Welche Alternativen Hindenburgs 1933

JackTheRipper

Neues Mitglied
Hallihallo,

erstmal wollte ich sagen, dass ich das Forum echt cool finde, viele Interessante Themen.
So, und nun zu meinem eigentlichen Gesuch.

Mich interessiert, welche realistischen Alternativen für Hindenburg bestanden haben, im Januar 1933. Er wurde ja zu seiner Entscheidung gedrängt, Hitler zum Kanzler zu ernennen.

Ich freue mich schon sehr auf eure Antworten.

Grüße,
Jack
 
Hallo, ich habe zu deinem Thema folgenden interessanten Link gefunden:
hier klicken ;)

Ich empfehle dir übrigens, sofern du nicht den ganzen Text lesen willst, einfach mit Strg+F das Internet Explorer Suchfenster zu öffnen und dann da den Suchbegriff "Hindenburg" einzugeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, der Bericht ist tatsächlich recht interessant, geht jedoch kaum auf die Entscheidung Hindenburgs ein und beschreibt lediglich die Gründe für das Verhalten der Parteien KPD und SPD.

Daher wäre ich über Antworten Dankbar, die sich auf Hindenburg selber beziehen.

Grüße,
Jack
 
Mich interessiert, welche realistischen Alternativen für Hindenburg bestanden haben, im Januar 1933. Er wurde ja zu seiner Entscheidung gedrängt, Hitler zum Kanzler zu ernennen.

Die Alternative wurde kurz vorher versucht: es war die so genannte "Querfront", die dem letzten Reichskanzler vor Hitler, Kurt von Schleicher, vorstrebte. Die Querfront sollte gewissermaßen ein aus der Not geborenes Einheitsbündnis sein, in dem politische Parteien von links (SPD) bis rechts (NSDAP) sowie die Gewerkschaften beteiligt gewesen wären. Das Problem lag darin, dass auch die Querfront nicht ohne Beteiligung der NSDAP möglich gewesen wäre, was Schleicher dadurch erreichen wollte, indem er den eher sozialistischen sog. "Strasser-Flügel" abspalten wollte. Dieser ohnehin schwierige Plan scheiterte grandios.
Ich denke, Hindenburg selbst wäre am sympathischsten eine DNVP-Regierung mit starker Mehrheit gewesen. Doch die war nicht mal zu bekommen, als der Hindenburg-Günstling Franz von Papen Kanzler war; die DNVP dümpelte in ihren letzten Jahren stets bei unter 10 Prozent.
Schließlich hätte Hindenburg auch weitere neue Präsidialkabinette bilden können. Mit denen war es jedoch schwierig zu regieren und da die Regierungen zuletzt "von seinen Gnaden" waren, waren es auch Minderheitenregierungen, denen letztlich die Legitimation durch das Volk fehlte.
 
Die .
Ich denke, Hindenburg selbst wäre am sympathischsten eine DNVP-Regierung mit starker Mehrheit gewesen. Doch die war nicht mal zu bekommen, als der Hindenburg-Günstling Franz von Papen Kanzler war; die DNVP dümpelte in ihren letzten Jahren stets bei unter 10 Prozent.
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Wobei zu beachten ist, dass Papen auch zum Zentrum gehörte, wie Brüning. An dessen Sturz Papen beteiligt war. Wonach er dann der 1. Kanzler war, der gar keinen Rückhalt im Reichstag hatte.
 
Danke, der Bericht ist tatsächlich recht interessant, geht jedoch kaum auf die Entscheidung Hindenburgs ein und beschreibt lediglich die Gründe für das Verhalten der Parteien KPD und SPD.
Daher wäre ich über Antworten Dankbar, die sich auf Hindenburg selber beziehen.
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Deine Frage unterstellt, dass Hindenburg an einer Alternative ernsthaft interessiert gewesen sein könnte. Damit gehst du aber von m. E. falschen Voraussetzungen aus, denn sowohl seine politischen Einstellungen als Monarchist, Militarist und Antidemokrat als auch sein soziales Umfeld/Herkunft (Offiziers-und Gutsbesitzerfamilie) ließen andere Lösungen als die getroffenen(erzkonservative/reaktionäre) kaum zu.
Die Alternativen lagen nicht in den Händen Hindenburgs, sondern anderer politischer, sozialer Kräfte, worauf stormy richtig hinweist.
 
Deine Frage unterstellt, dass Hindenburg an einer Alternative ernsthaft interessiert gewesen sein könnte.
Überhaupt nicht.
Erst einmal muß man fragen, ob er 1933 überhaupt realistische Alternativen hatte. Genau darum geht es im Eingangsbeitrag.

Und nur wenn man solche findet lohnt sich zu fragen, warum er sich von mehreren Möglichkeiten genau für eine bestimmte entschieden hat.

Hindenburgs politische Position ist ebenso bekannt wie seine Antipathie gegen Hitler.
Ausschlaggebend war aber wohl am Ende, daß er angesichts des klaren Wahlergebnisses keine vernünftigen Optionen mehr hatte.

Was dagegen KPD oder SPD im Vorfeld alles verbockt haben mögen, das mag für die von stormy verlinkte Konferenz ein Thema sein - nicht aber für diese Frage.
 
Die NSDAP hatte zu dem Zeitpunkt im Januar 1933 wohl ihren Zenit schon überschritten gehabt. Bei der letzten Reichstagswahl im November 1932 verlor sie erstmal seit längerer Zeit beträchtliche 2 Millionen Stimmen. Sie rutschte von 37,4 % auf 33,1 %. Das hätte für die damals politisch verantwortlichen Akteuere ein Signal sein können.

Hindenburg war also überhaupt gar nicht gezwungen Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Eine denkbare und bessere Alternative als Hitler wäre es möglicherweise gewesen, Schleicher im Amte zu halten bzw. zu belassen. Schleicher hatte vor, die Arbeitslosigkeit mit Hilfe Arbeitsbeschaffungsprogramme zu bekämpfen. .
Über diese Frage stand er mit den Gewerkschaften im Gespräch. Des Weiteren wollte von Schleicher mit Hilfe des Staatsnotstandes, den Hindenburg nicht bereit war ihm zu bewilligen, die Nazis und ihre Schlägertruppe, SA und SS, bekämpfen. Sein Plan, die NSDAP mit Hilfe von Gregor Strasser zu spalten, ist leider gescheitert.

Das Arbeitbeschaffungprogramm in Höhe von 2 Milliarden RM, die erste Rate von 500 Millionen wurde am 28.01.33 zur Verfügung gestellt, mussten die Nazis dann nur noch einfach fortführen.


Leider gab es da auch ein kleines persönliches Problem. Im Haushaltsausschuß des Reichstages wurden steuerliche Unregelmäßigkeiten in Zusammenhang mit der Schenkung von Gut Neudeck an Hindenburg offen diskutiert. Ein weiterer Gesprächsgegenstand war die finanzielle Unterstützung für die ostelbischen Rittergüter, die Hindenburg beispielsweise auf der Kabinettssitzung vom 07.02.1928 verlangt hatte. Im gleichen Atemzuge sollten Steuererleichterungen abgelehnt werden. Schleicher hat sich aus der Sicht Hindenburgs nicht schützend vor ihm gestellt. Auf diesem Umstand wiesen ihm auch die ostelbischen Großgrundbesitzer hin.

Damit hier keine Mißverstädnisse entstehen: Ich bin kein Fan von Schleicher, aber Hitler war er bestimmt vorzuziehen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Im November 1932 hatte Hitler vom Reichspräsidenten den Auftrag zur Regierungsbildung mit parlamentarischer Mehrheit.
Er führte Gespräche mit dem Zentrum und den Deutschnationalen. Die Gespräche scheiterten, pikanterweise nicht am Zentrum sondern an der DNVP.
 
@Repo
Hatte Hindenburg Hitler nicht nur lediglich die Beteiligung an einer parlamentarischen Regierung angeboten und Hitler hatte diese ausgeschlagen?

Hitler wollte keine Beteiligung an einer parlamentarischen Regierung, sondern einer präsidialen Regierung als Reichskanzler vorstehen. Dies hat Hitler Ende November 1932 hat auch gegenüber Hindenburg sein Staatssekretär Meissner zum Ausdruck gebracht.
 
Alles nach Brüning ist nur noch ein Herumgegurke. Dass Hindenburg dann Schleicher entlassen hat um Hitler zum Kanzler zu machen, ist mehr oder weniger die Retourkutsche Papens gegen Schleicher.

Verhängnisvoll für die Demokratie war aber bereits als die letzte demokratisch legitimierte Regierung geplatzt ist.
 
@Repo
Hatte Hindenburg Hitler nicht nur lediglich die Beteiligung an einer parlamentarischen Regierung angeboten und Hitler hatte diese ausgeschlagen?

Hitler wollte keine Beteiligung an einer parlamentarischen Regierung, sondern einer präsidialen Regierung als Reichskanzler vorstehen. Dies hat Hitler Ende November 1932 hat auch gegenüber Hindenburg sein Staatssekretär Meissner zum Ausdruck gebracht.
Laut Zierer hatte Hitler von Hindenburg im November 1932 den Auftrag zur Bildung einer demokratisch legitimierten Regierung, was ihm nicht gelungen ist. Und er den Auftrag nach einer Woche wieder zurückgeben musste.

Daraufhin wurde Papen nochmals für knapp 24 Stunden Kanzler, bis er von Schleicher abgelöst wurde.
 
In den "Informationen zur politischen Bildung" Nr. 261 aus dem Jahre 2003 wird dieser Vorgang so beschrieben, wie ich es oben getan habe.

Ich habe jetzt noch einmal bei Heinrich August Winklers "Weimar", München 1993 nachgeschlagen.

Winkler führt, wie du oben schon geschrieben hast, aus, das Hindenburg Hitler am 21.November die Bildung einer parlamentarischen Regierung antrug. Hugenberg lehnte eine Regierung Hitler aber ab. Hitler forderte die Kanzlerschaft eines Präsidialkabinetts. Dies lehnte Hindenburg ab.
 
Blomberg wurde übrigens als Reichswehrminister bereits vereidigt, bevor Hitler als Kanzler und die anderen Minister zu Hindenburg zur Vereidigung durften. Wobei Blomberg z. d. Zeit in Genf bei den Abrüstungsverhandlungen war, von wo er erst anreisen musste. Ich denke, dass das von Hindenburg schon mal als Signal gedacht war. Dass er es mit der "einrahmung" ernst meinte.

Insofern halte ich es für wichtiger und entscheidender, dass und wie, Hitler die "ganze Umrahmung" Papen, Hugenberg, Blomberg usw. usf. ausspielen, überspielen auf seine Seite ziehen, oder aus der Regierung drängen konnte.
 
Und das war sogar schon eindeutig verfassungswidrig, denn gemäß Artikel 53 der Weimarer Verfassung wurden Reichsminister auf Vorschlag vom Reichskanzler ernannt und entlassen.
 
Ich habe jetzt noch einmal bei Heinrich August Winklers "Weimar", München 1993 nachgeschlagen.

Winkler führt, wie du oben schon geschrieben hast, aus, das Hindenburg Hitler am 21.November die Bildung einer parlamentarischen Regierung antrug. Hugenberg lehnte eine Regierung Hitler aber ab. Hitler forderte die Kanzlerschaft eines Präsidialkabinetts. Dies lehnte Hindenburg ab.


Ich könnte mir vorstellen, dass das heute etwas peinlich ist, dass nicht das demokratische Zentrum, sondern die monarchistische DNVP die erste geplante Hitler-Regierung nicht zustande kommen ließ.


Und deshalb davon nicht so viel davon geredet wird.
 
Dabei gibt es heutzutage weder Zentrum noch DNVP; jedenfalls spielen diese Parteien keine Rolle mehr...
 
Dabei gibt es heutzutage weder Zentrum noch DNVP; jedenfalls spielen diese Parteien keine Rolle mehr...
Zentrum gibt es schon noch, aber ne Rolle spielen sie tatsächlich nicht mehr.
Aber gewisse personelle Kontinuitäten mit einer anderen christlichen Partei sind schon vorhanden.

Aber seis drum, ist auch nur eine Vermutung von mir. Gegründet darauf, dass dieser 1. Auftrag zur Regierungsbildung für Hitlers eine der unbekannteren Episoden jener wilden Monate ist.
 
Bei Hans Mommsen, Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar, 1998, kann man auf den Seiten 586 ff. nachlesen, dass Hindenburg mit Hitler nach den November-Wahlen 1932 lediglich über eine Regierungsbildung VERHANDELTE. Da Hitler es ablehnte, sich mit Hindenburg zu treffen, wurde schriftlich und über Mittelsmänner verhandelt.

Hindenburgs Angebot war an Bedingungen geknüpft. Hiler sollte lediglich ein p a r l a m e n t a r i s c h e s Mehrheitskabinett anführen und die Ernennung der einzelnen Minister sollte von Hindenburgs Zustimmung abhängig sein. Die Erfüllung dieser Bedingungen wurde von Hitler abgelehnt. Hindenburg aber war nicht bereit, Hitler ohne diese Bedingungen mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Hindenburg befürchtete, dass ein von Hitler geführtes P r ä s i d i a l k a b i n e t t zu einer Diktatur der NSDAP führen werde.

Demnach wurde Hitler im November 1932 nicht mit der Regierungsbildung beauftragt, da die Vorverhandlungen schon an ihm selbst scheiterten. Freilch kann man aber davon sprechen, dass ihm Hindenburg die Regierungsbildung unter Bedingungen angeboten hat.

Bei Mommsen findet sich auch eine Bestätigung für die These von @Klaus P., dass Hindenburg nur nach einer Regierungsbildung innerhalb der rechten Parteien suchte, und auch eine Bestätigung für @Repos These, dass sich Kaas für eine Beteiligung des Zentrums an einem Kabinett Hitler aussprach, währenddessen Hugenberg dies für die DNVP nachdrücklich ablehnte.
 
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VERHANDELTE. Da Hitler es ablehnte, sich mit Hindenburg zu treffen, wurde schriftlich und über Mittelsmänner verhandelt.
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Und Hitler hat tatsächlich ein Treffen mit Hindenburg ausgeschlagen??? Sachen gibts.
Diese Kontaktaufnahmen Hindenburg-Hitler-Hugenberg-Kaas können gar nicht unbemerkt geblieben sein.
Auf jeden Fall haben sich die Mythen etlicher Parteien, die ja am 30.1.1933 "früchterlich überrascht" von der Kanzlerschaft Hitler waren, keine Zeit mehr hatten Gegenmaßnahmen zu ergreifen usw. usf., damit erledigt. Ich hatte schon immer den Eindruck, dass ihnen dies 1945 erst eingefallen ist.
 
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