Was könnt ihr mir über diesen Mann sagen?

Taki

Neues Mitglied
Ich habe von einer Bekannten ein Bild bekommen die etwas über ihren Ur Opa herausfinden möchte. Ob ich mich auskenne? Ein bisschen ja. Was könnt ihr aus dem Bild herauslesen?

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Sie hat ein paar Daten bei ancestry erhalten aber meinte es wäre teilweise unlogisch.

Ich lese aus den Bildern erstmal mit meinem rudimentären Wissen dass er Unteroffizier bei der Wehrmacht war und nicht bei der SS. Unten bei den Knöpfen müsste doch die Waffengattung sein wenn es farblich wäre und ich tippe auf weiß dann ist das doch Infanterie? Die meinten er wäre bei einer Polizeieinheit gewesen.

Über ein paar Infos würde ich mich freuen. Ich könnte auch noch ein paar mehr Infos nachreichen wie z.b. nsdap Mitgliedsnummer.

Danke erstmal soweit.
 
Was könnt ihr aus dem Bild herauslesen?

Anhang anzeigen 24035

Ich lese aus den Bildern erstmal mit meinem rudimentären Wissen dass er Unteroffizier bei der Wehrmacht war und nicht bei der SS. Unten bei den Knöpfen müsste doch die Waffengattung sein wenn es farblich wäre und ich tippe auf weiß dann ist das doch Infanterie? Die meinten er wäre bei einer Polizeieinheit gewesen.
Dieses Bild hier zeigt definitiv einen Ordnungspolizisten.

Das zweite Bild ist - zumindest auf meinen Handy - zu unscharf. Von der Mütze her denke ich an Partei-Uniform, aber die Kragen scheinen mir nicht zu passen. Aber ich auch absolut kein Uniform-Experte.
 
Das obere Bild zeigt einen Feldwebel, vermutlich Infanterie.
Das Band im Knopfloch könnte die Medallie Winterschlacht im Osten 1941/42 sein.
 
Ich bin da auch kein Experte, aber das untere Bild sieht mir nach einer SA-Uniform aus oder wenn die Farbe schwarz und nicht braun war SS. Laut wiki müsste die Person, den Rang eines "Scharführers", das entspricht einem Unteroffizier, gehabt haben.
 
Scheint mir eine „Polizei Schirmmütze“ zu sein.
Gabs zu Zeiten des Nationalsozialismus für einen Offizier der Schutzpolizei.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde ja die Polizei in die Sicherheitspolizei (SiPo) unter R. Heydrich und die Ordnungspolizei (OrPo) unter Polizeigeneral K. Daluege überführt.
 
Die zwei Streifen sind Unteroffizier. Ancestry meinte er wäre zur Lagerbewachung eingeteilt gewesen.
 
Die zwei Streifen sind Unteroffizier. Ancestry meinte er wäre zur Lagerbewachung eingeteilt gewesen.
Es ist so, dass während des Krieges die Ordnungspolizei die großen Ghettos bewachte. Lager sollte eher SS (Konzentrations- und Vernichtungslager) oder Wehrmacht (StaLags) gewesen sein. Die Ordnungspolizei war aber sonst im rückwärtigen Bereich eingesetzt und unternahm dort
  • reguläre Polizeiarbeit
  • Partisanenbekämpfung
  • "Partisanenbekämpfung" (Kriegsverbrechen)
Bekannt geworden ist das Polizeibatallion 101, aber auch andere Polizeibatallione waren an Kriegsverbrechen beteiligt. Vieles das, was man landläufig meint, sei die SS gewesen, waren eigentlich Ordnungspolizisten (was die SS allerdings in keinster Weise entlastet).
 
Bekannt geworden ist das Polizeibatallion 101, aber auch andere Polizeibatallione waren an Kriegsverbrechen beteiligt. Vieles das, was man landläufig meint, sei die SS gewesen, waren eigentlich Ordnungspolizisten
Wobei es da Überschneidungen gab. Viele Ordnungspolizisten waren gleichzeitig SS-Mitglieder, beruflich handelten sie aber Ordnungspolizisten. Es war ursprünglich mal geplant die gesamte Polizei im NS-Staat der SS zu unterstellen. Das wurde aber nie komplett durchgesetzt. Bei der Sicherheitspolizei (Kripo und Gestapo) gelang dies besser als bei der Ordnungspolizei. Dennoch war der Chef der Ordnungspolizei Kurt Deluege gleichzeitig SS Obergruppenführer; etwa 30% aller Offiziere der Ordnunspolizei gehörten 1941 auch der SS an.
 
Ich hab noch ein paar Mehr Dokumente bekommen wo auch seine Einheit draufsteht. Das hab ich herausgefunden.

Er war beim 307. Polizeibatallion und wurde am 26.12.41 an der Kaluga Front verwundet. Da haben die Russen eine Gegenoffensive Nähe Moskau gestartet und am 30.12.41 Kaluga eingenommen. Er wurde am 4ten Finger Infanteristisch verwundet (denke mal Gewehrkugel oder sowas) und einen Streifschuss am Linken Oberschenkel bekommen. Wurde dann Anfang 42 nach Smolin verlegt. Dann verliert sich erstmal wieder die Spur. Vielleicht bekomme ich noch mehr Dokumente.

Er hat wohl noch eine Postkarte am 20.3.44 von Duisburg geschrieben von einer Polzeistelle und seiner Dienstzeit dort nach Hause. Kaum Text nur "In Andenken an Vati"

Er hat den Krieg wohl überlebt. Ich glaube kaum das er bis 1944 noch bei der Einheit war. Er ist 1912 geboren.

Frage: Wurden Leute in dem Alter nach Verwundung eigentlich wieder im Wehrdienst in ihrer Verwendung eingesetzt oder kamen die dann oft in einen anderen Dienst in der Heimat (wie hier Duisburg) unter?

Ausserdem habe ich noch ein Dokument wo ihn Aktenvermeklich wohl zwei Kriminalbeamte 1969 wegen einer Strafsache in Lübeck besucht haben. Ich habe sogar die Nummer der Akte der "Strafsache". Könnte man da in Lübeck vielleicht noch was erfahren?
 
Wobei es da Überschneidungen gab. Viele Ordnungspolizisten waren gleichzeitig SS-Mitglieder, beruflich handelten sie aber Ordnungspolizisten. Es war ursprünglich mal geplant die gesamte Polizei im NS-Staat der SS zu unterstellen. Das wurde aber nie komplett durchgesetzt. Bei der Sicherheitspolizei (Kripo und Gestapo) gelang dies besser als bei der Ordnungspolizei. Dennoch war der Chef der Ordnungspolizei Kurt Deluege gleichzeitig SS Obergruppenführer; etwa 30% aller Offiziere der Ordnunspolizei gehörten 1941 auch der SS an.
Es gab sogar Leute, die in die SS wollten, aber wegen der Aufnahmekriterien der ss zunächst nicht hineinkamen, bis dann Polizei und SS zusammengingen.
 
Ausserdem habe ich noch ein Dokument wo ihn Aktenvermerklich wohl zwei Kriminalbeamte 1969 wegen einer Strafsache in Lübeck besucht haben. Ich habe sogar die Nummer der Akte der "Strafsache". Könnte man da in Lübeck vielleicht noch was erfahren?
War die Strafsache in Lübeck bzw. ist die in Lübeck verhandelt worden oder ist er in Lübeck aufgesucht worden?
 
Wurden Leute in dem Alter nach Verwundung eigentlich wieder im Wehrdienst in ihrer Verwendung eingesetzt oder kamen die dann oft in einen anderen Dienst in der Heimat (wie hier Duisburg) unter?
Mit 32 Jahren war er im "besten Alter" für den Kriegsdienst. Ob er nach einer Verwundung wieder eingesetzt wurde, hängt von der Art der Verwundung ab bzw. ob und wie diese verheilte. Wenn er bspw. ein Arm, Bein oder Auge verloren hatte, wird er nicht an die Front zurückgeschickt worden sein, sondern eher heimatnah eine andere Aufgabe bekommen haben. Ansonsten konnte die Wehrmacht angesichts der hohen Verluste gerade im Jahr 1944 so ziemlich jeden Wehrtauglichen gebrauchen.
 
Könnte man da in Lübeck vielleicht noch was erfahren?
Obwohl das eindrückliche Buch zum Polizeibattallion 307 anlässlich einer Ausstellung der Landespolizei Schleswig-Holstein 2002 in Lübeck bereits bekannt sein dürfte, trotzdem ein Hinweis darauf:


Das Battaillon wurde in Lübeck aufgestellt. 1942 wurde Duisburg der neue Heimatstandort.

In den 60er Jahren ermittelte die Staatsanwaltschaft Lübeck.
Im letzten Kapitel stehen einige Ermittlungsergebnisse und dieses Fazit:
Wegen der in der Ausstellung geschilderten Vorgänge wurde kein Bataillonsangehöriger verurteilt.
Als Quelle für die Ermittlungen ist das Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 352. in Lübeck angegeben.
 
Das Buch kannte ich noch nicht und werde es selbst lesen und weiterreichen. Vielen Dank dafür.

Nach dem Krieg soll er in Duisburg eine neue Familie gegründet haben und ist wohl anfang der 1990er mit seiner Tochter wieder zu seiner ersten Frau gezogen und dort 1996 gestorben. In den Einwohnerakten von Duisburg war er aber unter seinem Namen nicht zu finden. Ich denke er hat dort dann nach dem Krieg unter falschem Namen nochmal neu gestartet oder den Namen der neuen Ehefrau angenommen.

Ich glaube auch nicht das die Polizeibattalione die SS Blutgruppentätoierung hatte und er nach dem Krieg auch erstmal nicht behelligt wurde.
Die Soldbücher wurden ja oft verbrannt damit nicht nachgewiesen werden konnte welcher Einheit man zugehört hatte. Gibts es sonst noch ein Register wo man nachsehen könnte wann er wo gedient hat? Ich weiß bisher nur das er im Winter 41 beim 307 Polizeibattalion war das nach Lübeck dann auch in Duisburg stationiert wurde. Die Postkarte von 1943 die letzte die er geschickt hatte an seine erste Familie war von dort und er schrieb er würde da seine Dienstzeit verbringen (kann man so rauslesen).

Nochmal korriegiert. hatte nicht den ganzen Beitrag gelesen. @Naresuan

Sehr gute Infos. Vielen Dank! Das Buch werde ich mal lesen und mich dann nochmal melden falls ich Fragen habe. Vielen Dank!
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Photographie fand ich vor einiger Zeit als Lesezeichen in einem meiner auf Auktionen ersteigerten Buecher.
Normalerweise schmeisse ich soetwas weg. Doch dieses Bild eines noch sehr jungen Soldaten interessierte mich wegen seiner 'mixed body language': etwas trotzig, etwas enttaeuscht und etwas frustriert. Also in seiner Haut haette ich nicht stecken moegen.
(Jetzt dient es als Lesezeichen im Buch 'The Bunker') by O'Donnell)
 
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