Welche Bedeutung hat der Elysee-Vertrag wirklich?

Griffel

Mitglied
Um es kurz zu machen. Ich möchte herausfinden, welche Rolle der Élysée-Vertrag wirklich hat. Allgemein wird ja behauptet, er sei ein Meilenstein in den zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich gewesen. ;) Das mag ja stimmen, aber ich finde dennoch, dass er bisweilen "überbewertet" wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Élysée-Vertrag
Selbst nach seiner Unterzeichnung und Implementierung war er ja relativ blutleer. Vieles was da angedacht war bzw. ist, war ja gut gemeint. Aber die meiste Zeit war der Vertrag praktisch bedeutungslos. Auch als man später ausgebaut hat, blieb das Ganze fast ohne Ergebnisse. Dafür sind die rechtlichen und politischen Grundsätze zwischen Deutschland und Frankreich zu unterschiedlich.

Vielleicht sehe ich die Sache auch zu "schwarz". Solche Dinge wie Jugendaustausch oder Schüleraustausch gab es halt in meiner Umgebung nicht. Aber wenn, es hier Leute gibt, die persönlichen Erfahrungen damit haben immer her damit.
 
Æh, kannst du konkret werden?

Vergleicht man die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland, von der "Erbfeindschaft" zum "europäischen Motor", so sieht man doch fundamentale Veränderungen. Der Elysee-Vertrag ist Ausdruck einer Kehrtwende (allerdings nicht Startpunkt - es gab natürlich Vorarbeiten und Persönlichkeiten, die das so wollten).

Also, wo war der Vertrag deiner Meinung nach "blutleer", "bedeutungslos", "ohne Ergebnisse"?
Kleines Beispiel:
Meine Heimatstadt hat eine Städtepartnerschaft mit Evreux - ich finde schon, dass Schüleraustausch etc. "etwas" bringt.

Gruss, muheijo
 
Die m.E. nach überragende Bedeutung dieses Vertrages liegt doch darin, das hier das Ende der deutsch-französischen Erbfeindschaft und der Beginn der deutsch-französischen Freundschaft besiegelt wurde. Allein das ist gar nicht zu überschätzen.

Die Begeisterung, die de Gaulle im September 1962 bei seinen Ausführungen zur einer deutsch-französischen Versöhnung und Zusammenarbeit entgegenschlug, die war beträchtlich. Unter anderem unterstrich de Gaulle die deutsch-französischen Jugendbegegungen für eine gemeinsame Zukunft. De Gaulle übersandte Adenauer kurze Zeit nach seinen Besuch seine Vorstellungen hinsichtlich einer engen Zusammenarbeit in den Bereichen Außenpolitik und Verteidigung. De Gaulle dürfte nach der Suezkrise auch reichlich desillusioniert von den USA gewesen sein und man schaute sich nach einen neuen potenten Verbündeten um: Die Bundesrepublik.
 
Um es kurz zu machen. Ich möchte herausfinden, welche Rolle der Élysée-Vertrag wirklich hat. Allgemein wird ja behauptet, er sei ein Meilenstein in den zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich gewesen. ;) Das mag ja stimmen, aber ich finde dennoch, dass er bisweilen "überbewertet" wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Élysée-Vertrag
Selbst nach seiner Unterzeichnung und Implementierung war er ja relativ blutleer. Vieles was da angedacht war bzw. ist, war ja gut gemeint. Aber die meiste Zeit war der Vertrag praktisch bedeutungslos. Auch als man später ausgebaut hat, blieb das Ganze fast ohne Ergebnisse. Dafür sind die rechtlichen und politischen Grundsätze zwischen Deutschland und Frankreich zu unterschiedlich.

Vielleicht sehe ich die Sache auch zu "schwarz". Solche Dinge wie Jugendaustausch oder Schüleraustausch gab es halt in meiner Umgebung nicht. Aber wenn, es hier Leute gibt, die persönlichen Erfahrungen damit haben immer her damit.

Blutleer waren die Élysée-Verträge sicher nicht, auch wenn sie in manchem hinter den Erwartungen zurückblieben. Auch wenn man selbst nicht die Chance hatte, an Austausch- und Kulturprojekten teilzunehmen, ist doch kaum zu übersehen, dass es seit den 1960er Jahren ein recht breites Angebot an solchen Projekten gab, dass viele deutsche und französische Gemeinden Städtepartnerschaften gründeten mit gegenseitigen Besuchen, Kulturprojekten, Ausstellungen etc., etc. Man lernte sich besser kennen, besser verstehen. Erfuhr sehr viel über Brauchtum, Mentalität, Küchen- und Trinkkultur.

Natürlich sind die Bindungen und Bekanntschaften die man bei Klassenfahrten macht oft recht oberflächlich, ebenso wie die Nachhaltigkeit von kulturellen Pflichtveranstaltungen, aber natürlich macht so etwas Eindruck auf junge Franzosen und Deutsche. Der eine oder die andere machte bei solchen Veranstaltungen erste erotische Erfahrungen. Das erste Mal übrigens, das so etwas in fast 100 Jahren geschehen konnte, ohne dass es Skandal gab. Jungs und Mädchen die sich in der "horizontalen Völkerverständigung" versuchten, kamen jedenfalls "ungeschoren" davon.

Die Zahl der Deutschen, die über Französischkenntnisse verfügen, ist weit geringer, als die Zahl der Deutschen, die solide Englisch sprechen, und als Urlaubsziele sind Spanien, Italien und selbst die Dominikanische Republik in Deutschland beliebter als Frankreich, und auch in Frankreich sind Deutschkenntnisse eher weniger verbreitet. Eines aber dürfte man mit Berechtigung sagen können: es gibt keine deutsch-französische Erbfeindschaft mehr! Vorurteile und Ressentiments, die in den 1980er Jahren vor allem bei der Kriegsgeneration noch greifbar waren, sind heute kaum noch vorhanden. Deutschland gilt heute als verlässlicher Partner und gefestigte Demokratie in Deutschland, und einen ähnlichen Ruf genießt Frankreich unter Deutschen.

Ein ähnlich problematisches Verhältnis wie zu Frankreich, dem Nachbarn im Westen, existiert(e) zu Polen, dem Nachbarn im Osten. Es hat zweifellos auch Versuche gegeben, mit Polen zu einer Verständigung, zu einer Versöhnung gegeben, kaum jemand wird aber behaupten können, dass es in den Beziehungen zwischen Polen und Deutschland zu einer gelungenen Versöhnung gekommen sei. Für die deutsch-französischen Beziehungen wird man das durchaus mit einiger Berechtigung sagen können.

Dass sie blutleer gewesen seien, kann man eigentlich nur sagen, wenn man alles, was seit den 1960er Jahren an Städtepartnerschaften, kulturellem Austausch, Verständigung und Versöhnung auf beiden Seiten organisiert wurde, nur nach Kosten/Nutzen-Erwägungen beurteilt und die vielfältigen kulturellen Anknüpfpunkte die entstanden ausblendet.
 
Ok, ich sehe schon, ich hätte deutlicher werden müssen. Mein Fehler!:confused: Natürlich hatte der Vertrag positive Effekte. Aber wie gesagt, das Hauptproblem wenn, es denn eines gibt, ist bzw. war, dass sich Deutschland und Frankreich von der Struktur her total unterschiedlich. Das bedeutet auch, dass man wirklich große Dinge nur verwirklichen könnte, wenn, sich die Strukturen und Verfahrensweisen annähern oder gleich wären.

Was zwar theoretisch möglich ist, praktisch aber enorme Veränderungen bedeuten würde; für beide Staaten. Nicht zuletzt würde das heißen, dass bei beiden Verfassungen, viele Änderungen vorgenommen werden müssten.:) Und derartige Schritte, lassen sich nicht einfach mal so umsetzen. Hierfür müssten Dutzende von Gesetzen geändert werden. Und kein Parlament, das etwas auf sich hält, wird eine Staatsreform einfach so durchwinken.

Wobei ich hier zugeben muss, dass es wahrscheinlich für Deutschland einfacher wäre, die zentralstaatliche Form von Frankreich zu übernehmen, als umgekehrt Frankreich zu föderalisieren. In Frankreich gibt es keine föderale Tradition.
Natürlich hat man mit dem Vertrag etwas positives Geschaffen, das steht ganz außer Zweifel. Aber ich möchte doch auf die "Irritationen" hinweisen, die bei der Ratifikation aufgetreten sind!

Herr de Gaulle war über die Protokolle und die Präambel, die von deutscher Seite angefügt wurden, alles andere als begeistert. Da er ja bestrebt war, Frankreich bzw. Europa von den USA zu emanzipieren. Während Deutschland oder besser die BRD sich ganz und gar auf die USA verlassen hat.

Natürlich weiß ich auch, dass man auf dem militärischen Sektor einiges gemacht hat. Ich nenne mal als ein Beispiel die Transall. Aber was die Anwendung von Gewalt angeht, sind die Mentalitäten doch unterschiedlich.

Die Aussöhnung war wichtig und wäre ohne Männer wie de Gaulle und Adenauer nie so schnell begonnen worden. Aber auch wenn, es viel guten Willen gab. Die Ereignisse zweier Weltkriege, kann man nicht einfach "auslöschen" und ad Acta legen. Dazu muss der Wille vorhanden sein von beiden Seiten. Da gibt es naturgemäß viele Hemmschwellen.
Sicherlich es ist viel erreicht worden. Das bestreite ich nicht. Jedoch sollte man mit Begriffen wie "Erbfeindschaft" und "Erbfreundschaft" vorsichtig sein. Verständigungsprozesse, lassen sich nicht von oben verordnen. Und das ist es, was man meiner Meinung versucht hat.

Eine Städtepartnerschaft gibt es zum Beispiel auch zwischen der kreisfreien Stadt Aschaffenburg und
Saint-Germain-en-Laye. Ich wohne im Landkreis Aschaffenburg-Land.

Das scheint gut zu laufen. Schön wenn, es denn so klappt. Allerdings gibt es hin und wieder auch "Ausreißer"! Ich nenne hier mal den Lamy-Verheugen-Plan.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lamy-Verheugen-Plan
Das ist fern jeder Realität. Um so etwas auch nur im Ansatz verwirklichen zu können, müsste man bereit sein, in allen betroffenen Ländern, eine langanhaltende öffentliche Debatte zu führen! Über viele verschiedene Themen. Und das sehe insbesondere bei uns gar nicht. :cool: Das Thema Außenpolitik, ist bei uns alles andere als beliebt. In anderen Ländern mag das anders sein, aber auch dort ist den Leuten das Hemd näher als die Hose. Ich verweise hier auf den Schnellschuss mit der Verfassung für Europa. Diese wäre uns vom Bundestag beinahe "aufgezwungen" worden. Und das obwohl, weder die sozialen noch die wirtschaftlichen Voraussetzungen für so einen großen Integrationsschritt gegeben waren. Wohin übereilte Schritte führen, kann man doch jetzt beim Euro sehen. Man hat den Euro zwar auf Druck von Frankreich damals eingeführt. Aber eigentlich war das Fundament für solch einen Schritt noch nicht da. Man hätte zuerst einmal die sozialen, juristischen und ökonomischen Standards angleichen müssen. Nicht zu Reden von einer gemeinsamen Steuerpolitik.

Hätten zum Beispiel bei diesen Themen die Deutschen und Franzosen die "Vortänzer" gegeben und hätte man dann auch noch etwas vorzuweisen gehabt, ja dann hätten sich vielleicht andere Länder anstecken lassen. Aber so hat man mal wieder den 3. Schritt vor dem 1. gemacht.
 
Ok, ich sehe schon, ich hätte deutlicher werden müssen.

Ja bitte. Ich bin ja jetzt neugierig geworden.

Das bedeutet auch, dass man wirklich große Dinge nur verwirklichen könnte, wenn, sich die Strukturen und Verfahrensweisen annähern oder gleich wären.

Das wichtigste in deinem Beitrag hast du ausgelassen. Unter "großen Dingen" kann man nun alles versthen. Was meinst du konkret? Nenne mal Beispiele für "Dinge" die Verfassungsänderungen erfordern.
 
die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland, von der "Erbfeindschaft" zum "europäischen Motor"

das hier das Ende der deutsch-französischen Erbfeindschaft

es gibt keine deutsch-französische Erbfeindschaft mehr!

Natürlich gab es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und "Deutschland", die z.T. auch Revanchismus befeuerten und/oder davon gespeist wurden. Allerdings halte ich den Begriff der Erbfeindschaft zwischen F und D für einen Narrativ, den man vor allem zwischen 1870 und 1940 benötigte und den wir nicht unkritisch übernehmen sollten.
 
Natürlich gab es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und "Deutschland", die z.T. auch Revanchismus befeuerten und/oder davon gespeist wurden. Allerdings halte ich den Begriff der Erbfeindschaft zwischen F und D für einen Narrativ, den man vor allem zwischen 1870 und 1940 benötigte und den wir nicht unkritisch übernehmen sollten.

Der Einwand ist berechtigt, und es wäre besser gewesen, ihn ganz zu vermeiden oder ihn zumindest in Anführungszeichen zu setzen. Aus dem Kontext und auch aus früheren Beiträgen dürfte allerdings schon deutlich sein, dass die Fragwürdigkeit des Begriffs "Erbfeindschaft" hinlänglich bekannt ist.
 
Der Einwand ist berechtigt, und es wäre besser gewesen, ihn ganz zu vermeiden oder ihn zumindest in Anführungszeichen zu setzen. Aus dem Kontext und auch aus früheren Beiträgen dürfte allerdings schon deutlich sein, dass die Fragwürdigkeit des Begriffs "Erbfeindschaft" hinlänglich bekannt ist.
Wenn du die Forensuche bemühst, wirst du wahrscheinlich auch einen Beitrag von mir finden, wo ich den Begriff selber unkritisch verwende. Insofern die "Kritik" bitte nicht übel nehmen.
 
Sicherlich es ist viel erreicht worden. Das bestreite ich nicht. Jedoch sollte man mit Begriffen wie "Erbfeindschaft" und "Erbfreundschaft" vorsichtig sein. Verständigungsprozesse, lassen sich nicht von oben verordnen. Und das ist es, was man meiner Meinung versucht hat.
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Natürlich lässt sich Verständigung nicht von "oben verordnen", und Annährung und Versöhnung nach den beiden Weltkriegen war ein langwieriger Prozess.

Als Beispiel für eine von "oben verordnete Versöhnung" würde mir spontan die "Völkerfreundschaft" der DDR zur Sowjetunion einfallen.

Meine Mutter ist als junge Frau mit Sicherheit nicht nach Frankreich gefahren, weil es von oben verordnet war. Sie ist auch nicht gefahren, um Kriegsgräber zu pflegen, sondern um das Land kennenzulernen, um die Möglichkeit zu nutzen, kostengünstig eine Auslandsreise machen zu können, das Schul-Französisch mal praktisch anwenden zu können. In Frankreich und Belgien hat sie aber gesehen und , was der Erste Weltkrieg in Frankreich und Belgien an Opfern gefordert hat, wie zerstört ganze Landstriche in Flandern und an der Somme Anfang der 1960er Jahre noch waren, welche Gräuel in Belgien schon im 1. Weltkrieg von deutschem Militär verübt wurden. Wer nach Frankreich fuhr, fahren konnte sah sich nicht unbedingt als Botschafter seines Landes, man wurde aber mit der Vergangenheit konfrontiert auf Schritt und Tritt, und natürlich macht so etwas Eindruck! In Frankreich blieb das aber auch nicht ohne Eindruck, wenn junge deutsche Kriegsgräber pflegten, wenn sie zuhörten, wenn von Gräueln die Rede war.

In den 1980er Jahren war die Aufnahme von deutschen Gästen schon weitaus wärmer, als das in den 1960er Jahren der Fall war. In Frankreich und Belgien war die Erinnerung an die beiden Weltkriege und vor allem die deutsche Besetzung aber immer noch sehr lebendig, und Skepsis, Reserviertheit bis zu Ressentiments gegenüber Deutschen waren, vor allem innerhalb der Generation, die den Krieg noch selbst erlebt hatte, weit verbreitet. Das waren Erfahrungen, die viele Deutsche dieser Generation eigentlich in ganz Europa machten.

Die zahlreichen deutsch-französischen Städtepartnerschaften und die Möglichkeiten, relativ preisgünstig nach Frankreich zu reisen, sei es über die Europa-Union, den VDK oder zahlreiche andere Organisationen stießen auf großes Interesse und das war auf beiden Seiten sicher nicht verordnet von oben und erst recht nicht "blutleer". Es waren junge Deutsche und Franzosen, die in zwei Generationen solche Projekte mit Leben gefüllt haben, die meist oberflächliche Kontakte geknüpft haben, die aber auch in Frankreich Freundschaften geschlossen haben, manche hatten jahrelangen Bestand und einige existieren heute noch.

Meine Schwester fand in ihrer Gastfamilie ausgesprochen freundschaftliche Aufnahme und ihre Austauschpartnerin Aurelia, die im Laufe der Zeit recht gut Deutsch lernte wurde eine wirkliche Freundin. Bei haben inzwischen schon erwachsene "Kinder", aber der Kontakt besteht heute noch.
 
Ja bitte. Ich bin ja jetzt neugierig geworden.



Das wichtigste in deinem Beitrag hast du ausgelassen. Unter "großen Dingen" kann man nun alles verstehen. Was meinst du konkret? Nenne mal Beispiele für "Dinge" die Verfassungsänderungen erfordern.

Ich finde ja, wenn es überhaupt etwas gibt, das es verdient, dass man von einem "großen Ding" spricht im Sinne etwas, das von historischer Bedeutung ist und das emanzipatorischen und humanistischen Werten verpflichtet ist, dann ist es die Aussöhnung mit Frankreich, die Überwindung einer angeblich bestehenden uralten, natürlichen "Erbfeindschaft".
 
Ich sage ja nicht, dass es nicht möglich wäre, gut zusammenzuarbeiten! Aber beispielsweise eine Konföderation zwischen Frankreich und Deutschland, das ist ein Unding! Dafür sind die Unterschiede auf allen Ebenen viel zu groß.

Man hätte langsam und gezielt anfangen müssen. Ich gebe mal ein Beispiel:

Am einfachsten ist es Menschen für etwas zu interessieren, wenn, sie sich davon einen Mehrwert versprechen. Ein mögliches Feld wäre zum Beispiel der Verkehr gewesen. Insbesondere der Schienenverkehr! Man hätte damit beginnen können, die Spurbreiten der Bahnschienen zu vereinheitlichen, was ja in Westeuropa der Fall war, soweit ich weiß. Ist eine Weile her, dass ich mit diesem Thema beschäftigt habe. Mit der sogenannten Europalette hat man ja mal einen guten Anfang gemacht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Europoolpalette
Bevor das Fliegen massentauglich wurde, war ja die Bahn für viele das Mittel der Wahl beim Personen und Warentransport über Land. Ein Auto konnten sich nach dem Krieg nur wenige Leute leisten. Im Rahmen der EGKS, hätte man ja auch daran gehen können, nicht nur die Produktion von Kohle und Stahl zu planen. Sondern auch am besten gleich noch den Transport! Und dieser erfolgte meist durch Züge. Was hätte also näher gelegen, als auch gleich die Verkehrswege zu planen bzw. besser miteinander zu verbinden. Nicht umsonst bestand Frankreich so darauf, dass man in Westdeutschland relativ bald die Mosel ausbaut bzw. verbreitert. Das hatte schlicht den Sinn, die Produkte Kohle und Stahl einfacher nach Frankreich transportieren zu können. Hier hätte man ansetzen können.;)

Warum, bei einem Fluss aufhören? Die Flüsse Donau, Rhein und Main waren schon immer auch Transportwege. Somit wäre es sinnvoll gewesen. Alle angrenzenden Länder, im Zuge einer Konferenz für gemeinsame Baumaßnahmen zu gewinnen. So hätte man auch Österreich und die Schweiz eingebunden. Was dem Nachbarschaftsverhältnis sicherlich nicht geschadet hätte.

Im Falle des Rheins wären ja auch die Beneluxländer mit dabei gewesen, was sicherlich ebenfalls geklappt hätte. Da ja Italien jenseits der Alpen liegt, hätte man bei dieser Gelegenheit auch gleich den Verlauf aktueller und künftiger Strecken besprechen bzw. planen können.

Natürlich ist mir klar, dass alles das viel Arbeit gemacht hätte. Aber die war ja im Zuge des Wiederaufbaues sowieso zu leisten. Solche Baumaßnahmen laufen natürlich über Jahre! Gleichzeitig, wären solche Baumaßnahmen ein gutes Beschäftigungsprogramm gewesen. Was in Italien geholfen hätte, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Selbige war ja in Italien ein soziales und ökonomisches Problem. Was auch erklärt, warum die italienische Regierung so interessiert daran war, junge Italiener nach Deutschland schicken zu können. Was ja später durch die Verträge über die Gastarbeiter auch geschah.

Solche Maßnahmen kosten naturgemäß eine Menge Geld! Doch wie dieses beschaffen? Hierzu hätte man am besten eine Zweckgesellschaft gegründet, an welcher alle beteiligten Länder Anteilseigner gewesen wären. Diese Gesellschaft hätte nun mittels langfristiger Anleihen am Kapitalmarkt Gelder einsammeln können. Was sicherlich auch den einen oder anderen zusätzlichen Dollar angezogen hätte. Immerhin haben die USA den Marshallplan umgesetzt, um den Handel wieder in Gang zu bringen.

Mich wundert, dass man solche Dinge nicht auch über das GATT geregelt bzw. angeregt hat? Ohne Infrastruktur kein internationaler Handel. https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeines_Zoll-_und_Handelsabkommen Alternative hätte man auch die OEEC wählen können. Vieles wurde ja später teilweise durch die römischen Verträge geregelt.
Nach dem Krieg, waren die Menschen in Westeuropa vor allem, am Wiederaufbau und an Wohlstand interessiert. Wen wundert das.:p Das hört sich erst mal nicht "Schick" an, ist bzw. war notwendig und wäre damit auch leichter umzusetzen gewesen. Wenn, dieser Schritt erfolgreich gewesen wäre, hätten zum Beispiel Deutschland und Frankreich darüber verhandeln können, einen Zweckverband für Eisenbahnentwicklung zu schließen. Ich nenne hier mal das Stichwort "Hochgeschwindigkeitszug". Damals begann man ja schon über Nachfolger für die Dampfloks nachzudenken.

Zu einem späteren Zeitpunkt hätte man ja auch Dänemark und Norwegen einbinden können.;) Beide Staaten, liegen sich gegenüber. Da bietet es sich doch geradezu an, neben einem regelmäßigen Fährverkehr und Schiffsverbindungen auch über eine feste Anbindung in Form einer Bahnstrecke nachzudenken. So hätte man problemlos Eisenerz oder andere Güter von Norwegen nach Dänemark, von dort weiter nach Deutschland und dort wiederum über westeuropa verteilen können. Ich denke, da in diesem Fall, alle etwas zu gewinnen und niemand etwas zu verlieren gehabt hätte, wäre ein solches Projekt ohne allzu viele Schwierigkeiten in den Ländern vermittelbar gewesen. Nebenbei hätte dieses Projekt auch der Nato bzw. der EVG genutzt, welche ja nicht zustande kam.
 
Aber beispielsweise eine Konföderation zwischen Frankreich und Deutschland, das ist ein Unding
Um eine Konföderation ging es doch im Élysée-Vertrag gar nicht.

Deine weiteren Ausführungen hätten eher zu den Römischen Verträgen zur EWG (mit einer hypothetischen Erweiterung der Gründungs-EWG um Österreich, die Schweiz, Dänemark und Norwegen - warum eigentlich Norwegen?) bzw. Folgeverträge zu Rom gepasst, aber nicht unbedingt zum deutsch-französischen Élysée-Vertrag.
 
Ich sage ja nicht, dass es nicht möglich wäre, gut zusammenzuarbeiten! Aber beispielsweise eine Konföderation zwischen Frankreich und Deutschland, das ist ein Unding! Dafür sind die Unterschiede auf allen Ebenen viel zu groß.

Ich bin mir nicht sicher, ob für eine Konföderation Verfassungsänderungen zwingend nötig sind, aber wenn ja, dann wurden sie vorgenommen. Denn Deutschland nd Frankreich sind ja Teil einer Art Konföderation. Der EU.

Der Begriff Konföderation (lateinisch confoederatio „Bündnis“, von foedus, -eris, ‚der Bund‘) bezieht sich auf einen vertraglichen Zusammenschluss selbständiger Einheiten, die nach außen hin gemeinsam auftreten, ihre Souveränität aber beibehalten.

Folglich ist der Begriff der Konföderation als (organisierter) Staatenbund [..]
Konföderation – Wikipedia

Also eine Konföderation ist ein Staatenbund, die EU ein Staatenverbund, der noch enger zusammenarbeitet. Und die deutsch-französische Freundschaft ist ja auch tatsächlich eine wichtige Komponente der EU.
 
Also eine Konföderation ist ein Staatenbund, die EU ein Staatenverbund, der noch enger zusammenarbeitet. Und die deutsch-französische Freundschaft ist ja auch tatsächlich eine wichtige Komponente der EU.
Die EU entstand aber erst 2009 mit dem Vertrag von Lissabon. Von 1957 bis 1993 bestand die EWG, die sich in den römischen Verträgen zusammenschloss. Von 1993 bis 2009 folgte die EG der EWG durch den Vertrag von Maastricht.

Der Élysée-Vertrag 1963 sah lediglich regelmässige deutsch-französische Konsultationen auf Ministerebene isb. in Bezug auf Auswärtiges, Verteidigung sowie Erziehung und Jugend vor.
 
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