Wechselstuben (DM - DDR-Mark)

excideuil

unvergessen
Beim durchsehen alter Bilder bin ich wieder an eine Idee meines „Westonkels“ - Friede seiner Asche - Ende der 70iger erinnert worden: Er hatte die Idee, eine bestimmte Summe DM 1:4 in einer Wechselstube in DDR-Mark zu tauschen, um damit ein Motorrad „MZ TS – 250“ zu kaufen, um es mit in den Westen zu nehmen und um damit zur Arbeit zu fahren. Die Idee ist nicht umgesetzt worden.

Später, schon in den Anfang 80igern, schimpfte ein Bekannter, ein Modelleisenbahner, dass einige Westler durch den Wechselkurs 1:4 oder höher in der Lage waren, gute H0-Loks für nen „Appel und nen Ei“ zu bekommen. Er hatte auch einen Westkatalog dabei, um zu zeigen, dass sich die Preise hier kaum von denen im Westen unterschieden.

Die Zeiten mit beiden Währungen waren schon irre, wohl dem, der über DM verfügte. Ein hoher Wechselkurs war auch im Osten zwischen DM und Ostmark üblich, auch wenn er sich manchmal relativierte, wenn der Westbesuch zum Friseur ging oder die Preise in Restaurants dankbar annahm.

Aber das ist nicht meine Frage.

Auf der Seite: http://de.wikipedia.org/wiki/Mindestumtausch

finden sich die Aussagen: „Die beim Aufenthalt eventuell nicht verbrauchte DDR-Währung durfte nicht ausgeführt oder in Devisen zurückgetauscht werden.“
und:
“In fast allen Zweigstellen der Sparkasse der Stadt Berlin West wurde die Mark der DDR gegen die Deutsche Mark der Deutschen Bundesbank getauscht, der Umtauschkurs lag bei 1 : 3 bis 1 : 8. Die Kundschaft bestand hauptsächlich aus Soldaten der westalliierten Streitmächte, die keine Grenzkontrollen zu befürchten hatten.“

Wenn also die Aus- und Einfuhr (erklärt das Scheitern der Idee meines Onkels) von DDR-Mark nicht erlaubt war, woher stammten die Bestände an DDR-Mark, die in Sparkassen oder Wechselstuben zu den benannten Kursen angeboten wurden?

Grüße
excideuil
 
Beim durchsehen alter Bilder bin ich wieder an eine Idee meines „Westonkels“ - Friede seiner Asche - Ende der 70iger erinnert worden: Er hatte die Idee, eine bestimmte Summe DM 1:4 in einer Wechselstube in DDR-Mark zu tauschen, um damit ein Motorrad „MZ TS – 250“ zu kaufen, um es mit in den Westen zu nehmen und um damit zur Arbeit zu fahren. Die Idee ist nicht umgesetzt worden.

Später, schon in den Anfang 80igern, schimpfte ein Bekannter, ein Modelleisenbahner, dass einige Westler durch den Wechselkurs 1:4 oder höher in der Lage waren, gute H0-Loks für nen „Appel und nen Ei“ zu bekommen. Er hatte auch einen Westkatalog dabei, um zu zeigen, dass sich die Preise hier kaum von denen im Westen unterschieden.

Die Zeiten mit beiden Währungen waren schon irre, wohl dem, der über DM verfügte. Ein hoher Wechselkurs war auch im Osten zwischen DM und Ostmark üblich, auch wenn er sich manchmal relativierte, wenn der Westbesuch zum Friseur ging oder die Preise in Restaurants dankbar annahm.

Aber das ist nicht meine Frage.

Auf der Seite: http://de.wikipedia.org/wiki/Mindestumtausch

finden sich die Aussagen: „Die beim Aufenthalt eventuell nicht verbrauchte DDR-Währung durfte nicht ausgeführt oder in Devisen zurückgetauscht werden.“
und:
“In fast allen Zweigstellen der Sparkasse der Stadt Berlin West wurde die Mark der DDR gegen die Deutsche Mark der Deutschen Bundesbank getauscht, der Umtauschkurs lag bei 1 : 3 bis 1 : 8. Die Kundschaft bestand hauptsächlich aus Soldaten der westalliierten Streitmächte, die keine Grenzkontrollen zu befürchten hatten.“

Wenn also die Aus- und Einfuhr (erklärt das Scheitern der Idee meines Onkels) von DDR-Mark nicht erlaubt war, woher stammten die Bestände an DDR-Mark, die in Sparkassen oder Wechselstuben zu den benannten Kursen angeboten wurden?

Grüße
excideuil

Die haben die Ostmark doch den Amis/Tommies/Franzmännern abgekauft.
Der Kurs war 89 aber glaube 1:17

Die Idee Deines Onkels wäre mit Sicherheit zu realisieren gewesen. Nur halt nicht zu den Konditionen.
 
Die haben die Ostmark doch den Amis/Tommies/Franzmännern abgekauft.
Der Kurs war 89 aber glaube 1:17

Die Idee Deines Onkels wäre mit Sicherheit zu realisieren gewesen. Nur halt nicht zu den Konditionen.

Da habe ich den Wiki-Artikel falsch gedeutet. Klar, und die Alliierten machten Geschäfte mit Zigaretten, Schokolade, Kaugummi ... ?

Was nun die Idee meines Onkels angeht, gibt es da Beispiele, wo das so klappte?

Grüße
excideuil
 
Aus der Spätphase ein Schlaglicht, wie der "Westumlauf" der DDR-Mark zustand kam:
DER SPIEGEL*6/1987 - Heimlicher Handel

Ähnliche Vorgänge gab es wohl auch in früheren Jahren.

Bei den Besuchen in der DDR hatte mein Vater schon in den 70ern immer schwarz zum besseren Kurs getauscht, neben dem Zwangsumtausch. Das Geld wurde dann bei der Einreise versteckt. Die DDR-Mark blieb anschließend dort, zurückgenommen wurde nichts. Waren Reste vorhanden, wurden zB Bücher gekauft, die als Geschenk ausgegeben wurden. Da gab es hervorragende Bildbände oder Schachbücher.
 
Aus der Spätphase ein Schlaglicht, wie der "Westumlauf" der DDR-Mark zustand kam:
DER SPIEGEL*6/1987 - Heimlicher Handel

Ähnliche Vorgänge gab es wohl auch in früheren Jahren.

Bei den Besuchen in der DDR hatte mein Vater schon in den 70ern immer schwarz zum besseren Kurs getauscht, neben dem Zwangsumtausch. Das Geld wurde dann bei der Einreise versteckt. Die DDR-Mark blieb anschließend dort, zurückgenommen wurde nichts. Waren Reste vorhanden, wurden zB Bücher gekauft, die als Geschenk ausgegeben wurden. Da gab es hervorragende Bildbände oder Schachbücher.

Vielen Dank für den Link!

Im Zusammenhang mit Silber fallen mir 2 Erlebnisse ein:
Mitte der 70iger gab es in Salzwedel eine Aufkaufstelle für Silber, Münzen, Besteck etc.; ich kann mich noch gut erinnern, weil ich doch erstaunt war, was für große Münzen es doch gab. (5 Markstücke des Kaiserreiches, die im Schaufenster lagen)

Zur selben Zeit wurde meiner Oma im Interzonenzug förmlich eine 10 DDR-Mark-Silbermünze von 1974 zum Kurs von 1:1 aufgedrängt. (10,6 gr. Silber für 10 DM)

Grüße
excideuil
 
Da habe ich den Wiki-Artikel falsch gedeutet. Klar, und die Alliierten machten Geschäfte mit Zigaretten, Schokolade, Kaugummi ... ?

Was nun die Idee meines Onkels angeht, gibt es da Beispiele, wo das so klappte?

Grüße
excideuil

Ist ja lustig, daß man langsam in ein alter kommt, in dem man als Zeitzeuge was berichten kann.

Ich habe von 1977 bis 1979 bei der Staatsbank der DDR als Lehrling gelernt.

Die Idee Deines Onkels hätte nicht geklappt. Die Mark der DDR war eine Binnenwährung, die Ein- und Ausfuhr war strikt verboten. Natürlich wurde geschmuggelt, beim erwischt werden mit den entsprechenden zoll- und strafrechtlichen Konsequenzen. Kam eine Westler, den Begriff Wessi gab es noch nicht, in den Besitz von DDR-Mark z.B. eine Erbschaft, hatte er dieses Guthaben bei der Staatsbank bzw. dem Berliner Stadtkontor auf einem sog. Devisenausländerkonto zu deponieren (Kontenklasse 4 der Staatsbank). Dabei mußte er mittels Belege lückenlos nachweisen, wie er in den Besitz gekommen ist, also nicht einfach mal was "schwarz" umtauschen und dann einzahlen.

Um in Deinem Beispiel zu bleiben.

1. Hürde

Er tauscht DM in Mark der DDR um, also er hätte den Betrag einschmuggeln müssen.

2. Hürde

Wäre das Motorrad überhaupt vorhanden gewesen in einem "Geschäft", meist waren die eben nicht vorhanden und er hätte sich anmelden müssen (Wartezeiten bei Motorrädern erinnere ich nicht, aber geringer als bei PKW, bei PKW aber zwischen 10 und 15 Jahren), dazu brauchte er einen Personalausweis.

3. Hürde

Wie hätte er das Motorrad ohne polizeiliche Zulassung bzw. gültigen Kaufvertrag über die Grenze bekommen. Der Zöllner hätte natürlich gefragt, woher haben Sie das Motorrad, tja und dann wäre es zum "Offenbarungseid" gekommen. Dein Onkel hätte die Herkunft der Kaufpreissumme auf Mark der DDR nicht nachweisen können; Konsequenz: Beschlagnahme und viel Ärger.

M. :winke:
 
Ist ja lustig, daß man langsam in ein alter kommt, in dem man als Zeitzeuge was berichten kann.

Ich habe von 1977 bis 1979 bei der Staatsbank der DDR als Lehrling gelernt.

Die Idee Deines Onkels hätte nicht geklappt. Die Mark der DDR war eine Binnenwährung, die Ein- und Ausfuhr war strikt verboten. Natürlich wurde geschmuggelt, beim erwischt werden mit den entsprechenden zoll- und strafrechtlichen Konsequenzen. Kam eine Westler, den Begriff Wessi gab es noch nicht, in den Besitz von DDR-Mark z.B. eine Erbschaft, hatte er dieses Guthaben bei der Staatsbank bzw. dem Berliner Stadtkontor auf einem sog. Devisenausländerkonto zu deponieren (Kontenklasse 4 der Staatsbank). Dabei mußte er mittels Belege lückenlos nachweisen, wie er in den Besitz gekommen ist, also nicht einfach mal was "schwarz" umtauschen und dann einzahlen.

Um in Deinem Beispiel zu bleiben.

1. Hürde

Er tauscht DM in Mark der DDR um, also er hätte den Betrag einschmuggeln müssen.

2. Hürde

Wäre das Motorrad überhaupt vorhanden gewesen in einem "Geschäft", meist waren die eben nicht vorhanden und er hätte sich anmelden müssen (Wartezeiten bei Motorrädern erinnere ich nicht, aber geringer als bei PKW, bei PKW aber zwischen 10 und 15 Jahren), dazu brauchte er einen Personalausweis.

3. Hürde

Wie hätte er das Motorrad ohne polizeiliche Zulassung bzw. gültigen Kaufvertrag über die Grenze bekommen. Der Zöllner hätte natürlich gefragt, woher haben Sie das Motorrad, tja und dann wäre es zum "Offenbarungseid" gekommen. Dein Onkel hätte die Herkunft der Kaufpreissumme auf Mark der DDR nicht nachweisen können; Konsequenz: Beschlagnahme und viel Ärger.

M. :winke:




Ach was,
der Onkel hätte den Telefonhörer in die Hand genommen, bei der Ominex?? (sorry kann mich ums verrecken zZt.nicht an den korrekten Firmennamen erinnern) in München angerufen. Hallo, ich hätte gerne eine MZ 250 usw. usf. möchte sie aber selbst hier in der BRD haben, was kostet das Ding denn hier?
Hat ein Nachbar mit einer Simson Schwalbe so gemacht.
In zig Fällen wurde das mit Auslieferung in der DDR an irgendwelche Verwandten getätigt.
Aber gezahlt wurde natürlich in DM. Mark der DDR haben die nicht genommen. (wird ihnen zu unsicher gewesen sein:devil:)
Und Lieferzeiten gabs da auch nicht, weder für Trabbi noch Wartburg noch sonstwas
 
@ Melchior

Ja, das trifft es. Deswegen war die Idee auch weg vom Tisch. Sie kam wohl auch nicht beim ersten Besuch. Da war mein Onkel noch völlig überrascht, wie es im Osten zuging.
Kann mich noch erinnern als er in einer Gaststätte, nachdem mein Vater für alle bezahlt hatte, auch noch bezahlen wollte und es gar nicht raffen konnte, dass die in seinen Augen kleine Summe ausreichend für uns alle acht war.
Aber lang ist es her, ich war 14,15 Jahre und eher an der Lewis interessiert :D

@Repo

Ob er eine Idee über diesen Weg hatte, weiß ich nicht.

Die Firma im Osten, die mit Autos etc. für DM handelte, hieß glaub ich Genex. Ich habe mal einen Katalog gesehen. Vom Trabbi über Wartburg bis Golf und Citroen gab es vieles.

Mein Gott, wenn man so über alles nachdenkt, wo ist nur die Zeit geblieben.

Grüße
excideuil
 
@ Melchior

Ja, das trifft es. Deswegen war die Idee auch weg vom Tisch. Sie kam wohl auch nicht beim ersten Besuch. Da war mein Onkel noch völlig überrascht, wie es im Osten zuging.
Kann mich noch erinnern als er in einer Gaststätte, nachdem mein Vater für alle bezahlt hatte, auch noch bezahlen wollte und es gar nicht raffen konnte, dass die in seinen Augen kleine Summe ausreichend für uns alle acht war.
Aber lang ist es her, ich war 14,15 Jahre und eher an der Lewis interessiert :D

@Repo

Ob er eine Idee über diesen Weg hatte, weiß ich nicht.

Die Firma im Osten, die mit Autos etc. für DM handelte, hieß glaub ich Genex. Ich habe mal einen Katalog gesehen. Vom Trabbi über Wartburg bis Golf und Citroen gab es vieles.

Mein Gott, wenn man so über alles nachdenkt, wo ist nur die Zeit geblieben.

Grüße
excideuil


Das Problem, für Deinen Onkel, war, wie Du es weiter oben auch schreibst, dass die ihn sehr gern beliefert hätten, aber keineswegs zu DDR-Konditionen, und wenn er dann zu ähnlichen Preisen eine Honda oder Kawa bekommt, hat er es halt gelassen.

Womit Du gleich noch einen der Gründe für den Mauerbau anführst, (von dem man heute weniger redet) bei den niedrigen DDR-Preisen für Grundnahrungsmittel, die ja subventioniert waren, haben Westberliner fast für lau einkaufen können. Oder die Grenzgänger, für Westgehalt arbeiten, zu Ostpreisen leben.
 
Womit Du gleich noch einen der Gründe für den Mauerbau anführst, (von dem man heute weniger redet) bei den niedrigen DDR-Preisen für Grundnahrungsmittel, die ja subventioniert waren, haben Westberliner fast für lau einkaufen können. Oder die Grenzgänger, für Westgehalt arbeiten, zu Ostpreisen leben.

Nach dem Mauerbau klappte das aber für Westberliner nicht mehr .

MW nach konnten nur in Westberlin lebende Drittstaatler zB. Österreicher
Ostberlin ohne Visa besuchen oder alliertes Personal.
( und dort schwarz tauschen zum Einkaufen )

Westberliner kamen erst wieder bei den verschiedenen Besuchsregelungen
zB. manche Weihnachten in den Osttteil der Stadt.
Sonderbarerweise konnten Westberliner Besuche in der sonstigen DDR
beantragen zB. aus familiären Anlässen.

Der Sonderstatus von Berlin führte zu allerhand merkwürdigen Regeln...
.
 
Ach was,
der Onkel hätte den Telefonhörer in die Hand genommen, bei der Ominex?? (sorry kann mich ums verrecken zZt.nicht an den korrekten Firmennamen erinnern) in München angerufen. Hallo, ich hätte gerne eine MZ 250 usw. usf. möchte sie aber selbst hier in der BRD haben, was kostet das Ding denn hier?
Hat ein Nachbar mit einer Simson Schwalbe so gemacht.
In zig Fällen wurde das mit Auslieferung in der DDR an irgendwelche Verwandten getätigt.
Aber gezahlt wurde natürlich in DM. Mark der DDR haben die nicht genommen. (wird ihnen zu unsicher gewesen sein:devil:)
Und Lieferzeiten gabs da auch nicht, weder für Trabbi noch Wartburg noch sonstwas

@Repo

Meinst Du die Genex GmbH?

Genex ? Wikipedia

Klar hätte er da eine MZ bekommen, aber wie Du richtig schriebst, nicht zu den Konditionen bei einem unterstellten Wechselkurs von z.B. 1 DM : 10 Ostmark.

M.
 
@Repo

Meinst Du die Genex GmbH?

Genex ? Wikipedia

Klar hätte er da eine MZ bekommen, aber wie Du richtig schriebst, nicht zu den Konditionen bei einem unterstellten Wechselkurs von z.B. 1 DM : 10 Ostmark.

M.


Genau.
Meine Frau ist aus Mecklenburg.
Die haben ab Mitte der 70er Jahre laufend Briefe bekommen, was man alles braucht, und wo man es kriegt.

OT:
War anscheinend zeitweilig die Meinung verbreitet, im Westen hätte jeder einen Geldscheißer im Keller sitzen...


Edit: Der Schwalbe-Fahrer hatte mal Probleme mit der Zündung, hat er einen wunderschönen Brief nach Suhl geschickt, wie gut und super die Schwalbe immer.... aber jetzt leider...
Haben die ihm tatsächlich die Teile zugeschickt. Ohne Berechnung!
Der "Interzonenhandel" hatte mancherlei Facetten.

Wie Exci schreibt, wo ist auch die Zeit geblieben.....
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau.
...

OT:
War anscheinend zeitweilig die Meinung verbreitet, im Westen hätte jeder einen Geldscheißer im Keller sitzen...

Wie Exci schreibt, wo ist auch die Zeit geblieben.....

@Repo

Zu Deinem o.t., ja, dieser Glaube war sehr verbreitet...:rofl:

"Wie Exci schreibt, wo ist auch die Zeit geblieben"

ohne Worte: :weinen:


M. :winke:
 
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