Was sind Berber?

Dass die Berber im Ursprung nicht blond und blauäugig sind, wurde bereits widerlegt.
Den Satz verstehe ich nicht. Also ich könnte jetzt sagen: doppelte Verneinung, also die Berber waren im Ursprung blond und blauäugig. Aber ist das wirklich deine Aussageabsicht?

Die University of California hat sich zum Thema "the Seapeople" auch ausreichend geäußert.
Zunächst einmal haben sich vielleicht einzelne (oder auch nur ein/e einzelne/r) Wissenschaftler(in) der UC(R) dazu geäußert. Ob das hinreichend ist, bestimmt aber vielmehr, wie die Wissenschaftscommunity das aufgreift.

Der Verfasser der von dir verlinkten Website der UCR ist jedenfalls kein Ägyptologe, Archäologe, Historiker oder Linguist, sondern Entomologe (also Insektenkundler) mit Schwerpunkt Bekämpfung von Plagen (da mag ihn das alte Ägypten, wie es in der Bibel vorkommt, getriggert haben).

Das heißt nicht, dass automatisch alles Unsinn ist, was er schreibt, aber man kann hier die UC(R) nicht als Referenz nennen, da er eben nicht in seinem Forschungsgebiet publiziert hat (also wofür er angestellt war (er ist Emeritus und dürfte wohl in seinen 90ern sein, jedenfalls hat er 1954 seinen BA erworben), wo die Universität für seine Expertise einsteht), sondern in einem Gebiet, in dem er allenfalls dilettiert.*

Ich habe mir das alles noch nicht durchgelesen, aber spätestens da, wo Wikinger und Basken ins Spiel kommen, kann ich sagen, dass das Ganze Humbug ist und mit Wissenschaft nicht mehr viel zu tun hat.

Edit: Nachdem ich mittlerweile ein wenig in der verlinkten Website geschmökert habe, kann ich sagen, dass sie die Bits und Bytes nicht wert ist und den Datenstrom, den sie verursacht. Serverplatzverschwendung.

*dilettieren hat im Deutschen heute einen negativen Klang, es kommt aber vom delectare, 'sich an etwas erfreuen', ein Dilettant im ursprünglichen Wortsinn kann durchaus etwas zum Thema beitragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry war nur ein Flüchtigkeitsfehler...sollte „belegt“ heißen. Ob der Beitrag inhaltlich die „absolute“ Wahrheit widerspiegelt, will ich nicht bewerten. Dies wäre auch zutiefst unwissenschaftlich. Aber rein theoretisch braucht man hier auch nicht die Wissenschaft. Die Berber als blonden und blauäugigen Prototypen darzustellen, erscheint doch sehr abenteuerlich. Das gleiche gilt auch für die Sinti und Roma. Im Netz kursieren bizarre pseudowissenschaftliche Falschinfos insbesondere zu Blutgruppen und Abstammung. Hier ist ein doch interessanter Beitrag, der eine ganz andere Perspektive eröffnet. Mit den Winkinger sind hier höchstwahrscheinlich nicht die rothaarigen, kleinwüchsigen „Trunkenbolden“ und „Räuber“ gemeint. Leider hat sich dieses falsche Bild auch durchsetzt. Und zu den Shardana ist auch kaum brauchbares Wissen auffindbar.
 
Ich habe mir das alles noch nicht durchgelesen, aber spätestens da, wo Wikinger und Basken ins Spiel kommen, kann ich sagen, dass das Ganze Humbug ist und mit Wissenschaft nicht mehr viel zu tun hat.
Die Begründung würde mich interessieren. Der Beitrag stützt sich auf Forschungen zur Schädelform und zu den Blutgruppen. Die Berber weisen wohl im Gegensatz zum Cromagnon und auch zu den Basken einen eher flacheren Schädel auf.
Ein Beitrag zu den Blutgruppen der Berber.

 
Der Beitrag stützt sich auf Forschungen zur Schädelform und zu den Blutgruppen.
Zu Blutgruppen fehlt mir die Kompetenz um irgendetwas dazu zu sagen. Ich sehe hier nur das Problem, dass extreme Blutgruppenwerte aus dem Atlas auf alle Berber übertragen werden. Und hier liegt wohl auch die Gemeinsamkeit von Atlas-Berbern und Basken: Diese lebten in teils unzugänglichen Gebirgsregionen, waren also relativ isoliert (klar, die Basken sind auch als Seefahrer bekannt und lebten ebenfalls rund um die wichtigen Pyrenäenpässe, aber viele Täler in Nordspanien sind extrem unzugänglich).

Ich sehe allerdings nicht, dass Erich Fred Legner sich auf Blutgruppenforschung und Kraniometrie stützt, sondern diese vielmehr als ein Argument neben anderen heranzieht.

Man lese sich nur mal diese Passage durch:

When the central Sahara became unlivable because of fast advancing desertification (See Climate), which forced them to flee to the coast, the Sea Peoples were ready and available to ferry the displaced tribes and their livestock north to Europe. The Sea Peoples included the following three main tribes:​
The dark featured, Rh-negative Berbers, originally from Morocco, Algiers and Senegal, who had discovered and populated the Canary and Cape Verde islands, all of the Atlantic islands off Europe, the Basque country and had established reindeer hunting camps in Finnmark in Arctic Norway and leather tanning stations on the southern tip of Sweden and the west coast of Ireland. They controlled all Atlantic traffic and the far western part of the Mediterranean. The Berbers from Morocco likely were the Shekelesh (3) of the Egyptian records, while the people of Britain may have been called the Aqaiwasha. It appears that the people of the Hebrides and Scotland were known to the Egyptians as the Tyrrhenoi(4), the people of Odysseus' tribe, later known to the Romans as the Picts.​

Fehler Nummer 1: Die Besiedlung der Kanaren ist ca. anderthalb Jahrtausende zu früh angesetzt. Kapverden habe ich keine Ahnung (aber ich gehe davon aus, dass auch deren Besiedlung viel zu früh angesetzt ist).
Dann lassen wir uns das mal auf der Zunge zergehen: Die Saharabewohner verlassen die Sahara, wegen fortschreitender Desertifikation und wandern mit ihrem Vieh nach Europa aus. Die Seevölker warten nur auf diese, um einen Fährservice nach Europa anzubieten und die Berber besiedeln nicht nur das Baskenland, sondern gründen gleich auch noch Rentierlager in Lappland. Dann sagt er, die Menschen Schottlands und der Hebriden seien für die Ägypter die Tyrrhenoi gewesen. Also sorry, aber das ist kein ägyptischer, sondern ein griechischer Begriff und zwar für die Etrusker.

Die Shekelsh - wie Legner darauf kommt, dass sie der ägyptische Ausdruck für "Marokkaner" gewesen wären, bleibt sein Geheimnis - erklärt Legner in einer Fußnote:

3. Shekelesh, a sheke is a young bull, ele is a story and esh may come from exzepziozko (exceptional): "The story of the exceptional young bulls"; could this refer to the bull fights which still are practiced in Spain, a leftover from the Moorish occupation of Spain?​

Da haben die Berber - oder die Ägypter? - also vor 3500 Jahren modernes Baskisch mit lateinischem bzw. romanischem Lehnwortschatz gesprochen (exzepziozko ist eindeutig lateinisch oder romanisch entlehnt - er übersetzt es sogar korrekt ins Englische und merkt es nicht einmal(!) als er exzepziozko und exceptional nebeneinanderstehen hat.)

Und warum soll ein Volk "die Geschichte der jungen Bullen" heißen? Eine ähnlich absurde Herleitung wie Kyrenaika (auch unter abenteuerlichem Rückgriff auf das moderne Baskisch - nicht etwa von der Hauptstadt Kyrene - als "furchtlose blonde Kuhherden" "übersetzt".

Die Übersetzungs"methode" sieht so aus:

kir-unai-ika
kirru - unai - ikaragaitz
blond - cowherd - fearless
"The fearless blond cowherds".

Ich weiß nicht, ob das alles baskisch hergeleitet verstanden sein soll, aber unai heißt auf baskisch 'jetzt', muss aber ja nicht zwingend baskisch sein. Legner verrät ja nicht, aus welchen Sprachen er seine Herleitungen nimmt. Ikaragaitz ist jedoch sicher baskisch. Man könnte es sicherlich irgendwie als 'furchtlos' übersetzen, Google gibt 'unaufhaltsam' und ikara 'Horror', gaitz 'teuflisch'. Warum von ikaragaitz nur ika übirg bleibt, bleibt auch Legners Geheimnis.

Die Shardana hingegen, übersetzt "einer Schöner als der Andere" sollen blond und blauäugig und Rh D positiv gewesen sein.
Woher kennt man denn deren Blutgruppe?

Legner schreibt da:

Compared to the rather simple and restricted migration of the Berbers, the blond Tribe covered a huge area in Europe and Asia. They are easy to spot because they look quite different from the other tribes, with their blue eyes, fine and straight, straw-colored hair, and tall stature; especially the tallness of the women is notable. Wherever they went they built a reputation for being superb handlers and breeders of domestic animals, mostly horses and cattle. The word "blond" comes from. bel-ond., abel-onda, abelgorri (cattle) ondasuntsu (owning lots of): "Owning lots of cattle". What is rarely mentioned is that they were, and still are, superb sailors and navigators; in fact they were the "Shardana", one of the tribes that the Egyptians called "The Sea Peoples". Shardana comes from xar-dana, xarmagarri (attractive, good looking) dana (all of them): "All of them are good looking". They are also known for their independence of mind; "if you hire a Friesian, you hire a reliable worker and an argument" is the saying in Canada. They don't seem to be able (or willing) to change that.​

Auch hier greift er wieder auf das moderne Baskische zurück, um ein antikes ägyptisches Wort zu erklären. Blond ist in der Tat ein germanisches Wort, ich weiß nicht ob abel-onda, was Legner als Etymon behauptet.
Es gibt ja in der Etymologie manchmal seltsame Irrungen und Wirrungen - z.B. sind das deutsche Worte Gast und das spanische Wort für 'Heer' (hueste) etymologisch miteinansder verwandt. Aber wie aus "besitzen viel Vieh" eine Haarfarbe werden soll, das bedürfte doch einer Erklärung.

In xarmagarri steckt jedenfalls steckt das frz. charmant. Dieses modern aus dem frz. ins Baskische entlehnte Wort für einen bronzezeitlichen Völkernamen heranzuziehen ist... abenteuerlich.

Wir haben also
  • abenteuerliche pseudoetymologische Herleitungen (die sich auffällig oft ums Vieh drehen)
  • willkürliche, nicht näher erläuterte Zuschreibungen von Seevölkern zu Völkern, die Legner Marokkaner, Briten, Friesen, Wikinger etc. nennt
  • in diesem Zusammenhang sind gewisse Ähnlichkeiten zu Kossinnas Kulturkreistheorie zu sehen, die bereits seit 1929 mit Gordon Childe wissenschaftlich altes Eisen ist (sich aber speziell in Dtld. bis in die 1950er hielt.
  • Anachronismen
  • es fehlt eine Anbindung an die tatsächliche archäologische Chronologie, die Kulturen, die im Mittelmeerraum und Europa archäologisch nachweisbar sind
  • Agens der Geschichte sind - nach Legner - auffälligerweise blond-blauäugige angelsächsische und eng verwandte Völker (Wikinger, Friesen)
Und die ganzen latent-rassistischen Äußerungen, die über Kraniologie und Volkscharaktere gehen etc. habe ich gar nicht näher beachtet.
 
Die Methode, alles aus dem Baskischen (freilich unter großzügiger Tilgung von 3/4 der herangezogenen Worte, so das am Ende nur eine Silbe übrig bleibt) hat Erich Fred Legner von Edo Nyland gelernt, aus dessen Buch Linguistic Archaeology (mit Ove Hinrichs im Selbstverlag bei FriesenPress - ein eigener gemeinsamer Verlag? - im kanadischen Manitoba veröffentlicht), Linguistic Archaeology klingt erstmal interessant, hat aber weder mit seriöser Archäologie oder Linguistik zu tun.

Nyland beruft sich auf Edward Furlong, der die Odyssee nach Irland verlegen will. Das findet Nyland total logisch und findet nun baskische Namen für Orte in Irland und Orte in der Odyssee.

In einem Kapitel über das Lateinische schreibt er:

Latin is manipulated Basque
Students have long been taught that Basque is mostly borrowed and distorted Latin. The following examination of words does not bear this out. Instead, it is clear, from the following decodings of Latin words that this language is almoadt composed fomrulaically Basque, which makes sense becaus Basque is a far older language than Latin.​

Also diese Behauptung hat mich doch überrascht. Wer soll wann und wo jemals gelernt/gelehrt haben, dass Baskisch ein entlehntes und verzerrtes Latein sei?
Baskisch ist mit keiner anderen Sprache verwandt, es hat Lehnworte an das Französische und Spanische abgegeben und seinerseits Lehnworte aus diesen Sprachen aufgenommen. Das Alter der Sprache spielt dabei keine Rolle.

Das Wort Latein selbst führt Nyland folgerichtig auch auf das Baskische zurück:
Der Punkt steht offensichtlich für einen ausgelassenen Vokal:

.la-ati-in.
ela-ati-ino
ela - atxiki gogoz - inorhani
word - to memorize - everybody
"Everybody memorize the words"​

Evident ist, dass genau das die Methode ist, derer sich auch Legner bei seinen sprachlichen Herleitungen bedient. Evident ist aber offensichtlich auch, dass Nylands Altsprachenunterricht offenbar sehr traumatisch gewesen ist, wenn er Latein als 'everybody memorize the words' ...ähem... "rekonstruiert".
Nyland ist im Übrigen kein Insektenforscher wie Legner, sondern Geophysiker (zumindest gibt es einen gleichnamigen Geophysiker in Kanada) (nichts gegen Geophysiker, ein entfernter Bekannter von mir hat eine Junioprofessur für Geophysik und arbeitet tatsächlich archäologisch...)
 
Nyland entnimmt der Odyssee die Laistrygonen.
Sofort zerlegt er das Wort Laistrygones in "baskische" Bestandteile:

lai - istri - goni - an
laino - sitripu - gonbidatu - aniztasun
fog - accident - to invite - many
"fog invites many accidents"

Und schließt daraus: Die Laistrygonen waren Iren, denn wo sonst lädt der Nebel bitte sonst zu vielen Unfällen ein, wenn nicht in Irland!? Nyland ist dabei nicht einmal aufgefallen, dass er nicht etwa den griechischen oder wenigstens lateinischen Begriff in "baskische" Bestandteile zerlegt hat, sondern den englischen Begriff, mit dem englischen Endmorphem -ian (das er freilich separiert hat).

Geil ist auch, als Nyland zum Spanischen kommt. Das Spanische - so meint er - hätten Priester erfunden, als sie die Basken christianisieren wollten (überhaupt sind für Nyland die meisten Sprachen Erfindungen von Priestern, auf Grundlage des Baskischen), unter den spanischen Worten, die er als kontrahierte baskische Sätze erklärt, auch das Wort Kondor (span. cóndor). Dieses basiere auf dem baskischen Satz:
.ko - on do - or,
iko ondo ore
iko ondoratu orekari
that - to draw near/to come closer - aerialist/high flyer
"That high-flyer is coming closer"​

Demnach ist Kondor also ein astreiner, aus dem Baskischen zu einem Wort kontrahierter Satz. Nur... wann genau kam der cóndor in die Spanische Sprache? Also vor 1532 hat sicher kein Spanier einen Kondor gesehen und vor 1533 sicher auch nicht das Quechua-Wort Kúndur gehört...

Das Schlimmste ist, dass solche Leute das ernst meinen und glauben, sie hätten den ganz großen Wurf gelandet.​
 
ein entfernter Bekannter von mir hat eine Junioprofessur für Geophysik und arbeitet tatsächlich archäologisch...
Tat der Geophysiker Edo Nyland (1941-2009) https://www.legacy.com/us/obituaries/legacyremembers/edo-nyland-obituary?id=45359259 auch.

Nur war das mMn nicht der Autor von Linguistic Archaeology. Der lebte nämlich von 1927-2017 und war Forstwirt.

Gemeinsam war beiden, dass sie aus Amsterdam stammten und zeitweise in Alberta lebten.
 
Tat der Geophysiker Edo Nyland (1941-2009) https://www.legacy.com/us/obituaries/legacyremembers/edo-nyland-obituary?id=45359259 auch.

Nur war das mMn nicht der Autor von Linguistic Archaeology. Der lebte nämlich von 1927-2017 und war Forstwirt.

Gemeinsam war beiden, dass sie aus Amsterdam stammten und zeitweise in Alberta lebten.
Ja gut, damit hatte ich nicht gerechnet, dass zwei Typen friesischen Namens zeitgleich in Alberta lebten.
 
Demnach ist Kondor also ein astreiner, aus dem Baskischen zu einem Wort kontrahierter Satz. Nur... wann genau kam der cóndor in die Spanische Sprache? Also vor 1532 hat sicher kein Spanier einen Kondor gesehen und vor 1533 sicher auch nicht das Quechua-Wort Kúndur gehört...
...und ich wollte schon recherchieren, ob die Panflöte, welche El Condor pasa so stimmungsvoll einleitet, deswegen ein urbaskisches Instrument ist... ;) :D:D
 
The dark featured, Rh-negative Berbers, originally from Morocco, Algiers and Senegal, who had discovered and populated the Canary and Cape Verde islands, all of the Atlantic islands off Europe, the Basque country and had established reindeer hunting camps in Finnmark in Arctic Norway and leather tanning stations on the southern tip of Sweden and the west coast of Ireland. They controlled all Atlantic traffic and the far western part of the Mediterranean.
Hilfe, was für ein Quatsch.
  • Die Berber haben die Kanaren nicht entdeckt, und erst ab der Zeitenwende besiedelt (bzw.wurden zur Besiedlung überredet).
  • Die Kapverden wurden erst ab 1455/1456 entdeckt, ab 1461 besiedelt.
  • Und die Berber sollen alle Inseln West-, Mittel- und Nordeuropas noch in der Steinzeit besiedelt haben? Irland, England, Hebriden, Island, Gotland? Dass die räuberischen Helgoländer sich von den räuberischen Berbern ableiten, habe ich immer schon geahnt.
 
Zurück
Oben