Weltwirtschaftskrise 1929 Scheitern?

F

F.A.N.

Gast
Hey liebe Community.

Ich habe nächste Woche Präsentationsprüfung in Geschichte und meine Thema ist: Weltwirtschaftskrise- ein Grund zum Scheitern der Republik?. ICh habe schon kräftig Material gesammelt und bin am Ausarbeiten. Meine Frage ist würdet ihr die Präsidialkabinette erwähnen? Als politische Folge habe ich bis jetzt die Zunahme der NSDAP, Scheitern der großen Koalition. Außerdem erwähne ich kurz Brünings Sparpolitik, da diese auch eine Maßnahme war zur Krisenbewältigung.
Vielleicht könnte mir ja einer von euch noch paar Tips geben =) und meine Frage beantworten.
Wie würdet ihr die Themenfrage beantworten?
Vielen Dank im Voraus =)
 
Hallo,

Man muss sehen, dass die Weltwirtschaftskrise nicht nur ein Problem Deutschlands war, da waren sehr viele Länder davon betroffen (siehe dazu Weltwirtschaftskrise ? Wikipedia)

In Deutschland kamen noch andere Faktoren hinzu:
- Deutschland wurde im Versailler Friedensvertrag quasi als Hauptschuldiger dargestellt, was sicher nicht am Volksstolz zuträglich war
- die Nazi-Propaganda verstand es leider geschickt, Sorgen und Nöte der einfachen Bevölkerung auf ihr Mühle umzuleiten (z.B. die Dolchstosslegende), Hass gegen Juden oder die mächtig aufgebauschten Gräueltaten gegenüber Sudetendeutschen
- Die Weimarer Republik war eine junge Demokratie, demokratische Prozesse hatten sich noch nicht sehr gefestigt, es gab letztlich keine moralische Instanz, die sich faktisch der Nazi-Diktatur im Endeffekt entgegensetzen konnte (auch wenn ich den Widerstand nicht schlechtreden möchte)
- die Presse konnte die Nazipropaganda nicht so unschädlich machen, wie es wünschbar gewesen wäre

Als Fazit könnte man sagen, dass die Weltwirtschaftskrise den Nährboden für Extremlösungen geschaffen hat, ein wichtiger Faktor für das Scheitern der Weimarer Republik war, aber nicht der einzige Faktor war: ansonsten hätten in anderen Ländern fast dieselben Prozesse ablaufe müssen wie in der Weimarer Republik.
 
Hey. Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Ich hätte auch gesagt, dass die Auswirkungen ( politisch, wirtschaftlich) der Weltwirtschaftskrise ein Genickschuss waren. Es gab aber natürlich noch weitere Ursachen für das Scheitern.
Muss ich bei dieser Fragestellung auf Papen oder Schleicher eingehen? ICh habe lediglich die Sparpolitik Brünings und das Scheitern der Großen Koalition.
 
Von Papen und Schleicher waren ja nicht gerade demokratisch gesinnt. Von Papen wollte ja mit seinem "Kabinett der Barone" einen "Neuen Weg" (autoritär, keine Parteien) einschlagen. Klingt nicht gerade nach Demokratie.
Bei Schleicher hatten alle Angst vor einem "sozialistischen Experiment".

Nimmt man Brüning noch dazu, hat man 3 Reichspräsidenten, welche alle drei nicht die demokratischen Grundwerte vertreten - und das ist einer eigentlichen "Demokratie".


Du erwähnst ja Brüning- dann kannst du noch dazusagen, dass seine folgenden Kanzler auch nicht demokratisch gesinnt waren. 10 Minuten sind halt wirklich wenig!
 
Außerdem erwähne ich kurz Brünings Sparpolitik, da diese auch eine Maßnahme war zur Krisenbewältigung.

Eine wichtige Diskussion betrifft die Frage, inwiefern Brüning die Weltwirtschaftskrise zur Beseitigung der Reparationsfrage bzw. des Young-Planes nutzen wollte.

Letztlich ist ihm dieses in der Krise gelungen, die Früchte fuhren allerdings zunächst Papen im Sommer 1932 und dann Hitler ein.
 
Es ist ihm gelungen, aber zu welchem Preis! Bei Brüning hatte die Reparationsfrage absolute Priorität.
 
Es ist ihm gelungen, aber zu welchem Preis! Bei Brüning hatte die Reparationsfrage absolute Priorität.

Wenn man zuspitzt, hat die Deflationspolitik außenpolitisch den Nachweis der deutschen Zahlungsunfähigkeit i.S. Reparationsfrage erbracht, innenpolitisch die gesellschaftliche Lage im Zuge der Wirtschaftskrise an die Bruchstelle geführt.

Ob andere Persönlichkeiten diese Krisenphase überstanden hätten, ist natürlich spekulativ. Mir war nur dieser Hinweis wichtig, die Deflationspolitik nicht allein als wirtschaftspolitische Reaktion auf die Konjunkturkrise darzustellen.
 
Eine wichtige Diskussion betrifft die Frage, inwiefern Brüning die Weltwirtschaftskrise zur Beseitigung der Reparationsfrage bzw. des Young-Planes nutzen wollte.

Bestimmt, da die Revision des VV für alle Kabinette der WR mehr oder weniger virulent war.

Ob die Deflationspolitik am "Ende des Tages" aber erfolgreich war und ob es überhaupt eine Alternative für Brüning zu dieser Politik gab, da außerökonomische Zwangsregulierung z.B. der Preise, außerhalb der Vorstellungskraft eines Brünings lagen, wird schon lange diskutiert und kann im Spannungsverhältnis von Individualgeschichte Brünings, wirtschaftshistorischer Analyse und den bekannten ex post Ergebnissen wohl schwerlich klar beantwortet werden.


M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kleiner praktisch Tipp, wenns für den Schulunterricht ist: Aktuelle Bezüge kommen meist gut an, und da gibts es einige... auf die Du aber selber kommen musst, weils aktuell ist...
 
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