Welche Baumaterialien in KZ-Dachau?

zarathustra

Neues Mitglied
Hallo,

Ich komme nochmal mit einer anderen Frage über KZs , und zwar diesmal spezifisch über Dachau. Ich möchte gern wissen, welche Baumaterialien benutzt wurden, um das KZ Dachau zu errichten. (ich meine selbstverständlich das neue KZ ab Jahre 1937).

Vielen Dank für Ihre kostbare Hilfe,

Ihr Zarathustra.
 
Kalk, Zement und Steine. Ganz wichtig, Sand und Kies

Ach ja, Stacheldraht habe ich noch vergessen.
Holz muss wohl auch noch dabei gewesen sein.
 
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Flo hat ja alles genannt. ;)
Wenn du noch spezifische fragen hast dann her damit..ich wohn ca 10 minuten vom kz dachau entfernt und wenn sich Zeit frei macht kann ich gerne dort für dich nachfragen.
 
Flo hat ja alles genannt. ;)
Wenn du noch spezifische fragen hast dann her damit..ich wohn ca 10 minuten vom kz dachau entfernt und wenn sich Zeit frei macht kann ich gerne dort für dich nachfragen.

Ich habe auch erst gelächelt über diese Frage.
Aber das ist gar nicht so lustig. Zeigt es uns doch wieder einmal, wie hoch oder niedrig unser Bildungsstandart ist.
Aber schon mal nicht schlecht, die Frage nach den Baumaterialien, statt zu fragen, warum.
 
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Stimmt schon, so einen Bereich weiß man erstmal nicht wirklich zu beantworten.
Das warum wär jez sogar noch interessanter..und dann vllt. sogar ein Vergleich mit arbeitslagern in sibieren und deren material :O
 
Ja, wie ich es merke, ist meine Frage also nicht so dumm und ein bisschen interessant...das freut mich !
Ich danke schon Ihnen für Ihre Antwort und möchte folgendes hinzufügen : die Frage nach den Baumaterialien ist meiner Meinung nach vom grossen Interesse, da wir meistens fast nichts darüber wissen und weil die Wahl der Baumaterialien gar nicht zufällig ist, bzw. sein kann.
Um ein kronkretes Beispiel zu nehmen, so ist das Jourhaus, was die Baumaterialien betrifft, und besonders was die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Baumaterialien betrifft, schon merkwürdig. Warum ist der Wachturm aus Holz ? (Interessant wäre es zu wissen, was für Holz hier benutzt wurde). Welche Stein wurde für z.B. die Tûrbekronung benutzt? Sind die Mauer des Gebäudes aus Beton oder Klinker? usw...Und selbstverständlich auch stellt sich die Frage nach der Symbolik des Ganzen (aus einem rein technischen Grund scheint es mir unbefriedigend).

Ich warte ganz ungeduldig auf Ihre Meinungen...
 
Kalk, Zement und Steine. Ganz wichtig, Sand und Kies/
Aber schon mal nicht schlecht, die Frage nach den Baumaterialien, statt zu fragen, warum.
So richtig interessant wird es, meine ich, erst, wenn man fragt, was für Steine das waren, woher sie kamen, wer sie unter welchen Arbeitsbedingungen produzierte. Ich denke da nämlich gerade an Mauthausen; Flossenbürg etc.
KZ Mauthausen – Wikipedia
KZ Flossenbürg – Wikipedia
 
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Ja, wie ich es merke, ist meine Frage also nicht so dumm und ein bisschen interessant...das freut mich !
Ich danke schon Ihnen für Ihre Antwort und möchte folgendes hinzufügen : die Frage nach den Baumaterialien ist meiner Meinung nach vom grossen Interesse, da wir meistens fast nichts darüber wissen und weil die Wahl der Baumaterialien gar nicht zufällig ist, bzw. sein kann.
Um ein kronkretes Beispiel zu nehmen, so ist das Jourhaus, was die Baumaterialien betrifft, und besonders was die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Baumaterialien betrifft, schon merkwürdig. Warum ist der Wachturm aus Holz ? (Interessant wäre es zu wissen, was für Holz hier benutzt wurde). Welche Stein wurde für z.B. die Tûrbekronung benutzt? Sind die Mauer des Gebäudes aus Beton oder Klinker? usw...Und selbstverständlich auch stellt sich die Frage nach der Symbolik des Ganzen (aus einem rein technischen Grund scheint es mir unbefriedigend).

Ich warte ganz ungeduldig auf Ihre Meinungen...



Man könnte meinen, dass es um gotische Kathedralen oder das Tadsch Mahal geht, während wir hier über Tötungsfabriken sprechen.

Nun könnte man natürlich einwenden, dass ein architektonisches Meisterwerk wie das Kolosseum letztlich auch nur für Mord und Totschlag errichtet wurde. Diese blutige Traumfabrik hat alle Stadionbauten der Neuzeit inspiriert.

Wie schon gesagt, wichtiger als die Frage nach den Baumaterialien, ist die, wie sie gewonnen und bearbeitet wurden.

Das Baumaterial reicht von Holz und Beton bis zu Mamor, womit der Obergruppenführersaal und die Krypta im Nordturm der Wewelsburg ausgelegt sind. Der Mamor wurde in Handarbeit von Gefangenen bearbeitet, von denen die meisten durch Arbeit vernichtet wurden.

Um architektonische Meisterleistungen handelte es sich aber kaum, es handelte sich, zumal bei den Barracken um "Primitivbauweise". Und "Primitivbauweise" empfahl auch Heinrich Himmler, da ihm nach einer Inspektion in Auschwitz die Unterkünfte der Gefangenen zu komfortabel erschienen.

In deutschen Kzs wurde überhaupt viel gebaut, und es dürften so ziemlich alle gängigen Baumaterialien verwendung gefunden haben. Es wurden ja nicht nur Barracken, Krematorien und Gaskammern gebaut, sondern auch Behausungen für das Wachpersonal, Lagerbordelle, Werkstätten etc., etc. in Buchenwald ließ der Kommandant Koch eine Menagerie mit Gehegen bauen, eine Falknerei für Hermann Göring, die dieser aber nie besuchte und eine Reithalle für seine Frau Ilse, die "Kommandeuse", die die Häftlinge die "Hexe oder auch die Schlampe von Buchenwald" nannten.

Ilse Koch und ihr Mann errichteten einen Sumpf der Korruption, und es wurde fälschlich das gerrücht kolportiert, dass Frau Koch in Champagner oder Parfum zu baden pflegte. Ihr Mann hatte allerdings Berge von Delikatessen, teuren Weinen und Schnäpsen gelagert, während Häftlinge verhungerten. Koch stolperte über eine Korruptionsaffäre, die selbst der SS zuviel wurde, in Wirklichkeit aber, weil er sich mit Obergruppenführer Josias, Erbprinz von waldeck- Pyrmont verfeindet hatte, der in Buchenwald einen eigenen Kühlraum für seine erlegten Rehböcke besaß.

Bei einer solchen Detailfülle erscheint mir die Frage nach konkreten Baumaterialien und stilistischen Vorbildern ausgesprochen marginal und fast etwas geschmacklos, denn wir diskutieren ja eben nicht über das Tadsch Mahal?

Hatten KZ- Kommandanten Geschlechtskrankheiten oder Fußpilz?
Gab es in Holzbarracken deutscher KZs auch Holzwürmer?
Sprachen/ bellten die deutschen Schäferhunde im Schlaf?
Gab es im Lagerpuff nicht nur eine Puffordnung, sondern auch Kronleuchter?


Alles hochinteressante historische Fragen, auf deren Auflösung die Menschheit ungeduldig harrt. :ironie:


Wie verlief die Entnazifizierung der Schäferhunde
 
Bei einer solchen Detailfülle erscheint mir die Frage nach konkreten Baumaterialien und stilistischen Vorbildern ausgesprochen marginal und fast etwas geschmacklos, denn wir diskutieren ja eben nicht über das Tadsch Mahal?

Naja. Die Frage wurde ja dahingehend präzisiert, dass es um die Symbolik der Materialien gehen soll. So abwegig ist sie also m. E. gar nicht.

Du erwähnst ja selbst, dass Himmler die Baracken von Auschwitz für zu komfortabel hielt. Und tatsächlich entsprachen die Neubau-Baracken von Dachau dem "dem damaligen Stand von Reichskasernen" - zumindest wenn man Wiki Glauben schenken mag. Konzentrationslager Dachau – Wikipedia

Im Verlauf des Krieges wurde dann u. a. dazu übergegangen, die Gefangenen in Erdhütten unterzubringen. Datei:Erdhütten in KZ-Außenlager bei Kaufering.jpg – Wikipedia

Ob das der Versorgungslage geschuldet war, oder ob damit auch "Symbolisches" ausgedrückt werden sollte, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Eine These wäre, dass durch die Wahl der Baumaterialien der Status der Gefangenen als "Untermenschen" bzw. "Reichsfeinde" unterstrichen werden sollte.

Dass die These, die Architektur der KZs habe Symbolcharakter gehabt, nicht ganz abwegig ist, lässt sich z. B. auch an der Wahl der Tor-Inschriften verdeutlichen: "Arbeit macht frei", "Jedem das Seine" - hier ist die propagandistische Absicht doch klar zu sehen.

Ich gebe aber zu, dass man in die Wahl der Materialien nicht zu viel hineindeuten sollte. Welche Steine für die Türbekronung genutzt wurden, hat wohl sicher keinen symbolischen Hintergrund.
 
Ich gebe aber zu, dass man in die Wahl der Materialien nicht zu viel hineindeuten sollte. Welche Steine für die Türbekronung genutzt wurden, hat wohl sicher keinen symbolischen Hintergrund.

Ich bin immer noch am grübeln, was eine Türbekronung ist.
Zumal ich sowas eigentlich wissen müsste.
Wenn es das ist, was ich denke, ist es ein "Sturz".
 
floxx hat es vermutlich von der Mauerkrone übernommen, wobei die Mauerkrone als Abschluß nicht mit dem Türsturz bzw. Sturzriegel gleichzusetzen ist, weder technisch noch architektonisch ...

Aber fällt mir ein, vielleicht meint er damit die Überbauungen von Arkadenbögen bzw. Bogenfenstern? Die dürfte es beim KZ jedenfalls nicht gegeben haben, egal wie die fachlich genau benamst werden ...


Für floxx
Mauerkrone – Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Sturz_(Architektur)
 
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Also Leute!

"Türbekrönung" ist ein fester Begriff in der Kunstgeschichte, der Tischlerei und der Architektur.

Bekrönung – Wikipedia

Ich persönlich finde die Frage nach den Baumaterialien nicht so abwegig, auch wenn ich dabei weniger Rückschlüsse auf die symbolische Komponente ziehen würde, als auf den Stellenwert den man überhaupt im System diesen Anlagen gab.

In den späten 30.ern Jahren war es schwer, Zement, Ziegel, Stahl. Holz und sonstige "strategische" Materialien zu kriegen. In den Akten privater Bauvorhaben von 1939 findet man die Erklärungen der Bauunternehmer, dass sie die entsprechenden Materialien schon vorrätig hatten. Sonst gab es keine Genehmigung.

Wenn zur selben Zeit der Staat größere Mengen dieser knappen Stoffe in die KZs steckte, ist es ein Zeichen der Wichtigkeit die man ihnen gab. Das KZ Dachau ist in der Tat im Vergleich zu anderen und vor allem späteren Lagern ausserordentlich solide und aufwändig errichtet worden.

Man muss ja nur den Torgang ansehen, mit Ziegeleindeckung, verblechtem Turm und Natursteinumrandung des Tors!

http://www.sozialistische-gedenkstaetten.de/by/Dachau/Dachau5.jpg

Hier hat man nicht im Geheimen ein verstohlenes Lager errichtet, hier Protzte und drohte man mit der Macht des Staates!

Das Detail am oberem Ende des Torbogens ist ein falscher Schlussstein. Durch die dekorative Betonung über das technische Notwendige hinaus, kann man es gut als "Türbekronung" bezeichnen.

Man kann überhaupt den Stellenwert einer Einrichtung in einer bestimmten Epoche an der Qualität der Ausführung bewerten. Beachtet einmal die Gerichtsgebäude aus der Kaiserzeit:

http://www.spiegel.de/img/0,1020,1346254,00.jpg

Oder vergleicht ganz einfach mal die Oberschulen aus dieser Zeit mit den heutigen.

Florian , übrigens: "Bildungsstandard" schreibt sich mit "d" am Ende.
 
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Also Leute!

"Türbekrönung" ist ein fester Begriff in der Kunstgeschichte, der Tischlerei und der Architektur.

Bekrönung – Wikipedia

Ich persönlich finde die Frage nach den Baumaterialien nicht so abwegig, auch wenn ich dabei weniger Rückschlüsse auf die symbolische Komponente ziehen würde, als auf den Stellenwert den man überhaupt im System diesen Anlagen gab.

In den späten 30.ern Jahren war es schwer, Zement, Ziegel, Stahl. Holz und sonstige "strategische" Materialien zu kriegen.

Ja, jeder, wie er denkt.
Eine "Türbekrönung", die eigentlich "Bekronung" heisst im Sinne eines KZ ist mir in meinem ganzen Berufsleben noch nicht unter gekommen. Egal.

Sage mir mal, Was "strategische Materialien" sind.
Ich dachte immer, (nein, das sage ich lieber nicht.)
 
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Sage mir mal, Was "strategische Materialien" sind.

In diesem Fall: Alles was eine Volkswirtschaft in der Industrie braucht, um zu funktionieren, besonders in Kriegszeiten. Konkret sind Beton und Stahl gemeint, von denen man gerade im fraglichen Zeitraum Unmengen am Westwall verbaute.
Weiterhin Kautschuk, Kupfer, Nickel, Chrom, Kohle, Öl, Nitrate usw.usw.
 
Ein kleines OT sei mir erlaubt, - ich möchte für eine simple Frage nicht unbedingt einen neuen Thread eröffnen :red:

Angeregt durch diesen Thread habe ich mich etwas intensiver mit dem KZ Dachau beschäftigt und stoße dabei immer wieder auf den Begriff "SS Übungslager".
Leider ist mir dieser Begriff nicht geläufig und Google gibt auch nichts her.

Kann ich unter dem Begriff Übungslager folgendes verstehen:
Ein Lager, bzw. Lagerbereich in dem Wachmannschaften ausgebildet wurden?
Ein Bereich in dem das systematische Quälen, Foltern und Morden geübt wurde? Wo quasi - ähm, welchen Begriff verwende ich eigentlich wenn ich das Wort Soldat nicht entehren möchte, weil mit einem "Soldaten" hatte die Wachmannschaft wohl nicht viel gemeinsam - aber egal, sagen wir es mal so.
Wo Menschen ausgebildet und auf ihre weitere Verwendung in der Tötungsmaschinerie vorbereitet wurden?

http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/gedenkstaette/topografie.html
 
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