Bdaian
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Ja, dagegen die preußischen C/61 und C/64 Feldkanonen von Krupp, die fast doppelt so weit und auch präziser schossen.
Zwar besaßen die Franzosen die Mitrailleuse, die sie allerdings zusammen mit der Artillerie aufstellten, wodurch sie deren taktischen Möglichkeiten nicht ausnutzten. Zusammen mit der Infanterie ... Vielleicht wäre sie dafür aber auch zu schwerfällig gewesen.
Technisch mit am interessantesten finde ich das Werder-Gewehr M69, welches die Bayern benutzten. Es verschoss bereits Metallpatronen mit Zentralfeuerzündung. Ließ sich unkomplizierter und dadurch schneller als die Papierpatronen der Zündnadelgewehre laden.
Vom Gefecht bei Weißenburg bis hin zur Schlacht von Sedan waren die Franzosen eigentlich nur Getriebene. Ab der Schlacht bei Spichern, 6. August, gaben sie dann wirklich alles aus der Hand. Das lag an der allgemeinen Konzeptlosigkeit. Man hatte eigentlich gar kein Ziel vor Augen, außer eben, das bevorstehende Treffen nicht unbedingt zu verlieren. Am Ende ging man immer stiften.
Die Deutschen konzentrierten ab Spichern dagegen ihre Armeen und schlugen so mit System und überlegenen Kräften zu.
Aus der damaligen englischen Presse: "Die Truppenbewegung hört keinen Augenblick auf, obgleich niemand erfährt, wohin sie gehen. Mit ihnen kommt die Feldpost und die Feldtelegraphie. Ein vollkommeneres Organisationssystem kann man sich nicht denken. Gleich großen Schlangen winden sich die Kolonnen durchs Land. Der eigentlichen Feldarmee folgen in kurzen Abständen die Ersatzmannschaften, die Landwehr und Etappentruppen."
Es steckte ein gutes Stück französischer Arroganz und Überheblichkeit hinter ihrem Versagen, aber auch fehlerhafte ökonomische Überlegungen. Man investierte enorme Summen in Waffen die technisch bereits überholt waren, sowohl Handfeuerwaffen wie Artillerie.
Etwas OT, im Kontext jedoch interessant: Die spanische Armee hat sich seit dem die Bourbonen dort herrschten immer eng an französische Vorbilder gehalten. So wurde z.B. ein System sehr ähnlich dem LaHitte fast zeitgleich wie in Frankreich eingeführt (1859), da Spanien damals in einer Reihe von Bürgerkriegen und äusseren Konflikten verwickelt war (z.B. der erste "Afrikakrieg" in Marokko 1859-60) und dringend modernes Material benötigte.
Die aufständischen Karlisten haben dagegen ihre numerische und technische Unterlegenheit ausgeglichen, in dem sie sich 70 britische Withworth Hinterlader besorgten (File:CW Arty Whitworth.jpg - Wikipedia, the free encyclopedia), die auch schon in den Amerikanischen Bürgerkrieg in geringeren Zahlen verwendet wurden und sogar vom kleinen Paraguay im Krieg der Triple-Allianz.
Die Karlisten hatten damit eine deutliche Überlegenheit über die bronzenen Vorderlader der Liberalen, bis die staatliche Armee sich 1867 stählerne Geschütze von Krupp im Kaliber 8 cm zulegte, die 1868 erstmals und mit vollem Erfolg in der Schlacht von Alcolea eingesetzt wurden.
Die Spanier haben also trotz ihrer chronischen Finanzschwäche und trotz des kürzlich erfolgten Sieges in Marokko, festgestellt dass ihr Material überholt war und Konsequenzen gezogen. (Aus Kostengründen war dann nur ein Teil ihrer Artillerie von Krupp, beim Rest hat man die bronzenen Geschütze eingeschmolzen und als Hartbronze nach dem Verfahren von Uchatius neu gegossen).
Bei den Handfeuerwaffen hat man in Frankreich ebenfalls auf eine veraltete Technologie gesetzt. Man bekam auf dem Markt schon Hinterlader mit Metallpatronen wie das Bayerische Werder oder die Gewehre von Remington die schon von verschiedenen Ländern wie Schweden, Dänemark, Norwegen oder sogar Ägypten eingeführt worden waren (Rolling Block: Egypt Remington).
Die französische Republik hat in der Tat auch solche gekauft (zum Teil die für Ägypten hergestellten), wenn auch in zu geringer Anzahl um von echten Nutzen zu sein.
Bei den Gewehren war die Fehlentscheidung nicht so gravierend, da das Chassepot immer noch besser als das Dreyse-Zündnadelgewehr war. Bei der Artillerie war der Rückstand aber entscheidend.
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