Wie groß sind die Unterschiede wirklich und gibt es sie überhaupt?

Dieses Thema im Forum "Südeuropa | Mittelmeerraum" wurde erstellt von Griffel, 17. September 2021.

  1. Griffel

    Griffel Mitglied

    Ich will mal die Gelegenheit und dieses Forum benutzen, um einer Frage nachzugehen. Die mich schon lange beschäftigt.:confused: Meine Verwandtschaft, hat gute Kontakte nach Bella Italia. Natürlich durch Urlaub entstanden.
    Dabei habe ich mich mal mit einer angeheirateten Cousine unterhalten.

    Sie meinte mal zu mir, dass die kulturellen Unterschiede innerhalb Italiens doch sehr groß wären. Es fällt mir schwer das zu Glauben! Da es sich bei Italien doch um ein Land handelt. Sicherlich, es mag regionale Unterschiede geben. Bei der Sprache, Küche und anderen Dingen, aber die gibt es bei uns in Deutschland auch.
    So wie ich meine Cousine verstanden habe, soll der Unterschied zwischen Norditalienern und Süditalienern aber eher wie der von Deutschen und Portugiesen sein. Nur mal als willkürliches Beispiel. Verkürzt kann man es auf folgende Formel bringen:

    Die Menschen im Norden von Italien sind eher wie wir Deutsche. Die Menschen im Süden eher wie die Griechen.

    Aber kann man es sich so einfach machen?
    Das letzte Mal als ich in Italien war, ist fast 30 Jahre her. Genauer gesagt waren wir damals in Südtirol. Und die Menschen dort, zumindest die Deutschen bzw. Österreicher, sind auch ein ganz eigenes Völkchen. Es wäre nett wenn, es mir mit eurer Hilfe gelänge, meine Wissenslücken zu schließen.
     
  2. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Ja, wie sind denn nun die Griechen? Und vor allem: Welche Griechen meint sie denn - die Nordgriechen oder die Südgriechen?
     
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  3. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    Griechische Dialekten werden in der Tat in einigen wenigen Orten in Süditalien gesprochen.

    [​IMG]

    Es gibt aber vor allem aber einen Wohlstandsunterschied zwischen dem reichen Norden und dem Mezzogiorno im Süden.
     
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  4. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Die Inselgriechen oder die Festlandgriechen?
     
  5. Stilicho

    Stilicho Aktives Mitglied

    Oh! Er meint die Siechen. Ich weiß: gepriesen seien die Siechen !!
     
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  6. Lukullus

    Lukullus Aktives Mitglied

    Sind südliche Griechen in Australien Festland- oder Inselgriechen?
     
  7. Griffel

    Griffel Mitglied

    Das mit dem Wohlstandsgefälle war mir schon bekannt. Aber wenn, ich mich korrekt an die Unterhaltung erinnere, konnte man den Eindruck bekommen, bei den Bewohnern von Norditalien und Süditalien, handelt es sich um eigene Völker.

    Natürlich weiß ich, dass Italien, ähnlich wie Deutschland, keine reine oder geradlinige Geschichte hat! Die Staatsbildung war ja auch erst Ende des 19. Jhd. abgeschlossen. Dennoch sollten die Gemeinsamkeiten klar überwiegen.

    Auch in Italien gab es ja mehrere kulturelle und wirtschaftliche Zentren. Man denke an die Handelsstädte Pisa und Genua. Nicht zu vergessen, Venedig, das ja über Jahrhunderte in einer eigenen Liga gespielt hat.:cool: Deswegen habe ich eingangs meine Überschrift so gewählt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die sozialen und ökonomischen Unterschiede in Italien immer noch so groß sein sollen. Im Laufe von 60 Jahren EWG bzw. EG Mitgliedschaft, sollte sich eine Anpassung vollzogen haben. Und da ich mal ganz naiv annehme, dass die Menschen im Süden der italienischen Halbinsel nicht dümmer sind als die Landsleute im Norden, sehe ich keinen echten Grund, warum man nicht auch im Süden Industrie ansiedeln können sollte? Mal abgesehen von der Infrastruktur! Aber das ist ja kein unlösbares Problem. Oder etwa doch?
     
  8. Lukullus

    Lukullus Aktives Mitglied

    Mir fällt es schwer nachzuvollziehen, weshalb...
    ...es so schwierig zu sein scheint, mittels Suchbegriffen wie bspw.
    einfach mal die Suchmaschine(n) der Wahl zu bemühen?
     
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  9. Shinigami

    Shinigami Aktives Mitglied

    Gemeinsamkeiten in was genau?

    Und was genau sagt Staatsbildung noch gleich über potentielle kulturelle Gemeinsamkeiten der Bevölkerung aus?




    Zunächstmal könnte aber mit Hinblick auf die städtischen Zentren auffallen, dass sich die bedeutenderen davon, Neben Venedig, Genua und Pisa, sicherlich vor allem auch Florenz und vor allem Mailand, potentiell aber auch solche, wie Siena, Lucca, Parma, Pavia, Verona, Ferrara oder Bologna und natürlich Rom alle in Ober- oder Mittelitalien befinden.

    Was an größeren, Zentren gab es denn so im wirklichen Süden?

    Neapel und Palermo sicherlich. Ansonsten auf dem italienischen Festland vielleicht noch Taranto, aber sonst?
    Ehemalige Zentren aus antiker zeit, wie Capua, Brindisi, Reggio Calabria, Syracusa und Messina, wird man behaupten können, haben sich weder in vergleichbarem Sinne wie die norditalienischen Zentren über das Mittelalter hinaus in dieser Weise entwickelt, noch haben sie sich jemals in dieser Form aus größeren Herrschtaftseinheiten dauerhaft herausgelöst und ihre eigenen Einflussgebiete in diesem Sinne gebildet (jedenfalls nicht dauerhaft).

    Dann kommen vor allem noch die verschiedenen Einflüsse über die Zeit hinweg dazu.

    Vor allem in Süditalien gab es ja immer schon die Reste der alten griechischen Kolonisation, dazu kamen arabische Einflüsse, vor allem auf Sizilien und die Einflüsse der normannischen Zeit.
    Ansonsten eben in allen Landesteilen noch diejenigen Einflüsse der umliegenden Mächte, die immer wieder nach Italien hin ausgriffen.
    Vor allem im Norden wandelten sich die Verhältnisse hier ja öffters, während der Süden territorial die meiste Zeit über einigermaßen stabil blieb.


    Mit verlaub, warum genau sollten Unterschiede, die sich über Jahrhunderte herausgebildet haben, binnen einiger Jahrzenhnte komplett verschwinden?

    Nein, von "dümmer" wird man nicht reden können, bis vor einigen Jahrzehnten, war da aber, so weit mir bekannt, ein doch recht drastisches Bildungsgefälle zwischen Nord und Süd feststellbar, was wiederrum mit der starken landwirtschaftlichen Prägung des Südens zusammenhängen mag.
    Ist ja überhaupt nicht verwunderlich, dass wenn große Städte als Zentren auch der Wissensvermittlung schlicht fehlen, bei gleichzeitig nicht bombiger Infrastruktur, dass die weitergehende Bildung große Bevölkerungsteile im Süden zunächst mal nicht erreichte.
    Gründe, warum das im Süden mit der Industrie nicht so einfach ist?

    Ich würde mal behaupten ein ganz wesentlicher Grund, warum es in Italien mit Industrie schon immer schwierig gewesen ist, besteht darin, dass Italien als Land ziemlich arm an Schlüsselrohstoffen ist. Das Problem hatte es schon im 19. und 20. Jahrhundert, im Besonderen, dass es zwar ein paar Erz- aber über so gut wie keiine abbaufähigen oder abbauwürdigen Kohlevorkommen verfügte.
    Kohle als Betriebsstoff, musste von italienischer Seite stets importiert werden, je nach politischer Lage vor allem aus Großbritannien, Deutschland oder Belgien.

    Mit dem Aufkommen der Eisenbahn, hatte in dieser Hinsicht Norditalien, nachdem man einmal so weit war Güter auch tatsächlich in größerem Stil über die Alpen bekommen zu können einen gewissen Standortfortein, zumal auch die bedeutenderen Häfen des Landes im Norden liegen.

    Und wenn wir über die EWG und die EG reden und den gemeinsamen Wirtschaftsraum, war es auch hier sicherlich verkehrsgünstiger in Norditalien zu produzieren, als im Süden.
    In Richtung Süden ergaben sich ja im Gegensatz zum Norden dadurch keine weiteren Absatzmärkte, dafür stieg aber natürlich der Konkurrenzdruck, den die bereits bestehende italienische Industrie im Norden sicher besser aushalten konnte, als potentielle "Neuanpflanzungen" im Süden.

    Wie genau eine Gegend industrialisieren, die kaum über Rohstoffe und Betriebsmittel für eine moderne Industrie verfügt, deren verkehrstechnische Anbindung verglichen mit dem Norden des Landes eher nachteilig ist, und die sich einen Konkurrenzkampf mit bereits bestehender Industrie im Norden und dann auch mit der der anderern EWG-Staaten hätte leisten müssen?

    Süditalien fehlten für eine frühere Industrialisierung schlicht die Voraussetzungen oder die Bedingungen waren mindestens wesentlich ungünstiger, als im Norden. Und ich sehe nicht, wo die EWG daran substanzielles geändert haben sollte.
     
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  10. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied

    Sizilianisch und Italienisch sind zumindest so nahe miteinander verwandt, dass Norditaliener aus Friul oder Venetien mit Sizilianern sich ohne Mühe verständigen können.

    Die Sizilianische Sprache gilt je nach Standpunkt als Dialekt der Italienischen Sprache oder als eigenständige (romanische) Sprache.

    Sizilianisch hat tatsächlich im Vokabular Anleihen aus dem Griechischen.
    Einige Beispiele: Caruso (ital. ragazzo) Griechisch kouros = Der Junge
    babiari babazo = herumalbern.
    babalucia boubalikon = die Schnecke
    tuppuliari typto = klopfen
    naca nake = Wiege
    nicu nikros, mikros =klein.


    Weitere Einflüsse auf die Sizilianische Sprache stammen aus dem Franko-Normannischen, aus dem Arabischen und aus dem Spanischen.

    Sizilianische Sprache – Wikipedia
     
  11. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied

    Auf Sizilien sollte mal ein Staudamm gebaut werden. Mit dem Bauprojekt hätten allerdings die lokalen Mafia-Fürsten, die die örtlichen Wasserrechte besaßen beträchtliche Einbußen erlitten, ergo hat die Mafia erfolgreich das Projekt verhindert. Es wurden Maschinen sabotiert, Arbeiter eingeschüchtert, Arbeiter zusammengeschlagen und letztlich der Bau verhindert.
     

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