen Gründen.
 
Ich habe das Gefühl, dass hier die Begrifflichkeit Holocaust nicht ganz geklärt ist. Natürlich hat es in der DDR ein Gedenken ab die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen gegeben, allen voran die kommunistischen oder für die kommunistische Idee vereinnahmbaren Opfer. Holocaust ist aber nicht die Haft im Konzentrationslager, die für viele mit ihrer zufälligen oder gezielten Ermordung endete (Thälmann wurde gezielt ermordet, die Männer des 20. Juli wurden gezielt ermordet, sofern sie überhaupt noch ins KZ gekommen waren), Holocaust ist die systematische Massenmordung von Menschen aus rassistischen Gründen.

Genau, und Holocaust war im DDR-Jargon ein zionistischer Begriff und somit nicht erwünscht. Zionismus war ein negativ besetzter klassenkämpferischer Begriff in der DDR.
In der öffentlichen Erinnerungskultur in der DDR, die den Opfern des Nationalsozialismus gewidmet war, war es nicht beabsichtigt, die jüdischen Opfer auch als Juden sichtbar zu machen. So erschienen die Millionen Toten, ermordet in den deutschen Vernichtungslagern, in Geschichtsbüchern oder Gedenkstätten nicht als Opfer, die wegen ihrer Eigenschaften als Juden umgebracht wurden; man sprach von Polen, Holländern, Franzosen in den KZs und verwischte damit die von der Bevölkerung mitgetragene antisemitische Vernichtungswut der Nationalsozialisten.
aus http://www.bpb.de/popup/popup_druckversion.html?guid=RLZ4ND
 
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Übrigens:
Das Wort "Holocaust" gab es in der "DDR" gar nicht. Ich habe hier noch einen Duden aus den ´80er Jahren und da steht dieses Wort gar nicht drin.
:fs:
 
Die Anführungsstriche suggerieren der Staat hieße eigentlich anders. Ist das nicht auch irreführend?
Ich schreibe auch nie Freistaat in "" bloß weil Thüringen nicht mehr Freiheiten gewährt als z.B. Sachsen-Anhalt, was aber durch den Begriff suggeriert wird
(warum eigentlich "DDR" und nicht D"D"R? Deutsch und Republik muss doch nicht verneint werden.)
 
Das Wort "Holocaust" kam eigentlich erst durch den bekannten 4Teiler in den deutschen Duden. Die Tatsache war trotzdem bekannt.
 
@konsoleforce: Ich zitiere aus Schoeps, J. (Hg.): Neues Lexikum des Judentums, Gütersloh 2000, S.358 f., damit Du den Begriff Holocaust genauer umreißen kannst. Dann fällt es auch leichter, die Frage nach dem Umgang damit zu beantworten. @EQ hat das auch schon getan, ich ergänze es und lasse das Lexikon sprechen:
"Holokaust, die ideologisch vorbereitete und fabrikmäßig durchgeführte Ausrottung von sechs Millionen Juden im nationalsozialistischen Machtbereich 1933- 45. Die überwiegend im angelsächsischen Bereich verwendete Bezeichnung "Holocaust" (griechisch "Ganzopfer", "Brandopfer") und der Begriff "Shoa" (hebräisch "Verwüstung", "Vernichtung", "Katastrophe") für den Genozid am jüdischen Volk werden auch oft mit den Greueln von Auschwitz und der Endlösung gleichgesetzt."

An der griechischen Bedeutung des Begriffs Holocaust erkennt man, warum er inzwischen häufig durch Shoa ersetzt wird.

Im Übrigen werden uns Menschen immer die Worte fehlen, diese Greueltaten in Worte zu fassen.
 
Die Anführungsstriche suggerieren der Staat hieße eigentlich anders. Ist das nicht auch irreführend?
Denke ich nicht. In Anführungszeichen setzt man z. B. Zitate oder eben solche Eigennamen/-bezeichnungen, mit denen man sich nicht identifizieren möchte oder kann.

(warum eigentlich "DDR" und nicht D"D"R? Deutsch und Republik muss doch nicht verneint werden.)
Weil das eine zusammenhängende Staatsbezeichnung ist.
:pfeif:
 
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