War Hitler gläubig?

Was Hitler zweifellos an der katholischen Kirche bewundert hat, war die Inszenierung des Rituellen, die straffe, auf Befehl und Gehorsam basierende Organisation und die Macht über die Seelen. Himmler orientierte sich bei der Organisation seiner SS an der Inquisition, die er ausdrücklich als ein Vorbild seines "Ordens" nannte.

Die Übernahme von Stilelementen der katholischen Kirche oder die Vorliebe für Metaphern aus dem religiösen Bereich machen Hitler aber nicht gläubig.

Gott, der "Allmächtige" oder "die Vorsehung" waren in Hitlers Vorstellungswelt ziemlich nebulöse Größen, und Gott war viel eher eine Art Galionsfigur der bei Bedarf funktionalisiert wurde, der aber nichts mehr zu sagen, sondern abzusegnen hatte, etwa so wie der alte Hindenburg. Jesus wurde zwar gelegentlich zum Arier funktionalisiert, mit Gottes Sohn war aber nicht viel Staat bei der SS zu machen, deren Mentalität ja die totale Verneinung christlicher Tugenden wie Barmherzigkeit oder Nächstenliebe war.
 
Zum religiösen Anstrich des Nationalsozialismus, zu den messianischen Anflügen ist schon eigentlich alles gesagt worden, vielleicht noch ein Zitat:

"„Viele Jahre zogen dahin, / geknechtet das Volk und betrogen. / Verräter und Juden hatten Gewinn, / sie forderten Opfer Legionen. / Im Volk uns geboren, / entstand uns ein Führer, / gab Glauben und Hoffnung an Deutschland uns wieder. / Volk ans Gewehr!"
http://209.85.135.104/search?q=cach...hiv/exilvorlesung03/14-buecherverbrennung.doc
 
Anscheinend neu erschienen:


Hitlers Theologie
Rainer Bucher
Hitlers Theologie ist intellektuell krude, ihr Rassismus ist erbärmlich und ihr Gott ein numinoses Monster. Es gibt keine Gnade und keine Barmherzigkeit in ihr und daher auch keinen Frieden. Aber sie wurde, worauf tatsächlich alle Theologie zielt: praktisch. Das ist, so Rainer Bucher, nicht der einzige, aber es ist der unabweisbare Grund, sich mit ihr zu beschäftigen.Gewiss: Adolf Hitler war kein Theologe. Aber, so die zentrale These: Vom Beginn seines öffentlichen Redens bis zu seinen letzten dokumentierten Äußerungen verkündigte Hitler sein Politikprojekt im Namen eines Gottes, konzipierte und legitimierte er es über theologische Begriffe. Diese spielten keine nur rhetorische, sondern eine zentrale und tragende Rolle.Eine klarsichtige wie fulminante Untersuchung von Hitlers politischer Projektbeschreibung und ihrer theologischen Begründungsstrukturen.
(aus dem NFH-Newletter)
 
Hitler liess in der umkämpften Berliner Trümmerwüste noch einen Standesbeamten auftreiben, um die Ehe mit Eva Braun zu schliessen.
Es wird aber nicht berichtet, dass er vor seinem Tod noch beichtete oder die letzte Ölung erhielt. Daraus kann man schon schlussfolgern, dass er im Grunde genau wie seine Satrapen nicht gläubig war.
 
Was Hitler zweifellos an der katholischen Kirche bewundert hat, war die Inszenierung des Rituellen, die straffe, auf Befehl und Gehorsam basierende Organisation und die Macht über die Seelen.
Gemeinsame Riten haben etwas mit Gruppendynamik zu tun, nicht mit Religion.

Gemeinsame Gesänge z.B. sorgen nicht nur in der Kirche sondern auch auf dem Fußballplatz für ein Gefühl der Verbundenheit, und sie taten das wohl schon in einer menschlichen Jagdgesellschaft vor 100.000 Jahren.

Dass auch die Nazis sich solcher elementarer Hilfsmittel bedienten, macht sie nicht "religiös", sondern zeigt nur, dass sie in der Lage waren, die Erkenntnisse der Psychologie zweckgerichtet anzuwenden.
 
Anscheinend neu erschienen:

Hitlers Theologie
Rainer Bucher
Hitlers Theologie ist intellektuell krude, ihr Rassismus ist erbärmlich und ihr Gott ein numinoses Monster. Es gibt keine Gnade und keine Barmherzigkeit in ihr und daher auch keinen Frieden. Aber sie wurde, worauf tatsächlich alle Theologie zielt: praktisch. Das ist, so Rainer Bucher, nicht der einzige, aber es ist der unabweisbare Grund, sich mit ihr zu beschäftigen.Gewiss: Adolf Hitler war kein Theologe. Aber, so die zentrale These: Vom Beginn seines öffentlichen Redens bis zu seinen letzten dokumentierten Äußerungen verkündigte Hitler sein Politikprojekt im Namen eines Gottes, konzipierte und legitimierte er es über theologische Begriffe. Diese spielten keine nur rhetorische, sondern eine zentrale und tragende Rolle.Eine klarsichtige wie fulminante Untersuchung von Hitlers politischer Projektbeschreibung und ihrer theologischen Begründungsstrukturen.


(aus dem NFH-Newletter)

Siehe dazu auch Hitlers Theologie - Rainer Bucher - Portofrei bei buecher.de (die entsprechenden Texte der Leseprobe sowie der Besprechung ausklappen)
 
Hitler liess in der umkämpften Berliner Trümmerwüste noch einen Standesbeamten auftreiben, um die Ehe mit Eva Braun zu schliessen.
Es wird aber nicht berichtet, dass er vor seinem Tod noch beichtete oder die letzte Ölung erhielt. Daraus kann man schon schlussfolgern, dass er im Grunde genau wie seine Satrapen nicht gläubig war.

Yup dem schließ ich mich an.
Jedenfalls war er keiner Kirche voll zugewandt, er mixte sich seinen "Glauben" genauso wie seine Ideologie aus vielen Einzelteilen zusammen.
Ein "Germanen"-Glaube wie man ihn vllt. bei Himmler vermuten kann, fällt auch weg, da Hitler sich über das ganze Germanengeplänkel oft lustig machte, und diese als rückständig ansah.
Noch was: Kann Hitler denn echt (kirchen-)gläubig gewesen sein, in Anbetracht der zahlreichen internierten und ermorderten Männer Gottes?
Allein seine Verachtung von Mitleid zeigt doch schon ein mangelndes christliches Bewusstsein auf.
Das Thema ist jedoch sehr komplex und hat auch viele widersprüchliche Komponenten.
Im Allgemeinen verklärten die Nazis den "Glauben" zu Gunsten ihrer Weltanschauung (Rosenberg stellte im >>Mythus des 20. Jahrhunderts<< sogar die These auf, Jesus wäre Arier gewesen.)

Hier liegt liegt die NS-Diktatur viel näher bei den kommunistischen Diktaturen als bei den vielen stark christlich geprägten faschistischen Diktaturen.
 
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