Währungen im Heiligen römischen Reich deutscher Nation

Ich hab aber mal im Geschichtsunterricht gehört, dass irgendein Kaiser (Name ist mir entfallen) erst mehr als 200 Jahre nach der Reichsgründung das Münzprägerecht, das vorher nur er allein hatte, den deutschen Fürsten zu geben.
Wieso hat der denn vorher verschiedene Sorten Münzen prägen lassen? Oder habe ich da nicht aufgepasst oder die Hälfte vergessen?
 
Seit Karl d. Gr. ist der "Pfennig" in der einen oder anderen Form immer wieder die Standardmünze gewesen, ursprünglich 240 aus einem Pfund Silber geprägt (=1,7 g Feingewicht).

Ich habe hier vor einer Woche irgendwo etwas länger zu Penny & Pound geschrieben , glaube ich...

Der Begriff "Pfennig" wird stellvertretend für "Geld" überhaupt ("Reichsspfennig" = "Gemeiner Pfennig")

Im 13. Jh. ist die Pfennigmünze (und etwas später auch der englische Penny) total entwertet.
Nach einigen Versuchen mit "dickeren" Münzen (Groschen Joachimsthaler) bringen ab 1500. die stark steigenden Silbermengen genug Material, um 10 bis 25 g Münzen zu prägen: Taler, Gulden, Krone, Peso, später der Silberdollar

Münzen werden im hohe Mittelalter von jedem Landesfürsten geprägt, wesentlich war nur ihr Feingewicht, das der Geldwechsler penibel bestimmte.

Eine wichtige Einnahmequelle der Fürsten war die regelmäßige "Verrufung". Es fand im Abständ weniger Jahr Neuprägungen statt. Altes Geld MUSSTE umgetauscht werden zu einem für den Besitzer ungünstigen Kurs. Dies wurde als eine Art "Vermögenssteuer" betrachtet. Die Herkunft dieses Brauches ist natürlich das Recht, beim Wechsel des Fürsten ein neues Portrait in Umlauf bringen zu dürfen. Münzen wurden jedoch bedeutend häufiger verrufen...

Goldstücke wurden zu besonderen Gelegenheit in kleiner Menge zum Prunken und zur Geldanlage geprägt. Die meisten uns bekanten Goldmünzen werden erst mit amerikanischem Gold nach 15oo geprägt; die italienischen Stadtrepubliken sind hier wichtig: Florentiner und Zechinen. Die Zechine wurde auch vom Reich übernommen als "Reichsdukaten"
 
Zuletzt bearbeitet:
o.k. Grundsätzlich stehen dem König folgende Privilegien ("Regalien" von "rex") zu, die wichtigsten:
- Jagdregal
- Fischregal
- Berg(bau)regal
- Münzregal
- Markregal
- Zollregal

Dies wurde genauso "verliehen" wie Land überhaupt. Das Recht auf Silberabbau wurde sinnvollerweise i.d.R. zusammen mit der Genehmigung zum Prägen von Münzen verbunden.

Da dies hohe Investitionen (und Know-How) erfordert, wurde es m.W. schon in 9. Jh. an (Erz)bischöfe verliehen, später auch an die großen Herzöge (Bayern, Sachsen), die es dann weiter vergaben.

Die Staufer - im Rahmen der Reichsexpansion und vieler Stadtneugründungen - machten gegen 1138 einen Versuch, diese alten Rechte wieder einzufordern. Das scheint nicht gut gegangen zu sein, so dass Friedrich II dies dann 1250 diese verhärtete Haltung wieder aufgibt.

Mit der Goldenenen Bulle (1358) geht das Münzregal dann endgültig und vollständig auf die Kurfürsten.
 
Ich habe hier vor einer Woche irgendwo etwas länger zu Penny & Pound geschrieben , glaube ich...

Das war in diesem Thread: http://www.geschichtsforum.de/f43/waehrung-england-zu-zeiten-richards-i-um-1190-a-19931/

Grundsätzlich stehen dem König folgende Privilegien ("Regalien" von "rex") zu, die wichtigsten:
- Jagdregal
- Fischregal
- Berg(bau)regal
- Münzregal
- Marktregal
- Zollregal

Um das zu vervollständigen, seien noch folgende ergänzt: Geleitregal, Straßen- und Stromregal (Strom i.S.v. Flüssen), Strandrecht/Strandregal (in den Küstengebieten), Judenschutzrecht.



Für diese Diskussion evt. auch interessant: http://www.geschichtsforum.de/f44/brakteate-17078/

Ergänzend zu den bisherigen Ausführungen - ich versuche, die Wiederholungen gering zu halten (was aber schwierig ist) - noch etwas aus Wilhelm Volkert "Adel bis Zunft: ein Lexikon des Mittelalters" - C.H. Beck - München, 1991...

Geld schrieb:
...
Die sogenannte Karolingische Münzreform des 8. Jhs. mit der Bevorzugung der Silberprägung von Denaren (Pfennig) und der Fixierung der Rechnungseinheiten Pfund und Schilling sollte wohl weniger wirtschaftlichen als politischen Zwecken (Stärkung der Reichseinheit) dienen. Mit dem Aufschwung des Handels, der vornehmlich von Juden getragen war, wuchs seit dem 10. Jh. die Bedeutung des Geldverkehrs, was am Entstehen zahlreicher neuer Münzstätten sichtbar wird. das Recht, Münzen zu schlagen, erhielten über Privilegien zunächst vor allem Bischöfe; aber auch weltliche Große (wie die Herzöge von Bayern, Sachsen, dann auch Grafen) ließen Münzen produzieren.
Der Bedarf an zirkulationsfähigem Geld wuchs seit dem 11. Jh. wegen der Entwicklung der Städte, dann besonders durch die enge Verbindung des Königtums, vor allem der Staufer, mit Italien. Seit dem 13. Jh. wurden vielfach auch Grundherrschaftsabgaben, die in Naturalien zu leisten waren, mit einem Geldwertansatz versehen und dann auch mit Geld geleistet. Wie die Münzprägung kam auch der Geldverkehr seit dem 13. Jh. unter den Einfluß der fürstlichen Herrschaften in den Territorien; man nennt das Territorialisierung der Geldwirtschaft...
... Der karolingische Denar wurde bis in das 12. Jh. in seinem Wert stark gemindert; dies führte zur Ausprägung höherwertiger Silbermünzen (Groschen, Kreuzer, Schilling); nun wurde auch wieder Gold als Münzmetall verwendet (Dukaten, Gulden).

Münzen schrieb:
Die mit einem Gepräge versehenen Metallstücke bestimmten Gewichtes (Schrot) und Edelmetallgehaltes von Silber und Gold (Korn) waren als Münzen nach antikem Vorbild dem merowingisch-karolingischen Frühmittelalter bekannt, wenn auch die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Geldes bis zum 10. Jh. im Rahmen der vorherrschenden Naturalwirtschaft verhältnismäßig gering blieb. Die wichtigste Prägung war der Pfennig (denarius) als Silbermünze. Die Herstellung der Münzen war vornehmlich dem Königtum vorbehalten; durch Privilegierung erhielten seit dem 10. Jh. auch Bischöfe das Recht zur Münzherstellung. Dieses Recht nahmen auch weltliche Große (herzöge, Grafen) in Anspruch, um den mit der wirtschaftlichen Entwicklung seit dem 12. Jh. wachsenden Bedarf an Münzgeld zu decken. Dies bildete die Grundlage für das seit dieser Zeit nachgewiesene Münzregal, welches nun von den weltlichen wie geistlichen Territorialherrschaften ausgeübt wurde. Daneben gab es nur mehr wenige königliche Münzstätten (im 14. Jh. Frankfurt, Schwäbisch Hall und Nürnberg). Diese Territorialisierung der Münzprägung... führte zu höchst vielfältigen Geprägen unterschiedlichen Wertes und regional beschränkter Verwendungsmöglichkeit. Nur wenige Münzen. wie etwa der aus der königlichen Münzstätte Schwäbisch Hall stammende Heller, erlangten überregionale Bedeutung. Die königliche Münzhoheit bestand zwar im ganzen Mittellater; sie schützte das bestehende System, konnte aber eine gesetzliche Regelung des Geld- und Münzwesens nicht bewirken.
Wegen der Unübersichtlichkeit der Silberwährung gewann seit dem 13. Jh. die von Italien ausgehende Goldwährung der Münzen von Florenz (Gulden) und Venedig (Dukaten) große Bedeutung im Handelsverkehr. Das Recht zur Herstellung von Goldmünzen galt als Privileg, welches von König Ludiwg dem Bayern im 14. Jh. verschiedenen Münzherren erteilt und von Karl IV. in der Goldenen Bulle den Kurfürsten überlassen wurde.
Die fortschreitende Entwertung des Pfennigs als der wichtigsten Umlaufmünze und der weiter wachsende Bedarf an Münzgeld bewirkten, daß seit dem 13. Jh. höherwertige prägungen hergestellt wurden (Groschen, Kreuzer)...
 
Schön, das sich das alles so deckt... Ich muss zugeben, dass ich meist nur aus dem Gedächtnis schreibe, das ist dann oft schon sehr "verarbeitet" und manchmal auch etws "löchrig" :)

Noch zum Gulden: Die wichtigste Goldmünze aus Florenz war natürlich der "Florentiner" (Florin).
Es gab in der Tat Goldgulden, bedeutsam wird der Gulden aber erst als Silbermünze, was natürlich eine sehr verwirrende "Fehlbezeichnung" ist.

(Silber-) Gulden werden dann die Süd/Westdeutsche Referenzwährung, (Silber-)Taler die Preußisch-Norddeutsche.
 
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Es gab mal einen Reichstaler (Reichstaler – Wikipedia): "Er sollte eine im ganzen 'Römischen Reich deutscher Nation' einheitliche und überall kursfähige silberne Großmünze bezeichnen ..." Ziemlich bald war er aber nicht mehr als eine Rechnungsmünze, wohl vergleichbar mit der ECU.

Die einzelnen Gebiete hatten aber natürlich ihre eigenen Währungen, auch in der recht kurzen Zeit, als der Reichstaler als tatsächliche Münze geprägt wurde.
 
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