Unterhaltung zur Zeit der Aufklärung

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wicked_One

Gast
Ich habe mich schon etwas umgesehen im www, doch so richtig auf den Punkt gekommen bin ich noch nicht.
Was war damals hauptsächlich zur Unterhaltung für das gemeine Volk -> Bürger üblich ?

- Wandertheater
- Wochenschriften
- Bücher -> enstehung der Verläge und Buchmärkte

... aber was kam noch vor, hatten Bürger oder auch noch Niedere zutritt zu anderen Kulturellen dingen wie Maskenbällen ?



Edit: Wie sah es mit Hinrichtung und anderen öffentlichen Strafen an einzelpersonen aus ?
 
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Ich habe mich schon etwas umgesehen im www, doch so richtig auf den Punkt gekommen bin ich noch nicht.
Was war damals hauptsächlich zur Unterhaltung für das gemeine Volk -> Bürger üblich ?

- Wandertheater
- Wochenschriften
- Bücher -> enstehung der Verläge und Buchmärkte

... aber was kam noch vor, hatten Bürger oder auch noch Niedere zutritt zu anderen Kulturellen dingen wie Maskenbällen ?



Edit: Wie sah es mit Hinrichtung und anderen öffentlichen Strafen an einzelpersonen aus ?

Wochenschriften? Bücher?
Ich tippe eher auf Jahrmärkte mit allerhand Verlustigungen, wie Musik, Theater und Gauklereien. Dann war da noch das Gasthaus mit Tanz und Suff sowie Volksfeste im Freien. Die Kirche trug auch zu großem Teil zur Unterhaltung bei, wie Prozessionen, Umzüge, Begräbnisse, Taufen, sonstige Feiertage. Die Bibel war Unterhaltungsbuch Nr.1.
Aber andere Bücher lesen? Bücher kaufen war unheimlich teuer, da es sie noch nicht gab wie Sand am Meer wie heute in der Bibliothek.
 
Wochenschriften? Bücher?
Ich tippe eher auf Jahrmärkte mit allerhand Verlustigungen, wie Musik, Theater und Gauklereien. Dann war da noch das Gasthaus mit Tanz und Suff sowie Volksfeste im Freien. Die Kirche trug auch zu großem Teil zur Unterhaltung bei, wie Prozessionen, Umzüge, Begräbnisse, Taufen, sonstige Feiertage. Die Bibel war Unterhaltungsbuch Nr.1.
Aber andere Bücher lesen? Bücher kaufen war unheimlich teuer, da es sie noch nicht gab wie Sand am Meer wie heute in der Bibliothek.

Dennoch gab es auch damals schon Trivial- und Unterhaltungsliteratur. Auf dem Land wurden gerne Kalender gelesen, die Bauernregeln oder Schwänke und Kurzgeschichten enthielten. Die Bauernregeln prägten übrigens oft Universitätsprofesssoren. Es gab Ende des 18. Jahrhunderts auch schon fast so etwas wie eine Art Aktenzeichen XY ungelöst. Seit den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts berichteten viele Autoren, meist Juristen, von ihren Erfahrungen mit Räubern und Gaunern und verfassten sogenannte "Aktenmäßige Berichte" mit denen sie das Volk warnen, aber auch unterhalten wollten. Aber auch Pornos gab es schon, die, heimlich gedruckt, unters Volk gebracht wurden.
 
Ich würde gerade für diese Zeit das Thema Zeitung für nicht unbedeutend halten. Neben den Inteligenzblättern, gab es auch Zeitungen allgemeiner Art, die eher über die eintreffenden und ausfahrenden Personen einer Stadt berichteten. Ab der 2.Hälfte des 18.Jh. entwickelten sich auch sprunghaft ansteigend die Modezeitschriften wie das "Journal des Luxus und der Moden" aus Leipzig, welches sich aber recht breitgefächert auch mit Einrichtungsstilen und bahnbrechenden Neuerungen wie neuen Kutschen, Dekors etc. beschäftigte.
Sehr interessant damals waren Almanache, welche die Denkwürdigkeiten eines Jahres in unterhaltsamen Anekdoten wiedergaben.

@ wiecked One
Du musst unbedingt zwischen Bürger und einfachem Volk unterscheiden! Unter Bürgern würde ich die Stadtbevölkerung rechnen und hierbei die Herren und Frauen, ganz klar von den abhängigen Personen (Diener, Mägde, Knechte...) unterscheiden. Nur einer Oberschicht war der Zugang zu umfassender Bildung, in den meisten Staaten in Europa, erreichbar, welche das Lesen überhaupt erst ermöglichte.
Zwischen Bürgerlichen und Bauern, letztere konnten bisweilen auch lesen, existiert natürlich eine große Spanne des Konsums der besagten Medien. Ein Zeitungswesen, das auch auf dem Dorfe ankam, entwickelte sich erst.
 
Gazetten sind, wie schon Brissotin sagte, durchaus nicht unbedeutend in größeren Städten. Häufig legten die Betreiber von Kaffeehäusern verschiedene Blätter aus. In London, Paris und Amsterdam gab es bestimmte Cafes wo sich ein ausgesuchtes Publikum versammelte und über bestimmte Themen diskutiert wurde. In Universitäts- und Residenzstätten waren Lesegesellschaften verbreitet, die verschiedene Gazetten abonnierten. So z. B. in Göttingen, wo eine Gesellschaft außerordentlich an den Forschungsreisen James Cooks interessiert war. Offiziere, die in Kassel oder Marburg stationiert waren, engagierten sich häufig in verschiedenen Freimaurerlogen wie es u. a. auch Landgraf Friedrich II tat. Dazu gehörte etwa der Oberst Johann Rall, der später bei dem Debakel von Trenton fiel. Dieser war auch ein begeisterter Musikliebhaber, und in einer Residenzstadt wie Kassel gab es meist auch ein französisches Theater und eine italienische Oper.

Unnötig zu sagen, daß solche Genüsse dem gemeinen Mann und Volk versagt blieben. Leider gibt es ja nicht so viele Quellen über Freizeitbeschäftigung der einfachen Landbevölkerung. Die Kameralwissenschaftler, die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gelegentlich ihre komfortablen Residenzen verließen, um Land und Leute kennenzulernen, sind immer ganz entsetzt über die Lustbarkeiten des einfachen Volks und die "Rohheit des Landmanns". Bisher noch nicht erwähnt wurden die Spinnstuben, wo sich Frauen und Mädchen zum geselligen Beisammensein trafen, denn eine Frau konnte natürlich nicht in die Kneipe gehen. Die Kameralisten kriegen sich überhaupt nicht ein, über den Aberglauben und die Unwissenheit der Landbevölkerung, doch diese Einrichtungen erfüllten eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Aufklärung fand im Zeitalter der Aufklärung nicht selten über solche Einrichtungen statt, weshalb manche Zeitzeugen sich auch über "Unzucht und unzüchtiges Treiben" mokieren. Einen recht guten Überblick über Leben und kleine Vergnügungen der Landbevölkerung, Essen, Trinken, Rauchen, Glücksspiele im 18. Jahrhundert gibt auch Ernst Schubert in seinen "Arme Leute Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhunderts.
 
Wenn es um Stadtbürger geht, so gab es schon eine Art Kultursäle in den Städten. Ein Beispiel ist der Kleine Goldene Saal in Augsburg in der Jesuitengasse. Deutsche Mozartstadt Augsburg ~ Veranstaltungen und Termine
Es gab auch bestimmte Tanzhäuser, Tanzböden etc. für das Bürgertum. Bei manchen Großveranstaltungen wie Hochzeitsfeierlichkeiten oder Krönungen durften auch die Bürgerlichen, zumeist getrennt vom Adel feiern.

Beliebte Unterhaltung bei Wohlhabenden war im Allgemeinen das Dilletieren in den Künsten sei es nun Hausmusik oder auch Zeichnen. So erfreuten sich die recht leicht und ohne viele Vorkenntnisse zu erstellenden Schattenrisse zusehends ab den 1760ern größerer Beliebtheit, obgleich viele der heute eher erhaltenen Schattenrisse von Profis auf dem Gebiet stammen mögen (wie Löschenkohl).
 
In den Großstädten gab es bisweilen Vergnügungsparks wie bei London die berühmten Vauxhall Gardens. In Wien existierte schon der Prater. Siehe J.H.Rambergs Aquarell "Wiener Prater", die erste Fassung war von 1792. Ich erkenne darauf ein Riesenrad mit vier Kabinen, Schaukeln und die Buden mit allerhand Leckereien. (In: "Deutsche Zeichnungen des 18. Jahrhunderts", Gebr. Mann Verlag - Berlin (Ausstellung des Berliner Kupferstichkabinetts) 1987)
Zu den Lesegesellschaften:
In Bremen gab es derer 36 (!). Die Zahl der Mitglieder in Lesegesellschaften und Leihbüchereien wurde für das Ende des Jahrhunderts deutschlandweit auf ca. 300.000 geschätzt.
Michael North stellt Frankfurter Nachlassinventare (hauptsächlich von Kaufmännern!) dar, wonach ca. 50 Prozent der Haushalte noch über keine weltlichen Bücher verfügten und ca. 16% über keinerlei Bücher. Dennoch lässt sich im Vergleich zu um 1700 ein erheblicher Anstieg auch des Buchbesitzes in privaten Haushalten verzeichnen, die Buchproduktion nahm im ganzen 18.Jh. kontinuirlich zu.
Quelle: Michael North "Genuss und Glück des Lebens..." Böhlau-Verlag Köln-Weimar-Wien 2003
 
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