Wie kam es zum Industriegefälle Nordstaaten => Südstaaten

Conny1

Neues Mitglied
Hallo,

in der Literatur wird immer wieder gesagt, daß die Nordstaaten der USA industriell dem Süden überlegen waren. Interessant wäre es zu erfahren, warum die Südstaaten sich zu einer Plantagenregion entwickelten und die industrielle Entwicklung mehr oder weniger vernachlässigten, während der Norden massiv die industrielle Revolution vorantrieb.

Hat da jemand eine Erklärung für

Conny :winke:
 
Es gibt die These, das es der puritanische Geist war der die Yankees dazu trieb immer erfolgreich sein zu wollen, also damit die Bereitschaft schuf sich ständig Neuerungen hinzugeben, um wie geasgt erfolgreich zu sein. Das würde die hohe und morderne Industrie im Norden erklären (neben den günstigen verkehrswegen).
Der Süden hatte eher so eine Art "Besitzstandswahrungsmentalität", das hatte zur Folge das sie sich im Traditionsgehabe und überkommenen Wirtschaftstrukturen wohl fühlten und nicht auf die Idee kamen Innovation zu werden, denn schließlich hatte man doch alles was man braucht.
Wie gesagt ist ne These!
 
Der Süden hatte mit seiner Baumwolle ein sehr gut verkaufbares Produkt. Gerade England war hier ein großer Abnehmer. Baumwolle, Tabak etc. gediehen gut auf den Plantagen im Süden - mit Hilfe von Sklavenarbeit. Das war schon zur englischen Kolonialzeit so.
Interessant: Der Süden hätte den Baumwollanbau beinahe aufgegeben, weil das Entkörnen der Baumwolle auch mit Sklaven zu arbeitsaufwendig war. Aber dann erfand ein Nordstaatler die Baumwollentkörnungsmaschine - und damit wurde Baumwolle ein rentabler Exportschlager.
Es bestand für den Süden gar keine Notwendigkeit zur Industrialisierung. Was man an Konsum- oder anderen Gütern brauchte, bekam man im Austausch gegen Baumwolle (weshalb der Süden u.a. auch gegen Einfuhrzölle war).
Dagegen im Norden: Kein Klima für Baumwolle (auch nicht für Sklaverei) ... also muss was anderes her. Man verlegte sich also auf Produktion von Gütern (und um die eigene Industrie zu schützen, wollte man Einfuhrzölle auf ausländische Güter).

Interessant auch: Bis der Norden sich industriell entwickelt hatte, galt der Süden als reicher, kulturell höher stehend. (Fast) alle Gründungsväter der USA und der große Teil der "geistigen" Eliten stammten aus dem Süden, waren Plantagenbesitzer (und Sklavenhalter), z.B. Thomas Jefferson (tja, wie das zu "all men are created equal" passt ....).
Daher sah man auch etwas verächtlich auf den Yankee-Geschäftsmann herab. Die Plantagenbesitzer im Süden entwickelten die Vorstellung vom "Chevalier" (hohe Bildung, höfliches Benehmen, ein "Landadeliger", unter dessen Würde es ist, sich kaufmännisch zu betätigen ... man schaue sich auch nur mal so Plantagenhäuser an). Dass der große Teil der Weißen im Süden auch arm war, darf man nicht übersehen (White Trash). Die ließen sich u.a. deshalb recht widerspruchslos in das ganze System integrieren, weil sie immer noch jemand hatten, auf den sie herab schauen konnten: Die Sklaven.
 
Zuletzt bearbeitet:
askan schrieb:
Es gibt die These, das es der puritanische Geist war der die Yankees dazu trieb immer erfolgreich sein zu wollen, also damit die Bereitschaft schuf sich ständig Neuerungen hinzugeben, um wie geasgt erfolgreich zu sein. Das würde die hohe und morderne Industrie im Norden erklären (neben den günstigen verkehrswegen).
Der Süden hatte eher so eine Art "Besitzstandswahrungsmentalität", das hatte zur Folge das sie sich im Traditionsgehabe und überkommenen Wirtschaftstrukturen wohl fühlten und nicht auf die Idee kamen Innovation zu werden, denn schließlich hatte man doch alles was man braucht.
Wie gesagt ist ne These!

Aber wie ist zu erklären, das der Süden fast rein landwirtschaftlich strukturiert war und der Norden eher industriell ? Die These, das der Norden ja mehr Bodenschätze hatte, kann ich nicht so richtig glauben.
Könnte man annehmen, das sich die Plantagenbesitzer als Aristrokatie ansahen und sie einfach nichts neues wollten? Im Prinzip waren doch alles Einwanderer. Oder liegt es daran, das die " Alteingesessenen eben im Süden lebten, während immer neue Einwanderer, die im Norden landeten, mehr ideen mitbrachten?
Ich muss so fragen, weil ich mich mit diesem Thema noch gar nicht beschäftigt habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
florian17160 schrieb:
Könnte man annehmen, das sich die Plantagenbesitzer als Aristrokatie ansahen und sie einfach nichts neues wollten?
Ich muss so fragen, weil ich mich mit diesem Thema noch gar nicht beschäftigt habe.

Und nichts Neues brauchten - Baumwolle verkaufte sich gut.
 
Papa_Leo schrieb:
Und nichts Neues brauchten - Baumwolle verkaufte sich gut.

Da ja Baumwolle pflücken schwere Arbeit ist, erklärt das wahrscheinlich auch das beibehalten wollen des Sklaventums? Sehe ich das richtig?
 
Zuletzt bearbeitet:
florian17160 schrieb:
Da ja Baumwolle pflücken schwere Arbeit ist, erklärt das wahrscheinlich auch das beibehalten wollen des Sklaventums? Sehe ich das richtig?

Ich denke, das lag weniger an der schweren Arbeit - das hätten Europäer auch geschafft.
Aber die nötige Handarbeit gegen regelmäßigen Lohn hätte das Produkt Bauwolle zu teuer für den Weltmarkt gemacht. Dinge, die im Prinzip auch heute eine Rolle spielen: die teure Arbeitskraft..
 
Arne schrieb:
Ich denke, das lag weniger an der schweren Arbeit - das hätten Europäer auch geschafft.
Aber die nötige Handarbeit gegen regelmäßigen Lohn hätte das Produkt Bauwolle zu teuer für den Weltmarkt gemacht. Dinge, die im Prinzip auch heute eine Rolle spielen: die teure Arbeitskraft..

Hm, es lag schon auch irgendwie an der Arbeit. Denn welcher Europäer würde denn in dem Klima (mir hat der September in Alabama schon gereicht was Temperaturen und Luftfeuchtigkeit betrifft ...) hart arbeiten, wenn man das von Sklaven erledigen lassen kann?
 
Hat Erdöl zu dieser Zeit schon eine Rolle gespielt? Texas Z.b. hat ja genug davon.
Ich denke, wenn der Krieg später begonnen hätte, dann wäre das doch der Joker gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Arne: vielleicht - aber sicher bin ich mir da nicht ... wie gesagt, einfach nur spazieren gehen ist im August im Süden der USA z.T. mörderisch.

Florian: nein.
 
die situation in den usa zur damaligen zeit lässt sich gut mit der in preussen vergleichen: im osten grosse rittergüter, rein landwirtschaftlich geprägt, kaum industrie. der westen (und schlesien) dagegen schon früh industrialisiert, weil kohle und erz vorhanden war. die offiziere kamen aus dem osten, die kanonen von der ruhr.

solche unterschiede sind also nichts us-spezifisches, sondern dürften sich in fast allen frühindustriellen gesellschaften finden: eine seite will sich nicht der "moderne" anschliessen, weil es ihr (noch) gut geht, die andere seite ergreift die chance, die sich aus der technik und den rohstoffen ergeben. nur ist es in anderen staaten nicht zum krieg der beiden gekommen.
 
es gibt ja auch die these, dass die sklaverei im süden auch ohne krieg bald abgeschafft worden wäre. die industrialisierung der landwirtschaft schritt unaufhaltsam voran, gerade in den usa, leo hat ja schon ein beispiel genannt. zudem wurde auch in anderen ländern eine leistungsfähiger baumwollanbau als konkurrenz zu den südstaaten aufgebaut. natürlich wurde durch den krieg alles beschleunigt, nicht nur die befreiung der sklaven.
 
zum erdöl, die ersten lagerstätten, die man ausgebeutet hat, lagen auch im norden (1859 in pennsylvania, später dann ohio). dass texas auf öl schwimmt hat man damals noch gar nicht gewusst und ausser für lampen und als schmierstoff wurde es ja auch noch nicht benötigt.
 
Zurück
Oben