Ureinwohner Nordamerikas

Die Ausstellung in Rosenheim ist wahrscheinlich gut. Wobei hiermit die Ausstellung selbst gemeint ist. Wie aus dem obigen Link hervorgeht, hat der Lokschuppen als Organisator ebenfalls ein Programm an Workshops etc. aufgestellt, das mit Inhalten und Lernzielen locker die Absichten der Ausstellung konterkariert. Die Ausstellung möchte vorhandene Stereotypen über Indianer abbauen und ein realitätsgemäßeres Bild der indianischen Kulturen vermitteln, zum einen historisch, aber auch mit einigen zeitnäheren Exponaten.



Das Beiprogramm kommt dann aber mit Workshops daher, in denen einmal mehr die stereotypen Stirnbänder mit Feder gebastelt (die nicht alle Indianer trugen) oder in dem angeblich Mut und Kraft verleihende Amulette hergestellt werden.


Vollends daneben sind allerdings die Workshops, in denen Kachinas selbstgebastelt werden - und der museumspädagogische Dienst (wie bitte?) formuliert vollmundig als Lernziele das Kennenlernen anderer Religionen sowie Verständnis für andere Kulturen. Wie man dies über das Nachbasteln religiöser Gegenstände (die außerdem noch falsch erklärt werden) realisieren will, wird nicht erwähnt.



Daß Traumfänger im "Sioux-Stil" gebastelt werden sollen, ist schon
erstaunlich, da diese traditionell bei den Ojibway in Gebrauch waren. Wie man durch solche Basteleien zum Hinterfragen von Touristenware kommen können soll, äußert der museumspädagogische Dienst lieber erst gar nicht, aber es machte sich als Lernziel wahrscheinlich so richtig schön progressiv (oder was auch immer).



Auch den Adler als den "heiligsten Vogel" aller indianischen Völker zu bezeichnen zeigt, daß mit viel Stereotypen im Kopf und wenig Kenntnis formuliert und geplant wurde. Im Workshop "Adlerkrallenamulett" können auch allenfalls Plastikimitate verwendet werden; wie diese Zugang zu Gestaltungsideen anderer Kulturen verschaffen können, ist wohl das Geschäftsgeheimnis des museumspädagogischen Diensts. Dessen Pädagogikstudium war vermutlich vergebens, da man argumentiert, der Workshop spreche vor allem auch Jungen an.



Der Lokschuppen plant außerdem, an drei Terminen Powwows zu veranstalten. Hierzu werden bereits in einschlägigen Foren Teilnehmer aus der deutschen Hobbyistenszene und der deutschen Powwowszene mit Gratiseintritt gelockt. Das Personal, das Führungen durch die Ausstellung vornehmen wird, wurde bereits in einem Seminar "geschult", das ein Esoteriker durchführen durfte, der nicht nur pseudo-indianische Wildniskurse anbietet, sondern auch Schwitzhütten und andere indianische Zeremonien verkauft.

Vermutlich versucht der Veranstalter einen Spagat zwischen den Zielen der Ausstellung und dem vorhandenen, stereotyp-lastigen Indianerbild in unserer Gesellschaft hinzubekommen, ist damit aber bereits im Vorfeld der Ausstellung furios gescheitert, was sehr bedauerlich ist.
 
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