Warum wurden gute Produkte, nicht zuerst in der DDR eingesetzt?

Griffel

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Ich möchte mal ein Thema ansprechen, dass mich schon länger interessiert. Von den politischen und rechtlichen Verhältnissen einmal abgesehen, gab es in der DDR, durchaus eine Menge guter Ansätze. Ich meine jetzt aus praktischer Sicht. Trotz größerer Anfangsschwierigkeiten, gelang es in der DDR, durchaus Produkte zu entwickeln und zu produzieren, die weltmarktfähig gewesen sind! Das kann man ruhig öfter erwähnen.

Speziell im Schiffsbau, Anlagenbau und auch in der Haushaltswarenindustrie, hat die DDR ja einiges geleistet. Oder besser gesagt, die dortigen Fachkräfte.;) Es ist ja kein Geheimnis, dass eine größere Anzahl von Produkten, auch nach Westdeutschland verkauft wurden und nicht nur dorthin. Allerdings frage ich mich, warum man nicht darauf geachtet hat, zuerst den eigenen Staat, ordentlich auszustatten?

Man hat mir zwar erzählt, dass die Führung der DDR, ständig damit beschäftigt gewesen sei, sich Devisen zu beschaffen, aber, ich kann nicht verstehen, warum man die Maschinen von SKET überwiegend verkauft hat.
Offensichtlich, war ja die Qualität entsprechend. Stattdessen, musste man sich mit schlechteren Produkten aus dem RGW-Raum begnügen. Die Leipziger Messe war ja die Verkaufsplattform schlechthin. Ähnlich Messen, gab es ja auch in der BRD und überall auf der Welt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Leipziger_Messe

In der DDR, wurden ja eine Menge, sehr haltbarer Produkte hergestellt. Was heute im Sinne der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes, sehr von Vorteil wäre. Es wäre durchaus interessant, etwas mehr über den Ost-West-Handel zu erfahren.
 
Diese komplexe Materie wird man Dir kaum in ein paar Zeilen näher bringen können. Es sind die Anforderungen aus der spezifischen Wirtschaftsstruktur im Rahmen des RGW, es sind Einflüsse aufgrund der Systemrivalität im Rahmen des Kalten Krieges, es sind Forderungen nach wirtschaftlicher Prosperität der Bevölkerung als Konsum und es ist die Frage der Devisenbeschaffung als ein Instrument zur Finanzierung des Konsums bzw. der Modernisierung der Wirtschaft. Nicht zulletzt ist es die Frage der Beschaffung von politischer Legitimation des DDR-Regimes.

Als Einstieg ist Steiner zu empfehlen. Und als Bilanz Kusch.

Augustine, Dolores L. (2007): Red Prometheus. Engineering and dictatorship in East Germany, 1945-1990. Cambridge (Mass.), London: MIT
Berghoff, Hartmut; Balbier, Uta A. (Hg.) (2020): The East German economy, 1945 - 2010. Falling behind or catching up?. Cambridge: Cambridge University Press
Hoffmann, Dierk; Malycha, Andreas (2016): Erdöl, Mais und Devisen. Die ostdeutsch-sowjetischen Wirtschaftsbeziehungen 1951-1967 : eine Dokumentation. Berlin/Boston: de Gruyter Oldenbourg (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 113).
Judt, Matthias (2008): Kompensationsgeschäfte der DDR - Instrumente einer europäischen Ost-West-Wirtschaftsintegration? In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte / Economic History Yearbook 49 (2).
Kusch, Günter (1991): Schlussbilanz--DDR. Fazit einer verfehlten Wirtschafts- und Sozialpolitik. Berlin: Duncker & Humblot
Steiner, André (Hg.) (2006): Überholen ohne einzuholen. Die DDR-Wirtschaft als Fussnote der deutschen Geschichte? 1. Aufl. Berlin: Links
Steiner, André (2007): Von Plan zu Plan. Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR. 1. Aufl. Berlin: Aufbau-Verl.-Gruppe
 
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SKET (Schwermaschinenbau Kombinat Ernst Thälmann in Magdeburg). Man findet ja einiges dazu auch im Netz.

SKET war ja ein Unternehmen der Investitionsgüterindustrie, wenn man mal davon absieht, dass die im Rahmen des Konsumgüterprogramms der DDR um 1988 anfingen auch einen Heimcomputer „HCX“ zu bauen.
HCX -> Nachbau des Heimcomputer „Sinclair ZX Spectrum“/England.

Meines Wissens, SKET war mit seiner Produktions - Palette/-Sortiment kein Marktführer.
Wohin die allerdings überall exportierten ist mir unbekannt.
Dass die aber ihre Produkte vermarkten weiß ich. Ich weiß aber nicht zu welchen Konditionen.

Ich weiß nur eins, wegen ihren Namen >Sket< hatten die Probleme mit Schweden. Wer etwas schwedisch kennt, weiß warum. :D

SKET war Z-Industrie, d.h. zentralgeleitete Industrie. Diese Industrie unterstand in der Regel einen Fachministerium.

Neben der Z-Industrie gabs ja in der DDR auch eine B (Bezirk)-Industrie, eine K (Kreis)-Industrie und vereinzelt auch eine S (Stadt - Großstädte)-Industrie.

Je nachdem wo ein Bedarfsträger hingehörte musste er Investitionsgüter in aller Regel erstmal mit seinem übergeordneten Organ abstimmen. Unterlag das Produkt einer Bilanzierungspflicht brauchte man neben einer Investitionskennziffer (gegliedert nach Bau-und/oder Ausrüstung) einen Fonds.

Wenn dann die Planrunden gelaufen waren und man hatte diesen Fonds, konnte die Bestellung bei Hersteller erfolgen.

Der Fons war das Konkrete Investitionsobjekt und in aller Regel musste man dann trotzdem viel Zeit aufbringen um das Objekt auch zu bekommen. Automatisch lief da wenig.

Viel Bürokratie und dazu noch eins, es passierte auch das ein Hersteller über den Plan Produkte hatte. Die Hersteller kannten die Betriebe die ihre Produkte nutzten/kauften und so kam man auf die absonderliche Idee und bot dies Nutzern an.

Kaufte der Nutzer, so konnte man darauf warten das Hersteller und Käufer vor einem Vertragsgericht sich verantworten musste.
Plandisziplin war im Sozialismus eine heilige Kuh und so ein Verhalten war Disziplinlos.
 
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