Washingtons Übergang über den Delaware - Bildinterpretation

mariooo

Neues Mitglied
Hallo Leute,

ich habe hier 2 Bilder von der Überquerung Washingtons über den Delaware, die Originalversion und eine andere Version:

njdelaware.jpg


carver.jpg


Wie kann man das untere Bild interpretieren?
Also der Washington hatte auch ein paar schwarze Kämpfer an seiner Seite, soll das Bild also aufzeigen dass der Sieg damals ohne Schwarze erst gar nicht möglich gewesen wäre? Auf dem ersten Bild sieht man keine Schwarze, vielleicht ist das zweite Bild also eine Provokation bzw. Erinnerung dass auch sie einen wesentlichen Beitrag im Krieg geleistet haben?

Das untere Bild zeigt die Leute aber weniger als Kämpfer sondern als Karikatur, Schwarze mit ihren Klischees damals, ich denke auch dass sie auf dem Bild frei sind (bis auf den Koch, der möglicherweise Sklave ist?)

Vielleicht spielt hier das Naturrecht auch eine Rolle?
Wie würdet Ihr das untere Bild interpretieren???
 
Der Krieg war, wie jeder Konflikt von wirtschaftlichen und politischen Interessen geleitet, die Befreiung der Sklaven wird wohl das gewesen sein, was sich heute public relations nennt.

Das war den Zeitgenossen auch durchaus bewusst.
 
Moment mal. Die Szene stammt aber nicht aus dem Bürgerkrieg, sondern aus dem Unabhängigkeitskrieg gegen England, wo die Überschreitung des Delware mit dem anschließenden Sieg bei Trenton durch den Oberkommandierenden (noch nicht Präsidenten) Washington ein Schlüsselereignis war.
 
Klaus hat recht .
Im Unabhängigkeitskrieg kämpften Schwarze auch auf beiden Seiten , die Engländer versprachen Sklaven auch für ihre Teilnahme die Freiheit .

Mariooo,
Bild Nummer 2 ist wohl eindeutig eine Satire aus der Neuzeit .
 
Hast du was genaueres zu Bild 2? Also beispielsweise Maler, Titel und Jahr?

Bild 1 ist von Emanuel Leutze "Washington crossing the Delaware". Zeitgenössisch ist es allerdings auch nicht, da erst 1851 gemalt.
 
Auch Washington ist auf dem zweiten Bild als Schwarzer dargestellt. Und ich würde behaupten, dass das Bild nicht den Beitrag der Schwarzen darstellen soll, sondern, dass es rassistisch gemeint ist und Washington verunglimpft werden soll. Sieht man nämlich auf dem Original entschlossene Gesichter und hart arbeitende Männer, sieht man auf der Persiflage einen gemütlich liegenden Koch, einen Angler, einen Säufer und einen Raucher mit einem Banjo auf dem zweiten Bild, also eine eher verlotterte Mannschaft.

Edit: Ich muss die Rassismus-These widerrufen:
Robert H. Colescott, (August 26, 1925June 4, 2009) was an American painter. He is known for satirical genre and crowd subjects, often conveying his exuberant, comical, or bitter reflections on being African-American.
http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Colescott

Aus demselben Artikel zu diesem Bild:
In his George Washington Carver Crossing the Delaware: Page From an American History Textbook, he re-imagined Emanuel Leutze's 1851 painting of the Revolutionary War hero, putting Carver, a pioneering African American agricultural chemist, at the helm of a boat loaded with black cooks, maids, fishermen and minstrels. With equally transgressive humor and an explosive style, he also created his own versions of Vincent van Gogh's Potato Eaters, Jan van Eyck's Arnolfini Portrait and Édouard Manet's Dejeuner sur l'Herbe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das 2. Bild stammt aber sicherlich aus der heutigen Zeit, da wird doch niemand die Unabhängigkeit von GB kritisieren.

Auf der HP der Uni Oakland ist es zu gut versteckt, ich hab's nicht gefunden, ich nehme aber an, dass es im Zusammenhang mit den zahlreichen Aktivitäten des Dpt of English zum afro-amerikanischen Thema steht.

Ich vermute, dass die fidele Bootsfahrt keine tiefschürfende Intention verbirgt, sondern sich einfach eine Ikone persifliert, um lustig zu sein.
 
Das 2. Bild stammt aber sicherlich aus der heutigen Zeit, da wird doch niemand die Unabhängigkeit von GB kritisieren.

Auf der HP der Uni Oakland ist es zu gut versteckt, ich hab's nicht gefunden, ich nehme aber an, dass es im Zusammenhang mit den zahlreichen Aktivitäten des Dpt of English zum afro-amerikanischen Thema steht.

Ich vermute, dass die fidele Bootsfahrt keine tiefschürfende Intention verbirgt, sondern sich einfach eine Ikone persifliert, um lustig zu sein.

Das Seminar lautete American Satire: English 566
 
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]
[/FONT]In his George Washington Carver Crossing the Delaware: Page From an American History Textbook, he re-imagined Emanuel Leutze's 1851 painting of the Revolutionary War hero, putting Carver, a pioneering African American agricultural chemist, at the helm of a boat loaded with black cooks, maids, fishermen and minstrels. With equally transgressive humor and an explosive style, he also created his own versions of Vincent van Gogh's Potato Eaters, Jan van Eyck's Arnolfini Portrait and Édouard Manet's Dejeuner sur l'Herbe.[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]
[/FONT]


[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Das zweite Bild befaßt sich mit einigen Auswirkungen des Rassismus, die satirisch dargestellt werden. Ein Aspekt dabei ist zb die „Sichtbarkeit“: in einer rassistisch geprägten Gesellschaft sind Nichtweiße sozusagen unsichtbar, werden von der dominierenden Schicht nicht als Menschen wahrgenommen, sondern nur in ihren Funktionen. Schwarzen US-Amerikanern standen lange Zeit hauptsächlich dienstleistende Berufe offen, zb als Hausangestellte, Gärtner, Gehilfen, ungelernte Arbeiter; Schwarze in Führungspositionen waren undenkbar, da sie dann ja auch Vorgesetzte von Weißen sind. Welche dieser Berufe kannst du auf dem zweiten Bild erkennen?[/FONT]


[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Es gab (und gibt) bestimmte rassistisch geprägte stereotype Vorstellungen über Afro-Amerikanerinnen. Siehst du davon etwas im zweiten Bild thematisiert?[/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Beispiele: Schwarze sind faul, sie müssen immer wieder ermahnt und angetrieben werden, um etwas zu leisten. Schwarze sind weniger intelligent als Weiße, sie können daher keine gleichen Leistungen erbringen. Schwarze sind immer gutgelaunt und haben einen eher infantilen Charakter. Welche der abgebildeten Figuren könnte welche dieser zugeschriebenen Eigenschaften darstellen? [/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Der abgebildete George Washington Carver war von Beruf Agrarchemiker, also ein Beruf mit Studium. Warum widerspricht dies den herrschenden stereotypen Vorstellungen? Sind diese stereotypen Vorstellungen also ein Abbild der Realität oder nicht, und warum nicht?[/FONT]


[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Macht es einen Unterschied, daß der Zeichner des zweiten Bildes selbst Afro-Amerikaner ist? Warum und welchen?[/FONT]


[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Stell dir vor, das zweite Bild wird von einem Weißen mit rassistischen Einstellungen betrachtet. Was ist wohl seine erste Reaktion? Und was (etwas Intelligenz vorausgesetzt) könnte ihm danach dämmern?[/FONT]


[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Das Bild wurde ja unter anderem in einem Seminar über Satire behandelt, ist also eine satirisch gemeinte Darstellung. Diese Satire ist aber nur in was für einer Gesellschaft möglich? Könnte dieses Bild in einer Gesellschaft gezeichnet oder als Satire aufgefaßt werden, in der schwarze Personen die volle Gleichberechtigung haben und als voll gleichwertig angesehen und behandelt werden? Was sagt das Bild daher über die Gesellschaft aus, in der es entstand? (Schau dir dazu auch mal die oben genannten Daten des Zeichners an - wann hat er gelebt?)
[/FONT]
 
Zeitgenössisch ist es allerdings auch nicht, da erst 1851 gemalt.
Originalgetreu ist es übrigens auch nicht. Wenn Washington am Bug eines der abgebildeten Boote gestanden hätte, wäre er kopfüber ins Eis geschleudert worden. Für die Flussüberquerung wurden hochkantige Barken verwendet, in denen alle Mann standen.

Zur Satire von Robert Colescott folgender Link: Google-Ergebnis für http://www.americanpopularculture.com/assets/ColescottGeoWashCarver.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Leute,

ich habe hier 2 Bilder von der Überquerung Washingtons über den Delaware, die Originalversion und eine andere Version:

njdelaware.jpg


carver.jpg


Wie kann man das untere Bild interpretieren?
Also der Washington hatte auch ein paar schwarze Kämpfer an seiner Seite, soll das Bild also aufzeigen dass der Sieg damals ohne Schwarze erst gar nicht möglich gewesen wäre? Auf dem ersten Bild sieht man keine Schwarze, vielleicht ist das zweite Bild also eine Provokation bzw. Erinnerung dass auch sie einen wesentlichen Beitrag im Krieg geleistet haben?

Das untere Bild zeigt die Leute aber weniger als Kämpfer sondern als Karikatur, Schwarze mit ihren Klischees damals, ich denke auch dass sie auf dem Bild frei sind (bis auf den Koch, der möglicherweise Sklave ist?)

Vielleicht spielt hier das Naturrecht auch eine Rolle?
Wie würdet Ihr das untere Bild interpretieren???


Wie Ingeborg schon geschrieben hat, nimmt die Karikatur die amerikanische Gesellschaft aufs Korn.

Der afro- amerikanische pseudo- washington und seine fidel- verlotterte Crew von dienstbaren Geistern zieht zugleich das selektive Geschichtsbild des weißen Amerikas durch den Kakao, denn Washington und die Gründerväter der USA zogen ja für die Freiheit in den Krieg, sie verfassten eine Unabhängigkeitserklärung, die folgende Wahrheiten für selbstverständlich hielten, nämlich dass:

Alle Meschen (all men) gleich sind und von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen rechten ausgestattet sind: Leben, Freiheit und das Streben nach Glück (life, liberty and the pursuit of happyness)."

Die Freiheit? und die Freiheit, was zu tun?

Washington und Jefferson, der Verfasser der Unabhängigkeitserklärung besaßen Sklaven, denen die oben erwähnten Rechte vorenthalten wurden
 
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