Wer ist Edmund Friedemann Dräcker?

Robert Craven

Aktives Mitglied
...ist laut Wikipedia ein fiktiver Diplomat, dessen Akte jedoch bis heute im Auswärtigen Amt geführt wird. Er diente angeblich dazu sich aus unangenehmen oder langweiligen Sitzungen und Treffen entfernen zu können. Um einen wichtigen Grund zu haben wurde ein Anruf oder ein Treffen mit eben jenem E.F. Dräcker vorgeschoben. Jetzt zu meiner Frage. Hat hier irgendjemand schon mal was von dieser merkwürdigen historisch-fiktiven Gestalt gehört? Bin auf ihn durch folgende angeblich wissenschaftliche Literaturangabe gestoßen:

"Vgl. E.F.Dräker: Der Einsatz riemengetriebener Küstengaleeren in stürmischen, aber frostfreien Vollmondnächten ohne das halbautomatische Verdunklungsgerät h(eavy) w(ire) 13/3. Sonthofen-Miesbach 1947. Wie sich bei Befragungen ergab, haben auch ältere, historisch-taktische Experten diese vielfach als grundlegend bezeichnete Studie bisher wohl zu selektiv bewertet."


Wirklich! Genau so steht das in einer Veröffentlichung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Zwar wird dieser Dräcker mit einfachem k geschrieben, der ergänzende Text entlarvt ihn aber dennoch als Hauptfigur eines kuriosen Verwirrspieles. Haben die beteiligten Militärhistoriker hier einfach humoristisch versucht nachzuweisen, dass so viele Fußnoten (245) sowieso niemand liest? Wie seht ihr das? Oder liegt hier eine Verwechlung vor?
 
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Wirklich! Genau so steht das in einer Veröffentlichung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Zwar wird dieser Dräcker mit einfachem k geschrieben, der ergänzende Text entlarvt ihn aber dennoch als Hauptfigur eines kuriosen Verwirrspieles. Haben die beteiligten Militärhistoriker hier einfach humoristisch versucht nachzuweisen, dass so viele Fußnoten (245) sowieso niemand liest? Wie seht ihr das? Oder liegt hier eine Verwechlung vor?

Der Herr, das Phantom von Bonn:
Edmund Friedemann Dräcker ? Wikipedia

Der Hinweis hier:
Kriegsfischkutter ? Wikipedia
ist wohl unter Humor zu verbuchen.


Himmeroder Denkschrift ? Wikipedia
Meinst Du diese Publikation?
 
Ja die meine ich! Ist aber wirklich etwas merkwürdiger Humor, oder nicht? "riemengetriebene Küstengaleeren" in der Wehrmacht....Wirklich nur Quatsch, oder was? Ansonsten bemühen sich die Autoren absolut um Autorität und Wissenschaftlichkeit....Der Hinweis auf der Wiki Fischkutterseite ist wahr! Steht wie von mir zitiert in der Fußnote.
 
Ist aber wirklich etwas merkwürdiger Humor, oder nicht? "riemengetriebene Küstengaleeren" in der Wehrmacht....Wirklich nur Quatsch, oder was?

So merkwürdig ist das vielleicht doch nicht.

Kriegsfischkutter an allen Fronten gegen die Royal Navy: also Fischkutter gegen Kreuzer :devil:

Die Artillerieträger wurden Plattbugkreuzer genannt. Fährprähme, Siebelfähren, und umgebaute Fischkutter als "Vorpostenboote", U-Jäger, und sonstiges. Gewissermaßen der Krieg des Kleinen Mannes, eben der Kriegsmarine.
 
So merkwürdig ist das vielleicht doch nicht.
Die Artillerieträger wurden Plattbugkreuzer genannt. Fährprähme, Siebelfähren, und umgebaute Fischkutter als "Vorpostenboote", U-Jäger, und sonstiges. Gewissermaßen der Krieg des Kleinen Mannes, eben der Kriegsmarine.

Darf ich daraus schließen, dass Du es für möglich hälst, dass es sich bei den "riemengetriebenen Küstengaleeren" einfach nur um eine sprachliche Metapher handelt? Der restliche Text der Fußnote ergibt aber auch absolut keinen Sinn. Diese angeblich "grundlegende Studie" existiert soweit ich das nachprüfen konnte nicht und "ältere, historisch-taktische Experten" dürften ebenfalls dem Reich der Phantasie entsprungen sein. In meinen Ohren hört sich das nach zu viel Rotwein bei der Überarbeitung der Belege oder einem Seitenhieb auf andere Militärexperten an.
 
In meinen Ohren hört sich das nach zu viel Rotwein bei der Überarbeitung der Belege oder einem Seitenhieb auf andere Militärexperten an.

Im Prinzip, ja, aber :friends:

Man müßte den Humor der MGM-Veröffentlichung nachvollziehen. Mit liegt das Heft leider nicht vor, der Kontext wäre interessant. Die Hinzuziehung von KfK für die Bundesmarine erscheint doch 1950 ebenso abstrus. Der Unsinn wird doch eigentlich schon im Titel sichtbar.

Die KFK waren jedenfalls reine Improvisationen, weil die Kriegsmarine 1940 unvorbereitet 1000ende km Küstenlinie zu "bewirtschaften" hatte.
 
Das ist gewiss nicht einmal ein Tarntitel, sondern eine Albernheit. Galeeren als Vorbild für die Marine im 20. Jahrhundert :boot::noe:
Galeere ? Wikipedia
Und den Verlag, der 1947 in Miesbach und Sonthofen seinen Sitz gehabt haben soll, müsste man mir auch erstmal zeigen.
 
Man müßte den Humor der MGM-Veröffentlichung nachvollziehen. Mit liegt das Heft leider nicht vor, der Kontext wäre interessant.

Der Kontext, bzw. die mit der Literaturangabe belegte Stelle ist lediglich eine Aufstellung der Himmeroder Expertengruppe welche Marinestreitkräfte mindestens erforderlich wären um die "ausgedehnten Wege in der Ost- und Nordsee gegen Minen, U-Boote und Luftangriffe" der Sowjets schützen zu können. Dazu wären nötig: 24 Minensuchboote (600t); 36 Räumboote (100t); 12 Geleitboote (800t); 84 Jagdflugzeuge und eben 36 Kriegsfischkutter.
Da kann ich keinerlei Humor erkennen. Ist also nur ein zusätzlicher Beleg zur Hauptquelle Himmeroder Denkschrift, nicht zum kommentierenden Text der Autoren. Warum mann allerdings KfKs wollte und wozu diese dienen sollten kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Habe dieses merkwürdige Kriegsgerät erst heute kennen gelernt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum mann allerdings KfKs wollte und wozu diese dienen sollten kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Habe dieses merkwürdige Kriegsgerät erst heute kennen gelernt.
Das könnte in der Tat mit Tarnung zu tun haben. 1950 durfte es die Remilitarisierung ja offiziell noch nicht geben. Warum ich an Tarnung denke ergibt sich aus dem Wikipedia-Artikel
Der Rumpf, Kiel und Steven wurden in der Regel aus Eichenholz, die Spanten dagegen aus Schiffsbaustahl gebaut. Die Materiallage ließ dies nicht immer zu, so dass auch oft auf Nadelholz zurückgegriffen werden musste. Die Antriebsanlagen bildeten Dieselmotoren verschiedenster Bauart, da man auf die Motoren zurückgriff, die beim Bau zur Verfügung standen bzw. einfach zu beschaffen waren.
Ohne es zu wissen, fertigten Werften im neutralen Schweden Kriegsfischkutter für die deutsche Kriegsmarine. Diese Aufträge waren als Aufträge für "normale" Fischkutter getarnt und wurden vom damaligen Reichsernährungsministerium vergeben. Die vollständig mit Fanggeschirr ausgelieferten Kutter mit den Nummern KFK 93 bis KFK 137 wurden auf deutschen Werften im Ostseeraum zu Kriegsfischkuttern umgerüstet.
 
..nochmals zu meiner eigentlichen Frage: Wie schätzt ihr diese Fußnote ein? Wirklich nur außergewöhnlich wissenschaftlich-unwissenschaftlicher Humor oder eine Verwechslung? Kennt jemand andere Beispiele von Fake-Fußnoten oder absichtlich unsinnigen Belegen in wissenschaftlichen Arbeiten?
 
Nicht zu vergessen F.G. Nagelmann. Dem ist sogar eine Festschrift gewidmet, hg. von Benda und Herzog ("Das wahre Verfassungsrecht").
 
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