Widerstand im NS-Regime

Lizz

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
im Rahmen einer Diskussion im Geschichtskurs sind wir auf die Frage gestoßen, ob Selbstmord als Form des Widerstandes gegen das Nazi-Regim gewertet werden kann!? Mich interssiert nicht nur eure Meinung zu dem Statement, sondern auch ob euch Beispiele einfallen, wo berühmte Persönlichkeiten aus Gründen des Widerstandes Selbstmord begingen!!!?
Danke schon mal!
Lizz
 
Selbstmord kann sicher nicht als Widerstandsform gewertet werden, zumal das Motiv des Selbstmords nicht zwingend das NS-Regime gewesen sein muss...
 
Leopold Bloom schrieb:
Selbstmord kann sicher nicht als Widerstandsform gewertet werden, zumal das Motiv des Selbstmords nicht zwingend das NS-Regime gewesen sein muss...

Hmm..würde ich anders sehen. Als "ultimativen, passiven Widerstand", also als Verweigerung der Kooperation mit dem Regime. Ein passendes Beispiel fällt mir jetzt aber auch nicht ein...:grübel:
 
Lizz schrieb:
Hallo zusammen,
im Rahmen einer Diskussion im Geschichtskurs sind wir auf die Frage gestoßen, ob Selbstmord als Form des Widerstandes gegen das Nazi-Regim gewertet werden kann!? Mich interssiert nicht nur eure Meinung zu dem Statement, sondern auch ob euch Beispiele einfallen, wo berühmte Persönlichkeiten aus Gründen des Widerstandes Selbstmord begingen!!!?
Danke schon mal!
Lizz

Berühmte Persönlichkeiten als Widerstandsform den Selbstmord gewählt haben sind mir nicht bekannt.

Es gibt viele die haben Selbstmord begannen, weil sie von der Gestapo auf Grund ihrer Widerstandstätigkeit verhaftet wurden. Sie haben sich umgebracht weil sie Angst hatten unter der Folter andere zu belasten.
 
Ich erinner mich da an einen UFA Schauspieler der eine Jüdische Frau hatte.
Im Gegensatz zu vielen anderen UFA-Stars war er jedoch nicht bereit sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Er hat dann zusammen mit ihr und ihren Kindern Selbstmord begangen (Gas).
 
ursi schrieb:
Es gibt viele die haben Selbstmord begannen, weil sie von der Gestapo auf Grund ihrer Widerstandstätigkeit verhaftet wurden. Sie haben sich umgebracht weil sie Angst hatten unter der Folter andere zu belasten.

Klar...nur ob das dann der Akt des Selbstmords allein schon Widerstand ist....
 
Leopold Bloom schrieb:
Klar...nur ob das dann der Akt des Selbstmords allein schon Widerstand ist....

Nein in meinen Augen nicht, denn den Nazis war das egal.

Und das Beispiel mit der Mischehe, das war ihnen sicher auch egal. Ich sag es jetzt ganz hart, eine Jüdin weniger, einer der Rassenschande begannen hat weniger.

@Lizz

Wie seit ihr den darauf gekommen?
 
aber was haltet ihr von dem Beispiel, wenn sich einer umbringt um nicht in den Krieg ziehen zu müssen?? Eine Art von Befehlsverweigerung oder Desertation?! Ich weiß nicht ob es solche Fälle gab, aber wäre das dann nicht Widerstand?
 
Lizz schrieb:
aber was haltet ihr von dem Beispiel, wenn sich einer umbringt um nicht in den Krieg ziehen zu müssen?? Eine Art von Befehlsverweigerung oder Desertation?! Ich weiß nicht ob es solche Fälle gab, aber wäre das dann nicht Widerstand?

Eben die Deserteure haben es (bis zum heutigen Tag) schwer, als Widerstandskämpfer anerkannt zu werden....
 
Lizz schrieb:
aber was haltet ihr von dem Beispiel, wenn sich einer umbringt um nicht in den Krieg ziehen zu müssen?? Eine Art von Befehlsverweigerung oder Desertation?! Ich weiß nicht ob es solche Fälle gab, aber wäre das dann nicht Widerstand?

Ich würde sagen: Ja. Obwohl nicht immer zu klären sein wird, ob es nicht vielleicht einfach Angst vor dem Krieg war.

@Ursi: Wenn sich ein Widerständler umbrachte um nicht evtl. seine Freunde auf der Folter zu verraten, dann hat sich die Gestapo vermutlich doch geärgert, weil sie ihn nicht mehr "ausquetschen" konnte...
 
@ ursi
wir haben uns über Widerstand allgemein unterhalten. und als es konkreter um passiven Widerstand ging, kam die Diskussion auf, ob es nun sinnvoll ist sich aus Protest umzubringen. Außerdem war die Frage, Auswandern eine Form des passiven Widerstandes ist. zu einem wirklichen Ergebniss sind wir leider nicht gekommen...
 
Arne schrieb:
Ich würde sagen: Ja. Obwohl nicht immer zu klären sein wird, ob es nicht vielleicht einfach Angst vor dem Krieg war.

@Ursi: Wenn sich ein Widerständler umbrachte um nicht evtl. seine Freunde auf der Folter zu verraten, dann hat sich die Gestapo vermutlich doch geärgert, weil sie ihn nicht mehr "ausquetschen" konnte...

Na ja geärgert vielleicht, aber sie hatten ja noch andere die sie ausquetschen konnten. In dem Fall welcher ich jetzt gerade präsent habe, hatten sie sicher noch 20 andere.
 
Da sei an Jochen Klepper erinnert:

Im Dezember 1940 wurde er zur Reichswehr eingezogen, aber bereits im Oktober 1941 wegen »Wehrunwürdigkeit« wieder entlassen. Im Zuge der Verschärfung der Judenverfolgung nahm auch der Druck auf seine Familie zu. Zwar war es der älteren Stieftochter kurz vor Kriegsbeginn gelungen, nach Schweden zu emigrieren, aber für seine Frau und seine jüngere Stieftochter war es zu spät. Als im Dezember 1942 nach langen, quälenden Bemühungen die Deportation unmittelbar bevorstand, wählte K. mit seiner Familie den Freitod. - Neben seinem erzählerischen Hauptwerk, dem historischen Roman »Der Vater«, haben vor allem seine posthum veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen der Jahre 1932-1942 Aufsehen erregt. Darin schildert der gläubige Christ, der fest der preußisch-protestantischen Tradition - mit all ihrer Fragwürdigkeit - verpflichtet war, minutiös den tragisch-aussichtslosen Kampf um die Existenz seiner Familie gegen eine verbrecherische Staatsführung inclusiv aller seiner Versuche, sich anzupassen, sich irgendwie zu arrangieren, nur um einen Bruch mit der eigenen Tradition zu vermeiden.

http://www.bautz.de/bbkl/k/Klepper.shtml
 
Lizz schrieb:
@ ursi
wir haben uns über Widerstand allgemein unterhalten. und als es konkreter um passiven Widerstand ging, kam die Diskussion auf, ob es nun sinnvoll ist sich aus Protest umzubringen. Außerdem war die Frage, Auswandern eine Form des passiven Widerstandes ist. zu einem wirklichen Ergebniss sind wir leider nicht gekommen...

Weil es vermutlich nicht zu beantworten ist.

Wie habt ihr denn Widerstand definiert? Was heisst Widerstand? So kommt ihr vielleicht einer Antwort näher.
 
@ ursi
wir hatten drei Definitionsansätze: 1. Die Unterscheidung zwischen passiven und aktiven Widerstand (sagt dir das Stufenmodell was??)
2. die Unterscheidung zwischen grundsätzlichem Widerstand und Resistenz (die unkonkreteste Variante, wie ich finde) und
3. Die drei Grundformen des politischen Widerstandes:
- politische Opposition
- gesellschaftliche Verweigerung (also zum Beispiel, dass Eltern ihre Kinder
nicht in die HJ schicken oder ähnliches)
- weltanschaulich-kulturelle Distanzierung (wie sie Künstler betrieben)

Ich bin mir aber nicht sicher, wo ich einen Selbstmord zuordnen sollte
 
Lizz schrieb:
@ ursi
wir hatten drei Definitionsansätze: 1. Die Unterscheidung zwischen passiven und aktiven Widerstand (sagt dir das Stufenmodell was??)
2. die Unterscheidung zwischen grundsätzlichem Widerstand und Resistenz (die unkonkreteste Variante, wie ich finde) und
3. Die drei Grundformen des politischen Widerstandes:
- politische Opposition
- gesellschaftliche Verweigerung (also zum Beispiel, dass Eltern ihre Kinder
nicht in die HJ schicken oder ähnliches)
- weltanschaulich-kulturelle Distanzierung (wie sie Künstler betrieben)

Ich bin mir aber nicht sicher, wo ich einen Selbstmord zuordnen sollte


Stuffenmodell sagt mir jetzt gerade nichts. Aber stelle es doch mal rein.

Meiner Ansicht nach kannst du Selbstmord nicht zu ordnen.
 
Also Selbstmord als eine Form des Widerstandes zu sehen, widerstrebt mir. Ich halte es eher für eine Form der Kapitulation (nicht wertend, denn ich will Leute, die vermutlich unter erhöhtem psychischen Druck gestanden haben, nicht verurteilen). Es ist eben eine andere Kapitulation als die derer, die sich einfach angepasst haben (nehmen wir z.B. Erich Kästner) und so das Regime überleben konnten.
Widerstand wäre Kampf (aktiv) oder Befehlsverweigerung (passiv) beides jeweils in allen möglichen Facetten.
 
Soweit mir bekannt, wurde ausser in Japan der Selbstmord nie als "letzter Widerstand" gewertet.

Es scheint eher so das fehlgeleitete Deutsche sowie Verbündete(Dänen,Schweden, Ukrainer und Balten die in der Waffenss dienten) in Berlin und in den letzten Tagen des NS-Regimes zu Tausenden lieber den Selbstmord wählten, als in russische oder amerikanische Kriegsgefangenschaft zu gehen, dies zog sich wie ein roter Faden durch alle Schichten der deutschen Bevölkerung.
Weshalb es auch recht schwierig ist einen Zeitzeugen zu befragen welcher wirklich 100%ig auf dieses aus heutiger Sicht verabscheuungswürdige Regime eingeschworen war.
Was für Psychologen wohl recht interessant werden könnte, zu erforschen, wie sich ein ganzes Volk und dessen Verbündete sich fast kollektiv auf so einen Wahnsinn einlassen konnte.


Mir erscheint Selbstmord eher als der letzte Ausweg aus "Schande" oder Gefangennahme aber nie als letzter Widerstand.

Mir ist auch nicht bekannt ob oder inwieweit der deutsche Widerstand dem Weg gefolgt ist, als Zeichen des Widerstandes Selbstmord zu begehen.
Ich denke aber das die deutsche Presse einen solchen nachgewiesenen Sachverhalt längst ausgeschlachtet und verfilmt hätte.
 
Gast schrieb:
Mir ist auch nicht bekannt ob oder inwieweit der deutsche Widerstand dem Weg gefolgt ist, als Zeichen des Widerstandes Selbstmord zu begehen.
Ich denke aber das die deutsche Presse einen solchen nachgewiesenen Sachverhalt längst ausgeschlachtet und verfilmt hätte.

Das glaube ich weniger. Ein Selbstmord gilt, wie es auch in dieser Diskussion deutlich wird, nicht als "effektiv". Zusätzlich aus der christlichen Weltanschauung sicher nicht als rühmlich, sondern als Verbrechen. Ich glaube, wenn es solche Fälle gab, so sind sie sicher regelmäßig in Vergessenheit geraten. Wie hätte man auch groß davon erfahren sollen? Es folgten ja keine Taten mehr. Und ob Abschiedsbriefe mit dahingehenden Erklärungen - wenn es die denn gab - aufgehoben worden sind, bezweifle ich auch. Hinterbliebende hätten sowas doch sofort verschwinden lassen...
 
Ich habe in der weiteren Verwandtschaft einen Fall eines Behördenleiters, der i1939 von einem Felsen sprang (in meiner Gegend eine beliebte Art aus dem Leben zu scheiden)
Seine Nachkommen erzählen, er wollte nicht in die Partei eintreten, und hätte schließlich den auf ihn ausgeübten Druck nicht mehr verkraftet. Und verehren ihn als Widerstandskämpfer.

Ob er das so sah?


Grüße Repo
 
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