Verbot nationalsozialistischer Symbole und Lieder

Klaus P.

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Hi, Wer kann mir etwas zum Verbotsurteil über das SA-Lied "Es zittern die morschen Knochen" sagen?
 
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Leopold Bloom schrieb:
Oha....ich dachte eher wegen dem Text....

Danke für den Link-Tip, lieber L.B., und keine Sorge, aber es geht mir wirklich um das Verbotsurteil.
Darauf gekommen bin ich, weil ich irgendwo gehört habe, dass diese Lied ein Favorit des bekannten (Fernseh-) Journalisten Peter Scholl-Latour sei.
Dabei fällt mir noch ein ganz anderer Zusammenhang ein, dass nämlich F.-J. Degenhardt in seinem Lied "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern" das angesprochene Lied, das wohl ursprünglich (mit etwas anderem Text!) aus der katholischen Jugendbewegung der 20er Jahre stammt, anscheinend zitiert "...Knochen morsch und morscher schreien".
 
Klaus P. schrieb:
Darauf gekommen bin ich, weil ich irgendwo gehört habe, dass diese Lied ein Favorit des bekannten (Fernseh-) Journalisten Peter Scholl-Latour sei.
Das "ominöse" Lied ist weder verboten noch ein SA-Lied.
Der damals 17jährige Pfadfinder Hans Baumann schrieb 1930 das Marschlied "Es zittern die morschen Knochen" für ein katholisches Liederbuch. Dass Baumann nach 1933 zu einem allerdings kleinen Nazidichter wurde, nach 1945 zu einem bekannten Kinder- und Jugendbuchautor reüssierte (Janosch!), steht auf einem anderen BLatt.
Verboten ist die schon von den Nazis umgedichtete Version des Liedes.
Der Refrain wurde um ein einziges Wort verändert: Aus
"Denn heute hört uns Deutschland und morgen die ganze Welt"
machten sie
"Denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt".

Was Peter Scholl-Latour anbelangt, so hatte er wohl, wenn die die Behauptung stimmt, sicher nicht die Nazivariante im Sinn; für so naiv halte ich ihn nicht.

Während des Irak-Krieges war der langjährige Kriegsreporter Peter Scholl-Latour regelmäßiger Gast in deutschen Fernsehstudios. In einem Interview mit dem konservativen Magazin "Focus" (15/03) enthüllte der mehrfache Interviewpartner der "Jungen Freiheit" noch ganz private Vorlieben. Gefragt, welches Lied der 1924 in Bochum geborene Scholl-Latour gerne singe, antwortete der: "Es zittern die morschen Knochen...".

Das von dem späteren Mitarbeiter der NS-Reichsjugendführung, Hans Baumann, verfasste Stück "war neben dem Horst-Wessel-Lied die politische Hymne des Dritten Reichs", wie es die neofaschistische Zeitschrift "Nation und Europa" bemerkte.

http://www.nrw.vvn-bda.de/hma/25_jun_2003.htm

Klaus P. schrieb:
Dabei fällt mir noch ein ganz anderer Zusammenhang ein, dass nämlich F.-J. Degenhardt in seinem Lied "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern" das angesprochene Lied, das wohl ursprünglich (mit etwas anderem Text!) aus der katholischen Jugendbewegung der 20er Jahre stammt, anscheinend zitiert "...Knochen morsch und morscher schreien".
Degenhardt hat die in die BRD hinüber tradierten jugendbewegten Lieder als nicht mehr singbar hingestellt:
Tot sind unsere Lieder unsre alten Lieder.
Die Gründe:
Lehrer haben sie zerbissen,
Kurzbehoste sie zerklampft,
braune Horden totgeschrien,
Stiefel in den Dreck gestampft.

Es dauerte lang, bis viele aus den Liederbüchern verschwunden waren. Heute hat sich da die Spreu vom Weizen getrennt.
Baumanns Lied gehört zur Spreu, aber verboten ist es nicht.
 
Mercy schrieb:
Dass Baumann nach 1933 zu einem allerdings kleinen Nazidichter wurde, nach 1945 zu einem bekannten Kinder- und Jugendbuchautor reüssierte (Janosch!), steht auf einem anderen BLatt.

:eek: was ist das denn? janosch heisst in wirklichkeit horst eckert, und wurde 1931 geboren!! er hat nichts, aber auch gar nichts mit hans baumann zu tun. baumann veröffentlichte die kinderbücher unter seinem namen (sie sind heute noch z.t. erhältlich).
 
Mercy schrieb:
Das "ominöse" Lied ist weder verboten noch ein SA-Lied...
In einer Veröffentlichung des Berliner Verfassungsschutzes (Link s.o. bei Leopold Bloom) heißt es:
„...Während Kennzeichen und Symbole als optische Erkennungszeichen der nationalsozialistischen Ideologie unter das Strafrecht fallen, sind Grußformen, Parolen und Lieder vor allem wegen ihrer Inhalte und ihrer Verwendung in der Zeit des „III. Reiches“ als Ausdruck besonderer Systemnähe heute verboten...
Die Zeit des Nationalsozialismus brachte eine Vielzahl von Kampf- und
Propagandaliedern hervor, die insbesondere zur Verherrlichung des Systems und seiner Organisationen dienten.
An erster Stelle ist hier das sog. „Horst-Wessel-Lied“... zu nennen...
Weitere mit der nationalsozialistischen Ideologie eng verknüpfte und daher unter den § 86a StGB fallende Lieder sind z.B.:
„Vorwärts! Vorwärts! (Unsre Fahne flattert uns voran)“ (Lied der Hitlerjugend),...
aber auch „Es zittern die morschen Knochen“, das ursprünglich von der Katholischen Jugendbewegung stammte und von den Nationalsozialisten mit Veränderungen im Text... vor allem für die Hitlerjugend übernommen worden war...“
 
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