War Marcus Antonius auch Augustus?

Ich habe da eine Frage, die sich mir beim Betrachten einer Münze aus dem Römischen Reich aufdrängte. Diese Münze ist eigentlich recht bekannt und zeigt vorne Marcus Antonius (83 BC - 30 BC) und auf der Rückseite Oktavian (63 BC -14 AD, der spätere Kaiser Augustus). nach Angaben der Numismatiker.
Mark Antony & Octavian AV Aureus. 41 BC. Mint moving with Mark Antony. M. Barbatius Pollio, moneyer. M ANT IMP AVG III VIR R P C M BARBAT Q P, bare head of Antony right / CAESAR IMP PONT III VIR R P C, bare head of Octavian right. Cr517/1a, Syd 1180.

Marcus Antonius wird als "M ANT IMP AVG" bezeichnet, also Marcus Antonius Imperator Augustus. Die Person auf der Rückseite wird als "CAESAR IMP PONT" bezeichnet, also Caesar Imperator Pontifex.

Nun ist mir nicht bekannt, dass Marcus Antonius (oder irgend jemand sonst vor Oktavian) jemals vom römischen Senat oder sonstwem zum "Augustus" ernannt wurde. Weiß da jemand Näheres darüber?
 
Da ja Octavian als Pontifex benannt ist, wird es sich wohl um die Stellung Marc Antons als Augur handeln.
 
Es gibt, so weit mir bekannt ist, keine andere Münze, auf der ein "AVG" Augur bedeutet. Auf allen anderen Münzen bedeutet AVG Augustus. Daher halte ich den Vorschlag nicht für nachvollziehbar.

Es gibt auch eine Menge anderer Münzen (siehe meinen Link), auf denen Marcus Antonius als AVG bezeichnet wird - ohne den Pontifex auf der Rückseite.
 
Da der Titel Augustus zu dem Zeitpunkt der hier vorgestellten Münze noch nicht vergeben war, kann er zum nämlichen Zeitpunkt das Kürzel AVG noch nicht belegt haben. Auguren hat es damals aber schon gegeben, und Marcus Antonius war nachweislich einer.
Die Münzmeister, die drei jeweils zuständigen Beamten für die Münzprägung (tresviri monetales), hatten zumindest für die Dauer der römischen Republik eine ziemlich weitgehende Freiheit, was die Beschriftung und Darstellung auf den Münzen angeht. Es gab diesbezüglich kaum staatliche Vorgaben und die Gestaltung der Münzen lag im Ermessen der tresviri, weshalb wir auch so viele "Familienmünzen" haben, welche die Familie des Münzmeisters bzw. die Heldentaten der Vorfahren in den Himmel loben. Gewissermaßen stammt die hier besprochene Münze aus einer Umbruchphase, in der die Münzmeister allmählich ihre Gestaltungsrechte an den Staat verloren, wobei diese Umbruchphase 44 v. Chr kurz vor Caesars Ermordung beginnt und erst ganz allmählich, erst nachdem Octavian schon princeps war, als abgeschlossen betrachtet werden kann. Es ist daher durchaus denkbar, dass eine, nur bei dieser Münzreihe verwendete Abkürzung auf einer Münze auftaucht, ohne dass wir hier gleich eine Kollision mit späteren Usus annehmen müssen.
 
Auf dieser Münze ist das AVGUR sogar ausgeschrieben:
 

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Auf dieser Münze ist das AVGUR sogar ausgeschrieben:

Die dargestellte Person trägt ja auch ganz deutlich den lituus, den Krummstab des Auguren in der Hand. Und auch wenn es nicht direkt erkennbar ist, würde es mich trotzdem nicht wundern, wenn er die Toga über das Haupt gezogen hätte, wie es sich für eine priesterliche Handlung gehörte, meines Erachtens geht nämlich die Linie vom Hinterkopf zu gerade zur Schulter hinab.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann eigentlich nicht sein. Den Titel Augustus (in dem Sinn, wie wir ihn kennen) gibts erst seit 27 v.Chr.

Die Augurenerklärung find ich deshalb gut und muss mich der eigentlich anschließen. Sonst wäre es sehr merkwürdig. Das Problem ist, dass es abgekürzt ist und wir es ja nie mit Sicherheit wissen können, ob es die Bezeichnung nicht vielleicht schon früher gab, als angenommen. Grade, dass Augur sonst ausgeschrieben ist und Antonius da keinen Krummstab hat etc. macht mich schon bisschen stutzig jetzt.

Ich finde das sehr interessant. Vielleicht werd ich das im Rahmen meiner Examensarbeit mal nachverfolgen und dann nochmal hier schreiben, was ich so rausgefunden habe... ;) Kann aber noch dauern...
 
Da die Münze von 41 stammt und Marcus Antonius seit 50 Augur war, ist der lituus nicht notwendig um festzuhalten, dass Marcus Antonius zum Zeitpunkt der Münzprägung das nämliche Amt innehatte. Da zudem nur eine Büste und kein Ganzkörperporträt gezeigt wird, ist der lituus eh eher nicht zu erwarten.
 
Ist im Zusammenhang mit den Bezeichnungen eine bestimmte Reihenfolge zu beobachten? Stand das AUG für Augur stets am Ende der Titel?
 
Da, wie der Don ja schon richtig geschrieben hat, in der Republik die Münzmeister relative Freiheiten hatten und es ja auch noch keine solche Ämterkumulation gab, wie wir es dann in der Kaiserzeit kennen, gab es meines Wissens keine genaue Festlegung außer der üblichen Sitte, daß Ämter den Namen in der Regel nachgestellt waren. Aber selbst in der Kaiserzeit gibt es bei offiziellen Kaiserinschriften nicht unbedingt eine feste Regel, welcher Titel wo stehen muß, da gibt es Differenzen.
Bei der hier eingangs diskutierten Münze sollte man nicht aus dem Auge verlieren, daß der Zweck der Münzpropaganda war, Octavian und Antonius als gleichwertige Partner darzustellen, weswegen ja auch beide ähnlich benannt werden, nur halt jeder mit seinem Priesteramt, Octavian als Pontifex, Antonius als Augur. Das konnte den politischen Druck zwischen beiden mehr entschärfen, also in der Propaganda, als wenn man beide als Consuln nebeneinandergestellt hätte, zumal ja Octavians Konsulat etwas anrüchig war.
 
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