Pope
Aktives Mitglied
Mesopotamien - Wiege der Zivilisation und Mutter urbanen Lebens.
Viele Jahrzehnte lang gruben sich Archäologen und Schatzsucher in den vorderorientalischen Sand und stießen dabei immer wieder auf unscheinbare Steinchenhaufen und Tonklümpchen, die wohl entweder als unbedeutende Sammelobjekte, oder bestenfalls als Spielsteine oder ähnliches gedeutet wurden.
Erst als man Tongefäße mit etwa gleichgroßen markierten Tontäfelchen entdeckte, schenkte man der Sache Aufmerksamkeit. Dienten diese Tontäfelchen einem frühen Buchhaltungssystem?
Bis heute konnten zahlreiche sog. "Tokens" identifiziert werden. Manche dieser Zählsteine tragen Zeichen, deren spätere Übertragung in die sumerische Keilschrift nachvollzogen werden konnte. Daher gelten sie als direkte Vorläufer der Schrift.
Es ist ungewiss, wann man damit begann, die Zeichen von den Tokens auf Tonscherben oder Tontafeln zu übertragen. Dieser Schritt ist leicht mit der besseren Handhabung zu erklären. Aus vierzig Tonklumpen mit jeweils einem Kreuz werden vierzig Kreuze auf einem einzigen Tonklumpen. Obwohl viele der frühen Zeichen sehr piktrographisch sind, werden die Zeichen noch eine "Standardisierung" durchlaufen sein - wohl von Fernhändlern, Großgrundbesitzern und/oder lokalen Herrschern eingeführt/durchgesetzt.
Etwa um 3000 v.Chr. gelangen wir nun in die Phase, in der staatliche und private Aktivitäten derart fortgeschritten sind, dass vielerorten ein einheitliches System der Erfassung von Warenbewegungen, Beständen und Ausständen verwendet wurde: Das Eindrücken von Zeichen in weiche Tontäfelchen mittels eines Griffels. Die dadurch entstehenden Striche gaben der Keilschrift ihren Namen. In dieser Zeit finden wir auch eine weitere, uns bis heute bekannte Zeichenform: die "Unterschrift" - genauer: Stempel und Rollsiegel, die den Eigentümer identifizieren und seine Anwesenheit und Beglaubigung eines Vorgangs dokumentieren. (Eine frühe Form der Visa-Karte )
Der nächste Schritt ist die Abstraktion des Zeichens zu einer Lautkombination. Die Keilschrift ist eine Silbenschrift, die demnach problemlos für gleich oder ähnlich klingende Worte das selbe Zeichen verwenden kann. Aus den ersten Zeichen für Zahlen, Waren und Namen entstand nach und nach eine voll ausgebildete Schriftform, die weit über das Sumerische hinaus Verwendung finden sowie über drei Jahrtausende bestand haben sollte.
----------------------------------
Zur Diskussion seien folgende Fragen gestellt:
1. Inwiefern ist für Ägypten (oder Mexiko oder China) eine ähnliche oder auch völlig andere Entwicklungsgeschichte dokumentiert?
2. Ist die Entwicklung der Schrift eine "logische" - wenn nicht gar zwangsläufige - Erfindung, die in jeder "protourbanen" ("quasi-städtischen") Gesellschaft möglich ist?
Viel Spass!
Pope
Viele Jahrzehnte lang gruben sich Archäologen und Schatzsucher in den vorderorientalischen Sand und stießen dabei immer wieder auf unscheinbare Steinchenhaufen und Tonklümpchen, die wohl entweder als unbedeutende Sammelobjekte, oder bestenfalls als Spielsteine oder ähnliches gedeutet wurden.
Erst als man Tongefäße mit etwa gleichgroßen markierten Tontäfelchen entdeckte, schenkte man der Sache Aufmerksamkeit. Dienten diese Tontäfelchen einem frühen Buchhaltungssystem?
Bis heute konnten zahlreiche sog. "Tokens" identifiziert werden. Manche dieser Zählsteine tragen Zeichen, deren spätere Übertragung in die sumerische Keilschrift nachvollzogen werden konnte. Daher gelten sie als direkte Vorläufer der Schrift.
Es ist ungewiss, wann man damit begann, die Zeichen von den Tokens auf Tonscherben oder Tontafeln zu übertragen. Dieser Schritt ist leicht mit der besseren Handhabung zu erklären. Aus vierzig Tonklumpen mit jeweils einem Kreuz werden vierzig Kreuze auf einem einzigen Tonklumpen. Obwohl viele der frühen Zeichen sehr piktrographisch sind, werden die Zeichen noch eine "Standardisierung" durchlaufen sein - wohl von Fernhändlern, Großgrundbesitzern und/oder lokalen Herrschern eingeführt/durchgesetzt.
Etwa um 3000 v.Chr. gelangen wir nun in die Phase, in der staatliche und private Aktivitäten derart fortgeschritten sind, dass vielerorten ein einheitliches System der Erfassung von Warenbewegungen, Beständen und Ausständen verwendet wurde: Das Eindrücken von Zeichen in weiche Tontäfelchen mittels eines Griffels. Die dadurch entstehenden Striche gaben der Keilschrift ihren Namen. In dieser Zeit finden wir auch eine weitere, uns bis heute bekannte Zeichenform: die "Unterschrift" - genauer: Stempel und Rollsiegel, die den Eigentümer identifizieren und seine Anwesenheit und Beglaubigung eines Vorgangs dokumentieren. (Eine frühe Form der Visa-Karte )
Der nächste Schritt ist die Abstraktion des Zeichens zu einer Lautkombination. Die Keilschrift ist eine Silbenschrift, die demnach problemlos für gleich oder ähnlich klingende Worte das selbe Zeichen verwenden kann. Aus den ersten Zeichen für Zahlen, Waren und Namen entstand nach und nach eine voll ausgebildete Schriftform, die weit über das Sumerische hinaus Verwendung finden sowie über drei Jahrtausende bestand haben sollte.
----------------------------------
Zur Diskussion seien folgende Fragen gestellt:
1. Inwiefern ist für Ägypten (oder Mexiko oder China) eine ähnliche oder auch völlig andere Entwicklungsgeschichte dokumentiert?
2. Ist die Entwicklung der Schrift eine "logische" - wenn nicht gar zwangsläufige - Erfindung, die in jeder "protourbanen" ("quasi-städtischen") Gesellschaft möglich ist?
Viel Spass!
Pope
Zuletzt bearbeitet: