Verbrennung

Kassia

Aktives Mitglied
Mal etwas naiv gefragt: Wieso wurden Hexen etc. eigentlich verbrannt?
Zum Tode verurteilte Kinder wurden oft erst stranguliert oder enthauptet und dann verbrannt.
Soweit ich mich erinnere, wurden die Berliner mit dem Kirchenbann belegt, nicht weil sie den Propst von Bernau erschlagen haben, sondern weil sie seinen Leichnam hinterher auch noch verbrannt haben.

Die Idee von der Auferstehung des Fleisches war soch schon längere Zeit in der Versenkung verschwunden (?)
Noch heute gestattet der CIC die Verbrennung nur, wenn sie nicht aus akatholischen Gründen erfolgt.
Wieso dann also eine so umstrittene Todesart? Läuterung? Bibel beim Wort genommen (werft die Reben ins Feuer...)?

Gibts dafür überhaupt eine monokausale Erklärung?

LG Kassia
 
Das ist ne gute Frage. Vielleicht sollten die Seelen der Hexen dadurch gereinigt oder erlöst werden. Ist nur ne Vermutung....:pfeif:
LG
 
Aus: Kleines Lexikon zu Kirche & Glauben

"Die Verbrennung von Verstorbenen findet sich in unterschiedlichen Kulturen, so war die Feuerbestattung und die anschließende Beisetzung der Asche in einer Urne auch bei den Römern bis ins zweite Jh. üblich, wurde dann aber von der Körperbestattung abgelöst.

Das Feuer galt in den ältesten Kulturen als Gabe der Götter und damit heilig. Dementsprechend wurden in Heiligtümern Flammen entzündet und gehütet. Die Verbrennung eines Leichnams könnte also ursprünglich eine Rückgabe des Menschen an die Götter und Heiligung (und meistens auch Reinigung) der Verstorbenen meinen.

Neben dem Aspekt der Reinigung und Heiligung spielen vielleicht auch Fruchtbarkeitsvorstellungen eine Rolle (Asche als Dünger), also Vorstellungen von Wiedergeburt.

Von Bedeutung ist deshalb sicherlich auch die Mythologie des Vogels Phoenix, der die Seele des Sonnengottes verkörperte und sich in gewissen Abständen selbst verbrennen sollte, um aus der Asche neu aufzusteigen. In der christlichen Kunst wurde der Phoenix deshalb zum Symbol der Auferstehung Christi."

Jacobum
 
komplett ...

keera schrieb:
Das ist ne gute Frage. Vielleicht sollten die Seelen der Hexen dadurch gereinigt oder erlöst werden. Ist nur ne Vermutung....:pfeif:
LG

Hex-hex Hexenschrift :devil: ... und liegst damit gar nicht weit weg.
Liebe Kassia, das hab ich ganz zufällig gefunden:

"2.4 Feuertod
Eine Hinrichtungsmethode die sich aus der Antike über das Mittelalter bis in die Renaissance zieht ist der Feuertod. Der Delinquent wurde in diesem Falle mit Ketten an einen Holzpfahl gefesselt und bei lebendigem Leibe verbrannt. Ziel dieser Hinrichtungen war es, den menschlichen Körper komplett zu vernichten, um so Dämonen und Geister zu vertreiben, die durch den Hinzurichtenden wirkten. Teilweise wurde der Scheiterhaufen so hoch geschichtet, dass dem Publikum der Anblick des Todeskampfes verwehrt war. 5,6 Der Feuertod war in der Renaissance die führende Hinrichtungsmethode bei der Hexenverfolgung in Europa. In der Zeit bis 1782 fanden über 200.000 Frauen als Hexen den Tod durch Hexenverbrennung. Das letzte Opfer der Hexenverfolgung in Deutschland war eine Landstreicherin in Kempten im Allgäu. Man verurteilte sie zum Tode wegen Hexerei. Sie wurde allerdings nicht mehr bei lebendigem Leibe verbrannt, sondern man gewährte ihr 1775 den Tod durch das Schwert. Europas letzte Hexenverbrennung fand 1792 in Polen statt. Eine weitere Form der Hinrichtung durch Feuer wurde in Indien bis in das 20. Jahrhundert praktiziert. Hierbei wurden Frauen, deren Ehemänner verstorben waren, mit dem Leichnam ihrer Männer verbrannt. 7


unkommentiert, aus:
http://scholar.google.com/scholar?hl=de&lr=&client=safari&cluster=12990200322727806431
 
ning schrieb:
Eine weitere Form der Hinrichtung durch Feuer wurde in Indien bis in das 20. Jahrhundert praktiziert. Hierbei wurden Frauen, deren Ehemänner verstorben waren, mit dem Leichnam ihrer Männer verbrannt.

:eek: Einfach nur so? Ich meine, so ganz ohne strafrechtlichen Grund? Da müssen die Bräute damals aber ziemlich lebensmüde gewesen sein. :grübel:
 
Vercingetorix01 schrieb:
:eek: Einfach nur so? Ich meine, so ganz ohne strafrechtlichen Grund? Da müssen die Bräute damals aber ziemlich lebensmüde gewesen sein. :grübel:

Ohne strafrechtlichen Grund, denn es war ..... "freiwillig". Das Suttee (so nennt man diese Verbrennung) geht zurück auf ein Götterpaar, bei dem die weibliche Gottheit über den Tod ihres Partners so erschüttert war, daß sie nicht mehr leben wollte und sich aus Kummer in die Flammen gestürzt hat (Genaueres kann ich leider nicht sagen, aber hier findet sich wohl ein Kundigerer, der uns weiterhilft). Eine so vorbildliche Ehe samt Trauer sollten dann auch die Sterblichen führen.

Es muß besonders für die Frauen, die mit erheblich älteren Männern verheiratet wurden, ganz furchtbar gewesen sein - da kannst du dir deine Halbwertzeit an einer Hand abrechnen. Oder Frauen, die mit einem kleinen Jungen verheiratet wurde, angesichts der Kindersterblichkeit.
 
Ingeborg schrieb:
Ohne strafrechtlichen Grund, denn es war ..... "freiwillig". Das Suttee (so nennt man diese Verbrennung) geht zurück auf ein Götterpaar, bei dem die weibliche Gottheit über den Tod ihres Partners so erschüttert war, daß sie nicht mehr leben wollte und sich aus Kummer in die Flammen gestürzt hat (Genaueres kann ich leider nicht sagen, aber hier findet sich wohl ein Kundigerer, der uns weiterhilft). Eine so vorbildliche Ehe samt Trauer sollten dann auch die Sterblichen führen.

Es muß besonders für die Frauen, die mit erheblich älteren Männern verheiratet wurden, ganz furchtbar gewesen sein - da kannst du dir deine Halbwertzeit an einer Hand abrechnen. Oder Frauen, die mit einem kleinen Jungen verheiratet wurde, angesichts der Kindersterblichkeit.

Also nix mit Erbschleicherei nach dem Motto: Such Dir nen ollen Millionär und Du hast ausgesorgt :rofl: :still: :grübel:
 
Mercy schrieb:
Welch ein Zufall.
Ähnlich schräge Aussagen kann ich zuhauf zufällig finden.:motz:

Ich weiß ...
Ich hätte wohl nur die Hexen-Quintessenz hier hereintragen sollen, dann wären wir jetzt nicht in Indien...

Das Schräge ist die gekürzte Breite. Meinst du doch?
Nur: zum "komplett sicheren Auslöschen" und der Überzeugung, die (Hexen-)Seele säße im Herzen oder 1 cm überm 3. Rippenbogen von der Thorax aus gemessen fand ich keinen unschrägeren Satz.

("Was Ihr auch heute mit mir tobt ..." - 3. Akt, vor linkem und rechtem Lecharm)
 
Die Straßberger Hexe von 1742 wurde begnadigt.

Die Buchauer Fürstäbtissin begnadigte sie zum Kopfabhacken vor der Verbrennung.

Grüe Repo
 
Ingeborg schrieb:
Ohne

Es muß besonders für die Frauen, die mit erheblich älteren Männern verheiratet wurden, ganz furchtbar gewesen sein - da kannst du dir deine Halbwertzeit an einer Hand abrechnen. Oder Frauen, die mit einem kleinen Jungen verheiratet wurde, angesichts der Kindersterblichkeit.

Ich verweise auf Fachliteratur zum Thema:

Jules Verne, In 80 Tagen um die Welt

Grüße Repo

NS Alles gar nicht so schlimm! Muss nur ein sterblich verliebter Held in der Nähe sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vercingetorix01 schrieb:
:eek: Einfach nur so? Ich meine, so ganz ohne strafrechtlichen Grund? Da müssen die Bräute damals aber ziemlich lebensmüde gewesen sein. :grübel:

Die Sati in Indien wurde auch trotz Verbotes der Briten weiter praktiziert und auch heute werden Frauen noch immer dazu gezwungen, hinzu gekommen ist eine neue Form der Verbrennung. Man gibt die Zahl mit mindestens 8000 Frauen/Jahr an. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Mädchen werden verheiratet und gleich nach der Hochzeitszeremonie mit Kerosin oder Benzin übergossen. Alle staatlichen Maßnahmen reichen nicht aus, um dies zu verhindern. Es ist ein einträgliches Geschäft für die Familien der Männer. Die in den meisten Kasten sehr hohe Mitgift (Familien der Mädchen verschulden sich dabei oft bis zum Ende ihres Lebens) verbleibt in der Familie des Witwers.

Zu Sati - Frauen, die Sati machten galten nach ihrem Tode als Halbgöttinnen und deren Familien erhielten dadurch einen hohen Stellenwert innerhalb der Gesellschaft. Der Imagezuwachs war und ist enorm. Frauen, die Sati verweigerten wurden aus der Gesellschaft, der Familie ausgestoßen und auch der Stadt gejagt. Dieser psychologische Druck wird noch heute ausgeübt, per Gesetz werden jetzt aber die Familien bestraft, die weiter den Vergötterungskult betreiben, wobei man wahrscheinlich hofft, wenn dieser Aspekt wegfällt, dass dann auch der Druck auf die Mädchen und Frauen nicht mehr ausgeübt wird.
 
ning schrieb:
Hex-hex Hexenschrift :devil: ... und liegst damit gar nicht weit weg.
Liebe Kassia, das hab ich ganz zufällig gefunden:

"2.4 Feuertod
Eine Hinrichtungsmethode die sich aus der Antike über das Mittelalter bis in die Renaissance zieht ist der Feuertod. Der Delinquent wurde in diesem Falle mit Ketten an einen Holzpfahl gefesselt und bei lebendigem Leibe verbrannt. Ziel dieser Hinrichtungen war es, den menschlichen Körper komplett zu vernichten, um so Dämonen und Geister zu vertreiben, die durch den Hinzurichtenden wirkten. Teilweise wurde der Scheiterhaufen so hoch geschichtet, dass dem Publikum der Anblick des Todeskampfes verwehrt war. 5,6 Der Feuertod war in der Renaissance die führende Hinrichtungsmethode bei der Hexenverfolgung in Europa. In der Zeit bis 1782 fanden über 200.000 Frauen als Hexen den Tod durch Hexenverbrennung. Das letzte Opfer der Hexenverfolgung in Deutschland war eine Landstreicherin in Kempten im Allgäu. Man verurteilte sie zum Tode wegen Hexerei. Sie wurde allerdings nicht mehr bei lebendigem Leibe verbrannt, sondern man gewährte ihr 1775 den Tod durch das Schwert. Europas letzte Hexenverbrennung fand 1792 in Polen statt. Eine weitere Form der Hinrichtung durch Feuer wurde in Indien bis in das 20. Jahrhundert praktiziert. Hierbei wurden Frauen, deren Ehemänner verstorben waren, mit dem Leichnam ihrer Männer verbrannt. 7

unkommentiert, aus:
http://scholar.google.com/scholar?hl=de&lr=&client=safari&cluster=12990200322727806431

Ich wollte nur anmerken, dass die traditionelle Sati, so der indische Ausdruck für die Witwenverbrennung, noch heute teilweise praktiziert wird. Die Britten hatten diese grausame Opferung der Frauen strengstens untersagt. In der indischen Verfassung findet sich ebenfalls ausdrücklich ein solches Verbot. Trotzdem hört man von Zeit zu Zeit immer wieder von solchen Selbstverbrennungen. Neuerlich hatte sich eine Frau in Nepal verbrannt. Die umherstehende Menge feuerte sie an, durchzuhalten. Die Dunkelziffer liegt weit aus höher, als man vermutet. Nicht immer folgt eine Witwe ihrem verstorbenen Ehemann so freiwillig in den Tod. Manchmal wird sie auch gezwungen. Man kann sich streiten, ob diese Art Brauchtum ein absoluter Treue- und Liebesbeweis ist oder eine grausame Art, die Versorgung der Witwe zu umgehen.
 
Danke für den Einblick in die indische Kultur, mir ging es aber tatsächlich um Mitteleuropa in der frühen Neuzeit. Nur so nebenbei.

Gruß
Kassia
 
Eine Frau die ihre eigene Fruchtbarkeit überlebt hat und deren Ehemann nicht mehr existent ist, die trägt die Umkehrung ihrer Bestimmung in sich. Das bedeutet aus der Quelle des Lebens wird die Ursache für Leíd und Tod, also eine Hexe im traditionellem Sinne. Wenn also eine Frau soviel "Sebstaufopferung" und `"Verantwortungsgefühl" aufbringt ihre Familie und Umgebung von einem sich entwickelden Hexenwesen durch Verbrennung zu befreien, dann gebührt ihr hohe Verehrung sie wird zur Sati. Vor einigen Jahren gab es mal einen Geo-Bericht darüber.

Also gibt es schon eine gewisse Beziehung zum Fanatismus unserer Ahnen.

Ich habe mal irgendwo gelesen, das die Verbrennung als Akt des Mitleid empfunden wurde. Es ersparte die Zeit im Fegefeuer, da das Feuer ja schon im dieseits die Sünden wegbrannte.
 
Zuletzt bearbeitet:
askan schrieb:
Eine Frau die ihre eigene Fruchtbarkeit überlebt hat und deren Ehemann nicht mehr existent ist, die trägt die Umkehrung ihrer Bestimmung in sich. Das bedeutet aus der Quelle des Lebens wird die Ursache für Leíd und Tod, also eine Hexe im traditionellem Sinne. Wenn also eine Frau soviel "Sebstaufopferung" und `"Verantwortungsgefühl" aufbringt ihre Familie und Umgebung von einem sich entwickelden Hexenwesen durch Verbrennung zu befreien, dann gebührt ihr hohe Verehrung sie wird zur Sati. Vor einigen Jahren gab es mal einen Geo-Bericht darüber.

Also gibt es schon eine gewisse Beziehung zum Fanatismus unserer Ahnen.

Ich habe mal irgendwo gelesen, das die Verbrennung als Akt des Mitleid empfunden wurde. Es ersparte die Zeit im Fegefeuer, da das Feuer ja schon im dieseits die Sünden wegbrannte.

In Indien basiert das auf einer alten Legende. Sati war die Tochter Dashkas und erlangte durch eine List die Heirat mit Shiva. Aus Schmerz, dass Dashka diese Verbindung und Shiva ablehnte, stürzte sich Sati in das Feuer. Sie wurde später wiedergeboren.

Im Hinduismus selbst ist Sati nicht vorgesehen und auch nicht Gesetz. Nach den Regeln des Hinduismus darf eine Witwe, nachdem sie eine Nacht am Totenbett ihres Mannes zugebracht hat, dessen Bruder heiraten.

So gesehen, ist zu den Hexen des Abendlandes eigentlich keine Verbindung.
 
Kassia schrieb:
Mal etwas naiv gefragt: Wieso wurden Hexen etc. eigentlich verbrannt?
Hexen waren auch wegen Ketzerei angeklagt und Ketzer wurden bekanntlich verbrannt.

Kassia schrieb:
Soweit ich mich erinnere, wurden die Berliner mit dem Kirchenbann belegt, nicht weil sie den Propst von Bernau erschlagen haben, sondern weil sie seinen Leichnam hinterher auch noch verbrannt haben.

Da entstammt deine Erinnerung der Sage, die das Faktum Mord nachträglich schönte.

Kassia schrieb:
Die Idee von der Auferstehung des Fleisches war soch schon längere Zeit in der Versenkung verschwunden (?)
Noch heute gestattet der CIC die Verbrennung nur, wenn sie nicht aus akatholischen Gründen erfolgt.

Das ist keine Idee, das ist gemeinsame christliche Lehre.
Zum Wandel der Bestattungskultur gibt es ein erläuterndes Wort der Deutschen Bischofskonferenz.
http://www.katholische-kirche.de/2461_8874.htm
 
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