zu 3. Nein, Biedermeier und Romantik sind nicht das Gleiche. Die Romantik teilt sich schon allein in drei Phasen, die unterschiedlich auf die Französische Revolution reagieren. Ich glaube, dein Verständnisproblem bezieht sich auf die Hoch-und Spätromantik. Um es einfach zu sagen, der Biedemeier beschäftigte sich nach dem Wiener Kongress mit der Restauration der vorrevolutionären Verhältnisse, wobei sich der Begriff vor allem auf die entstehende eigene Kultur und Kunst des Bürgertums bezieht. Hier ist auch schon der Unterschied zur Romantik verankert. Die Romantik hat sich ausgehend von der Ästhetik wie Literatur und Wissenschaft zu einem kulturellen Ganzen entwickelt, das im Dienste der Politik der stand. Carl Schmitt, auch wenn ich bedaure, was aus ihm geworden ist, hat nicht umsont den Begriff der politischen Romantik ins Leben gerufen. Ästhetik, Wissenschaft, Geschichte und Politik durchdringen sich und fügen sich zu einem totalitären Ganzen zusammen. Anders als die Biedermeierzeit ist die Romantik nicht restaurativ sondern reaktionär. Es ging in der Hoch- und Spätromantik nicht darum, schlichtweg die vorrevolutionären Verhältnisse wieder einzuführen, sondern den jüngsten politischen und gesellschaftlichen Ereignissen sollten bei der Konstruktion der Zukunft Rechnung getragen werden. Joseph Görres sagte dazu, man müsse die "rechte Mitte" finden, "wo die Vergangenheit, die einst Gegenwart gewesen und die Zukunft, die dereinst als eine Vergangenheit sich vor die kommenden Zeiten szchieben wird, ihr Recht erhält sich nicht selber aufgeben darf." Die Romantik ging davon aus, dass die wahre gesellschaftliche Revolution, von der die politische in Frankreich allenfalls ein Symptom war, noch nicht stattgefunden habe. Diese verlegte die Romantik in die Zukunft. Die Romantiker strebten also auf eine gesellschaftliche Veränderung hin, ein nach auBen gerichtetes Projekt also, das restaurative Elemente in sich aufnahm, aber vor allem über diese weithinaus gehen sollte, da man die Forderungen der Revolution und den Zeitgeist dennoch erkannt hatte.
Der Biedermeier allerdings ist alles andere als nach auBen gerichtet. Er kann etwas karikaturistisch als Rückzug ins Private umschrieben werden, in dem man eine Idylle vorfand, die resistent war gegen die Ansprüche und Forderungen der Zeit. Er war also alles andere als politisch sondern nach innen, ins Schöngeistige gerichtet. Nicht umsonst spricht man von der Trägheit des Philisters, während die Romantik sich eher als Aufbruchsbewegung verstand, die besonders zum Nationalbewustsein beigetragen hat.
Gemeinsam sind beiden allerdings zwei Dinge. Die konservative Einstellung. Der Biedermeier bezog den Konservatismus allerdings mehr auf den privaten Bereich, so zum Beispiel bezüglich einer patriarchalischen Familienordnung. Die Romantik hingegen waren in Bezug auf Gleichberechtigung der Frauen viel weiter.
Beide haben allerdings auch den Begriff der Familie gemein, die wiederum aber unterschiedlich ausgelegt werden. Für den Biedermeier war die Familie Rückzugsort und Ort einer Idylle, die er in der AuBenwelt so nicht vorfand. Für die Romantik war die Familie die kleinste und wesentlichste Gesellschaftsform, welche nach dem Prinzip der Liebe funktionierte. Die Ehe nahm dabei eine wichtige Stellung ein, denn das Familienmodell wurde politisch auf den Staat übertragen (Novalis, Müller), bei dem die königliche Ehe entscheidend war, da die Familie sich durch die Bezihung zu den Eltern definiert. So sollte sich auch der Staat durch die Liebesbeziehung der Untertanen zum königlichen Paar definieren.
Du siehst also, dass eigntlich keine Gemeinsamkeiten existieren, sondern dass sich beide zeitlich decken bzw. Spätromantik mit Biedermeier.
Ich hoffe, dass dir das deine Frage beantwortet hat