Verfassung 1871

Bebel kritisierte die Abwesenheit von Grund- und Freiheitsrechen in der Verfassung. Hier ein Auszug aus der Reichstagsrede Bebels vom 03.April 1871.

"[...] Also, die Herren haben uns seit dieser Zeit beständig damit vertröstet, die Freiheit würde kommen, und jetzt, wo mit der Freiheit nach ihren früheren eigenen Äußerungen der Anfang soll gemacht werden, sagen sie, es ist inopportun, und zu meinem größten Erstaunen tritt diejenige Partei (die Fortschrittspartei), die in dem vergangenen Jahre, wo diese Herren die Parole der Inopportunität ausgaben, diese Parole bekämpft hat, jetzt auf und erklärt ebenfalls, es ist inopportun, die Grundrechte in die Verfassung aufzunehmen. […] Indes, diese eigentümliche Erscheinung lässt sich sehr wohl erklären und hier komme ich auf das Wort zurück, was der Abgeordnete Treitschke am Sonnabend ausgesprochen hat, nämlich, dass es in die Zeit der politischen Kinderjahre gehöre, wo man Grundrechte und dergleichen Dinge in die Verfassung aufgenommen hat. [...]"

Auszüge zitiert nach: Eberhard Jäckel/Axel Kuhn (Hg.), Deutsche Parlamentsdebatten I, Frankfurt 1970, S. 49ff.
 
Diese Reichstagswahl war am 03.03.1871.
Es war die 1. Reichstagswahl im neu gegründeten Deutschen Reich und auch von A. Bebel die 1. Rede in diesem Reichstag.
Der Reichstag bestand aus 382 Abgeordneten.
Die Sozialdemokraten errangen 2 Mandate und zwar im Königreich Sachsen in den Wahlkreisen:

· 17 ... Stadt Glauchau mit den Gerichtsbezirken Waldenburg, Remse, Meerane, Glauchau, Hohenstein-Ernstthal und Lichtenstein.
· 18 ... Stadt Zwickau mit den Gerichtsbezirken Crimmitschau, Werdau, Zwickau und Widenfels.

Sozialdemokraten:

1. August Bebel – Partei: SDAP. Man nannte sie wohl auch "Die Eisenacher".
2. Reinhold Schraps – Partei: Sächsische Volkspartei. Gegründet 1866 von August Bebel und Wilhelm Liebknecht.
Vertreter von Ferdinand Lassalle erreichten nicht die erforderlichen Stimmen.

August Bebel: 1840/Deutz/Köln – 1913 Passug/Schweiz. Man nannte ihn im Volk auch „Kaiser Bebel“ bzw. „Gegenkaiser“ und auch „Arbeiterkaiser“. Mein Großvater hatte sogar in seiner Wohnstube ein Porträtbild vom August hängen.

Reinhold Schraps: 1833/Leipzig – 1917/Dresden. Er wurde bereits 1867 in den Reichstag des Norddeutschen Bundes von seiner Partei gewählt.
 
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