Was macht eine Burg zum Schloss?

Jagdflieger

Neues Mitglied
Hallo,

ich habe folgendes Problem:
In meiner Heimatstadt Altenburg gibt es ein Schloss doch war dieses noch vor Jahrhunderten noch eine Burg.

Nun würde ich gern wissen wollen wie das ganze zustande kam, also warum hat man -im allgemeinen- eine Burg zum Schloss gemacht und was ist der Unterschied zwischen beiden. Ich hoffe ihr könnt mir da weiterhelfen.
 
Für den heutigen Sprachgebrauch kann man Burg als Befestigungsanlage begreifen, während das Schloss mehr repräsentativen Charakter hat und die Residenzfunktion im Vordergrund steht. Die Umgestaltung von der Burg zum Schloss ist wohl auch der technischen Weiterentwicklung geschuldet, als der fortifikatorische Nutzen einer Burg wegfiel.
 
In einem Schloss lies es sich dann auch viel comfortabler leben. In einer Burg war es doch recht zugig und kalt. Mag sein, dass das in vielen Schlössern, mangelns des Finanziellen, auch so war. Aber das Herzogtum Sachsen-Altenburg war ja schon was größeres. ;)
Wie El Quijote bereits bemerkte, fielen nahezu alle Befestigungs- und Wehranlagen weg. Viele Schlösser hatten zwar auch Türme, aber die waren als schmuckhafte Fassadenhingucker gedacht. schloss heidecksburg - Google Bilder

Ein Grund warum Burgen in Schlösser umgebaut wurden ist, dass das Militärische jetzt mehr und mehr auf Schlachtfeldern ausgetragen wurde und die Belagerungen von Städten und Burgen fast gänzlich der Vergangenheit angehörten. (meine Meinung)
 
Ein Grund warum Burgen in Schlösser umgebaut wurden ist, dass das Militärische jetzt mehr und mehr auf Schlachtfeldern ausgetragen wurde und die Belagerungen von Städten und Burgen fast gänzlich der Vergangenheit angehörten. (meine Meinung)

Stimmt so nicht; die Einführung von Schießpulver und Artillerie machte die mittelalterlichen Burganlagen mit hohen, schwer zu erstürmenden Mauern wertlos. Es wurden neue Formen der Befestigungen ersonnen, die sich durch niedrige, extrem dicke Mauern auszeichneten, die auch Kanonenbeschuss standhalten konnten.

Für die alten Burgen kam damit das (militärische) Ende, aber das bedeutet nicht, dass es keine Befestigungen mehr gegeben hätte. Viele Städte und Zitadellen wurden im 16. und 17. um- oder neu gebaut, um sie den neuen Gegebenheiten anzupassen.

So sahen diese neuen Formen der Burganlage aus:
Zitadelle - Wikipedia

oder auch:
Kasematte - Wikipedia

Dieser Typ hat sie gebaut (naja, nicht alle, ist aber der berühmteste Baumeister im militärischen Bereich dieser Zeit, und ist weit rumgekommen):
Sébastien Le Prestre de Vauban - Wikipedia

Nicht wenige Burgen, die militärisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit waren, wurden zu Schlössern; d.h. sie verloren ihren Befestigungs-charakter weitgehend, wurden dafür aber wohnlicher und repräsentativer.
 
Reineckes Verweis auf Vauban ist sehr verdienstvoll, denn er war zweifellos der größte Festungsbaumeister und Belagerungsexperte, den die Welt bis dahin gesehen hatte. Vauban hatte für seinen König 55 Städte und Festungen erobert, ohne einen einzigen Fehlschlag zu erleiden. Von der flämischen Küste bis zum Rhein baute er einen Fstungsgürtel, der sozusagen eine frühe Maginotlinie war, wenn auch weit erfolgreicher.

Vauban berücksichtigte bei seinen Belagerungen und Festungsbauten akribisch das Prinzip von Ein- und Ausfallswinkel. Manche seiner Bauten, wie die Festung Lille galten als uneinnehmbar, und als Marlborough im Spanischen Erbfolgekrieg einen Erfolg nach dem anderen errang, waren es nicht zuletzt Vaubans Festungen, die den Sonnenkönig retteten.

Vauban gab seinen Festungen den Grundriss eines Sterns, so dass sich die Bastionen gegenseitig Feuerschutz geben konnten. Er revolutionierte den Festungskrieg und dazu war er nicht nur Festungsbaumeister, sondern auch Städteplaner, und in Freiburg trägt ein Stadtteil bis heute seinen Namen.

Im Forum gibt es übrigens auch einen Artikel über ihn und zwar in der Rubrik "Persönlichkeiten in der Neuzeit"
 
Sehr schöne Hinweise hier von Reinecke und Scorpio.
Betrachtet man die Stadtpläne genauer, findet man häufiger um Schlösser Festungsanlagen, die mit der frühen Industrialisierung entfernt wurden (z. B. in Münster; in Rastatt z. B. sind sie noch erhalten) - man kann somit sagen, dass die Extreme weiterentwickelt wurden, das "Palas" der Burg zum "Palast", die Mauer der Burg zur Festung. Bei später umgewidmeten Burgen/Schlössern wie Auerbach oder Heidelberg erfolgte dies aufgrund der stärkeren Gewichtung des "Palast"-Teils der ehem. Burg.

Ein großer Unterschied: als Schlösser "konzipierte" Palastanlagen haben öfter eine eher infrastrukturell zentrierte als defensiv orientierte Lage. Deswegen findet man seltener richtige "Schlösser" oben auf Bergen (wie viele Burgen). Hier gibt's auch wieder eine Zwitterform, die Zitadelle (z. B. Mainz).
 
Hallo,
Nun würde ich gern wissen wollen wie das ganze zustande kam, also warum hat man -im allgemeinen- eine Burg zum Schloss gemacht und was ist der Unterschied zwischen beiden. Ich hoffe ihr könnt mir da weiterhelfen.

Zu den berühmtesten Beispielen dieser Funktionswandlung gehören die Loireschlösser.
Einige dieser Gebäude wie z.B. Amboise, Blois oder Sully wurden als Burgen im 10. oder 11. Jahrhundert errichtet und fanden ab dem 14. Jahrhundert nach umfangreichen Umbauten eine neue Verwendung als repräsentative Schlossanlagen.
Wie schon in den älteren Beiträgen dargelegt, verlor die Burg mit dem Einzug der Artillerie ihre Funktion als Wehranlage. Zugleich verdrängten die Städte mit ihrer wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung die Burgen als politische Zentren eines Herrschaftsraums, womit natürlich auch die Städte in das Blickfeld militärischer Operationen rückten.
 
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