Vom Empire zum Commonwealth

JanSch

Neues Mitglied
Hey Leute,

zu dem Thema hätte ich eine Frage, zu der ich mir zwar schon das eine oder andere durchgelesen habe aber so ganz klar ist mir das Ganze noch nicht und ich hoffe jemand von euch kann da helfen.

Ich soll für den Englischunterricht klären ob der Weg von den Kolonien in die Unabhängigkeit friedlich war oder nicht. Dazu habe ich gefunden, dass GB nach dem 2 Wk. aus verschiedenen Gründen versuchte die Kolonien friedlich in die Unabhängigkeit zu entlassen, sobald gute und sichere politische Rahmenbedingungen vorhanden waren. Aber in denselben Texten steht dann wieder das nach dem 2 Wk. in Afrika von GB Aufstände niedergeschlagen wurden. Und zu der Zeit vor dem 2 Wk. hab ich nicht wirklich etwas gefunden was sich direkt auf die Frage bezieht.
Hab 3 Fragen:
1. Vor dem 2 Wk. wurden die Aufstände bzw. Separationsbewegungen niedergeschlagen und versucht auszuschalten oder? Nen kurzes Beispiel dazu wäre klasse.
2. Wie genau muss man das nach dem 2 Wk. einordnen? Ich würde das Ganze so erklären, dass man es friedlich versucht hat aber teilweise eben niedergeschlagen hat. Oder muss man das differenzierter sehen?
3.Was sind die Gründe für das Niederschlagen mancher Bewegungen? ( fehlende politische Rahmenbedingungen?, Versuchen des Errichtens eines totalitären oder kommunistischen Regimes der niedergeschlagenen Bewegungen?)

Danke schonmal im Vorraus. :)
 
@JanSch

Ich bin kein Experte für Kolonialgeschichte, vllt. findet sich da noch ein Mitdiskutant der da fit ist.

Zu Deinen Fragen.

ad 1) Wenn Du vor dem II.WK schreibst, meinst Du wahrscheinlich die Zwischenkriegszeit und nicht auch das 17., 18. und 19. Jh.?

Schau Dir doch einmal den Lebenslauf von Gandhi an:

Mohandas Karamchand Gandhi ? Wikipedia

ad 2) Ja, ich meine, dieses muß man differenzierter sehen. Nach dem II. WK wurden von der UNO durchaus noch Mandatsgebiete vergeben oder verlängert.

Vergl.:

Mandat (Völkerrecht) ? Wikipedia

Die britische Kolonialverwaltung hat auch nach dem II. WK Kolonialkriege geführt.

Vergl.:

Mau-Mau-Krieg ? Wikipedia

DER SPIEGEL 51/1963 - Mau-Mau oder Harambee?

ad 3) Mit der Blockbildung im "Kalten Krieg" bist Du schon einmal auf der richtigen Fährte, allerdings spielen bei Kolonialkriegen, deren Ursachen und Auslöser, auch regionale Besonderheiten eine Rolle (z.B. Siederkolonie, Aktionen die die Kolonialmacht als demütigend empfand, inkl. rassistischer Motive etc.).


M.
 
1. Vor dem 2 Wk. wurden die Aufstände bzw. Separationsbewegungen niedergeschlagen und versucht auszuschalten oder? Nen kurzes Beispiel dazu wäre klasse.

In Indien wurden immer wieder Truppen eingesetzt. S.o. zwischen den Kriegen, goggle mal Gandhi. Weiter zurückliegend auch schon. z.B. Sepoy-Aufstand.

Sudan / Kitchener / Mahdi ist auch ein schönes Beispiel.

Oder Südafrika / Burenaufstand

2. Wie genau muss man das nach dem 2 Wk. einordnen? Ich würde das Ganze so erklären, dass man es friedlich versucht hat aber teilweise eben niedergeschlagen hat. Oder muss man das differenzierter sehen?
3.Was sind die Gründe für das Niederschlagen mancher Bewegungen? ( fehlende politische Rahmenbedingungen?, Versuchen des Errichtens eines totalitären oder kommunistischen Regimes der niedergeschlagenen Bewegungen?)


Denke zuerst innenpolitisch. GB war während der Entkolonialisierungsphase von 1945-52 und von 1964-70 Labour-regiert . Labour war schon immer kolonialskeptisch und hat sich ohne Bedauern (aber auch ohne Eifer) von den Kolonien getrennt. Die Torys konnten da nicht gegenhalten, selbst wenn sie es gewollt hätten.

Alles was Blut, Geld und Wählerstimmen gekostet hätte, wurde schnell aufgegeben. Indien, Ägypten etc... oder Mandate wie Israel und Namibia.

Die Kolonien in Afrika mit britischen Siedlern und schwachem Widerstand hat man versucht mit geringen Kosten zu halten. In Kenia (Mau-Mau, siehe Melchiors Beitrag) auch militärisch.

Kämpfe zwischen Briten und kommunistischen Aufständischen gab es m.W. nur in Malaysia. Állerdings erst nach der Unabhängigkeit.

Rhodesien wollte man in die Unabhängigkeit entlassen,dort hat sich aber alles ganz anders entwickelt. Die Siedler hätten sich mit Unterstützung des Mutterlandssicher noch länger halten können, daß ging damals aber weltpolitisch gar nicht.

Hongkong wurde vertraglich bis 1999 gehalten.
Gibraltar ist immer noch britisch.
Die Falklands sind natürlich nicht argentinisch, trotzdem beachtlich, dass man wegen der paar Schafzüchternoch in den 80ern in den Krieg gezogen ist. Auch hier wieder Innenpolitik beachten.

Das Fazit, das ich aus dem Schlamassel ziehen würde ist:

Es war eine Entkolonialisierung auf Sicht.
Kosten-Nutzen-Betrachtungen und Innenpolitik spielten eine grössere Rolle, als langfristige ideologische oder strategische Ziele.
Ernsthaft militärisch konnte GB nur noch sehr begrenzt tätig werden.
Rassismus spielte sicher auch eine Rolle. Den oft in englischen Public Schools ausgebildeten Indern und Ägyptern traute man einiges zu, den "WOG"s in Afrika halt nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Indien eine Anmerkung:

Wenig beachtet wurde bislang, dass Großbritannien die Propaganda-Schlacht um den indischen Status nach dem Zweiten Weltkrieg 1941/42 in der amerikanischen Innenpolitik verloren hat. Die Publikationen der indischen nationalen Bewegung für Unabhängigkeit fanden in der US-Presse und in der Politik dagegen weite Beachtung. Atlantic-Charta und Lend-Lease-Act waren wichtige Stationen dafür, dass Großbritannien den Kampf um die Fortführung des Empire in Indien bereits während des Krieges als aussichtslos ansehen müsste. Das wurde auch Churchill gegen Kriegsende klar.

Weigold: Churchill, Roosevelt and India, 2008.
 
Es war eine Entkolonialisierung auf Sicht.
Kosten-Nutzen-Betrachtungen und Innenpolitik spielten eine grössere Rolle, als langfristige ideologische oder strategische Ziele.
Ernsthaft militärisch konnte GB nur noch sehr begrenzt tätig werden.
Rassismus spielte sicher auch eine Rolle. Den oft in englischen Public Schools ausgebildeten Indern und Ägyptern traute man einiges zu, den "WOG"s in Afrika halt nicht.

Nicht zu unterschätzen war auch das, aus britischer Sicht, Debakel der Suez-Krise 1956. Die Demütigung, die Großbritannien damals ausgerechnet von Seiten des Verbündeten USA erfuhr, dürfte den meisten Briten endgültig bewußt gemacht haben, das die glorreichen Zeiten des Empire passé waren.
 
Zurück
Oben