Was sind steinerne Hirsche?

askan

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Ich war vor Jahren für einige Monate in Kirgistan, dort sah ich steinere Skulpturen die "steinere Hirsche" genannt werden, obwohl sie überhaupt nichts Hirschähnliches an sich haben.
Sie werden im gesamt zentralasiatem Raum gefunden. Von den Wolgasteppen bis weit in die Mongolei. Ich habe Theorien gehört das sie den Saken (Skythen) zugeschrieben werden, andere schreiben sie den Hunnen zu.

Weiß man mittlerweile etwas Neues?

Die Bilder im Anhang nahm ich in einem archologischem Park ca 60 Km östlich der kirgisischem Hauptstadt Bischkek auf. Es handelt sich um die Reste von Burana, der Hauptstadt der Kara-Kitai. Ein Reich das einmal diplomatische Probleme mit dem Herrn von Karakorum hatte. Wie man sieht wurden die Probleme (inklu. Reich) effizient aus der Welt geschafft.

Die Figuren im Vordergrund wurden in dem Park gesammelt, denn zu Sowjetzeiten störten sie in den Getreidefeldern und wurden versetzt.
 

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Nette Landschaftsbilder, ich bekomme fast immer Fernweh.
Die Petroglyphen sind relativ weit verbreitet. Sogar in bewohntem Gebiet.
Diese Balbal´s sehen häufig wie Megalithen aus, also ohne Gesicht oder ähnlichem. es gibt aber auch welche die eher wie Statuen aussehen.
Sie stehen oft einzeln in der Steppe, manchmal sind sie auch kreisförmig angeordnet. Jeder erzählt etwas anderes über sie. Manchmal sollen sie Versammlungsorte anzeigen, ein anderes Mal sind sie Grabstelen und andere wiederum behauten es seien Grenzmarkierungen. Aber was sie wirklich darstellen, weiß wohl niemand.
 
"Eine weitere, für Fernbeziehungen wichtige Denkmälergattung sind sogenannte Hirschsteine, die in Tuva und angrenzenden Teilen der Altai-Region und der Äußeren Mongolei während frühskytischer Zeit verbreitet waren. Bei diesen Hirschsteinen handelt es sich um schlanke Steinstelen mit im weitesten Sinne anthropomorpher Gestalt, bei denen deutlich eine Kopfzone markiert, aber nicht weiter ausgestaltet wird. Ein mit Waffen und anderen Objekten behängter Gürtel trennt Ober- und Unterkörper voneinander. Neben den dargestellten Ausrüstungsteilen 'skythischer' Krieger, wozu neben Dolch und Streitpickel auch noch Bogen und Schild gehören können, sind insbesondere gereihte Hirschdarstellungen im typisch frühskythischen Stil mit parallel zum Rücken gehaltenem Geweih kennzeichnend, die diesen Stelen zu ihrem Namen verhalfen; möglicherweise sollein sie Tätowierungen der Arme wiedergeben.
Diesen südsibirisch-mongolischen Hirschsteinen in Aufbau, Gestalt und selbst in einigen Details sehr ähnliche Steinstelen sind übrigens aus Nordkaukasien bekannt. Auf ihnen fehlen zwar die für die östlichen Stücke so charakteristischen Hirschdarstellungen und auch andere Motive, statt dessen begegnen Bilder von Waffen- und Schmucktypen, die typisch für die Formengruppe von Novočerkassk sind, was immerhin für teilweise Gleichzeitigkeit spricht. So unterschiedlich die nordkaukasischen und die sibirischen Stelen in Details auch sein mögen - geopgraphische Bindeglieder fehlen überdies - ein Zusammenhang, selbst wenn er sich derzeit kaum verläßlich deuten läßt, ist dennoch kaum zu leugnen. Dies spricht aber weniger dafür, daß die skythische Kultur schon im späten 9./8. Jh. v. Chr. von Zentralasien aus so weit nach Westen ausstrahlte, sondern scheint vielmehr nahezulegen, daß der eurasische Steppenraum schon am Vorabend der Ausbreitung skythischer Sachkultur von Ost nach West ein enges Kommunikationsnetz unterhalten hatte, das eine isolierte Entwicklung seiner Einzelteile kaum zuließ.
Die Hirschsteine Tuvas, die auch im Kurgan Aržan I verbaut waren, lassen eine weitere Brücke nach Südosten schlagen: Auf ihnen erscheinen unter anderem Objekte, wie etwa durchbrochene Dolchscheiden, die in einem Grab in Nanshangen in Bronze beigegeben waren und dort mit verschiedenen tierstilverzierten Gegenständen, darunter auch das Rolltiermotiv, vergesellschaftet waren. Dasselbe Inventar erbrachte ferner mit Inschriften verzierte chinesische Bronzegefäße der Westlichen Zhou-Dynastie, die eine Datierung nicht nur dieser Bestattung aus Nanshangen, sondern des gesamten frühskythischen Horizontes vom Typus Aržan I mitsamt den frühen Hirschsteinen in das 9. Jh. v. Chr. gestatten. Dies deckt sich mit den naturwissenschaftlichen Datierungen von Aržan I mit Hilfe der Dendrochronologie und entspricht auch dem absolutchronologischen Ansatz der mit Aržan I weitgehend gleichzeitigen, aber noch vorskythischen Novočerkassk-Gruppe im Nordschwarzmeerraum, die über Vorderasien ebenfalls in das späte 9./8. Jh. v. Chr. zu datieren ist."

Hermann Parzinger, Die Skythen, München 2004, S. 35-37

Und noch ein paar Links:

http://www.bulletinasiainstitute.org/abst/tepfer.html
http://elaineling.com/photo_gobi_stones.html
http://www.pitt.edu/AFShome/m/r/mrosenme/public/html/Mongolia_workshop/
http://www.chinaheritagenewsletter.org/features.php?searchterm=003_twomuseums.inc&issue=003
 
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ich vermutte es kommt von dem sythischen Sakka volk.

(Soweit ich weiss heist "Saka" direktübersetzt Hirsh)

Hirsch war deren Totem in ihrer Relligion. Heutzutage kann man es in dem Tengrismus (übrigens das Gebäude nicht weit sieht aus wie ein Mawsoleum (bzw. Totem) aus der Kara-Kitan-Zeit) und anderen Schamanistischen Relligionen in Nordasien und Osteuropa vorfinden.

Dabei fundiert der Hirsch (oder Pferd,Vogel,Schlange(daher kommt vermutlich "drache") Wolf, Bär oder Tiger(je welchen totem einzelne klans haben) als träger des Schamanes in den Göterpanteon, oder in die andere Welt. (Vor allem bei den evenken und chukchen spielt dieses Tier als totem (verbinder) in eigenen bräuchen und religion. (manche orthodoxe kirchen in sibirien haben hirschgeweihe über den Eingang.) Die Chukchen haben immernoch Totems mit Hirschabbildungen.

ps.

hab mal nachgehakt.

manche heutige kirgisen und kasachen bringen immernoch kleine geschenke an diese Steine. (gewöhnlich wird erwas milch oder alkoholisches dort den geistern und ahnen spendiert.)

Eine bekannte meinte, dass diese steine früher dort aufgestellt wurden, wo got tengri sich der erde näherte. (in der form von blitzen) Schamanen haben damals dort ein ritueller tanz und fest veranstaltet und die stelle mit so einem stein markiert. An sich ist es sehr verwerflich die steine, ohne ritual und opfergaben zu verschieben.

Die Städte der Kitan wurden eigentlich von den mongolen und Später endgültig von den timuriden geschleift.

Besonderes Timurenk hat sich als islamischer "etablierer" gut ins zeug gelgt.

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Zitat:"manche heutige kirgisen und kasachen bringen immernoch kleine geschenke an diese Steine. "

Ja, das habe ich auch gesehen, aber das machen die aber auch an Bäumen und Quellen.
 
askan schrieb:
Zitat:"manche heutige kirgisen und kasachen bringen immernoch kleine geschenke an diese Steine. "

Ja, das habe ich auch gesehen, aber das machen die aber auch an Bäumen und Quellen.

hier habe ich ein Bild davon:
 

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Zitat:"übrigens das Gebäude nicht weit sieht aus wie ein Mawsoleum (bzw. Totem) aus der Kara-Kitan-Zeit)"

Meinst du die Ruine auf dem ersten angehängten Foto?

Ja, in der Tat, es ist der Rest eines Palastes der KaraKitan und der Turm ist das letzte Minarett von Burana. auf dem Gelände befinden sich aber auch Reste einer buddhistischen Klosteranlge und einer nestorianischen Kirche.
 
Ja, in der Tat, es ist der Rest eines Palastes der KaraKitan und der Turm ist das letzte Minarett von Burana. auf dem Gelände befinden sich aber auch Reste einer buddhistischen Klosteranlge und einer nestorianischen Kirche.

jup.. wann warst du dort?
kommst du aus der gegend?

an sich typische relligonsversammlung für die Kara-kitan-zeit.

Ich habe mal ein Bericht gesehen dass es in der gegend einige buddhistische Kloster gibt die speziel mit einem Hügel bedeckt wurden. Man hat den Eingang ausgegraben und da ist alles stehen und liegen gelassen und mit einem risiegen Hügel ganzes Tempel Bedeckt worden.

hier habe ich ein Bild davon:

ja und nein. dies ist zwar aus der gleicher Relligion aber etwas anderen hintergrunds.

in einigen Völkern (Tadschiken und in anderen Völkern Asiens. ) ist es ein Baum der Fürchbarkeit, wo frauen Stoffstücke zusammen binden um die Geister der Ahnen und Gottin der Erde um die gute schwangerschaft oder Zeugung zu bieten.

In anderen gegenden wird damit Zwischen den Menschen und den Göttern und Geistern der Gegend ein Bund der freundschaft erbiettet um damit eine gute Reise oder friedliches Leben zwischen den Geistern/göttern erwünscht.( es gibt den Brauch sogar bei den Sufies. wobei die Göter durch den Jin ersetzt werden.)

Im Tiebet ist dieser Brauch sehr stark unter den Boen und Buddhistischen Gläubigen verbereitet.

(ich glaube es war früher ein kleiner Wegzeichen und der letzt beschriebener relligionsbrauch)

Das mit den Hirschen habe ich mal folgend gesehen.
Da war ein Schaffstreiber der an so einem Steintotem vorbei ritt. dann haben die eine Rast an den Platz gemacht. der Treiber hat den Allah danke gesagt. danach etwas fleisch und brot aus eigener Tasche rausgeholt und es vor dem Totem hingelegt. dabei hat er geiment, dass es für die geister der ahnen als dank für sichere reise und gutes wetter ist. das alles hat er mit einer Schalle gegorenen pferdemilch besiegelt und ungefähr die hälfte der Schalle dankend und vorsichtig vor die Füsse des totems ausgekipt..

Ich persönich kenne sowas nur aus unserem Leichenschmaus und in Nord-China populären Brauch der Ahnenverehrung. Nur dass dieser Nomade keine Ahnen unter dieses Totem begraben hatte.

freundliche Grüße
 
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Ich war 1999 für 3 Monate in Bischkek, hatte ein Praktikum an der Uni dort (in der Nähe der Philharmonie) und ich habe die Zeit ausgenutzt ausgibig durchs Land zu Reisen (mit Bus, Maschutka und als Anhalter).

Als Bitte für gute Reisen habe ich die kleinen Opfergaben auch empfunden. Als ich die Kirgisien fragte, was dieser Brauch soll, konnten die meisten mir keine Antwort geben, ausser das Gott an diesen heiligen Orten die Gebete besser erhört. Erinnert mich stark an das Tengri-argument das du vorher beschriebst.

Gerade an der Passstraße von Bischkek nach Rybaytschej am Issyl-Kul sah ich oft diese "heiligen Bäume und Steine" an Stellen die sehr gefährlich waren. Selbst die dort lebenen Russen gehen selten an ihnen vorbei ohne etwas da zu lassen.
 
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