Warum wurde Frankreich vierte Siegermacht?

mitsch

Neues Mitglied
hallo
warum ist frankreich gegen ende des 2 .wk in den kreis der siegermächte aufgenommen worden ?
danke im voraus und schönen gruß, michi
 
ja, aber warum ? frankreich war doch nicht wirklich am kriegsverlauf beteiligt , da hätten sie doch genausogut z.b. canada mit ins boot nehmen können ?
 
Frankreichs Status als "Siegermacht" war in der Tat nicht selbstverständlich.

Roosevelt sträubte sich lange Zeit gegen den Gedanken, Frankreich zu den "großen Vier" zu zählen. Seiner Auffassung nach, wurde Frankreich von Hitler besiegt. Auch hielt er das Vichy-Frankreich für das eigentliche Frankreich im Gegensatz zum De-Gaulle-Frankreich.

Churchill hingegen sah die Dinge anders: Frankreich wurde in Nordafrika benötigt, um einen SCHNELLEN Coup gegen Hitlers Nordafrika-Armee unternehmen zu können, was allerdings hinsichtlich der erstrebten Schnelligkeit scheiterte. Und GB benötigte nach dem Krieg in Europa einen weiteren Partner, auch im Hinblick auf die Eindämmung der SU, und das wiederum konnte nur Frankreich sein. Also war es besser Frankreich als "Siegermacht" an der Neuordnung Europas, für die es dann auch einzustehen hatte, teilhaben zu lassen.

Stalin wiederum war die Sache jedenfalls insoweit egal, als der Anteil der Franzosen am "Kuchen" (Besatzungszonen etc.) den sowjetischen nicht kleiner werden liess.
 
Und GB benötigte nach dem Krieg in Europa einen weiteren Partner, auch im Hinblick auf die Eindämmung der SU, und das wiederum konnte nur Frankreich sein.

Man sagt aus freundschaftlichen Gründen. Dazu muß der Versailler Vertrag heran gezogen werden, der Frankreich als europäische Großmacht zu den Siegern des 1.Weltkrieges gegen Deutschland machte.
Man brauchte also auf dem europäischen Festland eine adäquate Gegenmacht zu Deutschland für den Fall der Fälle.
Daß dies nicht nur auf dem Papier stand zeigt u.a. das Saarland bis 1957 (französische Marionettenregierung, mit späterer Zielsetzung zum politisch separatistischen Staat) oder der 2+4 Vertrag nach dem Fall der Mauer in Deutschland. Also ca. 45 Jahre später noch, auch wenn (West-) Deutschland Mitglied der EWG/EG, NATO und sonstigen Organisationen war.
Und schaut man genauer in die EU ist bis heute die Angst vor einer erneuten Vormachtstellung Deutschlands erkennbar.
 
Und schaut man genauer in die EU ist bis heute die Angst vor einer erneuten Vormachtstellung Deutschlands erkennbar.
Ergänzend: es ist zwar richtig, dass im europäischen Ausland immer mal wieder die Sorge vor einem zu einflussreichen Deutschland geäußert wird. Darunter versteht man aber längst nicht mehr das Gleiche wie vor dem 1. WK, zwischen den WKen oder im 2. WK.
 
Kann es nicht auch sein, dass die Briten, die in der Diplomatie schon immer auf mehreren Ebenen zugleich verhandeln konnten, einer möglichen Allianz der beiden Großen in wichtigen Fragen mit einer 2:1 Entscheidung zum Nachteil Großbritanniens zuvorkommen wollten und mit Frankreich als viertem Mitglied immer ein Patt bei Entscheidungen in der Hinterhand hatten?
 
Aus der Sicht der USA (als sie es akzeptierten) und Großbritanniens war eine Einbindung Frankreichs in eine Nachkriegsordnung vorteilhaft. Schließlich deutete sich der wachsende Gegensatz zu Stalin an.

Ein weiterer Punkt aus der Sicht Churchills könnten auch die Überlegungen zu einer Union mit Frankreich sein, zumindest kam die Idee 1940 von ihm und 1956 gab es in Paris mit Mollet immer noch Anhänger.

Solwac
 
Dazu zwei Fragen:

1. Frankreich sollte nach den Beschlüssen von Jalta eine Besatzungszone erhalten und wurde später Mitglied im alliierten Kontrollrat. Nach dem Potsdamer Abkommen gab es jedoch erste Diskussionen, indem Frankreich gegen wesentliche Teile Vorbehalte geltend gemacht haben soll.

Hat jemand einen vorzugsweise deutschen Hinweis in der Literatur auf die frz.Schreiben (angeblich 6 Punkte vom 7.8.1945) und die konkreten Einwendungen?


2. Frankreich soll offiziell eine Vermittlerrolle zwischen den Großmächten USA und SU eingenommen haben; diese endete nach der Moskauer Konferenz mit der Erklärung Bidaults in der Nationalversammlung (21.6.1947). Dort wurde die "Vermittlungsposition" offiziell aufgegeben.

Gibt es politische Details zu dieser Vermittlerrolle, ggf. zu konkreten Vermittlungsversuchen, oder wie und in welchen Fragen sich diese geäußert haben soll, auch Literatur zu dieser Phase 1945-1947?
 
ja, aber warum ? frankreich war doch nicht wirklich am kriegsverlauf beteiligt , da hätten sie doch genausogut z.b. canada mit ins boot nehmen können ?

So unbedeutend war der Anteil Frankreichs an den Kampfhandlungen nach 1940 nicht. Schon bald nach dem Waffenstillstand spalteten sich die ersten Kolonien als "Freie Franzosen" ab, die auch schon rasch mit alliierter Unterstützung Einheiten aufstellten. Die "Freien Franzosen" waren schon bald an den Kämpfen in Nordafrika beteiligt, später dann am Italienfeldzug und auch bei der Befreiung ihrer Heimat, wo starke Kräfte bei der Landung in Südfrankreich eingesetzt wurden. Aber auch in der Normandie kämpften freifranzösische Truppen. 1944 hatten diese Streitkräfte bereits die Zahl von 500 000 Mann erreicht.
 
Noch einmal nachgefragt:

Gibt es Darstellungen der französischen Einwendungen gegen das Potsdamer Abkommen und Konkretes zur "Vermittlerrolle" 1945/47?
 
Ich bin der Meinung in dem Band:

"Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Band 1" wird darauf kurz eingegangen.

DVA Sachbuch - Karl D. Bracher (Hrsg.), Theodor Eschenburg (Hrsg.), Joachim Fest (Hrsg.), Eberhard Jäckel (Hrsg.) - Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Band 1 (Leinen)

Ich meine mich ganz dunkel erinnern zu können :grübel:, das Frankreichs Haltung in der Tatsache begründet war, das man sie nicht bei den Verhandlungen in Potsdam beteiligt worden waren. Der Standpunkt lautete, wir waren nicht beteiltigt, also sind wir nicht gebunden.

Ich müsste aber ggf. noch einmal nachschlagen.

Frankreich ging es nach dem Kriege in erster Linie um die Wiederherstellung seiner Großmachtstellung auf Kosten Deutschlands.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben