Wenzel Anton Graf Kaunitz

Rovere

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Graf Kaunitz ist das Geburtstagskind des Tages. Vor genau 300 Jahren wurde Maria Theresias Aussenminister in Wien geboren.
Er schaffte das scheinbar Unmögliche, eine Versöhnung zwischen Österreich und Frankreich. Das Renversement des alliances Mitte der 1750er Jahre stellte die europäische Bündnispolitik förmlich auf den Kopf.

@Brissotin - Das beiliegend Portrait dürfte von Meytens sein, was meinst Du? (Ich kannte es nicht, es stammt von der Kaunitz Seite auf Wikipedia: Wenzel Anton Kaunitz ? Wikipedia )
 

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Von der Qualität her würde ich auch auf Meytens tippen, v.a. im Vergleich mit ein paar sehr gut gelungenen Bildern von Kaunitz Vorgänger Bartenstein.
Man könnte aber (mal die Kleidung nicht so im Auge behalten!) auch an einen klassizistischen Maler denken. Wobei um 1750 (und das scheint mir zum Alter des Gemalten zu passen) war Meytens sicherlich der mit Abstand führende Maler am Kaiserhof.

Eigentlich finde ich es immer wieder amüsant. Wer schreibt sich denn noch das Renversement des alliances auf die Fahnen?
Bis jetzt kann ich anbieten: Mme. de Pompadour, Kardinal de Bernis und noch einige weitere Franzosen.
Bei diplomatischen Erfolgen ist es wohl immer so, dass sie von einer ganzen Reihe von Zeitgenossen für sich reklamiert werden.
Man kann aber wohl sagen, dass er als einer der ersten an den Sinn dieses Bündnisses fest glaubte.

Ich sehe Kaunitz allerdings als einen der größten Staatsmänner seiner Zeit.
Interessant ist für mich, dass er oft mit den inneren Reformen in Österreich in Verbindung gebracht wird. Hier war schon vieles in den 1740ern auf den Weg gegangen und Maria Theresias absolutistische Maßnahmen gingen sicherlich nicht zuletzt auf ihre eigene Energie zurück. Mir scheint Österreich unter Karl VI. etwas dahin gedämmert zu sein. Um so heftiger waren dann die Einschnitte und Veränderungen unter Maria Theresia und Joseph II.. Welchen konkreten Anteil daran Kaunitz hatte, müsste man untersuchen.

Wenn man von den Errungenschaften der Staatsmänner der Zeit spricht, ist sicherlich nicht zu unterschätzen, dass die Entscheidungen zumeist in Kollegien besprochen wurden. Was die ureigene Idee des jeweiligen Ministers war oder wessen sie zuerst war, lässt sich schwer herausfinden, selbst wenn man Memoranden, Briefe etc. heranzieht, weil diese ja maximal eine erste schriftliche Darstellung eines Vorschlags erfassen können.

Nebenbei: Das Bild von Liotard ( http://de.wikipedia.org/w/index.php...e_Liotard_12.jpg&filetimestamp=20100213135005 ) finde ich auch herrlich, zeigt auch wieder eine andere Kunstauffassung.
 
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Noch eine Frage:
Was trägt Kaunitz da auf dem Gemälde? Das ist das spanische Hofkleid, das ist klar. Hatte das jeder höhere Adelige? Die Kleidung (man möchte fast sagen "Kostüme") auf vielen Kaiserporträts sieht ja fast genauso aus.(z.B.: http://www.dhm.de/ausstellungen/heiliges-roemisches-reich/pics/leopold_II.jpg )

Leider durfte man in Schönbrunn nicht fotographieren. Da hängen ja viele Bilder, welche den Hofstaat bei verschiedenen Anlässen wie Ordensverleihung zeigen. Weiß jemand, ob es die Bilder irgendwo in guter Qualität online gibt oder ob mittlerweile ein Bildband zur Schule van Meytens existiert, der sich lohnt?
 
Auch wenn dieser Thread schon einen Bart hat, schreibe ich meine Frage hierein, weil sie nun einmal etwas mit Wenzel Anton Graf Kaunitz zu tun hat und ich so nicht extra ein neues Thema eröffnen muss.

In dem Buch Maria Theresia. Ein Kaiserleben von Richard Suchenwirth heißt es auf Seite 160:

Als das Begehren des Grafen Maximilian Ulrich, für seinen Sohn Anton Wenzel eine Domherrenstelle zu Münster zu erlangen, abgelehnt wurde, weil er kein Deutscher sei, nannte der Vater den Einwand "schikanös".
Ich finde diese Anekdote sehr interessant und wüsste gerne, ob jemand nähere Informationen dazu hat.
 
Ich habe hier etwas Neues gefunden, das sehr interessant ist (Keinemann, Friedrich. Veröffentlichungen der Historischen Kommission Westfalens XXII. Geschichtliche Arbeiten zur westfälischen Landesforschung. Bd. 11. Das Domkapitel zu Münster im 18. Jahrhundert. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung: Münster, 1967. S. 39. – Auch im Netz unter Google zu finden.):


Auf diese Ablehnung hin beschwerte sich der Vater des Präbendierten, Graf Maximilian Ulrich von Kaunitz […] beim Kaiser. […] Das Domkapitel sandte daraufhin an den Kaiser eine Remonstrationsschrift, in welcher ausführlich dargelegt wird, warum der Graf von Kaunitz-Rietberg nicht zugelassen werden könne. Es möge schon wahr sein, daß der Provisus ein wahrer Deutscher sei, das sei aber für seine Vorfahren noch zu beweisen. Ebenso sei es höchst fraglich, daß Mährer wahre Deutsche seien wie auch, daß das Königreich Böhmen dem Reich angehöre. Seine Kaiserliche Majestät müsse daher eher sie unterstützen; denn falls die Sitte einreiße, daß Ausländer in deutschen Stiften präbendiert würden, so würden bald nicht nur Böhmen, sondern auch Spanier, Franzosen und Italiener die Präbenden der deutschen Stifter für sich in Anspruch nehmen und sie dem deutschen Adel gänzlich entziehen.
In der Fußnote zu diesem Absatz steht dann noch:

Gegen die Zulassung von Ausländern als Domherren hatten sich bisher die deutschen Domkapitel unter Hinweis auf ihre ,uralten Statuten und wohlhergebrachten Gewohnheiten‘ erfolgreich gewehrt. So war es 1692 einem Irländer namens Boville nicht gelungen, sich in den Besitz einer ihm vom Papst verliehenen Dompräbende zu Worms zu setzen (vgl. im einzelnen Faber, Staatskanzlei V S. 107 f.). – Nach Riccius blieb es ,eine sehr rühmliche Verfassung, daß man in Teutschland keinem Ausländer eine Präbende in den Hochstiften gibt, sondern zu diesen nur Teutsche vom Adel-, Freiherr- oder Gräflichen Stand‘ admittiere (Zuverlässiger Entwurf von dem landsässigen Adel in Deutschland S. 438).
Leider war es mir bisher nicht möglich, den Originalwortlaut der Schrift des Domkapitels an den Kaiser zu finden. Falls es jemand anderem gelingen sollte, bitte hier posten. Danke!
 
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