Eine Koalition von Ö-U mit Frankreich, mit der 3. Republik ausgerechnet unter Kaiser Franz Joseph das fällt zumindest mir sehr schwer, mir vorzustellen, die Beziehungen der Habsburger Monarchie mit Frankreich waren ja nun auch alles andere, als unbelastet, noch 1859 war man in Italien heftig aneinandergeraten.
Ein Bündnis der Donaumonarchie mit der Französischen 3. Republik wäre ein ziemlich radikaler Bruch der traditionellen Linie der österreichischen Außenpolitik und Bündnispolitik eine völlige Neuausrichtung mit einem nicht unproblematischen Bundesgenossen, mit dem die Beziehungen keineswegs sich sehr harmonisch gestaltete.
Ein gewisses Maß an Wiederannäherung ergab sich ja bereits durch das französische México-Abenteuer und den Versuch der Installation Maximilians v. Habsburg als dortigem Kaiser.
Außerdem stellte Italien als Faktor in gewissem Maße für beide Seiten ein Problem dar. Für Österreich-Ungarn wegen der verbliebenen italienischsprachigen Minderheiten /Territorien der Monarchie, für Frankreich wegen der Kirchenstaat-Problematik (das Einkassieren des verbliebenen Kirchenstaats durch das Königreich Italien konnten auch selbst die progressiven Teile Frankreichs, die nichts mit dem ostentativen Katholizisus der Konservativenn zu tun hatten, als Herausforderung betrachten, da hier immernoch Frankreich als Schutzmacht dieses Staates und damit als imperialer Akkteur düppiert worden war).
Und zum anderen, vor alle ab den 1880er Jahren, wegen der zunehmenden Rivalitäten zwischen Italien und Frankreich um Einfluss in Tunesien, in geringerem Maße sicherlich auch wegen Korsika.
Natürlich wäre ein französisch-österreichisches Bündnis ein Bruch mit der traditionellen Linie der Östrreichiche Außenpolitik gewesen.
Aber das waren die historischen Bündnisse mit dem vorherigen Dauerrivalen Preußen, in Gestalt des von Preußen dominierten neuen deutschen Reichs und Italien, gegen das Österreich-Ungarn Seit Franz-Josephs Regierungsantritt zwei Kriege geführt hatte auch.
Man könnte hier argumentieren, dass durch die Veränderung der europäischen Staatenordnung die kontinentalen Akteure ohnedies gezwungen waren die traditionellen Tendenzen ihrer Außenpolitik in weiten Teilen abzulegen.
Bei der Mentalität und politischen Einstellung von Kaiser Franz Joseph I. ist eine solche völlige Kehrtwende in der Bündnispolitik doch gerade unter ihm nur sehr schwer vorstellbar.
Aber letztendlich hat er doch realiter eine sehr ähnliche außenpolitische Wendung vollzogen.
Er fängt als Kaiser von Österreich mal als Alliierter und bevorzugter Partner Russlands an und als Widersacher Preußens und Sardinien-Piemonts gegen die und deren Bestrebungen den deutschsprachigen, bzw. italienischsprachigen Raum unter ihrer Führung zu einigen (oder zumindest ihren Anteil daran auf Kosten Österreichs zu vergrößern), und Endet als mehr oder weniger als Verbündeter Deutschlands und Italiens mit denen er sich inzwischen arrangiert hatte und als Dauerrivale Russlands.
Insofern hatte er sich eigentlich, innerhalb von 3-4 Jahrzehnten außenpolitisch komplett um 180° herumgedreht. Sicherlich mehr unter dem Druck der Ereignisse, als aus seinen eigenen Wünschen heraus, aber letztendlich verwundert mich die Zuschreibung mangelnder außenpolitischer Flexibilität hier doch etwas.
Nach der Reichsgründung 1871 war die Einigung des Reiches aber nun einmal eine Tatsache, Der Dualismus Preußen-Österreich war endgültig entschieden.
Naja, zu einem Dualismus in Gesamtdeutschland oder gar einer österreichischen Vorherrschaft in gesamtdeutschland gab es sicherlich keinen Weg zurück mehr.
Das weite Teile Norddeutschlands sich mit der Vorstellung der preußischen Vormacht arrangieret hatte, hatte letztendlich schon die Episoder der "Erfurter Union" gezeigt und von dem her wäre der Versuch Preußen nördlich des Mains wieder zu reduzieren, ohne gleichzeitig das Thema Polen anzupacken, wahrscheinlich realistisch eher nicht machbar gewesen.
Aber die Reichseinigung selbst war so lange nicht völlig zementiert, wie noch erhebliche Teile der Bevölkerung das gannze skeptisch sahen und das zu tun, lieferter die Kulturkampf-Politik ja einige Gründe.
Nachdem, der späte Bismarck gezwungen war, das teilweise zu revidieren und auf die Zentrumspartei zuzugehen und spätestens nachdem Bismarck als potentielle Reizfigur von der politischen Bühne verschwand, dürften sich die entsprechenden Sentiments in Süddeutschland allmählich verflüchtigt haben.
Und wahrscheinlich war das Kaiserreich irgendwann im Verlauf der 1890er, spätestens aber zur Jahrhundertwende so weit zusammengewachsen, dass eine Rückabwicklung keine ernsthaften Chancen gehabt hätte.
Aber in den 1870er und 1880er Jahren, sah das möglicherweise noch etwas anders aus.
Und zuguterletzt, was ist im Deutschen Reich nach 1871 "schiefgelaufen"? Gut, eine kurzfristige wirtschaftliche Krise 1873, der Kulturkampf, der sich hauptsächlich in Preußen abspielte, die Sozialistengesetze (die es in Süddeutschland nicht gegeben hätte??).
Naja, so ganz kurzfristig war das mit der Krise ja nicht, wenn man bedenkt, dass die zwar für die meisten nicht existenzbedrohend war, die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands aber bis in die 1890er Jahre hinin eher stagnierte, bevor es dann mit der folgenden Boom-Phase anfing richtig erfolgreich zu werden.
Ich denke man darf nicht übersehen, dass bei der Reichsgründung auch viel an optimistischen Zukunftserwartungen im Spiel war und auf der wirtschaftlichen Ebene dauerte es eine ganze Zeit, bis das eingelöst werden konnte.
Es ist richtig, dass der Kulturkampf sich zum größten Teil in Preußen abspielte. Nur zum einen, würde ich durchaus davon ausgehen, dass es im katholischen Süddeutschland zum einen so etwas wie ein Solidaritätsgefühl für die Katholiken, im Besonderen in Rheinpreußen gab, zum anderen konnte man ja durchaus befürchten, dass Preußen nur die Blaupause für das sein könnte, was möglicherweise im gesamten Reich folgen könnte.
Theoretisch verbot die Reichsverfassung solche Eingriffe in die Belange der Einzelstaaten zwar, andererseits, hatte Bismarck in seiner politischen Karriere im Streit um die Heeresverfassung auch die preußische Verfassung gebrochen und sich über andere Verträge Preußens mit den anderen Deutschen Staaten (Bundesakte) hinweggesetzt, als er sich mächtig genug dazu fühlte.
War einem solchn Mann nicht zuzutrauen, dass er das möglicherweise bei Gelegenheit wieder versuchen würde?
Das nun geeinigte Reich war aber ein anderes Kaliber als Preußen, und Ö-U und Frankreich zu schwach, als dass sie in der Lage gewesen wären, einen (siegreichen) Revanchekrieg gegen das nun geeinte Deutsche Reich zu führen und den Status quo ante wiederherzustellen
Das bezweifle ich.
abgesehen davon, dass bei der Persönlichkeit von Franz Joseph ein Bündnis mit der Französischen Republik eher unwahrscheinlich war.
Im Kern nicht unwahrscheinlicher als ein Bündnis der französischen Republik mit der reaktionärsten Macht Europas in Form des russischen Zarentums.