Eine Frage zu der Geschichte der USA hat mich schon immer interessiert, aber auch gewundert?
Die USA sind recht stolz darauf, dass viele ihrer Präsidenten und Führungsfiguren, den
Freimaurern angehör(t)en.
https://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei
Unter anderem auch der erste Präsident Georg Washington! Ebenso wie andere sogenannte Gründerväter.
Wenn, dies aber eine Tatsache ist, warum wurde dann die Haltung von menschlichen Sklaven überhaupt gestattet - um nochmal auf meine Überschrift zu kommen?!
Sklaverei ist weder mit den Prinzipien der Freimaurer noch mit der Verfassung der USA vereinbar. Wieso also, hat sich Georg Washington, nach der Unabhängigkeit von Großbritannien, nicht umgehend für ihre Abschaffung bzw. ein Verbot eingesetzt? Wäre das nicht seine Pflicht gewesen? Sowohl als Präsident, wie auch als Freimaurer!
Privat vertraten George Washington und Thomas Jefferson moderat liberale Ansichten. Grundsätzlich galten die Ideale der Aufklärung
allen Menschen, Leben, Freiheit und das Streben nach Glück waren unveräußerliche menschliche Grundrechte.
Diese den schwarzen Amerikanern vorzuenthalten, war ein riesiger Widerspruch, die in der Unabhängigkeitserklärung formulierten Grundrechte machten die USA zu einem der freiheitlichsten Staaten überhaupt, doch zugleich waren die USA auch die wohl größte Sklavenhalter-Gesellschaft. Die Sklaverei war aus der Perspektive der Aufklärung ein einziger Anachronismus. In Europa existierte sie in dieser Form schon längst nicht mehr., eigentlich hatte sie nie existiert, die rassistisch motivierte Sklaverei der Neuzeit war ein Produkt des Frühkapitalismus, nur der Bedarf nach billigen Arbeitskräften hatte zur Existenz der Sklaverei geführt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in den meisten europäischen Staaten die Leibeigenschaft abgeschafft, zuletzt in Russland 1861. Leibeigene waren nicht rechtlos, sie konnten gültige Verträge abschließen oder Ehen eingehen. Der Widerspruch zwischen den Freiheitsrechten, zwischen dem Anspruch der USA "Home of the Free" zu sein und der Tatsache, dass man den schwarzen Afrikanern eben diese Rechte verweigerte, war geradezu schreiend, und es konnte gar nicht ausbleiben, dass dieser Widerspruch eines Tages den USA auf die Füße fallen musste, dass die Frage der Sklaverei geklärt werden musste.
Hätte man diese Frage 1776 aufgeworfen, die USA wären niemals gegründet worden. Virginia, Maryland, Delaware die Carolinas und Georgia wären niemals der Union beigetreten. Die Wirtschaft, der Wohlstand basierte auf Sklaverei. Tabak, Indigo, Reis und Zuckerrohr, im 19. Jahrhundert die Baumwolle hatten den Süden und einzelne Grundbesitzer wohlhabend gemacht. Die Sklaverei abzuschaffen, bedeutete, die Springquellen des Reichtums abzuschaffen. Es lief darauf hinaus, die Gesellschaftsordnung und das Wirtschaftsmodell aufzugeben, dem der Süden und seine Eliten ihren Wohlstand und ihre Privilegien verdankten. Es bedeutete auch, diese Eliten gegen sich aufzubringen, die natürlich kein Interesse an der Abschaffung der Sklaverei haben konnten. Es bedeutete, sich gegen Nachbarn, Freunde, und Weggefährten zu wenden, gegen die Kreise aus denen Washington und Jefferson selbst hervorgegangen waren.
Die Sklaverei samt der Ökonomie und Gesellschaft, die damit verbunden war, hatten die USA von GB geerbt, so wie Washington und Jefferson ihre Sklaven geerbt hatten. Jefferson hat meines Wissens nur Sally Hemmings und die gemeinsamen Kinder freigelassen. Washington hatte von seinem Vater Land und 10 Sklaven geerbt. Durch die Heirat mit Martha Custis kam er in den Besitz von zuletzt 390 Sklaven, die er in seinem Testament alle freiließ. Washington sorgte auch durch eine Stiftung dafür, dass die Freigelassenen materiell absicherte. Mit einzelnen Sklaven wie mit seinem schwarzen Kammerdiener verband ihn enge Sympathie, fast so etwas wie Freundschaft.
Als Oberbefehlshaber und später Präsident hätte er Sklaven aus seinem Haushalt, wenn sie eine bestimmte Zeit in Philadelphia lebten, nach dem Gesetz freilassen müssen, um das zu vermeiden, führte er ein Rotationssystem ein, schickte Sklaven zurück nach Mount Vernon und ließ neue kommen. Ona Judge war eine bekannte Ex-Sklavin. Sie gehörte Martha und konnte daher nicht freigelassen werden von Washington. Sie flüchtete 1796, und alle Versuche, sie wieder habhaft zu werden, waren vergeblich. In den 1840er Jahren wurde sie zweimal von abolitionistischen Zeitungen interviewt.
Oney Judge – Wikipedia
Der Name Washington wurde im Laufe der Zeit zum "schwärzesten" Nachnamen. Zahlreiche freigelassene Amerikaner nahmen den Nachnamen Washington an, darunter auch die Vorfahren des Schauspielers Denzel Washington.
Thomas Jefferson hatte großes Interesse an der Kultur der Natives. Eine der ersten Ausgrabungen der amerikanischen Geschichte geschah unter seiner Mitwirkung. Er zeigte großes Interesse am politischen System der Irokesen-Liga und hielt auch viel von den Fähigkeiten der Indianer und glaubte, sie in die amerikanische Gesellschaft integrieren zu können. Jefferson teilte allerdings verbreitete rassistische Vorstellungen in Bezug auf Afrikaner und hielt diese für weniger begabt.
Er erkannte, dass die Sklaverei ein Relikt und ein Auslaufmodell war, hoffte aber, dass sie sich in der Zukunft von selbst erledigen und aussterben würde.
Die Befürworter der Sklaverei argumentierten, dass alle großen Kulturen der Antike Sklavenhalter-Gesellschaften waren, dass Sklaverei nötig sei, um den Wohlstand der Gesellschaft zu erwirtschaften, dass niedere Tätigkeiten dem Intelligenzniveau der Afrikaner angemessen seien und die Lage der Sklaven weitaus eine bessere sei, als sie in Afrika erhoffen könnten. Auch unter Abolitionisten war es eine Minderheit, die eine Gleichstellung von Weißen und Schwarzen befürworteten, schon gar nicht aber eine Gleichstellung beim aktuellen Bildungsniveau der schwarzen Sklaven, die in den meisten Staaten von jeglicher Bildung ausgeschlossen waren.
Ende des 18. Jahrhunderts entbehrte die optimistische Erwartung, das sich die Institution der Sklaverei in 2-3 Generationen von selbst lösen würde, nicht einer gewissen Grundlage: Der große Tabakboom hatte die Felder in Maryland und Virginia erschöpft. Der Sklavenhandel war verboten worden, und der Nachschub aus Afrika war versiegt.
Die Institution der Sklaverei war für die USA eine schwere Hypothek von Anfang an. Die Ökonomie, der Wohlstand der Südstaaten basierte auf Tabak, Reis, Zuckerrohr und Baumwolle, und um diese Produkte wettbewerbsfähig erzeugen zu können, brauchte es billige Arbeitskräfte. Es war einigermaßen naiv, anzunehmen dass sich in 1-2 Generationen das Problem von selbst erledigen würde. Was sollte mit den billigen Arbeitskräften und deren Nachkommen geschehen? Es war naheliegend, dass mit dem Tod der Arbeitskräfte nicht die Nachfrage nach Sklaven beseitigt werden würde. Es war auch naheliegend, dass die Sklaven und ihre Nachkommen kaum für alle Ewigkeit damit zufrieden sein konnten, Baumwolle zu pflücken, ebenso wenig wie die landlosen Weißen damit zufrieden sein konnten, als "White Trash" oder "Cracker" abgehängt zu werden.
Die Sklaven-Frage war für die USA durchaus so etwas wie eine tickende Zeitbombe. Bei ihrer Gründung war diese Frage verschoben worden. Die Gründerväter wussten, dass sie ein Widerspruch ein Anachronismus war. Hätte man die Sklaverei-Frage aber zum Tagesordnungspunkt gemacht, wären die USA nie entstanden. Wegen der Sklaverei wären die USA fast zerbrochen. Es brauchte einen Krieg, der bis heute der verlustreichste war, den die USA je geführt haben, um sie zu entscheiden. Die Rassentrennung in den Südstaaten sollte die Sklaverei um fast 100 Jahre überleben.
Die Sklaven-Frage war so sehr mit wirtschaftlichen Existenz-Fragen verbunden, dass ein Einzelner , selbst ein (ehemaliger) Präsident sie kaum durch eine simple Gesetzesänderung, durch einen Federstrich, durch eine Reform von oben hätte lösen können. Die Rechte der Einzelstaaten setzten solchen Initiativen ohnehin enge Grenzen. Washington bemühte sich, Präzedenzfälle zu schaffen, um die Position des Bundes gegenüber den Einzelstaaten zu stärken. Diese Bundesstaaten unterschieden sich recht beträchtlich nach Traditionen und Wirtschaftssystem. Die Abschaffung der Sklaverei bedeutete Verzicht auf das Wirtschaftssystem, dem der Süden seinen Wohlstand und sein politisches Gewicht verdankte.