War der Bau der Mauer sinnvoll?

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Gast

Gast
hallo,

ich habe von meinem Lehrer die Frage gestellt bekommen, ob der Bau der Berliner Mauer
sinnvoll war. Meiner Meinung nach war die Mauer die einzige Möglichkeit, die DDR-Bürger
im Land zu behalten, und diese von der solzialistischen Ideologie zu überzeugen.
> also sinnvoll

Ich bin allerdings kein Experte, deshalb bitte ich euch um eure Meinungen.
 
190 tote allein an der berliner mauer, wer weiß wie viele verletzte, inhaftierte, zerstörte lebensläufe...

ein immenser aufwand, diese grenze so auszubauen, knapp 50.000 mann grenztruppen, um die bevölkerung vom sozialismus zu "überzeugen"...

SINNVOLL????
 
Zuletzt bearbeitet:
Gast schrieb:
hallo,

ich habe von meinem Lehrer die Frage gestellt bekommen, ob der Bau der Berliner Mauer
sinnvoll war. Meiner Meinung nach war die Mauer die einzige Möglichkeit, die DDR-Bürger
im Land zu behalten, und diese von der solzialistischen Ideologie zu überzeugen.
> also sinnvoll

Ich bin allerdings kein Experte, deshalb bitte ich euch um eure Meinungen.
Stell deinem Lehrer mal die Frage, was er unter sinnvoll versteht.
 
Na darum geht's doch. 'Sinnvoll' ist Auslegungssache. Und das will der Mann hoeren. Eine persoenliche Auslegung. Da kann keiner helfen, da kann es kein 'richtig' oder 'falsch' geben.

Meiner Meinung nach bist du hier im Forum falsch, denn hier wird dir jeder eine andere Version hinlegen. Lies nach ueber die Mauer und die Beweggruende dahinter und bild' dir deine eigene Meinung. Find' deinen eigenen Standpunkt, denn das ist es, worauf es dein Lehrer abgesehen hat.

Kluger Mann uebrigens.

Viel Glueck.
 
Ohne den antiimperialistischen Schutzwall hätten wir Westdeutschen doch das Paradies der Werktätigen überströmt - oder hab ich da was mißverstanden?
Massenflucht nach Bitterfeld =)
 
derralf schrieb:
Ohne den antiimperialistischen Schutzwall hätten wir Westdeutschen doch das Paradies der Werktätigen überströmt - oder hab ich da was mißverstanden?
Nur das der Schutzwall antifaschistisch war. Diese Bezeichnung lässt interessante Rückschlüsse über die offizielle WessiEinschätzung zu.
 
Themistokles schrieb:
Nur das der Schutzwall antifaschistisch war. Diese Bezeichnung lässt interessante Rückschlüsse über die offizielle WessiEinschätzung zu.
Diese Bezeichnung lässt außerdem noch interessantere Rückschlüsse auf das System, das diese Mauer baute, selbst zu!
 
Ob die Grenzanlagen der DDR sinnvoll waren oder nicht, darüber läßt sich gut streiten. Man kann die Mauer nicht als einzelne getrennte Maßnahme sehen, sondern nur in Verbindung mit der Grenze zur Bundesrepublik, wobei auch zwischen einen bayrischen und thüringischen Dorf eine Mauer war, außerdem war die Mauer nicht nur zwischen Ost- und Westberlin, sondern sie schloß das Gebiet von Berlin(West) ein.
Der Aufwand mit den Grenztruppen und der jeweiligen Erneuerung der Mauerteile muß riesengroß gewesen sein. Ob sich das mit der Verhinderung der Flucht von vielen DDR-Bürgern auszahlte, das ist hier die Frage? :confused:
Von meinen Verwandten und die Hälfte meiner Verwandtschaft lebt in Sachseb-Anhalt, Sachen und Thüringen, kam keiner auf die Idee nach ihren Besuchen im Westen zu bleiben,Das waren aber alles ältere Menschen.
 
Sinnvoll? Keinesfall!

1. Die Flüchtlinge sind durch Mauer ermordet worden.

2. Wenn Deutschland gleich nach dem Krieg einig wäre, wäre die Wirtschaft wahrscheinlich besser gewesen, da dann Deutschland von Anfang zusammen aufbauen könnten. Aber da wir jetzt sehr viel Sanierung für ehemalige DDR bezahlen müssen, ist auch ein Verlust für uns alle.
Aber wichtig ist, daß wir wieder zusammen ein Land haben!
 
sorry, aber m.e. kann man bei der berliner mauer oder der ddr-grenze nicht mit solchen begriffen wie "sinnvoll oder nicht" hantieren. die grenze und das grenzregime waren menschenverachtend, egal welche begründungen sich man aus sed-sicht zusammenreimen könnte. um es noch drastischer auszudrücken: niemand käme auf die idee, nach dem "sinn" der kz zu fragen...
 
collo schrieb:
sorry, aber m.e. kann man bei der berliner mauer oder der ddr-grenze nicht mit solchen begriffen wie "sinnvoll oder nicht" hantieren. die grenze und das grenzregime waren menschenverachtend, egal welche begründungen sich man aus sed-sicht zusammenreimen könnte. um es noch drastischer auszudrücken: niemand käme auf die idee, nach dem "sinn" der kz zu fragen...

Das finde ich z.B. eine geniale Einleitung zu oben genannter Arbeit. Und ich spekuliere einfach mal darauf, dass das genau das ist, worum es dem Herrn Lehrer geht. Also kuehlt euch wieder ab. =)
 
Versucht doch einmal das ganze aus der Sicht des Ostens, z.B. Russlands oder der DDR, anzusehen und nicht aus der Sicht des Westens.

Zuerst müsste man das Warum herausarbeiten, warum wurde die Mauer gebaut, welche Gründe hatte die DDR diese zu bauen, was steckte dahinter. Dann hat man evt. immer aus der Sicht der Bauer gesehen ein Sinnvoll oder nicht.

Ich denke der Lehrer will darauf hinaus, das man sich mit dem Kontext des Baues befasst.
 
aus sicht der erbauer war die mauer natürlich sinnvoll, zwingend notwendig sogar, weil die mauer den vorzeitigen zusammenbruch des systems verhindert hat. die mauer hat aus sicht ihrer errichter 28 jahre lang sehr gute dienste geleistet.
auch unter den europäischen freunden und verbüneten (west-)deutschlands gab es sicher stille und klammheimliche befürworter der mauer.

"deutschland ist bei nachbarn so beliebt,
daß es gleich zweie davon gibt
"
(urheber leider vergessen, soll ein italiener gewesen sein, glaub ich)

es ist das große verdienst der ostdeutschen bevölkerung, diese mauer überwunden zu haben, egal, ob der freiheit und demokratie oder des bohnenkaffes wegen.

ponzelar
 
liebe ursi, lieber ponzelar,

hier geht es um die universellen menschenrechte wie das recht auf leben, unversehrtheit, rechtliches gehör, um nicht auf der reisefreiheit rumzureiten. dieses wurde durch das grenzsystem der ddr in elementarster weise verletzt. und da gibt es für mich keine ost- oder west-sichtweise und auch keine kompromisse.

natürlich hatten die machthaber in ostberlin ihre gründe die mauer zu bauen, aber, um mich zu wiederholen, das gilt auch für die nazis und die kz, oder für stalin und dem gulag. die frage nach der sinnhaftigkeit verbietet sich hier geradezu!
 
collo schrieb:
liebe ursi, lieber ponzelar,

hier geht es um die universellen menschenrechte wie das recht auf leben, unversehrtheit, rechtliches gehör, um nicht auf der reisefreiheit rumzureiten. dieses wurde durch das grenzsystem der ddr in elementarster weise verletzt. und da gibt es für mich keine ost- oder west-sichtweise und auch keine kompromisse.

natürlich hatten die machthaber in ostberlin ihre gründe die mauer zu bauen, aber, um mich zu wiederholen, das gilt auch für die nazis und die kz, oder für stalin und dem gulag. die frage nach der sinnhaftigkeit verbietet sich hier geradezu!

lieber collo

wenn ein Lehrer solche Fragen stellt wie dies vom Gast geschrieben, geht es wohl eher darum den Kontext der Geschichte zu verstehen und warum weshalb was gemacht wurde. Für mich hat Geschichtwissenschaft nun auch etwas damit zu tun, dass man alle Seiten die man durch Quellen erfassen kann anschauen muss und daraus die Lehren zu ziehen.

Und es ist meine Aufgabe als zukünftige Historikerin eben genau die Gründe aufzuzeigen weshalb was gemacht wurde. Sonst kommen wir in der Zukunft nicht weiter. Was nützt es uns wenn wir die KZs, Hitler, Stalin usw. verurteilen und einfach sagen das darf nie mehr geschehen. Wenn wir nicht versuchen die Gründe herauszufinden warum das passiert ist. Damit in Zukunft so was nicht mehr passieren kann, muss man die Zeichen früh genug erkennen und sie nicht totschweigen.

Guido Knopp (über seine Dokus möchte ich hier nicht diskutieren) hat folgendes gesagt: "Die Fähigkeit zu trauern, sie geht Hand in Hand mit dem Mut, sich zu erinnern" passt meiner Ansicht nach genau.
 
Zuletzt bearbeitet:
sag ich doch. nach den GRÜNDEN darf und muss man fragen, aber doch nicht, ob die mauer SINNVOLL war. aber vielleicht sehe ich das zu eng...
 
collo schrieb:
sag ich doch. nach den GRÜNDEN darf und muss man fragen, aber doch nicht, ob die mauer SINNVOLL war. aber vielleicht sehe ich das zu eng...

Aber wenn du dich versuchst auch in Gedanken einzufinden, die du selbst moralisch verurteilen magst, kommst du doch eher auf den Sinn, den historische Personen in ihren Taten gesehen haben. Damit ist doch dann der Grund für ihr Handeln erklärt... :grübel:

Wenn das des Lehrers Ansinnen war, ist seine Fragestellung doch ganz geschickt gewählt, oder?
 
Ist der derzeitige Bau der Mauer in Israel sinvoll?

Ja, denn er hält die Terroristen von ihrem unseligen Tun ab und hat damit womöglich den zaghaften Annäherungsprozeß womöglich erst eingeleitet.
Nein, denn die willkürliche Grenzziehung und die dafür notwendige Enteignung von Palästinensern birgt neues Konfliktpotenzial.

Ist die rigorose Abschottung von Europa gegenüber Einwanderen von südlich des Mittelmeers sinnvoll?

Ja, damit werden die Arbeitsplätze hier gesichert, eine Überfremdung verhindert.
Nein, jedes Jahr ertrinken Hunderte beim Versuch nach Europa zu gelangen; es besteht ein Bedarf nach billigen Arbeitskräften besonders in der Landwirtschaft, in Spanien würde es ohne billige Afrikaner nicht mehr gehen.

War der Bau der Chinesischen Mauer sinnvoll?

Ja, dadurch wurde eine sichtbare Grenze zwischen der chinesischen Zivilisation und den Mongolischen Steppenvölkern geschaffen. Einfälle konnten so verhindert werden.
Nein, der Bau kostete Abertausenden das Leben und letztlich war die Mauer doch erwiesenermaßen von den Mongolen zu überwinden.


Die Frage ob etwas sinnvoll ist, hat IMMER zwei Seiten und BEIDE Seiten MÜSSEN dann auch betrachtet und analysiert werden. Derartige Statements sind da mMn nicht sinnvoll:
collo schrieb:
hier geht es um die universellen menschenrechte wie das recht auf leben, unversehrtheit, rechtliches gehör, um nicht auf der reisefreiheit rumzureiten. dieses wurde durch das grenzsystem der ddr in elementarster weise verletzt. und da gibt es für mich keine ost- oder west-sichtweise und auch keine kompromisse.
Das Schlagwort der universellen Menschenrechte ist eines der meist missbrauchten. Wo sind sie, wenn ein westlicher Staat ein Entwicklungsland angreift. Wo bleiben sie, wenn Europäer oder Amerikaner aus Macht-und Wirtschaftsinteressen gemeinsame Sache mit Unrechtsregimen machen. Wo bleiben die Menschenrechte (wie Leben und körperliche Unversehrtheit) für die Hunderte von Afrikaner die jedes Jahr im Mittelmeer oder im Atlantik ertrinken?
Also bitte komm mir nicht mit solchen schwammigen Begriffen, wenn es um Weltpolitik geht.

Fakt ist, die DDR gehörte zum Einflussbereich der SU. Ein dauerhaftes wirtschaftliches Ausbluten der DDR konnte man auch in Moskau nicht zulassen. Man darf nicht vergessen, das die DDR einer der wirtschaftlichen Grundpfeiler im RGW war. Ich will jetzt gar nicht alles aufzählen, aber z.B. die Uranproduktion und die Produktion optischer Geräte bei Carl Zeiss Jena waren unverzichtbar für die SU. Es herrschte Kalter Krieg! Und da sind 1065 Tote (so bedauerlich jeder einzelne davon ist!) für einen Konflikt zwischen den beiden Großmächten durchaus einer der unblutigsten Konflikte im 20. Jhd.
Hätte es beispielsweise zwischen Süd-und Nordvietnam eine undurchlässige Mauer gegeben, wären sicherlich keine 2 Mio. Vietnamesen und 56000 Amerikaner umgekommen.

Natürlich war das DDR-Regime ein Unrechtsstaat, natürlich hat die Mauer vielen Leid gebracht aber wenn man nicht beide Seiten betrachtet und den Mauerbau nicht in die damalige Weltpolitik einordnet, kommt man meiner Ansicht nach zu einem schwärzeren Bild, als es der Sache angemessen ist.
 
ursi schrieb:
Und es ist meine Aufgabe als zukünftige Historikerin eben genau die Gründe aufzuzeigen weshalb was gemacht wurde. Sonst kommen wir in der Zukunft nicht weiter. Was nützt es uns wenn wir die KZs, Hitler, Stalin usw. verurteilen und einfach sagen das darf nie mehr geschehen. Wenn wir nicht versuchen die Gründe herauszufinden warum das passiert ist. Damit in Zukunft so was nicht mehr passieren kann, muss man die Zeichen früh genug erkennen und sie nicht totschweigen.

Liebe Ursi, entschuldige bitte, wenn ich die Aufgabe des Historikers, wie ich sie sehe, ein wenig präzisiere. Meiner Ansicht nach hilft die Frage "warum alles so geschah" nicht viel weiter, möchte man solche Verbrechen in Zukunft verhindern. Als viel wichtiger erachte ich das Fragen nach dem Wie. Wie war es möglich menschenunwürdige Maßnahmen in Staats- und Gesellschaftssystemen aufzubauen, die jeglicher Ethik und jedem moralischen Verstand entgegengesetzt waren.
Die Frage "Warum" lässt sich dagegen verhältnismäßig leicht klären. Sie zielt nur auf die Intentionen der Machthaber ab, welche wohl immer auf Ideologien, Finanzen, Machterhalt oder einfach nur Hass zurück zu führen sind. Die Frage nach dem "Wie" fordert dagegen eine vergleichende Auseinandersetzung der damaligen Zusammenhänge mit den aktuellen.
:grübel: Aber natürlich kann man auch diese Frage oberflächlich mit Antworten wie: Durch Militärischen Druck etc. abflachen.
Was uns wieder zeigt, dass es nicht reicht eine Frage zu stellen, sondern diese auch genau definiert werden sollte, um flachen Antworten vor zu beugen. Aus diesem Grund finde ich auch die Frage des Lehrers nicht sehr wohl überlegt gestellt. Sie impliziert geradezu eine positive oder negative Antwort des Schülers und leider keine differenzierte.
 
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