Ergänzend dazu ein vereinfachter Grobabriß nach
Werner Meyer "Deutsche Burgen, Schlösser und Festungen" - Sonderausgabe Gondrom, Bindlach 1994...
Der Typus der
Motte/Hochmotte/Turmhügelburg wurde bereits genannt; aus diesem entwickeln sich im Grund zwei spätere - auch bereits vor der Zeit der Orientkreuzzüge entstandene bzw. vorhandene - Typen: der
Donjon/Donjontyp und das
Turmhaus.
Vgl. dazu bspw.
http://www.geschichtsforum.de/f77/turmh-gelburgen-chateau-de-la-motte-13379/ und
http://www.geschichtsforum.de/142739-post20.html
Dabei liegt die Verbeitung des
Donjon vornehmlich in Frankreich, England, Süditalien und später auch im Orient, während das
Turmhaus insbesondere im Heiligen Römischen Reich - und hier v.a. im süddeutschen Raum - verbreitet ist.
Anm.: Sowohl die
Motte als auch der
Donjon wie auch das
Turmhaus sind Typen, bei welchen die Wohnfunktion integriert ist. Diesbezüglich müssen sie bspw. vom ansonsten in Burganlagen auftretenden Bergfried unterschieden werden - vgl. dazu bspw.
http://www.geschichtsforum.de/f77/frage-zum-burgenbau-16457/
Daneben aber ist im mittelalterlichen Europa auch die
Zungenburg (lt. Def. ein Wehrbau, welcher auf einer Landzunge (Name!) gelegen ist) eine relativ alte Bauform; sie ist nämlich seit der Hallstattzeit üblich.
Werner Meyer konstatiert, daß seit der Kreuzzugszeit verstärkt auftretende Elemente auf Entlehnungen zurückgehen
könnten - was bei genauem Lesen jedoch zeigt, daß dies zwar möglich, aber keineswegs sicher ist. So führt er aus, daß bspw. die Sockelschräge (
Dossierung) syrischen Beispielen entlehnt sein
kann (siehe auch hier wieder die Formulierung in Richtung einer Möglichkeit, aber nicht als sichere Erkenntnis). An anderer Stelle führt er aus, daß bspw. die gestaffelte Mauer bzw. der mehrfache Mauerring
vielleicht (wortwörtliche Formulierung Meyers) nach dem Vorbild der Stadtmauer von Konstantinopel umgesetzt wurde - auch hier also eher "möglich" als "sicher".
Anm.: Burganlagen mit definitiven Übernahmen von byzantinischen und arabischen Vorbildern auf ursprüngliche
Donjontypen benennt er lediglich für die Stauferburgen in Süditalien!
Richtig ist, daß derartige Elemente - wichtig: es sind stets einzelne Elemente und nicht grundsätzlich neue Typen - im Laufe der Kreuzzugszeit von Syrien und Palästina auch nach Europa gelangten. Richtig ist ebenfalls, daß diese Elemente aufgrund der Erfahrungen im Heiligen Land im Wehrbau zum Tragen kamen. Problematisch wäre es mE jedoch, daraus zu schließen, daß dies zwangsläufig Vermittlung impliziert, denn soweit sich Burgenkundler (wie z.B.
Werner Meyer) äußern, reflektierte dies vielmehr die praktischen Erfahrungen, welche insbesondere im Umfeld von Belagerungen gemacht worden waren: danach sind die neuen Elemente im Wehrbau die eine Seite (defensive Umsetzung), die Belagerung eines befestigten Platzes mit System und mittels Kombination verschiedenster Belagerungswaffen und -geräte die andere Seitre (offensive Umsetzung).
Ein Beispiel, an dem sich genau das Gegenteil der Annahme, daß arabische Burganlagen grundsätzlich vorteilhafter als europäische Burganlagen gewesen seien, ist die wohl bekannteste Kreuzfahrerburg
Krak des Chevaliers ? Wikipedia - vgl. auch die Mauern im Hintergrund meines derzeitigen Avatars; ansonsten hier nochmals ein größeres Bild:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5a/Crac_des_chevaliers_syria.jpeg
Obwohl im arabischen Raum gelegen, war die ursprüngliche Anlage
Hisn a-Akrad (Kurden-Burg; da ursprünglich mit kurischen Kämpfern besetzt) nicht weiter als ein Wachturm - ergo ähnlich einer europäischen Turmburg; und um sich der Kreuzfahrer zu erwehren, erfolgte eine weitere Befestigung mittels umgebender Mauer. Aber zur berühmt gewordenen Abschnittsburg baute sie erst der Johanniterorden - welcher sie 1142 (lt. Wikipedia) bzw. 1144 (lt.
Jonathan Riley-Smith,
Alan Forey u.a.) erwarb - im Laufe des 12. und vor allem dann des 13. Jh. aus.