Wehrmacht und SS - von grundsätzlichen Unterschieden und Entwicklungen
Meine Antwort ist rein aus dem Gedächtnis (also etwas oberflächlich), aber ich bin sicher, dass sich Belege für die Hauptlinie finden lassen. Eventuelle Fehler werden bestimmt bald von aufmerksamen Forenusern korrigiert, da ich „aus der Hüfte schieße“ – eigentlich nicht so gut bei diesem Thema, aber es hat auch so genug Zeit gekostet! Ich lehne mich also etwas aus dem Fenster...
Die Wehrmacht war die reguläre Armee des Deutschen Reiches. Seine Angehörigen waren deutsche Staatsbürger nach damaligem Recht (also auch etwa Österreicher oder Sudetendeutsche), sowie „Sonderausnahmen“ (etwa Angehörige der deutschsprachigen Bevölkerung der „quasi annektierten Gebiete“ etwa dem Elsass) und im Laufe des Krieges dem Deutschen Reich sonst wie zugeschlagenen Gebiete (besonders in Polen; teils nicht einmal nur die vormaligen deutschen Ostgebiete, die bis zum Ende des 1. Weltkrieges zum Deutschen Reich gehört hatten). Die Männer wurden gemustert und per Einberufungsbefehl ganz regulär eingezogen und rekrutiert: Eben eine Armee von Wehrpflichtigen und Staatsbürgern eben…
Die Waffen-SS machte mehrfache Entwicklungen durch. Sie begann als persönliche Schutztruppe Adolf Hitlers, als eine weltanschauliche „Parteiarmee“; nahm dann bald durch rechtliche Lücken Zugriff auf theoretisch in der Wehrmacht dienstpflichtige Polizeiangehörige (die Polizeidivision ging daraus hervor…). Dann griff sie auf sogenannte „Volksdeutsche“ zurück, die nicht in der Wehrmacht dienen durften, da sie keine deutsche Staatsangehörigkeit besaßen und dennoch lieber unter deutschen Fahnen dienen wollten (+/-). Dazu waren oft Staatsverträge notwendig mit jenen Staaten, in denen die betroffenen deutschen Minderheiten lebten und somit eigentlich in deren Armeen hätten dienen müssen (Wehrpflicht!). Ein gutes Beispiel hierfür sind die Siebenbürger Sachsen aus Rumänien. Ein weiteres Feld der Rekrutierung waren Kriegsfreiwillige der unterworfenen Staaten: Auch hier finden sich „Volksdeutsche“ – etwa aus dem ehemaligen Jugoslawien – aber ich glaube hier wurde zt. sogar einfach „Einberufen“. Weiter etwa aus den Niederlanden und Belgien (allgemein aus dem Norden und Westen) Freiwillige, die keineswegs mehr „Deutsch“ waren, aber noch mehr oder weniger den „Rassegedanken“ der Nazis entsprochen haben mochten. Ähnlich könnte man viele osteuropäische SS-Einheiten sehen, deren Männer vielfach von den Deutschen eigentlich die Widerherstellung ihrer nationalen Unabhängigkeit erwarteten: Vor allem baltische „SS-ler“ können hier eingeordnet werden. Weitere Kriegsfreiwillige kamen aus „neutralen“ oder anderen Staaten: So gab es sogar Anfangs ein paar Handvoll Freiwilliger aus den USA oder Schweizer… Erst im weiteren Kriegsverlauf griff die SS auch in verstärktem Maße auf die „Legionen der Wehrmacht“ zurück, diese waren aus „Angehörigen aktiver Feindstaaten“ (meine Formulierung) gebildet. Diese „Legionen“ waren rechtlich ein Grenzbereich, da die Wehrmacht ja eigentlich für deutsche Staatsbürger vorgesehen war, doch hatten Offiziere den Wert solcher Legionen erkannt – wie es sie auch im 1. Weltkrieg gegeben hatte. Allerdings lassen sich unter deren Angehörigen zum Beispiel „antistalinistische Russen“ und auf Unabhängigkeit hoffende Ukrainer, Kosaken oder Balten nur relativ schwer voneinander trennen, da ihre Territorien offiziell zur damaligen Sowjetunion gehörten…
Man sieht also dass die SS langsam aber sicher zu einem Sammelsurium aller denkbaren Volksangehörigen wurde, deren geringste Gemeinsamkeit war, dass sie auf deutscher Seite Waffen trugen! Gab es Anfänglich einen Trend zu einer „Germanischen SS“ (aus Sicht der Nazis!), wurde es ein buntgeschecktes Heer von Männern völlig unterschiedlicher Motivation und Loyalität. Nicht vergessen werden darf, das es eigentlich immer mehr oder weniger starke deutsche Kadertruppen und zumindest auch deutsche Offiziere gab! Ein wenig wurde dieser Wirrwarr durch Namensgebung erhellt: Wurde dem Divisionsnamen ein „Freiwilligen“ (etwa „SS-Freiwilligendivision“) vorgehängt, sollte es aus „Volksdeutschen“ bestehen – etwa die Division „Prinz Eugen“ die aus ehemaligen jugoslawischen Staatsangehörigen bestand. „Waffen“-Verbände bestanden aus „Fremdvölkern“… Es gab möglicherweise weitere Unterscheidungsmerkmale…
Aber damit war die Entwicklung noch immer nicht abgeschlossen: Höhe- & Endpunkt war die Zeit nach dem Attentat Stauffenbergs 1944, als die Wehrmacht weitgehend entmachtet/“entkernt“ und stärker an den Nationalsozialismus gefesselt wurde. Chef des Ersatzheeres wurde nun der „Reichsfüher SS“ Heinrich Himmler persönlich. Damit war er auch für Personalfragen im Heer zuständig geworden. Dazu gehörten nicht nur Rekrutierungen, Neuaufstellungen und Stellenbesetzung (etwa Offizersnachwuchs), sondern auch deren Zuteilung an Truppen. Es änderte sich einiges am Charakter der Wehrmacht – und das betraf nicht nur die Einführung des „Deutschen Grußes“ anstelle des bisherigen militärischen Grußes („Hand an die Mütze“). Man stellte nun „Volksgrenadierdivisionen“ auf, statt wie früher: Infanteriedivisionen in Grenadierdivisionen umgewandelt wurden, auch wurden erstmals selbstständige Panzerbrigaden aus gemischten Waffengattungen anstelle der berühmten Panzerdivisionen formiert (für die Ardennenoffensive). Jene Zivilisten, die dann im „Volkssturm“ dienen mussten (der Volkssturm wurde durch Glieder von NSDAP-Organen gebildet und auch kommandiert!), hätten nach vorheriger Wehrverfassung im Rahmen der Wehrmacht als Landwehr oder Landsturm dienen müssen (ich weiß gerade nicht ob diese Bezeichnungen bereits vorher überholt waren oder nicht?). Da Himmler auch über die Zuweisung neuer Rekruten entscheiden konnte, sorgte er dafür, dass besonders geeigneter Nachwuchs bevorzugt seiner SS zugewiesen wurde. Anfangs legte man den Rekruten noch „eher nahe“, doch bei der SS dienen zu wollen, während gegen Ende ganz normale „Staatsbürger/Wehrmachtsrekruten“ ohne viel Federlesen an die SS überwiesen wurde! Auf diese Weise war es sogar möglich, sogar nicht vom Faschismus eingenommene Rekruten zu SS-Soldaten wurden!
Kurz: Die einst scharfe Trennung zwischen SS und der Wehrmacht wurde mehr und mehr verwischt und war am Ende für „Neue“ nahezu aufgehoben. Kein Wunder wenn in einigen „Nachkriegs-Generals-Schilderungen“ hie und da die Waffen-SS quasi gar als „vierte Waffengattung“ der Wehrmacht neben Heer, Marine und Luftwaffe angeführt wurde. (Ich habe vergessen wer das nochmal gewesen ist)
- Ach und wann immer ich in diesem Beitrag SS schreibe, ist von der Waffen-SS die Rede. Ganz gleich ob sie zur jeweiligen Zeit „SS-Verfügungstruppe“ oder WasWeisIchWie offiziell genannt wurde.