Welche Gewandung

Gefjun

Neues Mitglied
Hallo,

ich bin gerade am Überlegen ob ich mir eine Gewandung zulegen soll.

Hauptsächlich für Mittelaltermärkte und in einer Gruppe.

Wie spielen das Gefolge eines Ritters um 1259.

Die Frage ist welches Gewand und welche Farbe trug man da und waren kämpfende Frauen auch erlaubt.

Hoff es ist einigermaßen klar.

MFG
Claudia
 
Da auf Mittelaltermärkten teils herzlich wenig wert auf historische Korrektheit gelegt wird, ich sage nur Hexenverfolgung, Bauern mit Schwertern und Kettenhemden, Trinkhörner und "garantiert" authentische Steckstühle, nicht zu vergessen Odin-rufende Heiden im Hochmittelalter kannst du eigentlich auch in einem Blaumann gehen ;)

Spaß beiseite:

  • Elke Brüggen: Kleidung und Mode in der höfischen Epik des 12. und 13. Jahrhunderts Heidelberg, Heidelberg 1989
  • Elisabeth Crowfoot, Frances Pritchard: Textiles and Clothing, C.1150-C.1450: Finds from Medieval Excavations in London (Medieval Finds from Excavations in London), The Boydell Press 2004,
Diese Bücher habe ich nun frech aus Wiki kopiert, es gibt aber auch einen Bildband zu Textilienrekonstruktion für das Mittelalter, den müsste ich an der Uni erstmal wieder auffinden.

Falls es bei dir aber eine Universitätsbibliothek in der nähe gibt, die Menschen dort werden dich sicher gern bei deiner Suche unterstützen, aber auch hier sollten Menschen mit solchen Fachwissen zu finden sein.
 
Claudia, ein Weib im Gefolge eines Ritters lief nicht bewaffnet rum.
Nicht als Frau oder Fräulein noch als Magd.
 
Ob es "erlaubt" ist oder nicht "Ritterin" zu sein, kommt in erster Linie darauf an, wie "authentisch" die Gruppe sein will. Meines Wissens nach gibt es da im Reenactment auch Debatten, wobei einige Gruppen weibliche "Männer" erlauben und andere nicht; wobei im letzteren Fall das Argument zu tragen kommt, daß es das in dieser Form nicht gab, und im ersteren Fall, u.a. das man es nie ganz genau hinkriegen kann, und immer letztendlich moderner Mensch in Verkleidung bleibt.

Für's angesprochene historische Jahr, würde ich Wilfried zustimmen, je nachdem wie es historisch verbürgt ist. Aber ich sehe da einen Unterschied zwischen der historischen "Realität" und der "nachgespielten Realität". Da es logistisch unmöglich ist alles ganz genau nachzuempfinden, werden immer irgendwo Abstriche gemacht, sei's nun ob des Gesundheitsamtes oder weil einem das Personal für eine ganze funktionierende Burg fehlt. Für eine Gruppe die auf einem Mittelaltermarkt heutzutage etwas darstellen möchte, stellt sich daher doch eher die Frage wie "genau" es sein soll und was sie zeigen/erleben wollen. Also: Erlaubt deine Gruppe es? :winke:
 
Ich halte die Überlegung für ziemlich absurd, zumal die meisten Frauen im besten Kampfesalter damals im Prinzip fast immer schwanger waren. Das fällt mir bei den Mittelalterspielen übrigens immer wieder auf, wie hübsch und schlank die meisten Mitspielerinnen dort sind ;).
 
naja, nur Schwanger waren die auch nicht immer damals, es gab ja Kräuter. Und Mägde waren auch nicht alle verheiratet und Lustobjekte der Herrschaft.

Auch ist die Vermehrungsrate ja bei arrangierten Ehen auch nicht sooo gewaltig.

Aber trotzdem hatten der weibliche Teil der Gesellschaft besseres zu tun, als Leute zu massakrieren. Z.B. die halbmassakrierten pflegen
 
Ich halte das mit dem "fast immer schwanger" auch für übertrieben. Wenn man zeitgenössische Literatur aus dem Mittelalter liest, haben die erwähnten Frauen meist auch maximal eine Handvoll Kinder. Natürlich muss man berücksichtigen, dass einige weitere Kinder im Säuglings- oder Kleinkindalter gestorben sein mögen, aber auf ca. 30 Jahre Fruchtbarkeit umgerechnet kommt man trotzdem auf keine fast permanenten Schwangerschaften.
 
Wahrscheinlich bin ich durch übermäßige Kirchenbücherleserei, mittlerweile total naiv ;). Zugegeben, zu der Zeit gab es noch keine Kirchenbücher aber eins ist sicher, die Verhältnisse vor der Einführung der Kirchenbücher waren insgesamt nicht viel besser. Oft haben nur wenige Kinder das Erwachsenenalter erreichen können. Es ist schon erschreckend, was man in alten Kirchenbüchern regelmäßig zu lesen bekommt. Sicher war meine Anmerkung auch etwas übertrieben und ja, Kräuter, Tannin usw. gab es auch und ich könnte Euch noch andere Methoden aufzählen, wie man ein Kind verhindern konnte aber kaum eine Frau, die überhaupt auch nur ein Kind hatte, wird sich kämpfend unters Kriegsvolk gemischt haben. Was wollte sie auch damit bezwecken? Abenteuerlust, Rachsucht, Geltungsdrang, Freiheitsverständnis, ihre Ritterlichkeit unter Beweis stellen, Ronya die Räubertochter ? Und wie hätten wohl ihre männlichen Kollegen auf solch eine kämpfende Begleitung reagiert? Meint Ihr nicht auch, dass die genau das gemacht hätten, was ihrem Ritterstande entsprach, nämlich die Frau eben als solche zu behandeln und sie kurzerhand auf ihren Platz zu verweisen?

Solche Überlegungen zu kämpfenden Frauen kommen mir jedenfalls immer so vor, als wenn die Ritter ein wilder Haufen zusammengewürfelter Dahergelaufener, die irgendwie zu einem Pferd, einer Rüstung, einer Waffe und einem Knappen gekommen sind. Das waren sie aber absolut nicht. Das setzte schon einen ziemlichen Wohlstand voraus, sich überhaupt das Ritterdasein leisten zu können und genau daran scheiterte die Möglichkeit einer Frau, zumindest als Ritterin ihr Dasein zu bestreiten. Die Frau selbst hatte, auch wenn sie aus wohlhabender Familie stammte, nicht die Möglichkeit, selbst über ihr Vermögen zu bestimmen und ihre Väter, Vormünder, Ehemänner hätten sie bei entsprechenden Ansinnen wohl eher für verrückt erklärt, als für sie die Ausrüstung zu gewähren.

Ganz sicher aber haben auch Frauen zumindest bei der Verteidigung von Schutzanlagen, Städten usw. mitgewirkt und sei es bei Angriffen heißes Wasser auf die Angreifer zu schütten oder Steine zu werfen. Insofern waren durchaus auch einige Frauen kampferfahren.
 
Also wenn ich so den Familienstammbaum angucke,dann ging es mit den Vielfachschwangerschaften zumindest bei uns erst so richtig im frühen neunzehnten Jahrhundert los. In den vorhergehenden Jahrhunderten sind meist nur 2-3 Kinder verzeichnet. und diese Entwicklung korrespondiert ,wenn ich das richtig sehe wohl auch mit der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung.
 
Nun ja, da habe ich ganz andere Erfahrungen mit der zumindest geborenen Kinderzahl aber das mag vielleicht daran liegen, dass alle meine Vorfahren in allerbesten Verhältnissen lebten.

In einigen Kirchenbüchern ist mir aufgefallen, wieviele Kinder dort namenlos verzeichnet waren, die direkt bei der Geburt starben oder bereits tot geboren wurden, oft auch die Mutter gleichzeitig starb. Andere Pfarrer schienen derartige Geburten kaum registriert zu haben, wenn es eben nicht noch zur Taufe gekommen ist. Auffällig ist auch, dass z.B. nach Kriegen besonders viele Kinder geboren wurden, in Kriegszeiten und längeren Friedenszeiten, anscheinend weniger. Im 19. Jh. ist ein durchaus auffälliger Rückgang der Sterberate bei Kindern zu merken. Auch wenn es noch keine Antibiotika gab aber der Fortschritt der Medizin und die Einführung einiger Sozialgesetze, machte sich ganz sicher bemerkbar. Im 13. Jh. war der Bevölkerungszuwachs natürlich weitaus geringer, als 600 Jahre später aber dabei hatten die Lebensbedingungen und nicht das Familienverständnis ganz sicher eine entscheidende Rolle gespielt.

Wie dem auch sei, mit meinem etwas überspitzten Einwurf wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass im Grunde sehr wenige junge Frauen überhaupt für einen Kampfeinsatz in Frage gekommen wären, zumal sie auch nicht so ohne weiteres über sich selbst bestimmen konnten. Ihre gesellschaftliche Stellung aber auch die der Ritter kann man bei solchen Überlegungen nicht so ganz außer acht lassen. Dadurch würden überhaupt nur ganz extrem wenige Frauen für solch einen "Kampfeinsatz" zur Verfügung stehen. Zum Schluss stellt sich dann aber die Frage, welches Motiv könnte eine Frau überhaupt dazu bewogen haben, als Ritterin kämpfen zu wollen? Da reicht meine Phantasie nicht allzu weit. Und nicht ganz unterschätzen darf man auch die entsprechende körperliche Konstitution. Solch eine Frau muss schon recht athletisch gewesen sein. Reiten an sich kann durchaus anstrengend sein. Man ritt auch nicht auf edlen schlanken Vollblütern, die ordentlich Gas geben konnten, so dass man schnell von A nach B kam, sondern auf sehr kräftigen Pferden, bei denen man den Eindruck haben konnte, dass die Beine über eine Tonne gebügelt wurden. Damit kann man kein Tempo machen und schon gar nicht mit der entsprechenden Kriegsausrüstung. Das wog und zwar absolut nicht wenig.
 
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