Vorklassische vs Nachklassische "tyrannis"

heavenshallburn

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Hallöchen. Da ich mich momentan mit antiken Staatsformen beschäftige wollte ich den Unterschied zwischen Vorklassischer und Nachklassischer "Tyrannis" wissen. Im Demandt Buch über Antike Staatsformen finde ich folgende Definition:

Vorklassische „tyrannis“(7.Jh.- 461):

ØLässt sich als Ausdruck einer Wachstumskrise beim Übergang von der Aristokratie zur Demokratie begreifen.

Nachklassische „tyrannis“ (gg. Ende des 5. Jh.):

ØDie jüngere „tyrannis“ zeigt eine Zerfallskrise der Polisdemokratie an, die gegen eine äußere und innere Bedrohung eines starken Mannes bedurfte.

In einem Lexikon fand ich außerdem diese Definition, konnte sie aber den beiden Tyrannisformen jedoch nicht zuordnen.

Die Gründe für das Auftreten der Tyrannis können sehr stark verallgemeinernd in der Stasis innerhalb der Aristokratie gesehen werden. Diese Auseinandersetzung konnte unter bestimmten Vorraussetzungen darin enden, dass sich eine Einzelperson aus der Führungsschicht gegen seine Gegnerschaften durchgesetzt hat und eine Form der Alleinherrschaft installieren konnte.


Vll. kann mir ja wer das ein wenig erläutern

der chris
 
Die Definition bezieht sich mit Sicherheit auf die klassische Tyrannis wie sie Solon hätte begründen können und Peisistratos es tat. Ein Beispiel für die zweite Form ist die Herrschaft der 30 Tyrannen unter Kritias in Athen. Für solche und ähnliche Variationen ist aber auch der Begriff Oligarchie gebräuchlich.
 
Hier ein kurzer Ausschnitt aus Bayer, Gr. Geschichte (Es geht um die Zeit nach dem Korinthischen Krieg):
Um Frieden und Autonomie zugleich und auf die Dauer zu wahren, hätte sich im politischen Handeln der Staaten die Erkenntnis niederschlagen müssen, daß die Freiheit nur erhalten werden kann, wenn sie sich unter eine allgemein anerkannte Autorität fügt. Mochte eine solche Autorität in einer Ordnungsmacht, einem hegemonialen Staat verkörpert sein, wie ihn das Sparta des Jahres 386 darstellte oder darzustellen schien, oder aber in gemeinsamen geheiligten Uberzeugungen und Rechtsauffassungen, die zu einem >demokratischen< Zusammenschluß der autonomen Poleis führen konnte - auf jeden Fall bedurfte die Situation der Neubesinnung, des ehrlichen Versuchs, durch den erlittenen Schaden klug zu werden. Doch mehr als Ansätze hierzu sind nicht zu bemerken. Die hellenische Politik zeigte bald wieder das gewohnte Bild, verzettelte sich in Sonderinteressen und Einzelaktionen, führte zu weiterem Verschleiß der Kräfte, zur Sinnentleerung der Geschichte. Was Lysias den Hellenen in seiner Olympischen Rede von 388 vorzuwerfen hatte, behielt auch in den folgenden Jahrzehnten seine Gültigkeit, sofern man gelegentlich andere Namen einsetzt:
Hellas sehe ich in argem Zustand, ein großer Teil ist dem Barbaren untertan, viele Städte sind von Tyrannen heimgesucht. Würden wir dies aus Schwäche erleiden, so müßten wir unser Schicksal hinnehmen. Doch nein, Zwietracht und rivalisierender Ehrgeiz sind die Ursachen; also gilt es, dem ein Ende zu machen, dem zu wehren in der Erkenntnis, daß der nach Vorrang streben mag, dem es gut geht, Leute in unserer Lage hingegen nur das wirklich Heilsame beschließen dürfen. Wir sehen ja die Gefahren, wie groß sie sind, von allen Seiten auf uns zukommend. Ihr wißt, die Macht gehört denen, die das Meer beherrschen - über die Gelder verfügt der Großkönig; die Leiber der Hellenen dienen denen, die zahlen können, und was die Schiffe betrifft, so besitzt der König viele, viele aber auch der Tyrann über Sizilien. Daher gilt es, dem Kriege gegeneinander ein Ende zu machen; wir müssen eines Sinnes sein und nur an unsere Sicherheit denken, uns des Vergangenen schämen, über die Zukunft in Furcht sein und versuchen, es den Vorfahren gleichzutun, die dem Barbaren das Seine nahmen, als er Fremdes begehrte, die die Tyrannen verjagten und allen Menschen die Freiheit brachten.

Als Beispiel für einen nachklassischen Tyrannen würde ich Dionysios von Syrakus hernehmen, der immerhin auch von Plato hofiert wurde. Und Schiller hat ihn auch verewigt:

Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich
Damon, den Dolch im Gewande ...

Ihm hat man nebenbei auch das Damoklesschwert zu verdanken. Jedenfalls ein interessanter Mensch.
 
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