"Urlaubsgebühr" für Österreicher

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ich stehe kurz vor meiner geschichte matura, sprich vorbereitungsstunden gibt es keine mehr, ich hätte allerdings noch eine frage

ich bilde mir, dass irgendwann in der geschichte die österreicher eine gebühr zahlen mussten, wenn sie in deutschland urlaub machen wollten, man wollte so die österreichische wirtschaft stärken, sprich die österreicher in österreich behalten, ich glaube diese gebühr hatte sogar einen ziemlich bekannten namen (umgangsprachlich)

jetzt meine frage: erinnere ich mich richtig, wenn ja, wann war das und wie hieß diese gebühr genau?
 
Hey,

ich mach auch heuer die Matura :winke:


Also, 1933 führte Hitler diese Gebühr ein um die Wirtschaft des Ständestaats zu schwächen. Sie wurde auch Tausend-Mark-Sperre genannt. Weiß aber nicht ob Österreicher auch 1000 Mark zahlen mussten um nach Deutschland zu gelangen. Oo

Übrigens, 1000 Reichsmark sind um die 9000€ :pfeif:

Auf Wikipedia gibts dazu sicherlich auch einen Eintrag ;)
 
ich stehe kurz vor meiner geschichte matura, sprich vorbereitungsstunden gibt es keine mehr, ich hätte allerdings noch eine frage

ich bilde mir, dass irgendwann in der geschichte die österreicher eine gebühr zahlen mussten, wenn sie in deutschland urlaub machen wollten, man wollte so die österreichische wirtschaft stärken, sprich die österreicher in österreich behalten, ich glaube diese gebühr hatte sogar einen ziemlich bekannten namen (umgangsprachlich)

jetzt meine frage: erinnere ich mich richtig, wenn ja, wann war das und wie hieß diese gebühr genau?

Fayter hat dir ja schon geantwortet, dass diese 1000 Mark-Sperre für die deutschen Staatsangehörigen die eine Reise nach Österreich machen wollten galt. Nicht für die Österreicher die nach Deutschland wollten. Mit dieser 1000 Mark-Sperre wollte man den österreichischen Fremdenverkehr und damit die österreichische Wirtschaft schwächen und nicht stärken. Mit dieser Sperre sollte der wirtschafliche Zusammenbruch Österreichs herbeigeführt werden und dann in der Folge davon die Machtübernahme der NSDAP zu ermöglichen. Die 1000 Mark-Sperre wurde 1936 wieder aufgehoben.
 
Die Wirtschaftsblockade der Nazis gegenüber Österreich war in ihrer Wirkung aber mehr als erfolgreich. Während sich die deutsche Wirtschaft zu erholen begann (in Zusammenhang mit dem generellen weltweiten Wirtschaftsaufschwung nach der großen Depression) verschlimmerten sich die Zustände in Österreich.
 
Die Wirtschaftsblockade der Nazis gegenüber Österreich war in ihrer Wirkung aber mehr als erfolgreich. Während sich die deutsche Wirtschaft zu erholen begann (in Zusammenhang mit dem generellen weltweiten Wirtschaftsaufschwung nach der großen Depression) verschlimmerten sich die Zustände in Österreich.

Eine Frage in diesem Zusammenhang. Was machte die österreichische Wirtschaft, vor allem was machte der Fremdenverkehr, versuchten sie andere (nicht Deutsche) Kunden zu werben?
 
Um aus dem Wikiartikel zu zitieren:
"Die österreichische Regierung entwickelte eine Reihe von Maßnahmen, um dem starken Nächtigungsrückgang entgegenzuwirken, während von einzelnen Fremdenverkehrsgemeinden mit Forderungen nach einer Einigung mit Deutschland interveniert wurde. Neben massiven Unterstützungen für die marode Hotellerie wurde die Fremdenverkehrswerbung in anderen Quellgebieten intensiviert, großangelegte Kinderferienaktionen gestartet, Vergünstigungen für längere Reisen mit der Österreichischen Bahn angeboten und Druck auf Beamte ausgeübt, ihren Urlaub in Österreich zu verbringen (bis hin zu zusätzlichen Urlaubstagen bei der Wahl der „richtigen“ Destination). Zahlreiche lokale Projekte erhöhten die Attraktivität von österreichischen Reisezielen (als eines der bedeutendsten Beispiele die Großglockner-Hochalpenstraße, eröffnet 1935).
Es entstanden zahlreiche Filme, die vor allem um Touristen aus anglo- und frankophonen Ländern warben, so etwa Carneval in Vienna (1935), Rendezvous in Wien (1936), Wie ein Franzose Wien sieht (1937) oder Wiener Mode (1937). Besonders hervorzuheben ist Singende Jugend (1936, Regie: Max Neufeld); dieser Film zeigt die Wiener Sängerknaben auf der neu eröffneten Großglockner-Hochalpenstraße und hatte im Ausland tatsächlich gute Besuchszahlen. In Tschechien wurde er sogar zum besten ausländischen Film des Jahres 1936 gewählt.
Während die Zahl der deutschen Reisenden massiv zurückging, konnten vor allem 1934 und 1935 auffallende Zuwächse im Österreichischen Binnentourismus verzeichnet werden. Auch die Nächtigungen von Reisenden aus anderen Ländern konnten teilweise auffallende Wachstumsraten verzeichnen. Somit kann die Entwicklung des österreichischen Tourismus nach dem Verhängen der Tausend-Mark-Sperre als interessantes (wenn auch erzwungenes) Beispiel für eine Politik der Diversifizierung der Herkunftsländer gesehen werden."
 
Um aus dem Wikiartikel zu zitieren:
"
Die österreichische Regierung entwickelte eine Reihe von Maßnahmen, um dem starken Nächtigungsrückgang entgegenzuwirken, während von einzelnen Fremdenverkehrsgemeinden mit Forderungen nach einer Einigung mit Deutschland interveniert wurde. Neben massiven Unterstützungen für die marode Hotellerie wurde die Fremdenverkehrswerbung in anderen Quellgebieten intensiviert, großangelegte Kinderferienaktionen gestartet, Vergünstigungen für längere Reisen mit der Österreichischen Bahn angeboten und Druck auf Beamte ausgeübt, ihren Urlaub in Österreich zu verbringen (bis hin zu zusätzlichen Urlaubstagen bei der Wahl der „richtigen“ Destination). Zahlreiche lokale Projekte erhöhten die Attraktivität von österreichischen Reisezielen (als eines der bedeutendsten Beispiele die Großglockner-Hochalpenstraße, eröffnet 1935).
Es entstanden zahlreiche Filme, die vor allem um Touristen aus anglo- und frankophonen Ländern warben, so etwa Carneval in Vienna (1935), Rendezvous in Wien (1936), Wie ein Franzose Wien sieht (1937) oder Wiener Mode (1937). Besonders hervorzuheben ist Singende Jugend (1936, Regie: Max Neufeld); dieser Film zeigt die Wiener Sängerknaben auf der neu eröffneten Großglockner-Hochalpenstraße und hatte im Ausland tatsächlich gute Besuchszahlen. In Tschechien wurde er sogar zum besten ausländischen Film des Jahres 1936 gewählt.
Während die Zahl der deutschen Reisenden massiv zurückging, konnten vor allem 1934 und 1935 auffallende Zuwächse im Österreichischen Binnentourismus verzeichnet werden. Auch die Nächtigungen von Reisenden aus anderen Ländern konnten teilweise auffallende Wachstumsraten verzeichnen. Somit kann die Entwicklung des österreichischen Tourismus nach dem Verhängen der Tausend-Mark-Sperre als interessantes (wenn auch erzwungenes) Beispiel für eine Politik der Diversifizierung der Herkunftsländer gesehen werden."

Den Wiki-Artikel habe ich auch gelesen. Ich möchte das aber lieber von einem Kenner der österreichischen Geschichte erfahren. Wiki hinterfrage ich immer.
 
Die Wirtschaftsblockade der Nazis gegenüber Österreich war in ihrer Wirkung aber mehr als erfolgreich. Während sich die deutsche Wirtschaft zu erholen begann (in Zusammenhang mit dem generellen weltweiten Wirtschaftsaufschwung nach der großen Depression) verschlimmerten sich die Zustände in Österreich.

Interessant wäre nun, wieweit sich da ein kausaler Zusammenhang zwischen beiden ausgeprägten Entwicklungen nachweisen läßt. Feststellen läßt sich wohl ein Unterschied. Daneben gab es Sondereinflüsse, zB Rüstungskonjunktur.

Weitere Frage wäre, welche Bedeutung der Tourismussektor gesamtwirtschaftlich hatte. Es gibt vom Österreichischen Institut für Konjunkturforschung Arbeitsmarkt-Analysen für 1929-1936, die bzgl. dieses Sektors und naher Bereiche mE kaum große Abweichungen aufweisen (zu anderen Sektoren, bzw. Auffälligkeiten in den Trendentwicklungen), vgl. Jahresbeilage 1936 zur Zeitschrift des IfK.
 
Interessant wäre nun, wieweit sich da ein kausaler Zusammenhang zwischen beiden ausgeprägten Entwicklungen nachweisen läßt. Feststellen läßt sich wohl ein Unterschied. Daneben gab es Sondereinflüsse, zB Rüstungskonjunktur.

Weitere Frage wäre, welche Bedeutung der Tourismussektor gesamtwirtschaftlich hatte. Es gibt vom Österreichischen Institut für Konjunkturforschung Arbeitsmarkt-Analysen für 1929-1936, die bzgl. dieses Sektors und naher Bereiche mE kaum große Abweichungen aufweisen (zu anderen Sektoren, bzw. Auffälligkeiten in den Trendentwicklungen), vgl. Jahresbeilage 1936 zur Zeitschrift des IfK.

Im Österreich-Lexikon steht, dass der Anteil an Deutschen Touristen im Jahr 1932 ca. 40% betrug.
 
Morgen,

die österr. Nationalbibliothek bietet einen digitalen Lesesaal an, wo man Zeitungen vom 18 Jhdt. bis ins 20.Jhdt. online lesen kann :)

Falls es jemanden interessiert. Hier zum Thema 1000 Mark Sperre vom 28.Mai 1933: ÖNB/ANNO AustriaN Newspaper Online
(Aus deutscher und österreichischer Sicht.)


Zusätzlich empfehle ich die Windows Leselupe ;)



lg Fayter
 
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