Unterkunft/Verpflegung der Truppen in Garnison & Feld (Absolutismus)

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gast 112

Gast
Hey Leute...Hab gehört das sich hier ziemlich oft ganz ganz nette leute rumtreiben die sehr hilfsbereit sind...
Ich muss bis nächste Woche meine Hausarbeit zum Thema Unterkunft und Verpflegung der Truppen in der Garnison und im Feld abgeben...(Rahmenthema ist Kriegsführung im Zeitalter des Absolutismus)
Aber irgendwie komm ich bei der ganzen Sache nicht wirklich voran, muss aber diese Seminar ordentlich abschließen da ich den Schein unbedingt brauche...
Wäre euch echt dankbar wenn mir da jemand helfen könnnte.

Vielen vielen Dank im vorraus...

Mfg Gast112
 
Nicht mehr ganz Absolutismus aber militärgeschichtlich noch nah genug dran: Eckart Kleßmann, Unter Napoleons Fahnen, das Buch besteht aus zwei Erfahrungberichten lippischer Soldaten, einer äußert sich sehr detailliert zu Einquartierungen bei der Wohnbevölkerung.
 
Hey Leute...Hab gehört das sich hier ziemlich oft ganz ganz nette leute rumtreiben die sehr hilfsbereit sind...
Ich muss bis nächste Woche meine Hausarbeit zum Thema Unterkunft und Verpflegung der Truppen in der Garnison und im Feld abgeben...(Rahmenthema ist Kriegsführung im Zeitalter des Absolutismus)

Nicht mehr ganz Absolutismus aber militärgeschichtlich noch nah genug dran: Eckart Kleßmann, Unter Napoleons Fahnen, das Buch besteht aus zwei Erfahrungberichten lippischer Soldaten, einer äußert sich sehr detailliert zu Einquartierungen bei der Wohnbevölkerung.
Da würde ich aufpassen, gerade was Einquartierungen und überhaupt viele Gebiete des Militärs betrifft, änderte sich viel mit den Koalitionskriegen, so wurde Napoleon I. berühmt dafür (auch wenn es bereits die Rev.truppen so hielten), dass die Magazinwirtschaft abgeschafft wurde, was die Beweglichkeit der Armeen erhöhte.
Außerdem war die soziale Zusammensetzung der Armeen der Koalitionskriege eine völlig andere. Ging es früher darum, mit einem Handgeld einem sozialen Notstand zu entkommen, wurde im Zuge der ersten Massenheere zusehends auf Wehrpflicht etc. gesetzt.

Hier findest Du etwas zu Taktik etc. der Preußen: Armee
Beachten muss man ganz wesentlich die Unterschiede von Staat zu Staat, gerade was die Rekrutierung, aber auch Schwerpunkte der Ausbildung betraf. Manche Soldatentypen gab es nur in bestimmten Armeen (Panduren bei den Österreichern bspw.), manche waren überall vorhanden.
 
Hey Leute ihr seit ja wohl der Oberhammer...:)
Vielen vielen Dank für eure Hilfe....:)
Das ganze Material von euch kann ich echt gut gebrauchen...
Ist echt genial das es noch so nette people wie euch gibt...

Mfg Gast 112
 
Was ist denn die Zeit des Absolutismus? Woran machst du das fest?

Wenn Absolutismus die Herrschaft des Königs ohne Beteiligung anderer
politischer Gremien (Generalstände, House of Commons etc.) bedeutet, dann beginnt er z.B. in Frankreich mit der Einberufung der Generalstände im Jahre 1614 und endet mit nächsten Einberufung der Generalstände im Jahre 1789.

Oder nehmen wir z.B. England: Dort führen absolutistische Bestrebungen des Königs 1605 zur Pulververschwörung. Zwischen 1629 und 1640 tagt überhaupt kein Parlament. England erlebt in diesen Jahren den Versuch, auch hier den Absolutismus einzuführen.

Der Dreißigjährige Krieg wurde vor allem mit Söldnern geführt, während im absolutistischen Frankreich und Preussen des 18. Jh. die stehenden Heere entscheidend waren. Dennoch stelle ich mir hier folgende Fragen:
Haben die Erfahrungen aus dem Dreißigjährigen Krieg Auswirkungen auf die Organisation einer modernen Armee gehabt? Gibt es Elemente, die übernommen wurden? Wie versuchten die absolutistischen Herrscher, bestimmte Probleme der Söldnerarmeen zu verhindern?
Von daher finde ich das Tagebuch des Söldners als Kontrast zu Preussens Glanz und Gloria durchaus erwähnenswert.
 
Das ist richtig, gemeinhin wird mit Absolutismus die Zeit ab der Regierung Louis XIV.. Insgesamt muss man für diese immerhin noch lange Zeitspanne von 1651 (Ende der Regentschaft Louis XIV.) bis 1789 aber auch festhalten, selbst wenn man den englischen Absolutismus, TGDarmstadt nennt 1629, außen vor lässt, dass das Militär einer enormen Entwicklung unterworfen war. Eine typische Maßnahme des Absolutismus meine ich in der Schaffung der Stehenden Heere (2. Hälfte des 17.Jh.) zu erkennen. Hier könnte man eine deutliche Zäsur innerhalb der Epoche des Absolutismus sehen, wenn man sich auf das Militär beschränkt.

Stimmt schon, der Dreißigjährige trug zu einschneidenden Erfahrungen bei den Potentaten bei. So wurde man letztlich durch den Krieg misstrauischer gegenüber den Söldnerheeren. Kurbrandenburg lernte aus der Handlungsunfähigkeit, welche aus dem Mangel an einer angemessenen Armee erwuchs. Dem Großen Kurfürst sollten sich die Jahre der feindlichen Besetzung und politischen Lähmung seines Vorgängers eingeprägt haben.

Wichtig für die Heere des Absolutismus nach 1648 waren sicherlich die Neuerungen bspw. der Schweden im Kriege, deren leichtere Artillerie, neuer Einsatz der Kavallerie und Schlachtaufstellung (Schwedische Ordonanz) richtungsweisend werden sollten. In Sachen Waffentechnik sollten sich die Feuerwaffen endgültig gegen die Stangenwaffen (Piken) durchsetzen, auch wenn zum Ende des 30-jährigen im Zuge von Engpässen wieder Stangenwaffen prozentual zunahmen.

Das Söldnerwesen, schon die Schweden hatten anfangs ein achtungsgebietendes Heer aus Landeskindern, sollte allerdings auch im 18.Jh. als Randerscheinung weiter bestehen. So verfügte Frankreich noch lange über Fremdregimenter, welche auf eine bisweilen lange Tradition zurückblicken konnten.
 
Ein ganz wesentliches Element der absolutistischen Heere war mit Sicherheit auch die Kantonatsverfassung, die erstmals in Preussen eingeführt wurde, in vielen deutschen Ländern, so in Hessen- Kassel und Österreich kopiert wurde. Das war fast schon so etwas wie eine allgemeine Wehrpflicht, wenn man sie auch nicht damit verwechseln darf, da lediglich die unteren Schichten betroffen waren und sich vermögendere Zeitgenossen freikaufen konnten. Die Soldaten eines Regiments wurden aus einem bestimmten Kanton aus Landeskindern rekrutiert.

Ein weiteres wichtiges Element der absolutistischen Heere war die Subsidienpolitik und die Vermietung eigener Regimenter an zahlungskräftige Interessenten. Die Niederlande konnten sich auf Grund ihrer Verfassung kein starkes absolutistisches Heer leisten, und in Grossbritannien duldete das Parlament natürlich auch kein starkes stehendes Heer. GB hatte dazu den Vorteil seiner Insellage, und Kriegsschiffe zu unterhalten, war billiger, als Festungen.

GB führte daher seine Kriege in Europa hauptsächlich mit deutschen Söldnern. Doch auch Frankreich, später wortführend in der Kritik des Soldatenhandels, war ein Grosskunde auf dem deutschen Soldatenmarkt.
Quer durch Deutschland verlief eine Grenze zwischen dem französischen und britischen Einflussbereich. Hessen- Kassel, Hessen- Hanau, Waldeck Pyrmont und Braunschweig hatten traditionell gute Verbindungen zum Hof von St. James und finanzierten ihre Armee durch Vermietung.

Bayern, Württemberg, Pfalz- Zweibrücken, Hessen- Darmstadt und Bentheim, standen dagegen traditionell im französischen Sold. Dazu verhandelten die Franzosen auch gerne mit den Schweizer Kantonen.

Der Soldatenhandel wurde zu einem Aufhänger, Kritik am Ancien Regime zu üben. In der Kammerdienerszene in Kabbale und Liebe erkundigt sich die fürstliche Mätresse nach dem Preis eines venezianischen Diamantkolliers. Ein Kammerdiener versichert ihr, dass es den Landesherren keinen Pfennig kostet, denn "gestern sind siebentausend Landeskinder nach Amerika fort, die zahlen alles." Lady Milford fragt, ob es sich nicht etwa um Gepresste handelt und der Kammerdiener gibt ihr Bescheid: Nein, lauter Freiwillige! Es traten wohl so etliche vorlaute Burschen vor die Front und fragten, wie teuer der Fürst das Joch Mensch verkaufe- Aber unser allergnädigster Landesherr liess alle Regimenter auf dem Paradeplatz aufmaschieren und die Maulaffen niederschiessen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn aufs Pflaster spritzen und die ganze armee schrie Jucheissa nach Amerika" ( 2. Akt, 2. Szene Kabbale und Liebe)

Ein weiterer Zeitzeuge, der selbst mit den hessischen regimentern nach amerika zog, war Johann Gottfried Seume, der in seiner Autobiographie "Mein Leben" beschreibt, wie ihn hessische Werber im thüringischen Vacha griffen. Niemals war damals sicher vor den Werbern des "grossen Menschenmaklers" (Landgraf Friedrich II. von Hessen Kassel). so schreibt Seume. Manche seiner Abenteuer sind allerdings frei erfunden, so z. B. eine angebliche Verschwörung der Soldaten, deren Anführer Seume gewesen sein will in der Festung Ziegenhain, dem grössten Rekrutendepot.

Ein Seitenhieb auf Wilhelm IX, vorher Graf von Hanau- Münzenberg und seinen Vater findet sich auch in Bürgers Münchhausen. Da ist die Rede von einem Kaziken, der sinnigerweise von einem Gurkenbaum erschlagen wird: "Der Kazike war der abscheulichste Tyrann, und die Einwohner des der Insel, selbst seine Günstlinge und Mätressen, die elendesten Geschöpfe. In seinen Vorratshäusern verfaulten die Lebensmittel, während seine Untertanen, denen sie abgepresst waren, vor Hunger verschmachteten. Seine Insel hatte keine auswärtigen feinde zu fürchten; dessungeachtet nahm er jeden jungen Kerl weg, prügelte ihn höchsteigenhändig zum Helden und verkaufte seine Kollektion dem meistbietenden Fürsten, um zu den Millionen Muscheln, die er von seinem Vater geerbt hatte, neue Millionen zu legen."

Es gab übrigens ein historisches Beispiel für Schillers Szene: Bei Ochsenfurt hatten 1776 ansbachische Truppen gemeutert. Schiller dachte aber wohl mehr an seinen eigenen Herzog Karl Eugen, als an den Landgrafen von Hessen. Die schienen sich nicht angesprochen zu fühlen, und noch in den 1780er Jahren wurde sogar in Kassel einmal Kabbale und Liebe aufgeführt.


Bei Wikipedia gibt es zwei sehr gut recherchierte und fundierte Artikel, die sicher auch noch ganz hilfreich für dich sein sollten:

Wikipedia Soldatenhandel unter Landgraf Friedrich II.
und Wikipedia "Kantonatsverfassung" Dabei sind auch weiterführende Literaturtipps. Hier im Forum hatten wir auch schon mal eine gute Diskussion, ich glaube es war im Unterforum USA/ Kanada, nicht bei "Absolutismus und Aufklärung" Juchheissa nach Ameerika, dir Deutschland gute Nacht.


Juchheissa nach Amerika war ein Protestlied nach der Melodie "Wir preussischen Husaren", in dem der König von Preussen und die unwürdige Behandlung des gemeinen Mannes kritisiert wurde:

"Der König von Preussen, der grosse Potentat,
wie sind wir seiner Dienste so überdrüssig satt.
Was fangen wir nur an, in diesem Jammerthal, allwo ist nichts zu finden,
als Hass und Not und Qual."

Es soll auch eine hessische Variante gegeben haben, ich erinnere mich nur noch vage.

"... Ihr Hessen präsentierts Gewehr, der Landgraf kommt zur Wacht.
Adieu Herr Landgraf Friedrich, Ihr zahlt uns Schnaps und Bier,
schiesst Arme man und Beine uns ab, so zahlt sie England dir".


Wenn sonst noch Fragen offen sind, melde Dich einfach, wir sind nämlich wirklich sehr nett, und ich sage ja immer, dass wir keinen hängenlassen. Jedenfalls scheinst Du dich selbstständig auch schon vorbereitet zu haben und kommst dazu auch ganz nett rüber. Aber auch Leuten, die ihre Anfragen in der Form "Hilfeeee! Rettet mich! Gaaanz dringend!" und Variationen davon stellen, wurde bisher immer geholfen, wenn man auch verstehen kann, dass niemand gerne fremde Hausaufgaben macht.
 
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1. Bayern, Württemberg, Pfalz- Zweibrücken, Hessen- Darmstadt und Bentheim, standen dagegen traditionell im französischen Sold. Dazu verhandelten die Franzosen auch gerne mit den Schweizer Kantonen.

2. Juchheissa nach Amerika war ein Protestlied nach der Melodie "Wir preussischen Husaren", in dem der König von Preussen und die unwürdige Behandlung des gemeinen Mannes kritisiert wurde:

"Der König von Preussen, der grosse Potentat,
wie sind wir seiner Dienste so überdrüssig satt.
Was fangen wir nur an, in diesem Jammerthal, allwo ist nichts zu finden,
als Hass und Not und Qual."
1. Auch Carl Theodor von der Kurpfalz war lange Zeit mit hohen Summen und entsprechend der Größe der Armee (ca. 10.000 Mann) mit noch mehr Handsalben als sein Zweibrücker Verwandter im Fahrwasser der französischen Außen- und Kriegspolitik. Das änderte sich erst nachdem Carl Theodor ca. 20 Jahre an der Regierung war, dann aber deutlich.
2. Irgendwie kommt da etwas viel durcheinander. Meinst Du nicht "O König von Preußen"? In fliegenden Blättern soll es aus der Zeit von um 1780 stammen.

(Hier eine Textvariante, die ich auf die Schnelle gefunden habe: Liederbuch: O König von Preußen )
 
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Ich erinnere mich noch an ein Event 2003 in Hanau Wilhelmsbad unter dem Motto "Juchheissa nach Amerika". Eine Referentin sagte, Juchheissa nach Amerika" sei als Protestlied in Anlehnung an "Oh König von Preussen" entstanden.

Ob es dann allerdings tatsächlich von Soldaten oder viel eher von Intellektuellen in Variationen verbreitet wurde, wage ich zu bezweifeln.

Von Amerika haben die meisten Leute in Hessen Kassel nur wenig gewusst, Auswanderung war verboten und Auswanderungswerbeschriften natürlich auch. Dann waren die ersten "Hessians" auch Berufssoldaten aus stehenden Regimentern. Mit zunehmender Dauer des Krieges misstrauten die Offiziere aber den Rekruten immer mehr. Vor allem Soldaten, die mit Frauen kamen, verdächtigte man, dass sie die Überfahrt sparen wollten, um zu desertieren. Der Oberst von Hatzfeld schrieb, dass es sehr schwierig sey, mit wenigen Unteroffiziers Ordnung unter so bösen Kerlen zu halten."

Gemeint waren die Zustände in der Festung Ziegenhain (heute JVA Schwalmstadt). Das war eine Wasserfestung, schön zentral gelegen und daher als rekrutendepot geeignet. Die Garnison besass sogar einen eigenen Eisbrecher, um die Wallgräben zu enteisen. Dazu mussten die Zivilisten Hand anlegen, und die Stadtkasse musste für jeden Deserteur 200 fl zahlen. War ein Kontingent ausgeschifft, kam sofort das nächste, das womöglich aus noch unsicheren Kantonisten bestand. Um die Rekruten unterzubringen, musste zuerst ein Flügel des Landgrafenschlosses geräumt werden, später mussten einige Rekruten auch in Privatunterkünften untergebracht werden. Eigentlich hätte es sich die Militärbürokratie leisten können grosszügiger zu sein, denn die Werbegelder sprudelten.


Unter den "bösen Kerls", die von Hatzfeld beschrieb, war auch ein Student, auf den er sich verlassen konnte: Niemand anderes, als Seume, der sich als Regimentsschreiber bald unentbehrlich zu machen wusste. Als rechte Hand von Hatzfelds im Rang eines Unteroffiziers schob er in Halifax eine ruhige Kugel und fand sogar Zeit für ethnologische Studien bei den Huronen.
 
Das Protestlied nimmt in seiner letzten Strophe Bezug auf ein grosses Problem, das ich für den wirklichen Sozialskandal im Heereswesen des 18. Jhds halte: Die mangelhafte Versorgung der Veteranen, dass ein Soldat, der für Preussens Gloria oder die Kasse der Landgrafen Gesundheit, Leib und Leben riskierte, keine Möglichkeit hatte, Bürger dieses Landes zu werden und damit rechnen musste, im Alter abgeschoben zu werden. Eine Sozialversicherung existierte nicht einmal in Grundzügen, und die Passi in den Subsidienverträgen, die eine Zahlung für Tote vorsahen, waren ein, wenn auch sehr bescheidener, Beitrag zur Sicherung der Veteranen. Das war für viele Soldaten durchaus ein Anreiz, sich zu verpflichten, wobei bei der desperaten Lage weiter Teile der Bevölkerung schon die regelmässige Verpflegung eine Attraktion darstellte.

Bei der Veteranenversorgung entzündete sich, als Nachwirkung der französischen Revolution dann auch Kritik an der Subsidienpolitik, schrieben Veteranen und deren Frauen an den neuen, alten Landesherrn ( Wilhelm IX., der 1813 aus dem Exil zurückkehrte), dass sie nicht ganz freiwillig gedient hätten, noch Soldrückstände geltend zu machen hätten, etc. (Inge Auerbach, Die Hessen in Amerika 1776- 1783 S. 337 ff. )
 
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Ich erinnere mich noch an ein Event 2003 in Hanau Wilhelmsbad unter dem Motto "Juchheissa nach Amerika". Eine Referentin sagte, Juchheissa nach Amerika" sei als Protestlied in Anlehnung an "Oh König von Preussen" entstanden.
Ich verstand nur nicht den von Dir zitierten Abschnitt. Hast Du von dem Lied auch den gesamten Text und würdest diesen bitte einstellen? Meine Zweifel kommen daher, weil ich mir das mit der Anlehnung nicht ganz vorstellen kann. Die einzige Datierung, die ich bis jetzt von einem Bekannten für das Lied "O König von Preußen" gehört und gelesen habe, war 1780, als die Hessen den Atlantik überquerten lag allerdings das Lied also, soweit mir bekannt, nicht vor. Hast Du genauere Datierungen für "O König von Preußen" und eine Datierung für das von Dir angesprochene Lied?
Ich weiß, dass es mit den Datierungen der Lieder nicht ganz einfach ist, außer denen von J.W. Gleim. Aber dennoch ist die Datierung ganz erheblich, da man dann die Inhalte besser beurteilen kann und die Lieder sind, bedingt nur allerdings, interessante Primärquellen.:fs:
 
Ich hatte die Dame damals um ein Textstück gebeten, und sie hatte auch eine Gesamtfassung. Nur, wo ich die vergraben habe, das weiss ich natürlich nicht mehr. In weiten Passagen entsprach es dem Text von "O König von Preussen".


Ich könnte mir vorstellen, dass der angebliche Titel "Juchheissa nach Amerika" in Anlehnung an die bekannte Kammerdienerszene in "Kabbale und Liebe" entstanden ist. ("Und die ganze Armee schrie "juchheissa nach Amerika") wenn das der Fall ist, kann das Lied aber nicht von vor 1784/85 stammen. Die letzten "Hessians" waren damals auch schon wieder nach Europa zurückgekehrt.

Jetzt besinne ich mich auch wieder, es ging so:

"Juchheissa nach Amerika, dir Deutschland gute Nacht,
Ihr Hessen präsentierts Gewehr, der Landgraf kommt zur Wacht.
Adieu, Herr Landgraf Friedrich, du zahlst uns Schnaps und Bier,
schiesst Arme man und Beine uns ab, dann zahlt sie England dir."

Die anderen Verse waren entweder identisch mit denen von "O König von Preussen" oder waren geringfügig abgeändert. Wie gesagt, ich habe nur die Angaben der Referentin, die aber durchaus eine seriöse Historikerin und Ethnologin ist.
 
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Noch ein Hinweis:
Alle hofften auf Abenteuer und Beute im sagenhaften Amerika, wie es in einem hessischen Soldatenlied deutlich zum Ausdruck kommt:

Frisch auf, ihr Brüder, ins Gewehr,
's geht nach Amerika!
Versammelt schon ist unser Heer,
Vivat, Viktoria!
Das rote Gold, das rote Gold,
das kommt man nur so hergerollt,
da gibt's auch, da gibt's auch, da gibt's auch bessern Sold!
[...]
Adchö, mein Hessenland, adchö!
Jetzt kommt Amerika.
Und unser Glück geht in die Höh',
Goldberge sind allda!
Dazu, dazu in Feindesland,
was einem fehlt, das nimmt die Hand.
Das ist ein, das ist ein, das ist ein anderer Stand!
Die verkauften Hessen im Unabhängigkeitskrieg der USA - Soldatenhandel im Merkantilismus und Absolutismus hessische Söldner
 
Die hessische Armee hatte durchaus eine gewisse Attraktivität vorzuweisen für Leute, die dem Soldatenleben etwas abgewinnen konnten. Zunächst einmal waren der Sold und 15 rthl. Handgeld für viele Leute eine Menge Geld. Dann bestanden auch durchaus Aufstiegsmöglichkeiten bei den "Hessians", denn das Offizierskorps bestand zum grossen Teil aus Bürgerlichen und zwar durchaus nicht nur aus Rats- und Offiziersfamilien. Es ist nachweislich Geld von Nordamerika nach hessen geschickt worden, aber grosse Reichtümer sind nicht erworben worden. Oft genug liess man die Soldzahlungen mal ausfallen oder bezahlte die Truppen in deutschem Geld.

Aus den Tagebüchern hessischer Offiziere wie den Brüdern v. Wurmb geht allerdings hervor, dass sich Hoffnungen auf beförderung zerschlugen, und die Teilnahme auf einem Frontkommando im Krieg nicht gerade karriereförderlich war.

Die Schlachten des Unabhängigkeitskrieges waren eher Scharmützel, und die meisten Verluste gingen auf Abgänge durch Krankheiten zurück, womit wir wieder beim Anfangsthema sind. Im 18. Jahrhundert wurden Kriege stark vom Lauf der Jahreszeiten geprägt. Frühjahr bis Herbst war die Zeit der Feldzüge, während im Winter üblicherweise kein Krieg geführt wurde. In den Jahren, als Marlborough Krieg auf dem Kontinent führte, kehrte er im Winter nach London zurück, und die höheren französischen Offiziere taten das Gleiche und gingen nach Paris. Im Zeitalter der Kabinettskriege gab man dazu Pässe an Offiziere aus, damit sie feindliche Linien durchqueren konnten. Für gemeine Muskoten gab es natürlich keinen Heimaturlaub. Wenn sie Glück hatten, durften sie den Winter in einer Stadt verbringen, hatten sie Pech, mussten sie in einem Feldlager überwintern. Mit dem Frühling füllte man die Lücken, die Kälte und Krankheiten geschlagen hatten, mit frischen Rekruten auf.
 
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