Wallenstein

Xander

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Hallo,

vielleicht kennen manche noch die alte Wallenstein Verfilmung nach Golo Mann aus den 70er Jahren?

Hatte ja ewig gedauert, bis der Vierteiler endlich mal als DVD raus kam. Letztes Jahr war es soweit, hurra!

Kann die DVDs nur empfehlen!!! :hoch:

Beste Grüße
Andreas
 

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Hallo, habe die Sammlung kürzlich erworben, aber noch keine Zeit gehabt, sie anzusehen.
Dem Text auf der Rückseite entnehme ich, daß man sich nicht um "Naturalismus" bemühte, sondern versucht, "den Krieg begreiflich zu machen".
Was darf ich mir darunter vorstellen? Wird dort sehr freizügig mit den historischen Gegebenheiten verfahren? Oder werden historische Zusammenhänge sehr selektiv dargestellt? Oder ist die Story ganz aus der Perspektive Wallensteins erzählt, indem man versucht, sein Dneken und Handeln zu ergründen?
Es wäre schön, wenn du mehr dazu sagen könntest.

Gruß
Kassia
 
Moin Kassia

Hallo, habe die Sammlung kürzlich erworben, aber noch keine Zeit gehabt, sie anzusehen.

Na, aber schnell nachholen!

Dem Text auf der Rückseite entnehme ich, daß man sich nicht um "Naturalismus" bemühte, sondern versucht, "den Krieg begreiflich zu machen".
Was darf ich mir darunter vorstellen? Wird dort sehr freizügig mit den historischen Gegebenheiten verfahren? Oder werden historische Zusammenhänge sehr selektiv dargestellt? Oder ist die Story ganz aus der Perspektive Wallensteins erzählt, indem man versucht, sein Dneken und Handeln zu ergründen?
Es wäre schön, wenn du mehr dazu sagen könntest.

Was da jetzt mit "Naturalismus" gemeit ist, weiß ich nicht. Dem Fernsehfilm gelingt es m.M.n. recht gut, die komplexen Geschehnisse des 30-jährigen Krieges (bis zum Tode Wallensteins) und die Rollen bestimmter Personen darzustellen.
Es ist kein Spielfilm mit Wallenstein in der Hauptrolle, sondern mehr ein Doku-Fernsehfilm. Figuren wie Ferdinand II, Maximilian I, Christian IV, Gustav Adolf, u.a. kommen dort ebenso "zu Wort". Aber klar, das der Albrecht Wenzel Eusebius im Fokus steht!

Der Film basiert ja auf der Wallenstein Biographie von Golo Mann (1971), von daher gibt es im Film sicher einige historische Details, die heutige Historiker anders bewerten. Da ich kein Wallenstein-Fachmann bin, mag ich nicht beurteilen, welche historischen Unkorrektheiten im Film vorliegen!

Kannst dir dazu ja auch mal die Amazon Rezensionen durchlesen.

Aber da die DVD ja schon hast, schiebst du sie am besten gleich rein und urteilst selbst!

Beste Grüße
Andreas
 
Ich habe mittlerweile den 4-Teiler gesehen.

Hier meine kleine Kritik dazu.
Erstmal: er hat mir sehr gut gefallen. Schön waren die Handlungsorte und die Ausstattung (tolle Betten, Stühle, Bücher z.B.) und Kostüme, welche dankenswerterweise aus einem englischen Kostümfundus stammten. Man konnte an der Kleidung schon allein recht gut die Standesunterschiede ablesen; so hatten die bedeutenden Adeligen in der Regel bestickte Wämser und i.d.R. schöne Rapiere. Gustav Adolph wird (leider immer im selben) in einem Gewand gezeigt, das man von einem Gemälde kennt und das sich sogar erhalten hat (wenngleich wohl oft ein Lederkoller richtiger gewesen wäre). Sehr gut war auch die Besetzung, auch wenn der Darsteller des Wallenstein (Rolf Boysen) insgesamt v.a. am Anfang und vor dem Zeitpunkt, als der Charakter ja so schwer von Krankheiten gezeichnet war, deutlich zu alt wirkte. Die schauspielerischen Leistungen haben mich allerdings durchweg absolut überzeugt!
Großartig fand ich einige Szenen, worin das Zeremoniell zum Ausdruck kam wie recht gleich am Anfang das öffentliche Essen des Kaisers Matthias vor seinem Hofstaat zu Wien. Die Sprache zwischen den Figuren wurde behutsam modernisiert. Oftmals gibt es auch Momente, worin so richtig ein Hauch von der damaligen Zeit hindurch schien, v.a. wenn die Religiösität zum Ausdruck gebracht wurde oder auch wenn Wallenstein in seinen Tiraden lateinische Wörter einmischte, was nicht nur durch seine Bildung glaubhaft ist, sondern auch durch seine erhaltene Korrespondenz recht gut belegt.
Interessant fand ich, dass seiner Gemahlin relativ viel Raum gegeben wurde. Immer wieder wird man durch ihre teils liebevollen Briefe an ihn daran erinnert, dass er scheinbar eben doch auch ein "normales" Privatleben hatte - neben seinem cholerischen Charakter und seinen überschäumenden Aufgaben.

Am besten gefiel mir der erste Teil, da darin noch nicht so viele Sprünge waren, welche für mich interessante Ereignisse und Personen (Mansfeld und andere Feldherren kommen z.T. garnicht vor) in den weiteren Teilen links liegen ließen.
Manche Charaktere wurden nicht korrekt dargestellt. So schien es bspw. im Film so, als habe sich Friedrich V. von der Pfalz vor der Schlacht am Weißen Berg überhaupt nicht für die Armee interessiert und ganz entrückt lediglich am Hofe zu Prag gelebt. Andererseits wurde gerade bei ihm bei der Auswahl des Darstellers besonders gut eine äußerliche Ähnlichkeit mit der historischen Person erreicht. Manche Charaktere traten im Film früher (wie Senno) als historisch ins Leben von Wallenstein oder lebten länger als historisch überliefert (z.B. die wichtige Figur des Hofkriegsratspräsidenten Collalto). Hier wurde sicherlich, wie allerdings auch in der beiliegenden Broschüre eingeräumt, historische Korrektheit der Dramaturgie und Umsetzbarkeit geopfert.
Der Schlachtenlenker Wallenstein kam weniger zur Geltung als der militärische und politische Stratege. Wobei ich diese Gewichtung verständlich finde, weil ansonsten der Mehrteiler unmöglich mit dem zeitlich machbaren zu Rande gekommen wäre.
Schön fand ich Details wie teilw. die zeitgenössische Musik von z.B. Froberger.

Jedenfalls fand ich diese Verfilmung insgesamt sehr überzeugend und offengestanden gerade für eine deutsche Verfilmung überraschend gut gemacht. :yes:
 
von mir erdachte "Neubesetzung":

Albrecht von Wallenstein: Michael Fassbender
Isabella, Wallensteins zweite Ehefrau: Anna Prohaska
Kaiser Ferdinand II.: Christoph Waltz
König Gustav Adolph von Schweden: Stellan Skarsgard
König Christian IV von Dänemark: Kim Bodnia
Friedrich von der Pfalz: Elijah Wood
Elisabeth von Böhmen: Karen Gillan
Maximilian von Bayern: Hans Schuler
Graf Tilly: Rutger Hauer
Graf Collalto: Nanni Moretti
Graf Thurn: Udo Schenk
Walter Butler: Gerard Butler
John Gordon: Kevin McKidd
Walter Leslie: James McAvoy
Walter Deveroux: Damien Kearney
Kardinal Khlesl: Karlheinz Hackl
Peter Lamormaini: François Cluzet
Piccolomini: Gianluca Gobbi
Karl von Harrach: Karl Markovics
Hans Ulrich von Eggenberg: Fritz Egger
Kaiser Matthias: Heinz Marecek
 
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