Unterschiede GULAG - KZ

Liebe Forenteilnehmer,

... eine wichtige Frage für Historiker bildete der Vergleich zw. den oben genannten Formen der Internierung. Dabei konnte ich aus Erfahrungsberichten kaum entscheidendes ableiten. Das einzige was mir auffiel in einem GULAG konnte man eher durch Zufall hineinkommen als in einem KZ. Das mag daran liegen weil die Ausschaltung von politischen Gegnern in Deutschland wesentlich stringenter verfolgt wurde. Wer kann zu dieser Thematik noch ergänzendes anfügen ... ?!
 
Liebe Forenteilnehmer,

... eine wichtige Frage für Historiker bildete der Vergleich zw. den oben genannten Formen der Internierung. Dabei konnte ich aus Erfahrungsberichten kaum entscheidendes ableiten. Das einzige was mir auffiel in einem GULAG konnte man eher durch Zufall hineinkommen als in einem KZ. Das mag daran liegen weil die Ausschaltung von politischen Gegnern in Deutschland wesentlich stringenter verfolgt wurde. Wer kann zu dieser Thematik noch ergänzendes anfügen ... ?!

Welche Historiker sahen im Vergleich Gulag und KZ eine wichtige Frage?
 
hart sich das auch anhört, aber Stalin machte da keine langen Reden, wer gegen eine seiner Prinzipien verstieß, fand sich schnell in Sibirien oder in einem der anderen Gulags wieder.

Stalin sah die ganze Sowjetunion als Feind seiner selbst an. Man kam also nicht wegen Kritik gegen Stalin (das tat niemand mehr ab spätestens 1928 in der SU) in den Gulag sondern, weil Stalin alle Jahre sein Führungspersonal auswechselte. Schliesslich war er "der Führer" und das sollte durch andere Personen nicht streitig gemacht werden.
Die riesigen täglichen Listen der Verhaftungen basierten auf dem Kampf der untergeordneten Nomenklatura, wer der bessere/erfolgreichere Genosse war. Stalin sah diesen Irrwitz als willkommene Strategie, auch die Häscher in Angst zu versetzen.

@Helmut Schuhl
Dieses abartige System als Zufall zu bezeichnen ...
 
Zum Thema Gulag gibt es die herausragende Untersuchung von

Anne Applebaum: Der Gulag, Siedler Verlag 2003.

Hierzu auch die Website in Englisch: Anne Applebaum -- Gulag: A History Intro

Das Bemühen jedoch, jeweils Unterschiede oder Parallelen zwischen dem KZ- oder dem Gulag-System herstellen zu wollen, ist meist mehr motiviert durch eine ideologische Betrachtungsweise als durch die Absicht, beide Phänomen in ihrer komplexen Ganzheit zur Kenntnis nehmen oder gar verstehen zu wollen.

Zu den Gründen der unterschiedlichen Rezeption im öffentlichen Bewusstsein – vom Problem der Bereinigung der Archive einmal abgesehen ´- schreibt sie:’ Zwanzig Millionen Menschen verlieren durch Stalin ihr Leben, die blutigste Epoche der Sowjetunion trägt seinen Namen. Anders als die nationalsozialistischen Verbrechen ist der Stalinismus bis heute wenig aufgeklärt, denn erst seit Öffnung der russischen Archive dringt Licht ins Dunkel der Geschichte.’
 
Liebe Forenteilnehmer,

... eine wichtige Frage für Historiker bildete der Vergleich zw. den oben genannten Formen der Internierung. Dabei konnte ich aus Erfahrungsberichten kaum entscheidendes ableiten. Das einzige was mir auffiel in einem GULAG konnte man eher durch Zufall hineinkommen als in einem KZ. Das mag daran liegen weil die Ausschaltung von politischen Gegnern in Deutschland wesentlich stringenter verfolgt wurde. Wer kann zu dieser Thematik noch ergänzendes anfügen ... ?!

Was soll so ein Vergleich eigentlich bringen?
Ich kann da keine Unterschiede feststellen.
Wer nicht genehm war, hüben wie drüben, ging ab.
Ich verstehe die Fragestellung nicht. Vieleicht kann mich mal jemand aufklären?
 
Was soll so ein Vergleich eigentlich bringen?
Ich kann da keine Unterschiede feststellen.
Wer nicht genehm war, hüben wie drüben, ging ab.
Ich verstehe die Fragestellung nicht. Vieleicht kann mich mal jemand aufklären?


Die ideologische Ausrichtung und das Vokabular mochte verschieden sein, im Resultat bestand tatsächlich kein Unterschied, "Vernichtung durch Arbeit", Terror und Ausbeutung war das Motto hüben wie drüben.
 
Was soll so ein Vergleich eigentlich bringen?
Ich kann da keine Unterschiede feststellen.
Wer nicht genehm war, hüben wie drüben, ging ab.
Ich verstehe die Fragestellung nicht. Vieleicht kann mich mal jemand aufklären?

Einen Unterschied kann ich feststellen und zwar der, dass in den KZs Menschen geziehlt, fabrikmässig vernichtet wurden. Wobei man hier wieder den Unterschied zwischen KZs und Vernichtungslager machen muss.
 
Was soll so ein Vergleich eigentlich bringen?
Ich kann da keine Unterschiede feststellen.
Wer nicht genehm war, hüben wie drüben, ging ab.
Ich verstehe die Fragestellung nicht. Vieleicht kann mich mal jemand aufklären?

Genau florian,

so sehe ich das auch.
Sich einen Kopf darüber machen, ob ein Lager in dem Menschen unter ihrer Würde behandelt werden und dannach noch getötet werden, nun so heist oder so ist nicht gerade rühmlich.
 
Einen Unterschied kann ich feststellen und zwar der, dass in den KZs Menschen geziehlt, fabrikmässig vernichtet wurden. Wobei man hier wieder den Unterschied zwischen KZs und Vernichtungslager machen muss.

Und schon sind wir mit einem solchen Ansatz in genau einer der ideologisch geführten Relativierungs- und Entlastungsdiskussionen, die eigentlich relativ unfruchtbar sind.

Wenn man sich um Differenzierung bemüht: Das Stalinsche Kalkül ist aber in dem Sinne rationaler, dass vor die Tötung die systematische Ausbeutung durch Sklavenarbeit gesetzt wurde und es unter wechselnden Bedingungen alle gesellschaftlichen Gruppen betraf, während es im NS-System meist bestimmte Gruppen im Visier staatlichen Terrors standen. Desweiteren sind die Gulag-Archive teilweise bereinigt.

Anne Applebaum schreibt zum Lagersystem:

‚Es ist nunmehr unbestritten, dass der Diktator selbst den Massenterror vorantrieb. Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs ließ sein Regime Millionen deportieren, ganze Völkergruppen, Hunderttausende kamen um, auch während des Kriegs hörten die terroristischen Übergriffe des Regimes gegen Zivilisten und Soldaten nicht auf. Erst mit Stalins Tod nahm die Gewaltorgie ein Ende. (...)

Die potentiellen Gulag-Strafgefangenen hatten vor der Lagerphase die Verhaftung, das Untersuchungsgefängnis, die Verurteilung und den Transport an den Ort ihres jahre- oder lebenslangen - was auch immer lebenslang unter diesen Bedingungen bedeutete - Sklavendaseins zu überstehen. (…) Während der grossen Terrorwellen wurden die Opfer meist ausgewählt, weil sie entweder einem Bevölkerungsteil angehörten, der gerade unter Verdacht stand, oder es sich um Leute handelte, die in den Lagern gebraucht wurden.

Manche Gruppen wie Kulaken, Ingenieure oder Nichtrussen, zum Beispiel Finnen aus zur Zeit des Zweiten Weltkrieges besetzten Gebieten, waren klar abgegrenzt, andere blieben vage. Ausländer, nicht zuletzt kommunistische Sympathisanten waren nicht sicher vor dem Gulag, Apparatschiks und selbst höchste Offiziere und Regierungsbeamte konnten von einem Tag auf den ändern in Ungnade fallen und - falls nicht sofort hingerichtet - in den Gulag verbracht werden.’
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Und schon sind wir mit einem solchen Ansatz in genau einer der ideologisch geführten Relativierungs- und Entlastungsdiskussionen, die eigentlich relativ unfruchtbar sind.

Und wenn du mehr von meinen Beiträgen hier kennen würdest, dann wüsstest du das es Quatsch ist. Ich führe keine ideologische Relativierungs- und Entlastungsdiskussionen. Es ist für mich der einzige Unterschied, dass in den Vernichtungslagern der Nazis Menschen, wegen ihrer Volkszugehörigkeit ins Gas geschickt wurden.

Dies geschah in den Gulags nicht.

Wenn man diesen Unterschied nicht hervorheben darf, weil man dann gleich relativiert, unterbindest du jeden Vergleich. Dass in beiden Lagern Menschen unter grausamen Bedingungen zu Tode kamen, ist unbestritten. Dass die Lebensbedingungen in beiden Lagern unmenschlich waren ebenso.
 
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