Mit der Währungsreform wurde der Geldüberhang, die Ersparnisse der Bevölkerung, beseitigt. Das war in gewissem Maße schon fast eine Enteignung. Die Geldstabilisierung war die grundlegende Voraussetzung um die Wirtschaft zu sanieren.
Die Realität ist doch viel mehr die, dass die Reichsmark als Währung de facto längst außer Kurs gesetzt war.
De facto wurden doch in den ersten Jahren nach dem Krieg allerorten Lebensmittelbezugsscheine, Tabak/Zigaretten, Spirituosen, Schokolade, Brennstoffe etc. als Ersatzwährung eingesetzt und einn Gutteil der Transaktionen mit denen irgendwelche Güter erworben wurden auf dem Schwazmarkt ohne das offizielle Zahlungsmittel abgewickelt, einfach weil das Vertrauen in die Stabilität und Kaufkraft der Reichsmark nicht mehr vorhanden war.
Wenn in den Ballungsräumen die Städter zum Hamstern auf's Land hinaus fuhren, um zusätzliche Lebensmittel oder ähnliches zu erstehen, wurden dafür Schmuckstücke, Kleidung, irgendwelche Industriewaren oder sonst etwas, was sich irgendwie transportieren ließ als Zahlungsmittel eingesetzt, aber doch keine Reichsmark-Banknoten oder Sparbücher mit irgendwelchen Reichsmark-Nominalbeträgen.
Die wären schlicht nichts akzeptiert worden.
Mit einer Enteignung hatte das herzlich wenig zu tun.
Die Währung hatte ja ihren Wert bereits in dem Moment verloren, in dem sie als Zahlungsmittel nicht mehr akzeptiert wurde. Und warum hätte man sie noch akzeptieren sollen? In irgendeiner Form durch Edelmetalle oder feste Wechselkurse gegenüber stabileren Währungen war die Reichsmark zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gedeckt und ein staatliche Garantie gab es auch nicht mehr.
Die Reichsmark war gesetzliches Zahlungsmittel eine Staates der zusammen mit seinen Institutionen de facto aufgehört hatte zu existieren, oder der und dessen Institutionen zumindest nicht mehr handlungsfähig und damit nicht in der Lage waren, die Stabilität der Währung und ihre Anwendung als gesetzlichs Zahlungsmittel auch durchzusetzen.
Eine Währung, hinter der aber de facto nicht mal mehr eine wirsame staatliche Garantie stand, die würdest du, wenn du gescheit bist auch nicht als Zahlungsmittel akzeptiert haben, im Besonderen wenn der gleichzeitig der Gütermarkt weitgehend zusammengebrochen war und es ohnehin ein Überangebot an nominaler Währung gegenüber Waren gab, die erstanden hätten werden können.
Und das Gleiche natürlich auch im Hinblick auf Spareinlagen etc.
Was nutzte denn ein Sparbuch bei irgendeiner Bank, die überhaupt nicht mehr liquide war, unter interalliierter Zwangsverwaltung stand oder die schlicht aufgehört hatte zu existieren?
Oder Staatsanleihen des Nazi-Reiches dessen Institutionen aufgehört hatten zu existieren und die dafür nicht mehr in die Verantwortung genommen werden konnnten (Die Bundesrepublik, deren Institutionen das zufallen konnte, war ja noch nicht gegründet) etc. etc. ?
Die Waren wurden aber zum guten Teil mit Absicht zurückgehalten, da das Gerücht der Reform der Währung schon länger kursierte.
Das ist zwar richtig, legt aber doch das Problem offen.
Es war offensichtlich wegen mangelndem Vertrauen nicht mehr möglich die Reichsmark als Zahlungsmittel durchzupeitschen und den Produzenten von Gütern aufzuzwingen, diese freizugeben und Reichsmark dafür in Zahlung zu nehmen.
Damit war die Reichsmark als Währung verbrannt und es musste eine neue Währung her um das Vertrauen wieder herzustellen und den Schwarzmarkt einzudämmen.
Hinzu kommt natürlich die Problematik dass die alte Reichsmark in allem Besatzungssektoren das bisherige Zahlungsmittel darstellte und wenn man dabei hätte bleiben wollen, hätte man währungspolitisch immer mit den Sowjets über Gesamtdeutschland verhandeln müssen, was aber angesichts der völlig unterschiedlichen Wirtschaftssysteme problematisch geworden wäre.
Der nominale Wechselkurs der Währungsumstellung widerrum hatte aber natürlich mit der faktischen Kaufkraft nichts zu tun. Das wusste die Bevölkerung oder mindestens die mittleren und älteren Semester (und die jungen Leute hatten ohnehin keine großen Sparvermögen, woher hätten die kommen sollen) auch, denn die hatten ja schließlich die große Inflation in den 1920er Jahrenschon mitgemacht und dabei in 1923 auf diese Weise gelernt, dass ein milliardenschwerer Nominalbetrag, in einer inflationsgeschüttelten Währung, in die die Bevölkerung kein Vertrauen mehr hat, nicht unbedingt wertvoller sein muss, als ein ein oder zweistelliger nominaler Betrag in einer funktionierenden Währung, die von Bevölkerung und Markt akzeptiert wird.