Lea Rosh, die Vorsitzende des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas sagte: "Die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte darf nicht zu Konsum und Unterhaltung werden."
Was mich persönlich an dieser Aussage stört ist genau der Ton, der in allen größeren Medien Gang und Gebe ist. Ich kann mich noch an einen Artikel im Spiegel erinnern, wo ein Hotel vorgestellt wurde, in dem in jeder Suite ein Bild eines Diktators hängt. Die "Hitlersuite" war die meistgebuchte von allen und subtil zog sich durch den Artikel ein roter Faden, der dem Leser klarmachte, dass der Autor es als ganz unmöglich empfindet, sich derart mit Geschichte auseinanderzusetzen.
Hier nun in dem Zitat muss ich einfach sagen, dass es mir zuviel wird. Hitler ist nunmal ein Bestandteil unserer Geschichte. Man kann ihn nicht einfach aus den Geschichtsbüchern streichen, weil es den Überlebenden (und ihren Nachkommen... denn so viele Überlebende gibt es nicht mehr) zuviel Schmerz zufügt, an ihn zurückzudenken.
Hitler und die Nazivergangenheit sind ein derartiges Tabuthema, dass die meisten sich schämen, seinen Namen oder die Zeit zu erwähnen ohne einen sachlichen Hintergrund zu haben. Sobald irgendetwas Neues geschieht, wie z.B. das Hotel oder jetzt diese Wachsfigur entbrennt eine heftige Diskussion, um das Für und Wider solch einer Darstellung.
Für mich ist gerade das ein Zeichen, dass wir alle noch immer nicht mit unserer eigenen Geschichte umgehen können. Hitler wird zum Monstrum stilisiert, ein Tier, ein Massenmörder in nie dagewesenem Stil. Das Alles ist schon richtig, aber - Hitler war vor allem: ein Mensch. Ein Mensch wie ich und wie 7 Milliarden Andere auf diesem Planeten. Das wirkt jetzt vielleicht verharmlosend, soll es aber nicht. In meinen Augen macht diese Tatsache das Geschehen sogar noch schlimmer.
Wie viele sind ihm gefolgt, freiwillig? Hitler führt mir vor Augen, zu welchen Katastrophen ein einzelner Mensch und seine Anhänger fähig sind.
Nur: dies ist die Sicht einer Einheimischen. Für uns alle, die wir in der BRD und DDR aufgewachsen sind, für uns ist er der Alptraum, der immer wiederkehrt. Bei anderen Völkern steht er zwar im Geschichtsbuch, aber er überschattet nicht das eigene Leben. Er eignet sich bestenfalls noch als Totschlagsargument bei Streitereien unter den Regierungen.
Ich finde es gut, dass Madame Toussaud's keinen Unterschied macht und ihn endlich ausstellt! Gut, weil es uns zeigt, dass Hitler ein schreckliches Kapitel unserer Geschichte ist. Unserer Geschichte, nicht mehr unserer Gegenwart. Es gibt so Vieles, was unbekannt in der Zukunft liegt - und wir hängen uns immer noch den Betonklotz Nazizeit und Hitler um den Hals und versuchen gegen den Strom zu schwimmen.
Ich will damit nicht zum Ausdruck bringen, dass mir die Nazizeit egal ist und dass es mich nicht interessiert. Es ist nur so, dass ich der Meinung bin, eine Verantwortung für die Zukunft zu tragen und dafür, dass sich dieser Teil unserer Geschichte niemals wiederholt... aber nicht dazu bereit bin, auch heute noch bei der Erwähnung unserer Geschichte bzw. dieses Teils unserer Geschichte in eine
anerzogene Empörung zu verfallen, weil die Gesellschaft es von mir erwartet - und mich damit erpressbar zu machen.