Cassandra
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Fakt ist aber auch , das sich die Christen gerne vom byzanthinischen Joch befreien ließen:Alarich schrieb:Die hier stellenweise aufgemachte Gleichung Kreuzfahrer = brutal und böse und Muslime = gutgläubig und edel ist ein bißchen platt.
Die Muslime der arabischen Halbinsel haben wohl kaum in knapp 100 Jahren bis 711 fast den kompletten Mittelmeerraum einschließlich Ägypten, Palästina, Nordafrika und Spanien durch Friedensprozessionen, Lichterketten und Wattebäuschchenwerfen erobert. Oder hat Karl Martell bei Tours und Portier friedliche muslimische Pilger brutal angegriffen? Ägypten und besonders Nordafrika waren vor der arabischen Invasion christliche Hochburgen...denkt nur an die Kirchenkonzile und den Kirchenvater Augustinus... und die koptischen Christen in Ägypten gibt es heute noch als unterdrückte Minderheit
[...]2.4. Gründe für die rasche Ausbreitung des Islam
- Religiös motivierte islamische Kämpfer standen gering besoldeten byzantinischen Kämpfern gegenüber.
- Byzantinisches Reich war erschöpft durch mehr als 100 Jahren Krieg gegen Persien.
- Byzantinische Theologie war starr und ging blutig gegen jede auch noch so geringe Andersheit vor. Man verzettelte sich in geringfügigen theologischen Abweichungen, erklärte diese zu Hauptsachen und erkannte die wirklichen Probleme und Herausforderungen der Zeit zu spät oder gar nicht.
- Christliche Fürsten in Palästina waren mehr an Macht und Reichtum interessiert, als an der Ausbreitung des Evangeliums. Dabei Kämpfe zwischen mit Moslems verbündeten Christen gegen andere Christen!
- Streit zwischen Rom und Byzanz. Konstantinopel fiel 1453 durch die Unterstützung römischer Kanonen und einem Stillhalteabkommen zwischen Rom und den islamischen Seeräubern. Bereits 2 Jahrhunderte zuvor starke Schwächung durch Kreuzzug des Dogen von Venedig, der sich statt gegen Ägypten (Doge verdiente sehr gut an Ägypten) gegen den reichen Handelskontrahenten Konstantinopel (damals reichste Stadt) richtete. Von dieser Schwächung erholte sich Konstantinopel nicht mehr.
- Islam war toleranter gegen Buchreligionen. Niemand wurde zum Übertritt gezwungen. Kopfsteuer war nicht so hoch, wie die byzantinischen Willkürsteuern und wurden - zumindest unter den ersten vier Kalifen - nicht für Prunkobjekte und Selbstbereicherung eingesetzt.
- Moslem traten nicht als »Eroberer« auf, sondern als »Befreier« von Tyrannei und Irrglaube zu Menschenwürde, Gerechtigkeit und Glaubensfreiheit . Sie garantierten anfangs das kulturelle Eigenleben und die Freiheit der Religion. Damit waren sie leichter zu ertragen, als die religiöse Tyrannei der orthodox-byzantinischen oder römisch-katholischen Herrschaft, die versuchte, alle Andersdenkenden brutal auszurotten. Darum machten viele Oppositionelle, Kirchenfürsten und Gruppen mit nicht staatskonformer christlicher Lehre gemeinsame Sache mit dieser »jüdisch-christlichen« Sekte. Dies erwies sich aber bald als Trugschluß!
- Nationalistische Komponente. In Kleinasien und Nordafrika bestand ein unterschwelliger Haß gegen alles Römisch-Griechische. Nordafrikaner galten als Römer zweiter Klasse.
Der Islam knüpfte an diesen Nationalismus an. Es gab anfangs keine schweren Gesetzeswerke, sondern leicht erlernbare Regeln. Man wurde mit dem Übertritt von allen Benachteiligungen frei und wurde voller Staatsbürger. - Unkenntnis über den Inhalt der Heiligen Schrift, da nur die lateinische Übersetzung zugelassen war und auch der Gottesdienst nur in lateinischer Sprache zugelassen war. Eine eigenständige Bibelübersetzung wurde vernichtet! Die einzige christliche Kirche Nordafrikas, die überlebte, war die koptische Kirche mit einer eigenen Bibelübersetzung!
- Verbreitung durch Händler der arabischen Seefahrernationen von Afrika bis in den pazifischen Ozean. Der Islam kam im Gegensatz zu den christlichen Kolonialmächten mit einem lächelnden Gesicht! Quelle
Gruß
Cassandra