Wie gut waren die Beziehungen unter den Achsenmächten wirklich?

Griffel

Mitglied
https://de.wikipedia.org/wiki/Achsenmächte

Man sagt ja nicht zu Unrecht, dass das Erste, was im Krieg stirbt, die Wahrheit ist. Dieser Spruch, hat sich schon oft bewahrheitet. Deshalb möchte ich mich mal näher mit der berühmten Achse beschäftigen. In der damaligen Propaganda hieß es ja, dass die Achse das wirksamste Mittel gegen den Kommunismus sei. Oder so ähnlich. Ich weiß allerdings auch, dass es zu Anfang, ziemliche Reibereien zwischen den faschistischen Regimen in Italien und Deutschland, später auch in Spanien gab! Franco, hat es ja beinahe geschafft, sich aus dem 2. Weltkrieg herauszuhalten. Was ihm und seinen Anhängern gewissermaßen den Arsch gerettet hat!
Und die Italiener, haben ja zumindest zur Hälfte, ab Mitte 43 die Seite gewechselt! Womit Hitler offenbar schon gerechnet hatte. Die Farbe des Planes für diesen Notfall ist mir im Moment entfallen! Wäre schön wenn, hier jemand die Lücken füllen könnte. Aber alleine, dass solche Pläne existierten, zeigt doch klar, dass es mit der Festigkeit der Achse, nicht soweit her war, wie immer behauptet wird.

Ich freue mich auf viele Beiträge.
 
Und die Italiener, haben ja zumindest zur Hälfte, ab Mitte 43 die Seite gewechselt! Womit Hitler offenbar schon gerechnet hatte. Die Farbe des Planes für diesen Notfall ist mir im Moment entfallen!
Keine Farbe. Fall Achse. Dass man in Dtld. auf die verbündeten Italiener hinabsah, ist hinglänglich bekannt.
 
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Franco, hat es ja beinahe geschafft, sich aus dem 2. Weltkrieg herauszuhalten. Was ihm und seinen Anhängern gewissermaßen den Arsch gerettet hat!


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Wieso beinahe? Spanien war im 2. Weltkrieg neutral. Franco schickte zwar die "Blaue Division", die im Nordabschnitt der Ostfront stationiert war- aber aus dem Krieg hat Spanien sich herausgehalten. Es gab zwischen Hitler und Franco ein Treffen in Hendaye, bei dem Hitler versuchte, den "Caudillo" zum Kriegseintritt zu bewegen.

Hitler sagte später, er würde sich lieber zwei Zähne ziehen lassen, als sich nochmal mit Franco zu treffen.

Mussolini war anfangs das große Vorbild, und es wurde die Freundschaft der beiden beschworen. Hitler sah Mussolini immerhin viele Enttäuschungen und Großsprechereien nach. Als Mussolini verhaftet wurde, befahl Hitler seine Befreiung.

Ansonsten war es mit der Achse nicht weit her: Italien war noch viel weniger auf einen großen Krieg vorbereitet, als Deutschland. Militärisch war es ein schwacher Bundesgenosse. Japan war militärisch stark. Aber es hat zwischen den Achsenmächten so etwas wie eine koordinierte Kriegsführung nie gegeben. Mussolini erfuhr viele deutsche Pläne erst aus der Zeitung. Abschätzige Sprüche über die Italiener waren in der Wehrmacht weit verbreitet. Rommel traute den Italienern überhaupt nicht. Seine These vom Verrat Italiens ließ ihn in Norditalien Terrorbefehle vollziehen.

Die Nazipropaganda tönte von der Achse Berlin-Rom- aber weit war es damit nicht her. Deutschlands Bündnis mit Italien war das Bündnis eines Starken mit einem Schwachen, und entsprechend verächtlich war das Bild der Verbündeten in der Wehrmacht. Italiener, Ungarn, Rumänen waren aber beliebte Sündenböcke, denen man die Schuld an Stalingrad in die Schuhe schieben konnte.
So etwas wie eine koordinierte Kriegsführung hat es bei den Achsenmächten nie gegeben. Nie haben sie sich zu einer Konferenz getroffen, und dass Italien

Wer bitte behauptet denn, dass die Achse ein effektives Kriegsbündnis war?
 
Ich finde in der Debatte um Italien wird häufig der Innovationsgeist der Italiener sowohl von deutscher als auch von internationaler Seite völlig unterschätzt. Auch Italien hatte eine ganze Reihe modernern Konstruktionen.
 
Wenn man über Beziehungen der Achsenmächte diskutieren will, sollte man vielleicht auch mal einen Blick auf die teilweise sehr unterschiedlichen anderen Verbündeten Deutschlands wirft:

Die Slowakei unter Jossip Tiso, Bulgarien und Zar Boris, Kroatien unter Ante Pavelic, Ungarn unter Miklos Horthy, Rumänien unter Antonescu

Norwegen unter Quisling und Vichy-Frankreich lasse ich mal außen vor:

Die Slowakei war aus der Konkursmasse der Tschechoslowakei hervorgegangen, und die Slowakei unter Tiso dürfte der willfährigste von Hitlers Verbündeten gewesen sein. Jossip Tiso war Metzgersohn und war Pfarrer gewesen, bevor er seine politische Karriere startete. Tisos Regierungsstil könnte man als klerikal-faschistisch beschreiben. Die Slowakei erließ antisemitische Gesetze nach deutschem Vorbild und die Slowakei erhob auch keine Einwände gegen den Abtransport slowakischer Juden, machte aber Absprüche auf deren Vermögen geltend. Militärisch, wirtschaftlich und politisch war die Slowakei kein besonders starker Verbündeter, Tiso war aber brauchbar für die politische Befriedung in Ostmitteleuropa, und Tiso machte durch häufige Besuche bei Hitler deutlich, dass er in dessen Gunst stand.

Ungarn gehörte zu den Verlierern des 1. Weltkriegs, der Friedensvertrag von Versailles erscheint fast maßvoll, wenn man die Folgen des Vertrags von Trianon sich ansieht. Ungarn verlor fast die Hälfte seines Territoriums. Traditionell gab es enge Verbindungen mit Deutschland, man war im Weltkrieg Verbündeter gewesen. Die Anbindung an Deutschland zahlte sich für Ungarn zunächst aus. Durch den 1. Wiener Schiedsspruch 1938 bekam Ungarn die südliche Slowakei, 1939 besetzte Ungarn die Karpatho-Ukraine, 1940 bekam es nach dem 2. Wiener Schiedsspruch Nordsiebenbürgen von Rumänien zurück, und 1941 annektierte Ungarn die Vojwodina und das Übermurgebiet von Jugoslawien. Militärisch war die ungarische Armee gut ausgebildet, Ungarn war aber kaum auf einen langen Krieg eingestellt, und kein sehr starker Partner, politisch und wirtschaftlich aber wichtig. Ungarn konnte sich, bis 1944 die Pfeilkreuzler die Macht übernahmen, ein hohes Maß an Eigenständigkeit sichern. Ungarn lieferte ausländische Juden an die Deutschen aus, und es gab einige antisemitische Gesetze. Bis 1944 blieb Ungarn aber eine Insel, die ungarischen Juden waren bis 1944 vom Holocaust fast unberührt. Das, was in Polen zwei Jahre dauerte, geschah dann aber in Ungarn in wenigen Wochen. Es muss grauenhaft gewesen sein, wenn selbst Eichmann die Grausamkeit zugab.

Im Gegensatz zu Ungarn gehörte Rumänien zu den Kriegsgewinnern. Es war im Weltkrieg zwar von den Deutschen besiegt und besetzt worden, nach dem Weltkrieg bekam aber Rumänien das Banat, Siebenbürgen und Bessarabien, das heutige Moldawien. Rumänien hatte sich vor allem auf Kosten von Ungarn ausgedehnt, und zwischen Ungarn und Rumänien herrschte traditionell Feindseligkeit. Rumäniens Diktator Antonescu imponierte Hitler, Rumänien war aber Gegner im Weltkrieg gewesen und galt als korrupter Balkanstaat. Die rumänische Armee war tapfer und einigermaßen schlagkräftig. Rumäniens Bündnis mit Deutschland war aber das zwischen einem Großen und einen Kleinen. Wichtig war aber das rumänische Erdöl. Rumänien hatte einen Teil Siebenbürgens an Ungarn verloren und im Zuge des Ribbentrop Molotow Abkommens hatten die Deutschen durchblicken lassen, dass man an Bessarabien kein Interesse habe, und die SU hatte Bessarabien annektiert.
Politisch und geographisch war Rumänien wichtig, und sein Erdöl lebensnotwendig. Antonescu hoffte mit Hitlers Hilfe Bessarabien wieder zurückzugewinnen, und ein Groß-Rumänien zu etablieren. Zwischen Ungarn und Rumänen war die Rivalität so groß, dass man sie nicht in kombinierten Verbänden einsetzen und deutsche oder andere Hilfstruppen als Puffer einsetzte. Um nun mit dem ungeliebten Nachbarn Ungarn gleichzuziehen, war Antonescu besonders willfährig in der Judenverfolgung.

Fortsetzung folgt mit Bulgarien und Finnland-über die man etwas weiter ausholen muss. Bulgarien leistete zumindest bei der Auslieferung bulgarischer Juden Widerstand.
 
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