Wie kommt es zu dieser linken Ambivalenz?

Striezi

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Linke Parteien in Europa fordern eine Demilitarisierung und für legale Drogen. Im real exisiterenden Sozialismus ist es allerdings so, dass oft eine sehr strenge Drogenpolitik betrieben wird und diese Staaten oft sehr militant auftreten (mehrjährige Wehrpflicht ect.). Wie kommt es zu dieser Ambivalenz?
 
Mein Vater, der eigentlich als konservativ zu beschreiben ist und damit unverdächtig, linke Ideen irgendwie verteidigen zu wollen, sagte mal zu mir: „Die ganzen Ostblockstaaten, die waren ja eigentlich nie wirklich links, die waren alle ziemlich nationalistisch.“ Das sei mal dahingestellt.

Die Frage zunächst ist: Was genau ist eigentlich „links“?
Wenn man diese Frage beantwortet hat, könnte man weiter fragen, ob eine liberale Drogenpolitik und eine restriktive Rüstungs- und Militärpolitik sich irgendwie ins Schema einpassen lassen.

Ein orthodoxer Marxist könnte z.B. argumentieren, dass, wenn die Religion der „Seufzer der bedrängten Kreatur“ ist und damit am Ende „Opium fürs Volk“, und Opium negativ, dann sind Opiate und ähnlich einschläfernd wirkende Substanzen abzulehnen. Ich weiß z.B. von einem Mitschüler, der in den 90ern in der Jugendorganisation der MLPD aktiv war, dass es dort einen Beschluss gegen das Kiffen gab und zwar genau auf der Grundlage des Marx-Zitats.

Wenn die KPD bzw. später DKP zu Zeiten des Kalten Krieges gegen Rüstung war, dann wären das sicher keine Pazifisten, die da sprachen, sondern Anhänger der SU, die hofften, dass die SU den Laden (die Welt) irgendwann mal rocken würde. Bei einem urgrünen Sponti dagegen dürfte die Sache ganz anders ausgesehen haben.

„Links“ ist eine weite Einordnung, die von Anarchisten über Kommunisten und Sozialisten mit durchaus unvereinbaren Haltungen bzgl. Einsatzes von Waffengewalt bis hin in die Sozialdemokratie reicht. Du hast da neben Trotzkisten und Stalinisten auch Pazifisten und Befreiungstheologen.
 
Linke Parteien in Europa fordern eine Demilitarisierung und für legale Drogen. Im real exisiterenden Sozialismus ist es allerdings so, dass oft eine sehr strenge Drogenpolitik betrieben wird und diese Staaten oft sehr militant auftreten (mehrjährige Wehrpflicht ect.). Wie kommt es zu dieser Ambivalenz?

Gegenfrage, woher kommt die Annahme, dass gerade in Westeuropa linke Parteien das (gescheiterte) Modell des "real existierenden Sozialismus" anstreben würden?
Das es sehr unterschiedliche Auffassungen dessen gibt, was "Sozialismus" denn sei, zeigte sich ja bereits vor 100 Jahren etwa an der deutlichen Kritik führender westeuropäischer Sozialisten an den Methoden Lenins und des Bolschewismus in Russland, bzw. der werdenden RSFSR und ditto in der politischen Spaltung der Arbeiterbewegung in diversen Ländern in eine sozialdemokratische und eine "kommunistische" Richtung.
 
Gegenfrage, woher kommt die Annahme, dass gerade in Westeuropa linke Parteien das (gescheiterte) Modell des "real existierenden Sozialismus" anstreben würden?
Das es sehr unterschiedliche Auffassungen dessen gibt, was "Sozialismus" denn sei, zeigte sich ja bereits vor 100 Jahren etwa an der deutlichen Kritik führender westeuropäischer Sozialisten an den Methoden Lenins und des Bolschewismus in Russland, bzw. der werdenden RSFSR und ditto in der politischen Spaltung der Arbeiterbewegung in diversen Ländern in eine sozialdemokratische und eine "kommunistische" Richtung.
Selbst bei den Kommunisten, v.a. in Italien und Spanien, etwas weniger in Frankreich, hat es eine Ablehnung des SU-geführten Ostblocks gegeben, man sprach von den Eurokommunisten. Die DKP dagegen war recht moskowitisch ausgerichtet. Sie sprach aber nicht für die gesamte radikale westdeutsche Linke.
 
Selbst bei den Kommunisten, v.a. in Italien und Spanien, etwas weniger in Frankreich, hat es eine Ablehnung des SU-geführten Ostblocks gegeben, man sprach von den Eurokommunisten. Die DKP dagegen war recht moskowitisch ausgerichtet. Sie sprach aber nicht für die gesamte radikale westdeutsche Linke.

In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg durchaus, aber davor ja nicht so unbedingt, wenn man etwa an die notorisch moskautreue KPD denkt oder wo wir gerade beim Spanien-Thema sind beim PCE.
Im Hinblick auf den späteren Verlauf hast du natürlich recht, nur mit dem genannten Beispiel bewegte ich mich ja in der Zwischenkriegszeit.
 
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