Vineta

Muck134

Mitglied
Hallo ihr Lieben,

Vineta galt als reiche Handelsstadt im Mittelalter. Die Stadt lag im Osteseeraum. Auf Grund der Sündhaftigkeit der Bewohner, so die Legende, wurde die Stadt vernichtet. Wo genau lag das sagenumwobene Vineta? Wann existierte es? Wie wurde es zerstört? Existierte es überhaupt? Es gibt wenig archeologische Funde, aber viele Legenden.
Wisst ihr mehr darüber? :confused:
Und gibt es fundierte Berichte oder Funde, die die Existenz der Stadt beweisen?

Viele Grüße :bussi:
 
Mir scheint, dass die Süddeutschen Vineta nicht so gut kennen, dass sie mit Links zu der Stadt Barth kommen.
Noch vor 20 Jahren glaubte man Vineta sei auf Usedom/Wolin gewesen. Ich bezweifel einerseits, dass es auf Wolin lag, denn eine reiche Handelsstadt auf einer Insel 500m vom Festland entfernt, ist irgendwie unsinnig.
 
Vielen Dank für euer Links und eure Meinungen! :thx:

Ich denke, in diesem Thread ist genau so viel Platz für Spekulationen und unterschiedliche Ansichten, wie im Atlantisthread. :yes: Also her mit euren Theorien :rofl:
 
Hurvinek schrieb:
Ich bezweifel einerseits, dass es auf Wolin lag, denn eine reiche Handelsstadt auf einer Insel 500m vom Festland entfernt, ist irgendwie unsinnig.
Ich habe von Vineta keinen blassen Schimmer, verstehe aber auch deine letzte Aussage leider nicht. Führst du damit nicht Venedig ad absurdum? Gut, Venedig liegt nicht wirklich auf einer Insel, aber ob nun Insel oder Lagune... Jedenfalls haben wir es hier mit einer sehr erfolgreichen Handelsstadt nahe dem Festland zu tun. Warum erscheint dir das in Bezug auf Vineta und Wollin als unsinnig?
 
Kirlon schrieb:
Ich habe von Vineta keinen blassen Schimmer, verstehe aber auch deine letzte Aussage leider nicht. Führst du damit nicht Venedig ad absurdum? Gut, Venedig liegt nicht wirklich auf einer Insel, aber ob nun Insel oder Lagune... Jedenfalls haben wir es hier mit einer sehr erfolgreichen Handelsstadt nahe dem Festland zu tun. Warum erscheint dir das in Bezug auf Vineta und Wollin als unsinnig?
Abseits des Handelslandweg.
 
Hurvinek schrieb:
Ich bezweifel einerseits, dass es auf Wolin lag, denn eine reiche Handelsstadt auf einer Insel 500m vom Festland entfernt, ist irgendwie unsinnig.
Ich glaube auch nicht, dass Wolin und Vineta identisch sind. Wolin war aber trotz der Insellage ein wichtiger Handelsplatz und zwar wegen der günstigen Lage: der Übergang über den Fluss Divenow (Dziwna) über die Insel wurde schon seit der frühen Eisenzeit genutzt.Im Mittelalter ist Wolin als "via regia" in Mecklenburg und als "via anti ua" in Pommern bekannt. Sehr wichtig waren die Wasserverbindungen im Süd-Nord-System. Die Hauptachse bildete hier die Oder, welche im Süden bis zum mährischen Tor reichte und mit dem Stromgebiet der Warthe und Netze ein wichtiges Hinterland für die Wirtschaft und Kommunikation Wolins und späterer Städte an der Odermündung bildete. Durch Swine, Divenow und Peene bestand eine Verbindung mit der Ostsee. Genau an dem Punkt der Überquerung von Wasser- und Landwegen an der Divenow besteht von der jungen Steinzeit bis heute eine Verbindung der Insel mit dem Festland. Besonders häufig wurde die Überfahrt am Ende der Bronzezeit, in der frühen Eisenzeit (Siedlung der Lausitzer Kultur seit dem 10. - 6. Jh.v.Chr.) und während der Völkerwanderung im 5. und in den Anfängen des 6. Jh.benutzt.
An der Wende des 7. und 8. Jh. entstand hier eine slawische Siedlung, die den wichtigen Übergang bediente und die sich in den folgenden Jahrhunderten zu einem Handels- und Handwerkszentrum entwickelte.

(Wladyslaw Filipowiak, Heinz Gundlach, Wolin - Vineta. Die tatsächliche Legende vom Untergang und Aufstieg der Stadt. Rostock 1992. - Trotz des blöden Titels kein Märchenbuch, sondern der Versuch, gestützt auf archäologische Grabungen, die Geschichte des mittelalterlichen Wolin zu rekonstruieren.)
 
Was mich in diesem Zusammenhang noch interessieren würde, ist in welcher Sprache die historischen Belege für eine solche Stadt verfasst wurden. Irgendwo in einem Link fiel Slawisch. Oder hab ich das falsch verstanden? :confused:
Kann es denn sei, das Vineta in slawischen Einzugsgebieten lag? Kenne mich da nicht aus! :confused:
 
Livia schrieb:
Ich glaube auch nicht, dass Wolin und Vineta identisch sind. Wolin war aber trotz der Insellage ein wichtiger Handelsplatz und zwar wegen der günstigen Lage: der Übergang über den Fluss Divenow (Dziwna) über die Insel wurde schon seit der frühen Eisenzeit genutzt.
Diese günstige Lage der Insel Wolin und ihre Bedeutung als Handelsplatz habe ich vermutet, deswegen meine Frage an Hurvinek.

Gerade in diesem Zusammenhang würde mich interessieren, warum ihr Vineta nicht auf Wolin ansiedeln würdet. Offensichtlich favorisiert ihr eine andere Lage - aber welche und warum?

Ich selbst habe leider zu wenig Ahnung von der Materie, um mir ein eigenes Bild zu verschaffen.
 
Muck134 schrieb:
Was mich in diesem Zusammenhang noch interessieren würde, ist in welcher Sprache die historischen Belege für eine solche Stadt verfasst wurden. Irgendwo in einem Link fiel Slawisch. Oder hab ich das falsch verstanden? :confused:
Kann es denn sei, das Vineta in slawischen Einzugsgebieten lag? Kenne mich da nicht aus! :confused:
Tja, nimmt man den Adam von Bremen als Quelle, müßte es slawisch sein. Denn jenseits der Elbe (heutige Gebiet Meckl-Vorp) war weitestgehend slawisch. An sich war es auch nicht wichtig, slawisch oder nicht. Sondern die Gewissheit, dass es auch Sturmfluten an der Ostsee gibt, die Ortschaften unbewohnbar machen können. Allerdings sollen ja die Dänen schuld sein, dass die Vineta-Stadt Barth damals von einer Sturmflut vernichtet wurde.


Favorisieren tu ich keine andere Lage als Wolin/Usedom. Ich weiß nicht wo ich Vineta hinstecken soll. Wenn Wolin es nicht ist. Schliesslich muss es direkten Zugang zur Ostsee haben. Und Vineta soll untergegangen sein, heisst es könnte unter dem Meeresspiegel liegen. Dafür bin ich kein Fachmann, zudem waren die festen Bauten der Slawen zu der Zeit noch recht wacklig. Und die Insel Usedom kennt auch Sturmfluten, insbesondere der westliche Teil der Insel. Ab Ückeritz westwärts bis hoch nach Peenemünde bis ca. 1925.

Ist eigentlich die Swine künstlich angelegt worden? Sie teilt formal die Insel in zwei Hälften.
 
Wieso sollte Vineta denn nicht in der Umgebung Barths gelegen haben?! :confused: Der Barther Bodden hat doch genauso einen Zugang zur offenen Ostsee, wie Usedom. Allerdings ist/ wäre die Lage dort geschützer durch den Darß. Aber eine Sturmflut enormen Ausmaßes hätte sicher auch eine dort gelegene Stadt vernichten können.
Ich persönlich favorisiere keine bestimmte Stelle an der die Stadt gelegen haben könnte.
Allerdings wäre Barth und Umgebung für den Handel genauso vorteilhaft wie Wolin. Oder? :confused:
 
Ich hab da vor einiger Zeit ein Buch zu gelesen:
"Vineta - Die Wiederentdeckung einer versunkenen Stadt" von Klaus Goldmann und Günter Wermusch.
Vineta lag laut denen im Barther Boden, bzw Teile davon.
Meines Wissens nach wurden dort vor ein paar Jahren durch Holzpfeiler eines Dammes (?) zu Tage gefördert. Bin mir aber nicht sicher in wie weit diese These heute noch gilt.

MfG
Eden
 
Muck134 schrieb:
Danke für den Buchtipp :bussi: :hoch:
Zu bedenken wäre bei der Suche auch, daß sich die Oder in vielen, sich ständig ändernden Teilströmen, in die Ostsee ergoß. So wurden Untersuchungen zur Entstehung der Fischland-Darß-Zingst Boddenlandschaft angestellt, wobei herausgefunden wurde, daß ein Hauptstrom der Oder die Peene flußaufwärts ging (keine Steigung im Flußverlauf) und dann der Recknitz bis in den Bodden folgte.
 
Strupanice schrieb:
Zu bedenken wäre bei der Suche auch, daß sich die Oder in vielen, sich ständig ändernden Teilströmen, in die Ostsee ergoß. So wurden Untersuchungen zur Entstehung der Fischland-Darß-Zingst Boddenlandschaft angestellt, wobei herausgefunden wurde, daß ein Hauptstrom der Oder die Peene flußaufwärts ging (keine Steigung im Flußverlauf) und dann der Recknitz bis in den Bodden folgte.
Das bedeutet also, dass die landschaftliche Gestaltung des Gebietes völlig anders aussah als heute. Und somit ist eine Flutwelle als Vernichtungsgrund durchaus möglich, da Vineta (wenn es in der Region um Barth gelegen haben sollte) "frei" und ungeschützt dem offenen Meer ausgeliefert war?! :confused: Und des weiteren. dass Vineta, auf grund der anderen Flussverläufe, ein günstiger Handelsplatz war?!
 
Strupanice schrieb:
Zu bedenken wäre bei der Suche auch, daß sich die Oder in vielen, sich ständig ändernden Teilströmen, in die Ostsee ergoß. So wurden Untersuchungen zur Entstehung der Fischland-Darß-Zingst Boddenlandschaft angestellt, wobei herausgefunden wurde, daß ein Hauptstrom der Oder die Peene flußaufwärts ging (keine Steigung im Flußverlauf) und dann der Recknitz bis in den Bodden folgte.
Vineta muss vor nicht mal 2000 Jahren untergegangen sein. Dass die Peene ein Strom der Oder sein könnte, also bitte, schaut mal auf die Landkarte. Müßte bedeuten, dass die Oder durchs Oderhaff (Stettiner Haff) nach links schwenkt, und dort wieder ins Landesinnere verschwindet. Aber das Oderhaff ist offen durch das Achterwasser nach Westen. erzählt mir bitte nicht, das Achterwasser ist nach Christus entstanden.
Und vor dem Oderhaff nach Westen schwenkend ist vielleicht wahrscheinlich. Die Friedländer Große Wiese wurde erst in den 50er/60er Jahren durch die kommunistischen Melioratoren trockengelegt. Nördlich davon plätschert die Peene. Allerdings wäre der Zeitabschnitt - finsterstes Mittelalter - für die Oder und ihrem anderen Flußlauf vollkommen unmöglich.
 
Die meisten Forscher sind heute der Meinung, dass das legendäre Vineta mit der Siedlung Jumne oder Jomsburg an der Odermündung identisch ist, wobei aus "Jumneta" durch sprachliche Umformung "Vineta" entstand. Es soll sich dabei um eine Vorgängerin des heutigen Wollin gehandelt haben, die eine gemischte slawisch-skandinavische Bevölkerung aufwies. Man muss sich das wohl ähnlich wie den Handelsort Haithabu in Schleswig vorstellen.

Der Handelsort entstand noch im 9. Jh. n. Chr. aus einer Niederlassung von Handwerkern und Händlern, war zum Teil befestigt und hatte holzbelegte Straßen, Tempel und einen Hafen. Die Bedeutung ging im 12. Jh. zurück durch verheerende Einfälle der Dänen.
 
Dieter schrieb:
Die meisten Forscher sind heute der Meinung, dass das legendäre Vineta mit der Siedlung Jumne oder Jomsburg an der Odermündung identisch ist, wobei aus "Jumneta" durch sprachliche Umformung "Vineta" entstand. Es soll sich dabei um eine Vorgängerin des heutigen Wollin gehandelt haben, die eine gemischte slawisch-skandinavische Bevölkerung aufwies. Man muss sich das wohl ähnlich wie den Handelsort Haithabu in Schleswig vorstellen.

Der Handelsort entstand noch im 9. Jh. n. Chr. aus einer Niederlassung von Handwerkern und Händlern, war zum Teil befestigt und hatte holzbelegte Straßen, Tempel und einen Hafen. Die Bedeutung ging im 12. Jh. zurück durch verheerende Einfälle der Dänen.
Nun, die Oder hatt sich in mehreren Teilströmen in die Ostsee ergossen. Einer dieser Ströme war die heutige Peene (Peenestrom) und das alte Flußbett Peene-Triebel-Recknitz. Welche Ursachen das Verlanden des westlichen Teilstromes hatte ist nicht genau bekannt. In der Gegend um Oderberg bestand die Oder aus vielen kleinen Flüssen, ähnlich dem Spreewald. Erst im 18. Jh. wurde der heutige Flußlauf geschaffen.
 
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