Untergang der Harappa-Kultur

Micleos

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Im Industal entwickelte sich zwischen 2500 und 1800 v.Chr. eine bedeutende Stadtkultur (Indus-oder Harappa-Kultur). Schachbrettförmig angelegte, von einem Burgberg beherrschte Städte aus Backsteinhäusern wurden von Königen (Radschas) und Grosskönigen (Maharadschas) regiert. Die Wirtschaft dieser Städte, Harappa war die bedeutenste unter ihnen, war neben dem Ackerbau (Gerste, Weizen), auch der Handel mit benachbarten Städten und sogar fremden Kulturen. Zu den Exportwaren gehörten Baumwolltücher, Töpferwaren, Perlenketten, sowie kunstvoll gefertigte Muschel- und Metallarbeiten.

Die Städte waren gut durchorganisiert, Mohenjo-Daro und Harappa zum Beispiel umfassten ein Gebiet von 60 Hektar und hatten schätzungsweise 40'000 Einwohner. Im Zentrum der beiden schachbrettförmig angelegten Städte war eine Zitadelle, mit Gebäuden der Behörden und religiösen Zwecken. Sie besassen Kornspeicher für ein ganzes Jahr, sowie Abwasserkanäle und Badehäuser!

Trotzdem fand diese Zivilisation um 1800 v.Chr. ein abruptes Ende! Der Niedergang der Harappa-Kultur war vermutlich durch ökologische und tektonische Veränderungen der Region begründet- geringere Niederschläge und die Verlagerung wichtiger Flussläufe! Auch das Eindringen fremder Völker (z.B indogermanische Arier) wird zu den Untergangsgründen gezählt.​
 
Micleos schrieb:
Trotzdem fand diese Zivilisation um 1800 v.Chr. ein abruptes Ende! Der Niedergang der Harappa-Kultur war vermutlich durch ökologische und tektonische Veränderungen der Region begründet- geringere Niederschläge und die Verlagerung wichtiger Flussläufe! Auch das Eindringen fremder Völker (z.B indogermanische Arier) wird zu den Untergangsgründen gezählt.
Um den Niedergang dieser Indus-Kultur ranken sich wohl einige Mythen:
[...]Die vor allem in der Mitte des letzten Jahrhunderts populäre Theorie, der Untergang der Induskultur könnte mit dem Erscheinen arischer Nomaden im Industal zusammenhängen, hat heute nicht mehr viele Anhänger. Klimatische Gründe scheinen wahrscheinlicher.
[...]Andere Theorien besagen, dass der Untergang der Indus-Zivilisation mit dem Ende des Sumerischen Reiches und dem Wegfall der Handelsbeziehungen zusammenhing oder kriegerische Auseinandersetzungen und Krankheiten das Ende der Harappa-Kultur bedeuteten.

LG
Cassandra
 
Cassandra schrieb:
[...]Andere Theorien besagen, dass der Untergang der Indus-Zivilisation mit dem Ende des Sumerischen Reiches und dem Wegfall der Handelsbeziehungen zusammenhing

Das scheint mir auch etwas weit hergeholt.
 
Die Schrift der Induskultur ist bis heute nicht entziffert, sodass vieles nach wie vor im Dunkeln bleibt. Gut erforscht sind jedoch die Städte, die in relativ gleichförmiger Anlage befestigte Zitadellen mit teilweise befestigten Unterstädten aufweisen, ferner komplizierte Entwässerungssysteme, rechtwinklige Straßennetze sowie geräumige Häuser mit Innenhöfen aus gebrannten Lehmziegeln. Das alles deutet auf eine einheitliche Bauplanung hin.

Die Errichtung großer Getreidespeicher, öffentlicher Bäder (evtl für rituelle Zwecke?), Versammlungsgebäude, sowie ein einheitliches Maß- und Gewichtssystems lassen auf eine zentrale Verwaltung schließen.

Interessant finde ich, dass Tempel und Paläste anscheinend fehlen, was bedeuten kann, dass kein Herrscherkult getrieben wurde und die Städte vielleicht eher "Adelsrepubliken" waren, was natürlich pure Spekulation ist. Möglicherweise wurden die Städte auch von Priesterkönigen regiert, wie es bei den sumerischen Stadtstaaten der Fall war.

Auf jeden Fall haben Archäologen herausgefunden, dass zu gleichzeitigen Hochkulturen des Vorderen Orients Handelsbeziehungen bestanden. Die Wirtschaft basierte auf der Verarbeitung von Getreide und Baumwolle. Die Metallgegenstände sind in der Regel aus Kupfer, vereinzelt auch aus Bronze. Die Keramikgefäße sind zum Teil reich bemalt und verziert, wobei man besonders Tiere, Pflanzen und Vögel sieht. Besonders schön und mit reichhaltigen Funden vertreten sind die Siegel, in die lokal vorkommende Tiere, Fabelwesen und kurze Inschriften geschnitten sind.

Ferner fand man auch kleine Statuetten mit der Darstellung von Tieren und Menschen aus Terrakotta, Stein und Bronze. Das alles zeugt von hohem künstlerischen Können und man muss sich fragen, auf welche Einflüsse das alles zurückgeht. Manche glauben, und diese Meinung vertrete auch ich, dass die Induskultur besonders starke kulturelle Einflüsse aus Sumer erhielt, oder sogar - was manche postulieren - ein Ableger von Sumer war, der sich dann autonom weiterentwickelte. Wenn man einmal die entsprechenden historischen Karten anschaut, erscheint einem das gar nicht so abwegig.

Über den Untergang der Induskultur wird viel spekuliert, und ich glaube nicht, dass man jemals ein sicheres Urteil fällen kann. Wie Cassandra oben schon sagt, werden klimatische Gründe angeführt - vor allem Dürreperioden - , andere vermuten unbestimmbare kriegerische Entwicklungen, wieder andere sprechen von Aufständen oder einem Bürgerkrieg, der getobt haben könnte.

In der Vergangenheit machte man häufig auch den Einbruch der Indoarier für den Untergang verantwortlich. Diese Hypothese findet heute weniger Anhänger, da man annimmt, dass die Induskultur bereits vor dem Einbruch indoarischer Stämme erloschen war.

Spannend fände ich es, wenn ein findiger Mensch die Indusschrift entziffern könnte, was bestimmt viele Rätsel lösen würde. Es handelt sich dabei um eine bildhafte Schrift, die auf etwa 2500 meist sehr kurzen Inschriften auf Siegeln, Kupferplättchen usw. verwendet wurde. Sie finden sich vor allem an den wichtigen Fundplätzen der Induskultur und kamen auch in Mesopotamien zutage.

Umstritten ist schon die Zahl der Zeichen, die zwischen 150 und 400 geschätzt wird, da oft noch unklar ist, ob es sich bei verschiedenen Zeichenformen um Varianten eines einzigen Zeichens oder um verschiedene Zeichen handelt. Vermutlich ist die Indusschrift eine Mischung aus Wort- und Silbenzeichen.

Noch offener ist natürlich, welche Sprache sich dahinter verbirgt. Vermutlich ist es die Sprache einer vorindogermanischen Bevölkerung des Pandschab, wobei viele Sprachwissenschaftler vermuten, dass es einen Zusammenhang mit den drawidischen Sprachen gibt. Ich bin hinsichtlich einer Entzifferung eher pessimistisch und glaube, dass die Indusschrift wie auch das Etruskische wegen der nur kurzen Inschriften nicht auflösbar ist.
 
Dieter schrieb:
Noch offener ist natürlich, welche Sprache sich dahinter verbirgt. Vermutlich ist es die Sprache einer vorindogermanischen Bevölkerung des Pandschab, wobei viele Sprachwissenschaftler vermuten, dass es einen Zusammenhang mit den drawidischen Sprachen gibt. Ich bin hinsichtlich einer Entzifferung eher pessimistisch und glaube, dass die Indusschrift wie auch das Etruskische wegen der nur kurzen Inschriften nicht auflösbar ist.

Die etruskische Schrift ist längst entziffert, und auch die Sprache ist - mit Abstrichen - für Fachleute einigermaßen verständlich.

Der Pessimismus bei der Indus-Schrift ist sehr wohl angebracht. Bis jetzt läßt sich noch nicht einmal beweisen, daß es sich überhaupt um eine Schrift handelt.
 
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Micleos schrieb:
Trotzdem fand diese Zivilisation um 1800 v.Chr. ein abruptes Ende! Der Niedergang der Harappa-Kultur war vermutlich durch ökologische und tektonische Veränderungen der Region begründet- geringere Niederschläge und die Verlagerung wichtiger Flussläufe! Auch das Eindringen fremder Völker (z.B indogermanische Arier) wird zu den Untergangsgründen gezählt.
In Ägypten fand etwa 2200 v. Chr. das Alte Reich - eigentlich in seiner Blüte stehend - ein Ende. Wie in einer populär-wissenschaftlichen Sendung auf 3sat ("Katastropen der Vorzeit 1/3 - Tod am Nil") erklärt wurde, war dafür eine verheerende Dürre verantwortlich. Irgendwo glaube ich auch mal gelesen zu haben, dass Untersuchungen von Eis auf Bergen in Afrika (Kilimandscharo?) ebenfalls eine Dürre für diese Zeit ergaben. Aufgrund dieses Ereignisses seien wohl auch die Amoriter aus ihren bergigen Heimatregionen nach Südwesten an den Euphrat gezogen und haben dort den Untergang des Akkadischen Reichs verursacht.
Vielleicht mag der Untergang der Indus-Kultur etwas damit zu tun haben, auch wenn die aktuelle Chronologie nicht dafür spricht. Aber sowas ändert sich ja schnell, wie wir von den Minoern wissen...
 
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